Ein Meisterwerk barocker Theaterarchitektur: Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth

Prunkvoll wie das Markgräfliche Opernhaus selber sind auch die Inszenierungen.
Prunkvoll wie das Markgräfliche Opernhaus selber sind auch die Inszenierungen.

Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth gilt als Meisterwerk barocker Theaterarchitektur des 18. Jahrhunderts. Die Pracht der farbigen Innenausstattung des 1744-1748 erbauten Opernhauses wirkt auf den Besucher überwältigend. Erbaut wurde das schönste erhaltene Barocktheater Europas von Giuseppe Galli-Bibiena und seinem Sohn Carlo, den berühmtesten Theaterarchitekten ihrer Zeit. Beide entstammten der Künsterfamilie Galli da Bibiena aus der Toskana, deren Mitglieder in Italien und an vielen Orten Europas tätig waren.

1744 engagierte Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, die Schwester des preußischen Königs Friedrich des Großen, Giuseppe Galli Bibiena für die Innenarchitektur ihres neu erbauten Opernhauses. Giuseppe entwarf die Ausstattung, während sein Sohn Carlo die Bauleitung übernahm und die Ausführung überwachte. Bis heute gilt das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth Höhepunkt ihres Schaffens, als unerreichtes Meisterwerk des italienischen Spätbarocks.
Weitere Stationen der beiden Galli Bibiena waren Dresden und der Hof Friedrich des Großen in Berlin. Außer dem Markgräflichen Opernhaus hat sich keines der zahlreichen Theater des berühmten Theaterarchitekten und seiner Familie in dieser Vollständigkeit erhalten. Daher lässt sich die Blüte des spät-barocken, italienischen Opernbaus nur noch in Bayreuth unverfälscht studieren.

Gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO: Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth.
Gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO: Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth.

Schon im 18. Jahrhundert war das Opernhaus in Bayreuth etwas Besonderes: Nicht aus Stein und Marmor wurde der Innenraum errichtet, sondern ausschließlich aus Holz, selbst die Säulen wurden, aus Gründen der besseren Akustik aus Holz gearbeitet, mit Papier umspannt und im Marmordekor bemalt. Das Urteil des großen Philosophen Voltaire über das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine gehört heute zu den beliebtesten Zitaten, wenn das „goldene Zeitalter“ charakterisiert werden soll: „Ehedem mussten Dichter und Künstler nach Neapel, Florenz oder Ferrara wallfahrten, heute ist ihr Ziel Bayreuth“.

Doch das Opernhaus als irdisches Arkadien eines aufgeklärt-absolutistischen Herrscherpaares und seiner Gäste aus weiten Teilen Europas glänzte nur wenige Jahrzehnte, denn für den Prunk des Absolutismus fehlte dem Zeitalter der beginnenden Romantik jedes Verständnis: Der Schriftsteller Wilhelm Heinrich Wackenroder schrieb bereits 1793 auf seiner berühmten Pfingstreise, die er zusammen mit Ludwig Tieck unternahm: „Ein Opernhaus, das…..inwändig sehr reich und prächtig, aber ebenso altmodisch u. geschmacklos mit Gold verziert, übrigens aber wohl fast so groß wie das Berliner Opernhaus, u. als eines der größten und prächtigsten Opernhäuser in der Welt berufen ist“. Das Opernhaus fiel in einen Dornröschenschlaf, was ein Glücksfall war, denn vermutlich nur deshalb blieb es erhalten: (fast) alle anderen Opernhäuser des Barock brannten irgendwann ab.

Konzertgenuss von höchster Qualität verspricht das Markgräfliche Opernhaus nicht nur wie hier beim Osterfestival.
Konzertgenuss von höchster Qualität verspricht das Markgräfliche Opernhaus nicht nur wie hier beim Osterfestival.

Dass das Markgräfliche Opernhaus heute den Titel „UNESCO Welterbe“ tragen darf, trägt der schöpferischen Leistung der Markgräfin Wilhelmine Rechnung. Doch nur Dank der italienischen Architekten Giuseppe und Carlo Galli Bibiena ist wurde das Opernhaus zum Meisterwerk, das die UNESCO veranlasst hat, dieses Juwel des 18. Jahrhunderts unter ihren besonderen Schutz zu stellen. Die Faszination, die das Welterbe Markgräfliches Opernhaus heute auf den Besucher ausübt, ist auch nach 265 Jahren so groß wie eh und je!

Bis voraussichtlich 2017 ist das Markgräfliche Opernhaus nur eingeschränkt zu besichtigen, da die bayerische Schlösserverwaltung umfangreiche Sanierungsarbeiten im Haus durchführt, um das barocke Juwel langfristig zu erhalten. Ein provisorisches Welterbezentrum mit Ausstellung ermöglicht es aber den interessierten Gästen sich umfassend über das Markgräfliche Opernhaus zu informieren. Weitere Informationen unter www.bayreuth-tourismus.de und unter www.wilhelmine-bayreuth.de.

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