Das Dreigestirn in der Jungfrauregion

Jungfrauregion
DieJungfrauregion im Berner Oberland begeistert durch ihre Bergwelt. – Foto Peer Völz.

In der Jungfrauregion im Berner Oberland rund um Grindelwald, Mürren und Wengen sind die drei Bergkolosse Eiger, Mönch und Jungfrau die absoluten Stars – aber nicht das einzige Highlight. Die höchste Bahnstation Europas, eine „Alpine sensation“, ein Eispalast, ein Skiterminal fast wie ein Flughafen, eine James-Bond-Location in eisiger Höhe, ein Drahtseilakt für Schwindelfreie, ein Whisky, gereift in 3454 Metern Höhe, eine Fahrt mit dem Velogemel – all das zu erleben, machen wir uns auf den Weg.

Eiger, Mönch und Jungfrau – das ist „Top of Europe“

Starten wollen wir in Grindelwald. Der Ort liegt unmittelbar am Fuße des Eiger. Wie ein ungeheurer Monolith beherrscht der 3.967 Meter hohe Eiger das Ortsbild, gewaltig, immer präsent. Näher kann man einem Berg kaum kommen – das meint auch Bruno Hauswirth von Grindelwald Tourismus, den wir treffen, um uns über die Hauptattraktionen des Ortes schlau zu machen. „Wenn man richtige Berge erleben will, dann muss man zwangsläufig mal nach Grindelwald kommen“, lässt Bruno Hauswirth keinen Zweifel. „Skifahren oder Wandern im Angesicht der Eigernordwand, die größte und wohl schwierigste Wand der Alpen, 1.800 Meter vertikales Gestein, mit Tragödien und Triumphen verbunden, das ist etwas, was man nirgendwo sonst machen kann.“

Wie ein Monolith – der Eiger in Grindelwald. – Foto Peer Völz

„Und dann das Jungfraujoch!“, fährt er fort. „Das ist die höchste Bahnstation Europas. Eine absolut großartige Ingenieursleistung. Genau wie unsere im Augenblick modernste 3-S-Bahn der Welt von Grindelwald Terminal nach Eigergletscher. Die bringt die Urlauber hinauf in eine großartige Gebirgslandschaft mit atemberaubenden Aussichtspunkten und Skipisten“. Ist auch schon mal party time angesagt in Grindelwald, wollen wir wissen. „Es ist ganz klar das Naturerlebnis, das bei uns im Vordergrund steht.“ äußert er sich zurückhaltend. „Wir sind kein Hully-Gully-Ort. Dass man nach Grindelwald kommt, um Après-Ski zu erleben, das sind wir nicht.“ Statt dessen bietet Grindelwald andere Anlässe, um zu feiern, z. B. das alljährliche World Snow Festival.  Internationale Künstler aus der ganzen Welt entwerfen Formen und Skulpturen aus drei Meter hohen Schneeblöcken. Die Schneeskulpturen stehen so lange es die Wetterbedingungen zulassen. In diesem Jahr war das deutsche Team mit einer Steinbockskulptur Sieger bei der Publikumsjury.

Gewinner von Grindelwald: die Künstler Marie Denecke, Sandra Steiner und Florian Hoberg. – Foto Peer Völz

Von Grindelwald Terminal auf das Jungfraujoch in einer knappen Dreiviertelstunde! Das wollen wir ausprobieren. Vom Bahnhof ist es nur eine kurze Fahrt dorthin. Eine flughafenähnliche Atmosphäre herrscht auf dem hochmodernen Terminal. Rollbänder, Shoppingcenter, zwei große Skidepots mit über 500 Schranksystemen gibt es und alles, was es für ein sportliches Erlebnis braucht, zum Kaufen oder Mieten. Perfekte Organisation und moderne Technik sorgen dafür, dass Skifahrer, Wanderer oder Ausflügler ohne langes Anstehen an ihr Ziel kommen.

Jungfrauregion
Große Panoramafenster und komfortable Sitze zeichnen den Eiger Express aus. – Foto Jungfraubahnen

Vom Terminal auf 959 Metern geht es jetzt für uns in nur 15 Minuten mit dem Eiger Express, in einer der 44 Großraum-Kabinen mit je 26 bequemen Sitzplätzen zur Station Eigergletscher auf 2.350 Metern. Während der Fahrt mit der modernsten 3-S-Bahn der Welt haben wir aus großen Panoramafenstern ungehinderten Blick auf die Eigernordwand. Ein direkter Umstieg an der Station „Eigergletscher“ und die 1912 erstmals in Betrieb genommene Jungfraubahn bringt uns durch einen etwas mehr als sieben Kilometer langen, in den Felsen gehauenen Tunnel in einer knappen halben Stunde zu unserem Ziel auf 3.454 Metern.: “Top of Europe“, das Jungfraujoch! Sofort wollen wir noch höher hinauf. Zur „Sphinx“, wie das Observatorium mit Aussichtsplattform hier heißt, angelehnt nicht an die ägyptische Statue, sondern an einen nahegelegenen ebenso genannten Gebirgsrücken. Das geht rascher als gedacht mit einem ultraschnellen Lift, der mit uns in 25 Sekunden ganze 108 Meter unter sich lässt.

Jungfrauregion
Das Sphinx-Observatorium mit der Jungfrau im Hintergrund. – Foto Peer Völz

Oben auf 3.571 Metern angekommen, macht uns das Naturpanorama sprachlos: Gesäumt von etlichen Viertausendern liegt in gleißender Schönheit vor uns der längste Gletscher der Alpen, der Aletschgletscher. Wir sind mit einem Mal gefangen in einer anderen Welt, umfangen von Schnee, Eis und in ihrer Eindrücklichkeit miteinander konkurrierenden Berggipfeln Die Aussicht reicht bis nach Deutschland, Frankreich und Italien. Weit weg ist der Alltag. Und nah die 4.158 Meter hohe Jungfrau, direkt oberhalb der „Sphinx“!

Der Blick auf den Aletschgletscher ist atemberaubend. – Foto Peer Völz

Voller Faszination stehen wir wie erstarrt und können uns nicht trennen vom Anblick des stahlblauen Himmels und dem Wechselspiel der Sonnenstrahlen auf den hell glitzernden Schnee- und Eisflächen. Das sollten wir aber. Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, bei Minus-Temperaturen und manchmal eisigem Wind. Nein, auch, um nichts zu verpassen, Also eisen wir uns los von der „Sphinx“. Es gibt noch soviel zu entdecken und zu staunen auf dem Jungfraujoch.  Es zieht uns jetzt von der Höhe hinab in die Tiefe zum Erlebnisrundgang „Alpine sensation“. In einem Tunnelrundgang begeben wir uns auf eine Zeitreise zu den Anfängen der Jungfraubahn bis zu ihrer Fertigstellung im Jahr 1912. Der Bau der Jungfraubahn durch das massive Felsgestein in dieser Höhe war und ist in der Tat eine alpine Sensation, eine einzigartige Ingenieurs- und aufopferungsvolle Arbeitsleistung.

Die Tunnelgänge der „Alpine sensation“ erzählen von Triumphen und Tragödien. – Foto Jungfraubahnen

Mühen und Tragödien, Freude und Erfolg von der Idee bis zur Fertigstellung der Bahn nach 16 Jahren Bauzeit werden in dem Rundgang multi-medial dokumentiert. Viele historische Fotos und Materialien, künstlerische Darstellungen und Animationen finden sich auf dem musikalisch untermalten Erlebnispfad. Ein spannender, nachdenklich machender und abwechslungsreicher Rundgang, der für uns spielerisch mit dem Betrachten einer riesigen Jungfraubahn-Schneekugel endet.

Jungfrauregion
Der Bau der Jungfraubahn in einer überdimensionalen Schneekugel. – Foto Peer Völz

Und weiter verharren wir in der Tiefe. Denn es wartet noch der Eispalast auf uns. Und zwar einer, der komplett vereist ist, sprich: auch sein Boden. Daher wandeln wir eher gemessenen Schrittes durch die eisigen Gänge und Hallen, die in den dreißiger Jahren des 20. Jahrundert Bergführer mit Pickel und Säge mitten im Jungfraufirn geschaffen haben. Es ist zwar glatt, aber es gibt Geländer zum Festhalten und wenn man keine Schuhe mit Ledersohlen trägt und sich umsichtig verhält, rutscht man nicht aus. Das tun auch wir nicht. Statt dessen bewundern wir die filigranen Eisskulpturen in dieser frostigen Welt, geschaffen von Künstlern ohne Namen. Adler, Steinbock oder Bär, alle zu Eis erstarrt, können uns weder etwas anhaben noch fliehen. In diesem Eispalast sind die Besucher die Könige!

Jungfrauregion
Steinbock und Adler im Eispalast. – Foto Jungfraubahnen

Nach soviel Unterwelt zieht uns das Licht wieder hinan. Wir haben wieder Lust auf Aussicht und auf berauschende Bergwelt. Wir verlassen die Tunnelgänge und betreten das Aussichtsplateau des Jungfraujochs, ein Plateau für Spaziergänge auf ewigem Schnee. Zunächst noch geblendet von Sonne und Schnee, sehen wir sie endlich wieder: die Jungfrau. Diesmal noch eindrücklicher, noch gegenwärtiger. Und da ist auch der Mönch, 4107 m hoch, schneebedeckt sein Haupt. Wir sind hin- und hergerissen und verbringen auf dem Plateau eine geraume Zeit mit kleinen Spaziergängen auf dem knirschenden Schnee. Der unglaubliche Mönch, die bizarre Jungfrau, wie sich sträubend – ein Reigen von über 4.000 Meter hohen Felsgiganten, so unmittelbar, dass er fast ehrfürchtig macht.

Der Mönch mit seiner weißen Kappe gesehen vom Jungfrauplateau. – Foto Peer Völz

Und Appetit. Also begeben wir uns zum „Crystal“ Panoramarestaurant des Jungfraujochs. Dort stärken wir uns mit einem zünftigen und schmackhaften Rösti mit Schinken, Speck und Käse, Gebirgspanorama inklusive. Und wir entdecken im Restaurant noch eine weitere Spezialität der Jungfrauregion: den Swiss Mountain Single Malt „Ice Label“. Der in einer Eisgrotte auf dem Jungfraujoch in 3454 m Höhe bei minus vier Grad in einem Holzfass gereifte Whisky ist mit reichlich Auszeichnungen versehen. Nicht nur etwas für Whiskyliebhaber, denken wir uns und probieren den samtigen Whisky mit seinen leicht holzigen und würzigen Noten als Digestif.

Jungfraubahn an der Kleinen Scheidegg mit „Eiger“ und „Mönch“. – Foto Peer Völz

Anschließend fahren wir vom Jungfraujoch mit der Bahn hinunter zum Kleinen Scheidegg. Diese Passhöhe auf 2061 m mit genialem Blick auf die Eigernordwand ist Mittelpunkt des Skigebietes um Grindelwald und Wengen und der Start des berühmten Lauberhornrennens. Hier wollen wir auf der Piste etwas ausprobieren, das es nur in Grindelwald gibt: das Velogemel. Was das ist? Für den Sprachkundigen verrät es bereits der Name: eine Kombination aus „Velo“ – Fahrrad und „Gemel“ – grindelwaldnerisch für Schlitten. 1911 von einem Einheimischen als Fortbewegungsmittel erfunden und als so genannter „einspurige Lenksportschlitten“ patentiert, ist es ganz eigentlich ein hölzernes Gestell mit Kufen, einem Sattel und einer Lenkstange. Und geht auf der Piste ab wie die Post. Wer also zum Wintersport nach Grindelwald kommt, der sollte das Velogemel unbedingt ausprobieren. So wie wir.

Eine Abfahrt auf der Kleinen Scheidegg mit dem Velogemel. – Foto Peer Völz

Mit Mürren und dem Schilthorn hat die Jungfrauregion ein weiteres Ski- Wander- und Naturparadies. Das erleben wir anderntags zusammen mit der Mürrener Reiseleiterin Daniela Schneider. Das autofreie Mürren ist ein malerisches Dorf. „Mürren ist ein ganz kleines Bergdorf und es sieht aus wie eine Pralinenschachtel voller Schokoladenchalets“, gibt unsere Reiseleiterin ihre charmante Liebeserklärung ab.

Jungfrauregion
Malerisches Mürren. – Foto Peer Völz

Von Mürren fahren wir mit der Seilbahn auf das 2976 m hohe Schilthorn, Ausgangspunkt für zahlreiche anspruchsvolle Skipisten und malerische Wanderungen. Berühmt wurde das Schilthorn durch den 1969 hier gedrehten James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“. Das „Piz Gloria“ Dreh-Restaurant auf dem Gipfel ist noch weitgehend authentisch erhalten und in einer kleinen James-Bond-World kann der Filmfan hier oben in Nostalgie schwelgen.

Das „Piz Gloria-James-Bond“-Restaurant. – Foto Peer Völz

Unserer Reiseleiterin ist aber etwas anderes wichtiger: „Anders als auf dem Jungfraujoch befindet man sich hier direkt auf einem Berggipfel. Mit 360° großartiger Aussicht ringsum. Man sieht über 200 Berggipfel. Vom UNESCO-Weltnaturerbegebiet mit Eiger, Mönch und Jungfrau bis hin zum Montblanc nach Frankreich.“ Wir stimmen zu. Die Aussicht ist umwerfend!

Reiseleiterin Daniela Schneider liebt die Schweizer Bergwelt – besonders das Schilthorn.– Foto Peer Völz

Auf der Mittelstation Birg zwischen Schilthorn und Mürren gibt es in 2.677 Metern Höhe eine Aussicht der besonderen Art für ein Selfie mit Eiger, Mönch und Jungfrau: die Panorama-Plattform „Sky Walk“, gebaut aus Stahl und Glas, direkt über einem bodenlosen Abgrund. Und der benachbarte „Thrill Walk“, auf dem uns Daniela Schneider jetzt begleitet, ist ebenfalls nichts für Leute, die nicht schwindelfrei sind. Über Gitterroste, Glasböden, Stahlkonstruktionen führt der Walk, eng angeschmiegt an den Felsen des Birgmassivs, immer über dem Abgrund. Wahlweise auch über ein (mit Stahlnetz gesichertes!) Drahtseil, mit grandioser Sicht auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. Der Walk ist nicht wirklich gefährlich, aber ein wenig erleichtert sind wir doch, als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben und danken unserer Reiseleiterin für ihre engagierte Führung.

Drahtseilakt vor „Eiger“, „Mönch“ und „Jungfrau“. – Foto Peer Völz

Zu erwähnen sei noch, dass die Jungfrauregion mit Wengen einen weiteren autofreien Urlaubsort hat. Wengen, Ziel des berühmten Lauberhornrennens, ist beliebter Ausgangspunkt für Skifahrer und Wanderer. Hausberg des Ortes ist der 2.342 Meter hohe Männliche, von dessen Gipfel sich ein weiteres Ski- und Wanderparadies erschließt – und auch von dort hat man einen großartigen und sehenswerten Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau.

Jungfrauregion
21 Blick vom „Männlichen“ auf die „großen Drei“. – Foto Peer Völz

Übernachten: Das im Juni 2021 eröffnete Hotel „Bergwelt Grindelwald“ mit 90 exklusiven Zimmern liegt mitten im Zentrum von Grindelwald. Das Premium Alpine Design Resort verfügt über einen Komfort, den vor allem Genießer zu schätzen wissen. Von ausgewählten Zimmern hat man einen fantastischen Blick auf den Eiger und die umliegende Bergwelt. Der Name ist Programm!

Im „B’G’s Grill“ im Hotel „Bergwelt Grindelwald“ tischt der weltweit bekannte Küchenchef Marcus G. Lindner den Gästen seine Version einer Fusion von Bodenständig-Regionalem mit trendigen Einflüssen auf. Mit seinen Gerichten will er alle Sinne des Gastes wecken.

22 Das Hotel „Bergwelt“ in Grindelwald – Foto Hotel „Bergwelt Grindelwald“

Transportinfo: Die schnellste und bequemste Reisemöglichkeit nach Grindelwald von Deutschland aus ist eine Flug/Bahnkombination. Swiss International Airlines fliegt von vielen deutschen Flughäfen nach Zürich. Von dort geht es mit dem Zug weiter nach Grindelwald.

Tipp: Mit dem Kauf des Swiss Travel Passes hat man freie Fahrt an acht Tagen mit Bahn, Bus und Schiff sowie freie Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in 90 Städten und freien Eintritt in über 500 Schweizer Museen.