
Einige sind märchenhaft, einige massiv. Nahezu alle sind mittelalterlich und monumental. Sie alle prägen das Gesicht der Region im Nordwesten Italiens, die an Frankreich und die Schweiz grenzt. Die Rede ist von den Burgen und Schlössern im Aostatal, die dem Gebiet den Beinamen das „Tal der hundert Schlösser“ verliehen. Die stolzen und mächtigen Burgen wie Schlösser sind beeindruckende Zeugen einer langen, wechselhaften Geschichte. Die ältesten noch existierenden Festungen stammen bereits aus dem 11. Jahrhundert. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden jedoch immer wieder neue gebaut oder bestehende verändert.
Während des Mittelalters, als die Erhebung von Wegezöllen eine beliebte Einnahmequelle und wichtiges Machtinstrument darstellte, war das Aostatal eine unumgängliche Etappe auf dem Weg durch die Alpen. So entstanden viele Burgen, Türme und Festungen, die – auf hohen Felsen gelegen – weitläufige Gebiete dominierten und die Wegzölle einnahmen. Zu den mittelalterlichen Bauwerken gehören typischerweise ein massiver Mauergürtel und ein emporragender Wachturm, der zum Erspähen von Feinden genutzt wurde. Im Inneren der Burgen sind oft Kapellen mit beeindruckender mittelalterlicher Kunst zu finden.
Vom Mittelalter zum Barock

Die Geschichte des Schlosses von Aymavilles, das in der gleichnamigen Gemeinde liegt, ist eng mit der der Familie Challant verbunden. Der Adelsfamilie gehörte das Schloss über 600 Jahre lang, bevor es 1970 in den Besitz der Autonomen Region Aostatal überging. Und das Bauwerk veränderte sich mit den Generationen: zum ersten Mal erwähnt im Jahr 1207, wies es zunächst den typischen Baustil des Mittelalters auf – ein großer Turm mit Holzdach. Im 15. Jahrhundert fügten die Challants dann vier Ecktürme, ein Steindach und eine doppelte Mauer hinzu, während des 17. Jahrhunderts konzentrierte man sich auf den Innenausbau im barocken Stil. Heute stellt das Castello eine ganz besondere Art der Zusammenfassung architektonischer Stile der letzten Jahrhunderte dar – sogar der hölzerne Dachstuhl aus dem 13. Jahrhundert ist noch vorhanden.
Dementsprechend vorsichtig wurde im Jahre 2000 mit der Renovierung der Innen- und Außenanlagen begonnen. Ein Team von Experten für verschiedene Epochen studierte jahrelang Quellmaterial und führte archäologische Ausgrabungen durch, die seit Anfang Mai 2022 auf dem neuen Museumsrundgang der Öffentlichkeit präsentiert werden konnten.
Avengers zu Gast: Die Festung von Bard

Erbaut zu Zeiten von Theodorichs des Großen im 6. Jahrhundert, liegt die Festung von Bard in dem gleichnamigen Dorf auf einem Felshügel oberhalb des Flusses Dora Baltea im Südosten des Aostatals. Die Verteidigungsstrategien der damaligen ostgotischen Garnison waren so erfolgreich, dass das Dorf Bard im Jahr 1034 zur inexpugnabile oppidum, zu Deutsch: „nicht einnehmbare Stadt“, ernannt wurde. Napoleon Bonaparte gelang es aber dann doch – innerhalb von zwei Wochen. Als Rache für die hohen Verluste seiner Armee ordnete er die Sprengung der Trutzburg im Jahre 1800 an. Zwischen 1830 und 1838 wurde sie dann durch Mitglieder des Hauses Savoyen wieder auf- und ausgebaut. Seit dem Jahr 2006 ist die Forte di Bard ganzjährig für Besucher geöffnet. Sie beherbergt heute fünf permanente Museen und saisonale Ausstellungen – unter anderem über die historische Besiedlungsgeschichte des Aostatals sowie ein Alpenmuseum speziell für Kinder.
Im Sommer finden Musik- und Theateraufführungen im Innenhof statt. Sogar hollywoodreif ist Bard: Für den 2015 erschienenen Kinofilm Avengers: Age of Ultron wurden dort gleich mehrere Schlüsselszenen gedreht.
Das Schloss von Issogne

Das im 12. Jahrhundert erbaute Schloss im Süden am Ufer der Dora Baltea begeistert Besucher mit einem geschmückten Innenhof, dem berühmten schmiedeeisernen Granatapfelbrunnen und seiner bunt bemalten Vorhalle. Sie stellt ein seltenes Beispiel alpiner Malerei mit einem Freskenzyklus von Alltagsszenen mittelalterlichen Lebens dar. Im Sommer lädt zudem der inspirierende Garten im italienischen Stil zum Flanieren und Verweilen ein.
Das ganzjährig für Interessierte geöffnete Schloss wurde zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert von Georgio di Challant für seine Cousine Margherita de La Chambre restauriert und aus einer einfachen Festung zu einem prachtvollen Wohnsitz umgebaut. Ein besonderes Herausstellungsmerkmal sind die mehr als 600 “Graffiti” in den Gängen und im Innenhof. Diese wurden über Jahrhunderte hinweg von Besuchern, Burgbewohnern und Dienerschaft hinterlassen. Die Liebesgeständnisse, launischen Kommentare und Lebensansichten sind auf Lateinisch, Italienisch, Spanisch, Französisch und Deutsch verfasst und zeugen von der kulturgeschichtlich außerordentlich interessanten Entwicklung des Aostatals. Weitere Informationen unter www.lovevda.it.
Buch- und Geschenktipp für Outdoor- und Abenteuerfans: How to shit in the woods
Shit happens – im echten Leben und auch in freier Wildbahn daher die Frage How to shit in the woods? Und früher oder später wird jeder Outdoorer erkennen, dass es weit komplizierter sein kann als vermutet, sein kleines oder großes Geschäft an der frischen Luft zu erledigen. Dieser Ratgeber nähert sich dem Thema mit viel Humor und ohne Berührungsängste. Kurze Ausflüge zur Toilettenkultur in verschiedenen Ländern leiten unterhaltsam zum eigentlichen Thema des Buches über: praxistauglichen Tipps zur Verrichtung des Geschäfts in freier Wildbahn. Erhöht wird der Nutzwert des handlichen und trotz allen Humors ernst gemeinten Ratgebers durch zahlreiche Produkttipps für praktische Hilfsmittel – vom Klappspaten bis zur faltbaren Papptoilette. Auch der perfekte Geschenktipp …
Pressestimmen
„Das handliche Buch hält neben allerlei Historischem und Kuriosem vor allem Unmengen an Tipps rund ums Defäkieren und Urinieren außerhalb des geschützten Rahmens der heimischen Toilette bereit – eine echte Leseempfehlung für alle, die tiefer ins Thema einsteigen wollen“, urteilte die Saarbrücker Zeitung„Der ultimative Klo-Ratgeber für Natur-Liebhaber“, befand die Hamburger Morgenpost. „How to shit in the woods (…) erklärt auf 96 Seiten viel Einleuchtendes zur Theorie des Sich-Erleichterns“, schrieb Die ZEIT; „eine gleichermaßen nützliche wie vergnügliche Lektüre“ lautete das Fazit der Wanderlust und „allerhand Tipps für das dringende Bedürfnis in der Wildnis“, wertete die Bild-Zeitung.
Karsten-Thilo Raab berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen gemacht als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführer sowie Bildbänden.
Erhältlich ist How to shit in the woods (ISBN: 978-3-86686-824-3, 7. Auflage) von Karsten-Thilo Raab und Ulrike Peters für 9,90 Euro im Buchhandel oder online bei allen gängigen Versandbuchhändlern wie www.conrad-stein-verlag.de

Susanne Timmann
lebt im Rheinland, ist aber in der Welt zuhause. Seit 2022 fungiert sie als stellvertretende Chefredakteurin des Mortimer Reisemagazins, für das sie Beiträge in Wort und (Bewegt-) Bild über Destinationen weltweit verfasst.