Herbstzeit ist Wanderzeit, aber auch Wellnesszeit. Beides lässt sich in Zell am See im Salzburger Land in Österreich perfekt miteinander kombinieren. Wobei natürlich in erster Linie der Berg ruft. In diesem Falle die 1.965 Meter hoch gelegene Schmittenhöhe. Die Berg- und Talfahrt kostet hin und zurück stolze 41 Euro für Erwachsene. Rund 2,8 Kilometer Wegstrecke legt die Seilbahn hierfür zurück. Dies entspricht etwa einem Euro für 135 Meter Fahrstrecke – und dies bei 1.011 Metern Höhenunterschied. Ein durchaus stolzer Preis.
Doch dies scheint nur wenige abzuschrecken. 15, 20 Minuten Wartezeit an der Gondel nehmen die zweibeinigen Bergziegen, die potenziellen Aussichterhascher und Höhenluftschnupperer ohne Murren und Knurren in Kauf. Wohl wissend, dass oben auf der Schmittenhöhe nicht nur ein dichtes Netz an Wanderwegen wartet, sondern auch famose Panoramarundblicke auf den türkisblauen Zeller See und die in weiten Teilen schneebedeckte alpine Landschaft mit mehr als 30 Bergen über 3.000 Metern Höhe. Bei klarer Sicht fällt der Blick dabei nicht nur auf das Kitzsteinhorn im nahen Kaprun, sondern auch auf den Großglockner, den mit 3.798 Metern höchsten Berg Österreichs.
Auf den Spuren von Sisi
Auf der Schmitten, so wird der Zeller Hausberg liebevoll genannt, wartet eine perfekte Mischung aus Herbst und Winter. Die meisten Wege sind frei und begehbar. Überall liegt aber auch schon Schnee – teilweise bis zu einem halben Meter hoch aufgetürmt. Die Mischung aus Schnee, aufgeweichten Stellen und gut passierbaren Passagen erfordert zwingend gutes, stabiles Schuhwerk und Trittsicherheit.
Rund um die Schmittenhöhe lässt es sich auf einem knapp zwei Kilometer langen, durchaus anspruchsvollen Pfad auf den Spuren von Kaiserin Sisi wandeln und dabei Spannendes über das Leben der bis heute hoch verehrten Monarchin erfahren. Die bayerische Herzogin Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, die bekanntlich 1837 in München das Licht der Welt erblickte, wurde im Jahre 1854 durch ihre Heirat mit ihrem Cousin Franz-Joseph I. zur Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn.
Kaiserliche Besuche
Sisi, zu deren Mythos und Bekanntheitsgrad die drei Sissi-Filme aus den 1950er Jahren mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm ganz sicher entscheidend beigetragen haben, stattete im Jahre 1885 erstmals Zell am See einen offiziellen Besuch ab. Dabei genoss die Kaiserin insbesondere die Aussichten von der Schmittenhöhe, die sie am 9. August zu Fuß erklommen haben soll. Im Jahre 1896 kam sie abermals an der Seite ihres Gemahls in die 10.000-Seelen-Gemeinde um der feierlichen Einweihung der Kaiser-Franz-Joseph-Straße beizuwohnen.
Ihr zu Ehren wurde auf der Schmittenhöhe 1905 die St. Elisabeth Kapelle eingeweiht. Direkt unter der Bergstation befindet sich der Kaiserplatz’l. Von hier soll Sisi nach ihrem Aufstieg auf den Zeller Hausberg den Blick ins Tal auf Zell und den See genossen haben.
Gelebter Mythos
„Des wor irrsing schee“, schwärmt eine Frau mit gräulich meliertem Haar und Wanderer-Outfit nebst den obligatorischen Walking-Stöcken laut hörbar. „Joa, die Sisi“, grinst die sportliche Dame ob der Anstrengung etwas nach Luft schnappend, angesichts der netten kleinen Geschichten über Sisi, die entlang des Rundweges an zahlreichen bebilderten Tafeln nachzulesen sind. So ist beispielsweise zu erfahren, dass die Kaiserin streng Diät hielt und regelmäßige Turnübungen machte, wodurch sie ihr ganzes Leben lang rank und schlank blieb. Ihr Taillenumfang soll gerade einmal 51 Zentimeter betragen habe – und dies, obschon sie vierfache Mutter war.
Ganz 50 Kilogramm hat die überaus sportliche Kaiserin auf die Waage gebracht – und dies bei einer Körpergröße von 1,72 Metern. Von Magersucht vermochte aber niemand zu reden. Denn Sisi legte wohl insbesondere einen riesigen Frühstücksappetit an den Tag und gönnte sich ein spätes Mittagessen mit Fleisch und Gemüse. Auch für Eis hatte sie einen Faible; zudem liebte sie Sekt und Bier. Zu erfahren ist auch, dass Sissi stets bemüht war, ihr jugendliches Antlitz zu wahren und den Alterungsprozess aufzuhalten. Daher soll sie regelmäßig einen Presssaft aus Rinder- und Kalbsfleisch zu sich genommen haben.
Kunst am Berg
Natürlich bietet die Schmittenhöhe auch abseits des Sisi-Kults herrliche Wandererlebnisse. Unter dem Titel „Kunst am Berg“ führt eine Route, die im Winter als „Galerie auf der Piste“ bekannt ist, vorbei an einer Reihe von mehr als 30 Kunstwerken und Skulpturen. Sie alle bestehen überwiegend aus Holz.
Was im Jahre 1995 zunächst als saisonales Objekt begann, ist längst ganzjährig zu bestaunen. Ob auf den herrlich breiten Hängen an der Areitbahn, entlang der Glocknerwiese oder der Schüttabfahrt, aber auch zwischen Sonnenkogel und Sonnenalm lädt die Freiluftgalerie zu einer kurzweiligen Entdeckungsreise.
Gigantomanie als Blickfang
Ausdruck von Gigantomanie könnten beispielsweise die übergroßen Stühle nebst Tisch unterhalb der Hochzelleralm sein. Michael Printschler konstruierte die Sitzmöbel, deren Rücklehnen sich 4,50 Meter in den Himmel strecken, während der Tisch vom Boden aus 3,50 Meter misst. Das Motto des Österreichers war hier „Grüß Gott, nehmt Platz“ oder „Kommunikation 2000“. Vor allem Letzteres lässt sich auf das gesamte Areal der Schmittenhöhe übertragen. Wildfremde Menschen kommen hier in Kontakt, philosophieren über Sinn und Unsinn der Ausstellungsstücke.
Kaum minder augenfällig sind die drei Skulpturen des Österreichers Helmut Machhammer. Dieser schuf aus einem drei Meter hohen und 2,40 Meter breiten Holzstoß aus geschichtetem Holz das Gesicht eines Mannes.
Kunst aus Holz
Der Deutsche Hans-Joachim Freymuth zeigt sich nicht nur für drei überdimensionale Tulpen verantwortlich, sondern entwarf daneben das „Fenster zum Himmel“. Dahinter verbirgt sich ein Baumstamm mit Fenster und einer Krone aus Rundstäben. Beim Blick durch das Fenster bieten sich je nach Sonnenstand und Tageszeit großartige Kontraste zum Alpenpanorama.
Nicht minder kurios sind ein geschraubter Totem des Italieners Gianpaolo D´Andrea Moravecia und die drei Lebensbäume seiner Landsmännin Erika Inger, die auf je sechs Metern Länge Fruchtbarkeit und Kraft symbolisieren. Nicht zu vergessen ist der Hirschfang von Herbert Golser (Österreich). Das Gewirr aus sechs Meter langen Hölzern, die sternförmig auseinander gehen, wirkt wie die Speichen eines überdimensionalen Balles.
Flora und Fauna der Bergwelt
Doch nicht nur die Kunstliebhaber und die Freunde der Monarchie kommen bei den Wanderungen rund um die Schmittenhöhe voll auf ihre Kosten. Für jedes Alter, jede Könnerstufe und Kondition ist das Richtige dabei. So lässt sich quasi im Vorbeigehen anhand von informativen Tafeln viel Wissenswertes über die Flora und Fauna der alpinen Bergwelt erfahren.
Die Tierwelt selber macht sich ob der Heerscharen von Wanderern überaus rar. Dafür gibt es zumindest Murmeltiere, Rehe und überdimensionierte Libellen als Holzmodelle zu bestaunen. Echte Hingucker sind zudem die zahllosen Paraglider, die nahezu täglich die Thermik an der Schmittenhöhe nutzen, um sanft abzuheben und nach einem entspannten Flug über die Bergwelt sanft und fast geräuschlos ins Tal zu gleiten.
Seewandern
Im Gegensatz zur gefühlt teuren Berg- und Talfahrt ist es auf den Hütten relativ preiswert. Obwohl alles mühevoll vom Tal in die Höhe transportiert werden muss, unterschieden sich die Preise kaum von denen unten in Zell am See. Auf der Hochzelleralm beispielsweise ist ein halber Liter Bier für 5,50 Euro zu haben; das beliebte Wiener Schnitzel kostet 20,90 Euro, während Klassiker wie Germknödel und Kaiserschmarrn mit 12,90 Euro beziehungsweise 13,90 Euro zu Buche schlagen. Kostenfrei im Genuss inkludiert sind die wunderbaren Aussichten.
Wem das Wandern in der Höhe zu anstrengend ist, für den empfehlen sich Touren am vier Kilometer langen, gut einen Kilometer breiten und bis zu 68 Meter tiefen Zeller See. Das türkisblaue Wasser, die üppig bewaldeten Hänge und die schneebedeckten Berge sorgen hier für eine besondere Atmosphäre. Wer mag, kann alternativ ein kleines Tret- oder Elektroboot leihen und über den See schippern. Oder sein Glück beim Stand-up-Paddling probieren, wobei die latente Gefahr, vom Board zu plumpsen, viele angesichts der niedrigen Wassertemperatur abschreckt.
Faszinierende Klamm
Empfehlenswert ist daneben eine Wanderung entlang der Sigmund-Thun-Klamm im elf Kilometer entfernten Kaprun. Die Steganlage, die durchaus schon mal etwas rutschig sein kann, wurde im Jahre 1992 in die malerische wie enge Schlucht hineingebaut. Die Holzkonstruktion ist 320 Meter lang, führt über 263 Stufen entlang der Kapruner Ache mit ihren Kaskaden und Wasserfällen.
Fast schon unweigerlich zieht die Feuchtigkeit in die Klamotten, während die Mischung aus bizarren Felsformationen und rauschendem Wildwasser für Begeisterung sorgt. Permanent begleitet wird der Gang durch die Schlucht durch das donnernde Dröhnen der Kapruner Ache. Die Urgewalt des Wassers ist auf Schritt und Tritt zu spüren. Immer begleitet vom ohrenbetäubenden Geräusch des herabstürzenden Flusses.
Wellness und Kulinarik pur
Nach so viel Natur pur und frischer Bergluft ist es Zeit, für eine körperliche Wohltat der anderen Art. Hier ist die 3.500 Quadratmeter große Wellness-Landschaft im Salzburgerhof in Zell am See die perfekte Anlaufstelle. Neben verschiedenen Anwendungen, Massagen und Therapien sowie Saunen garantieren die Indoor- und Outdoor-Pools Entspannung pur.
Eine Besonderheit ist der Floating Pool. Hier kann man sich ähnlich wie im Toten Meer im Wasser treiben lassen. Da der Salzgehalt allerdings nur bei drei Prozent liegt, können diejenigen, deren Körperspannung nicht groß genug ist, auf die bereitliegenden Poolnudeln zu Unterstützung zurückgreifen.
Dabei ist das Angebot des Salzburgerhofs nicht allein auf das so genannte Wellness-Schlössl beschränkt. Ein Fitnessraum lockt diejenigen, die nach der Wanderung noch unverbrauchte Energie haben, während die Hartgesottenen ein Bad im liebevoll angelegten Naturbadeteich nehmen können.
Wasserspektakel
Perfekt abgerundet wird der Tag dann mit den kulinarischen Genüssen, die der Salzburgerhof in seinem im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Restaurant vorhalten. Gäste des Fünf-Sterne-Superior-Hotels kommen in den Genuss eines üppigen Frühstücks- und Lunchbuffets, können sich nachmittags am Strudel- und Kuchenbüffet durchprobieren, bevor abends ein variantenreiches Sechs-Gänge-Menü im stilvollen Ambiente serviert wird. Begleitet werden die lukullischen Köstlichkeiten von dezenter Klaviermusik des Pianisten Stefan Cikos am schwarzen Flügel.
Bevor es nach einem langen, ereignisreichen Herbsttag ins Bett geht, sollte noch ein kurzer Abstecher an den Zeller See unternommen werden. Am Seeufer in Höhe des Elisabethparks (direkt hinter dem Bahnhof) wird nämlich dienstags, donnerstags und sonntags um 21 Uhr eine „Watershow“ geboten – Dubai und Las Vegas lassen grüßen. 20 Minuten lang weiß die Mischung aus Wasserspielen, Lasertechnik und Musik bei freiem Eintritt die Massen zu begeistern. Wem dies zu spät ist, der kann sich täglich zur vollen Stunde zwischen 13 und 18 Uhr im Elisabethpark einen fünfminütigen Auszug der „Watershow“ ansehen – allerdings ohne die Lichteffekte. Und gerade die runden einen Herbsttag in Zell am See perfekt ab.
Wissenswertes zu Zell am See
Informationen: www.zellamsee-kaprun.com/de
Sigmund-Thun-Klamm: www.klamm-kaprun.at. Geöffnet täglich von 9 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 7,50 Euro für Erwachsene; für Kinder 5,40 Euro, ermäßigt 6,50 Euro.
Essen und Trinken: Grüner Baum, Seegasse 1, A-5700 Zell am See, Telefon 0043-6542-771, www.gruener-baum.at. Das Restaurant in der Zeller Fußgängerzone bietet landestypische Speisen.
Villa Crazy Daisy, Salzmannstraße 8, A-5700 Zell am See, Telefon 0043-6542-725260, www.villacrazy-daisy.at. Pizza, Bier und Drinks lassen sich hier auch im großen Biergarten genießen – und dies regelmäßig bei Livemusik.
Übernachten: Hotel Salzburgerhof, Auerspergstraße 11, A-5700 Zell am See, Telefon 0043-6542-765, www.salzburgerhof.at. Das Fünf-Sterne-Superior-Hotel liegt keine drei Gehminuten vom See und keine fünf Gehminuten von der Zeller Innenstadt entfernt. Das Haus besticht durch seine mit drei Gault-Millau-Hauben ausgezeichnete Küche und ein umfangreiches Wellness-Angebot auf 3.500 Quadratmetern.
Die Recherche fand auf Einladung/mit Unterstützung des A.R.T. Redaktionsteams und des Salzburgerhofs statt.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.