Mit Kaiserin Sissi entspannt auf der Bank

Kaiserin Sissi
Kaiserin Sissi war mehrfach in Schloss Trauttmansdorff zu Gast. – Foto: Honza Klein

Irgendwann am Beginn den 14. Jahrhunderts fiel irgendwo auf der Insel Sardinien ein Semen eines Olivenbaumes in die karge Erde. Das Eiland gehörte zum Königreich Aragon und einige Sardische Fürsten waren ansässig. Etwas mehr als 800 Kilometer entfernt in Südtirol, genauer gesagt in Meran, hatten die Grafen von Tirol das Sagen und die kleine Gemeinde bekam im Jahre 1317 ihr Stadtrecht.

Herrlich angelegt sind die Gärten von Schloss Trauttmansdorff. – Foto: Honza Klein

Mehr als 700 Jahre ist das nun her. Vieles ist seither geschehen. Doch eines blieb. Der erwähnte Olivenbaum, der damals erstmals seine Zweige ins Licht schob. Was wäre es wohl für eine Geschichte, wenn er davon berichten könnte, was in seinem Schatten so alles passiert ist? Im jahre 2006 jedoch ging auch er auf Wanderschaft und landete im Garten des ebenfalls um 1300 erbauten Schlosses Trauttmansdorff. Dort war 2001 der botanische Garten eröffnet worden, der schnell zu einem der meistbesuchten Einrichtungen Südtirols wurde.

Wo Kaiserin Sissi residierte

Kaiserin Sissi
Kaiserin Sissi lädt Besucher zu gemeinsamen Erinnerungsfotos ein. – Foto: Honza Klein

Besonders im Frühling, wenn beispielsweise die Tulpen in voller Blüte stehen ein Erlebnis. Gärtner indes sorgen dafür, dass es das ganze Jahr irgendeine Besonderheit gibt. Ein sieben Kilometer langes Wegenetz verbindet die unterschiedlichsten botanischen Welten miteinander, einem Aussichtspunkt von Matteo Thun, Tiergehegen und nicht zu vergessen kann man auf einer vor dem Schloss stehenden Bank neben Kaiserin Sissi den Blick in die Landschaft schweifen lassen. Zu zwei Kuraufenthalten war die reisefreudige Monarchin jeweils mehrere Monate zu Gast.

Ganzjährig wissen die Gärten am Schloss Trauttmansdorff zu begeistern. – Foto: Honza Klein

Der Legende nach soll sie damals bei ihren Spaziergängen hinunter in die Stadt auch immer am 1885 gebauten Hotel Austria vorbeispaziert sein. Ein palaisartiger Bau, den Sie jedoch nie betrat. Nun gut – es sei ihr nachgesehen – sie wohnte im Schloss. Eine Sissi indes spielte später eine große Rolle für die Herberge. In den 1930er Jahren wurde der Name in Adria geändert und 1983 kaufte es die Familie Glatt-Amort. Und wie hieß wohl die junge Hotelchefin? Klar Sissi. Übrigens, noch so viel zur Geschichte des Hauses, noch heute kann man den ältesten Aufzug Merans (gebaut 1914) bewundern und überhaupt ist der Geist der Zeit irgendwie noch spürbar. Nebst Sissi-Suite, auch wenn sie wie gesagt nie Gast war.

Wunderbar wanderbar

Kaiserin Sissi
Das Hotel Adria pflegt den Kult um Kaiserin Sissi. – Foto: Honza Klein

Die andere Sissi ist heute freilich nicht mehr Hotelchefin. Jedenfalls nicht mehr nur im Adria. 1948 kaufte ihre Großmutter Zensi die mehr am Zentrum gelegene Villa Mignon und machte daraus eine der ersten Hoteladressen der Stadt, das Hotel Mignon Meran Park & Spa. Nach ihrer Mutter wurde dann Sissi Chefin und ihr Sohn ist nun auch schon bereit das Erbe anzutreten.
In jedem Fall sind es zwei hervorragende Orte, um den Garten Trauttmansdorff, die Stadt Meran und das schöne Umland zu erkunden.

Zum Hotel Adria gehört eine kleine, aber feine Bar. – Foto: Honza Klein

Wanderwege, die Seilbahn zum Dorf Tirol und vor allem noch altes Handwerk lassen sich erkunden. Etwa bei Ursula Schnitzer, die noch auf hölzernen Webstühlen Stoffe produziert und daraus Kissen und Decken fertigt oder auch bei Goldschmiedemeister Konrad Leimer, dessen Leidenschaft darin besteht, vor allem Meranit zu verarbeiten.

Ursula Schnitzer stellt auf hölzernen Webstühlen prächtige  Stoffe her. – Foto: Honza Klein

Aus Kieselsäure, Eisen und Schwefel entstand in der Meraner Gegend vor über 280 Millionen Jahren ein Mineral, welches in vielfältigen Farben daherkommt. Der Meister macht in Verbindung mit Bergkristall, Koralle, Gold und Silber wahrhafte Preziosen daraus. So streift man durch die Gassen der Altstadt, immer wieder öffnet sich eine Straßenansicht zu majestätischen Bergen und in einem der vielen Cafés und Bars genießt man einen guten Wein aus der Region. Sissi wusste eben, wo es schön ist.

Goldschmiedemeister Konrad Leimer verarbeitet Meranit zu Schmuck. – Foto: Honza Klein

Honza Klein

Der Berliner hat für diverse Radiosender gearbeitet, war viele Jahre Redakteur bei der Berliner Morgenpost, hat an Büchern über Berlin mitgearbeitet und ist u.a. Autor für die Super Illu und Gastgeber einer Talksendung bei TV Berlin.