Akustische Fußball-Graupe mit WM-Fieber

Der grassierenden Fußball-Begeisterung kann sich während der WM in Brasilien kaum jemand entziehen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Der grassierenden Fußball-Begeisterung kann sich während der WM in Brasilien kaum jemand entziehen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Ich bin eine Frau. Eine – so meine ich zumindest – ganz normale! Ich mag Sport, aber er sollte nicht zu lange dauern und nicht unbedingt mit einem Ball zu tun haben. Ballsportarten erinnern mich an den Schulsport. Bälle kommen als unberechenbare Flugobjekte angedüst und zerstören Frisur und/oder Nasenbein. Jetzt, während der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, habe ich weder beim Public Viewings noch bei Grillabenden im heimischen Garten keine Berührungsängste mit dem Lieblingssport unserer Nation. Schließlich kann man gemütlich bei Bierchen und Chips herumsitzen und die Geselligkeit genießen.

Während der WM in Brasilien scheinen alle ein wenig Ballaballa zu sein. (Foto Ulrike Katrin Peters)
Während der WM in Brasilien scheinen alle ein wenig Ballaballa zu sein. (Foto Ulrike Katrin Peters)

Und wie für Frauen üblich, ist der Gedankenaustausch und Gebrauch möglichst vieler Worte im Laufe eines Tages auch sehr typisch für mich. Ich liebe es, die fußballerische Phrasendreschmaschine anzukurbeln. Weder bin ich mir für die Aussage „Ein Duell auf Augenhöhe“ zu schade, noch für ein „Den Lahm kann Löw ja zum Glück überall einsetzen.“ Das sind schließlich Floskeln, die immer passen – läuft das Spiel nun schlecht, läuft das Spiel nun gut, auch ein „Es ist noch nie eine europäische Mannschaft auf dem südamerikanischen Kontinent Weltmeister geworden“ passt eigentlich immer.

Da kann man selbst als Abseitsregeln-Erklär-Niete akustisch im Spiel bleiben. Kniffeliger wird es, wenn all diese Universal-Schnacks aufgebraucht sind oder gar eine völlig einzigartige Situation eintrifft. Mit der Aussage „Bei der Hitze kein Wunder.“ macht man zwar inhaltlich nichts falsch, aber leider auch nichts richtig. Das ist so ein „wir-reden-übers-Wetter-Gefasel“, mit dem man sich schnell als akustische Fußball-Graupe enttarnt und es droht die Einwechselung („Schatz, holst Du nochmal Bier aus dem Kühlschrank?).

In der gleichen Liga spielt auch die Bemerkung „Hauptsache, die Frisur sitzt.“. Rutscht einem etwas total Deplatziertes raus, dann kann man sich mit Hilfe von Andy Möllers „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“ und einer Portion Selbstironie vielleicht noch vor der Ersatzbank retten. Landet man damit keinen Treffer, dann ist so viel sicher: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ – und dies mindestens noch bis zum Finale in Rio de Janeiro.