Ross & Reiter: Wo der Gaumen galoppiert

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Das Ross & Reiter duckt sich hinter einer unscheinbaren Backsteinfassade. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf, einer Stadt, die kulinarisch längst über Altbier, Killepitsch und dem legendären Senfrostbraten hinausgewachsen ist, setzt ein etwas abseits gelegenes Restaurant eigene Maßstäbe: das Ross & Reiter im Stadtteil Derendorf. Inmitten eines Viertels, das von Altbaucharme geprägt ist, duckt sich hinter einer eher unscheinbaren Backsteinfassade ein kulinarisches Kleinod, in dem Genuss und lässiger Charme auf ein gutes Glas Wein treffen.

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Die Einrichtung ist hell, eher schlicht, aber dennoch einladend. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Hier wird nicht nur gekocht, hier wird inszeniert. Die offene Küche ist die Bühne, die Köche sind die Darsteller, und der Gast? Der darf sich zurücklehnen und genießen. Wobei der Name des Restaurants, das wie zufällig an der Roßstraße liegt, für das Zusammenspiel von Kraft und Kontrolle, von Wildheit und Eleganz steht – genau wie das kulinarische Erlebnis, das hier geboten wird. Wer im Roß & Reiter einkehrt, sollte – um im Bild zu bleiben – den Gaumen satteln, denn was folgt, ist ein Ritt durch Geschmack, Stil und Atmosphäre.

Zwischen Haute Cuisine und Dutz-Kultur

Auch eine kleine Bar findet sich im Ross & Reiter. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die helle Einrichtung mit warmen Holznoten und einen dezenten Lichtspiel schafft in der trendigen Gastro-Bar eine Atmosphäre, die Behaglichkeit und Stil vereint. Wer hier auf steife Etikette hofft, wird charmant enttäuscht: Fine Dining, ja – aber bitte ohne Stock im Rücken. Die Kellner sind entsprechend sofort mit dem Gast per du.

Die Sharing Plates werden zwischen den Gästen platziert. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Serviert wird im Roß & Reiter Haute Cuisine mit einem modernen Twist: hochwertige, saisonale Küche, die sich nicht hinter weißen Tischdecken versteckt, sondern offenherzig zum Teilen einlädt. Die Sharing Plates sind wie ein kulinarisches Speed-Dating – bisweilen aufregend, hier und da überraschend sowie ideal für alle, die sich nicht entscheiden können oder wollen.

Ritt durch die Aromenwelten

Überaus schmackhaft ist das Lachs Carpaccio. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Karte ist überschaubar und geradlinig, doch konzentriert auf das Wesentliche: hohe Qualität, klare Linien und saisonale Akzente. Die raffinierten Vorspeisen wecken den Gaumen, ohne ihn zu überwältigen. Ob die erfrischende Flug-Mango Ceviche mit Koriander und Mandarine oder das Lachs Carpaccio, ob das Spicy Wagyu Tartar oder die raffinierte Romana vom Hibachi Grill mit Humus und Rote Beete – sie allen bilden den perfekten Auftakt für den Ritt durch die Aromenwelten. Auch die geräucherte Kabeljau Rogen Creme mit Kapern und Rosinen weiß zu überraschen. Und wer glaubt, Baba Ganoush sei nur was für Veggies, wird hier eines Besseren belehrt – mit Crispy Chili Oil und Erdnuss wird daraus ein Leckerbissen der Extraklasse.

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Einfach überraschend gut: Romana vom Hibachi Grill mit Humus und Rote Beete. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Auch die Hauptgerichte strotzen vor Selbstbewusstsein: Fleischstücke, deren Textur durch schonende Zubereitung und passendes Fettspiel zum Ausdruck kommt. Die Saucen unterstützen das Geschmackserlebnis, ohne zu sehr zu dominieren. So beim die Paccheri als Nudelvariante mit Pfifferlingen, Rahm und Guanciale. Auch die Lamm Chops mit Sumac Zwiebeln und Merguez Creme, die Garnelen vom Hibachi Grill mit Ajo Blanco und Jalapenos oder das Wagyi Entrecôte mit Rahmjus und fermentiertem Pfeffer sind auf den Punkt zubereitet, während sich das Doraden Sashimi mit Shiso und gereifter Soja Sauce als ein Stück Japan auf Düsseldorfer Art erweist.

Auf den Punkt zubereitet: Freilandhähnchen Bulgogli mit Kimchi und Birne. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Das Ganze ist etwas hochpreisiger, was dem Genuss keinen Abbruch tut. Lediglich doch stark überzogenen Getränkepreis sorgen für einen faden Beigeschmack für einen ansonsten besonderen Genussmoment.

Nicht nur die Mischgetränke fallen preislich zu hoch aus. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Informationen: Ross & Reiter, Roßstraße 39, 40476 Düsseldorf, Telefon 0211-26101360, www.rossundreiter-restaurant.de

Zumeist ist nur nach vorheriger Reservierung ein Plätzchen zu finden. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Buchtipp: Amüsantes für Genussmenschen

Realität ist der Zustand, der aus Mangel an Alkohol entsteht, lehrt eine irische Trinkweisheit. Frei übersetzt bedeutet dies wohl, dass das Leben – nüchtern betrachtet – nur besoffen zu ertragen sei. Aber wir wollen die Vorliebe zum Alkohol nicht bewerten. Das muss ein jeder mit sich und seiner Leber alleine ausmachen. Gleichwohl kommt es immer wieder vor, dass der eine oder andere mal einen über den Durst trinkt. Dies bleibt zumeist ohne Folgen. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich so mancher in solchen Fällen den zuvor konsumierten Alkohol noch einmal durch den Kopf gehen lässt und dass das Bett mit einem Karussell zu fahren scheint.

Die Trinkgewohnheiten und -vorlieben vieler Zeitgenossen flossen dann auch in die augenzwinkernde Hommage an alle, die durchaus dem Alkohol nicht völlig abgeschworen haben, ein. So oder so dürfte bei den Geschichten rund um Bier, Wein, Champagner und andere hochgeistige Getränke, die Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab in seinem neuen Buch unter dem Titel Ich trinke, dann kannst du fahren zusammengetragen hat, kein Auge trocken bleiben.

So erfährt nicht nur der trinkfreudige Leser wie lange die Menschen rund um den Erdball für ein Glas Bier arbeiten müssen, wie viel Bier in den Schnäuzer dieser Welt hängen bleibt und wieso Wein sowohl die Intelligenz fördern können soll als auch vor intensiver Sonneneinstrahlung schützt. Daneben geht es beispielsweise um Kuriositäten wie Bier aus Käse oder Bier für Hunde oder um die Frage, warum auf Kreuzfahrten der Alkoholkonsum deutlich ansteigt.

Erhältlich ist Ich trinke, dann kannst du fahren (ISBN 978-3-7115-2765-3) von Karsten-Thilo Raab ab für 18 Euro sofort im Buchhandel.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.