Die nach wie vor schwierige politische Situation und die Tatsache, das Palästina bislang gerade einmal wohl wollend von zwei Dritteln der internationalen Staatengemeinschaft als eigenständiges Land anerkannt wird, sorgt dafür das gerade einmal 6.200 Quadratkilometer große Areal zwischen der Mittelmeerküste und dem Jordan für viele noch immer als touristisches Niemandsland gilt. Dabei ist Palästina durchaus ein beeindruckendes Reiseziel. Die touristischen, historischen und heiligen Orte, die sich in den palästinensischen Gebieten befinden, waren und sind eine untrennbare spirituelle, kulturelle und geschichtliche Einheit des Heiligen Landes. Das kleine Land zwischen Jordanien und Israel ist durch seine Pilgerreiseziele Jerusalem und Bethlehem weltweit bekannt – doch Palästina hat weit mehr zu bieten.
Fast alle Reiserouten verbinden den Norden Israels (Nazareth, See Genezareth) mit einem Besuch in Jerusalem, Bethlehem und dem Toten Meer. Die meisten wählen die Route durch den Jordangraben von Beit Shean bis Jericho. Eine attraktive Alternative zur üblichen Route ist eine Fahrt entlang der Route 60 von Jenin über Nablus und Ramallah nach Jerusalem, Bethlehem oder Jericho. Die Route 60 erstreckt sich fast 200 Kilometer vom Norden Palästinas bis hinunter in den Süden: Ob die Kirche der „Zehn Leprakranken“, eine der ältesten Kirchen der Welt in Burqin (bei Kilometer 11), die fast 300 Jahre alte Töpferwerkstatt in Familienbesitz in Jaba (bei Kilometer 27) oder die einzige palästinensische Brauerei, die nach deutschem Reinheitsgebot braut, in Taibe (bei Kilometer 90) – an der Route 60 liegen wie Perlen einer Kette aufgereiht einige der schönsten Landschaften, größten Städte und archäologische, spirituelle und handwerkliche Kleinode Palästinas.
Palästina beherbergt aber nicht nur einige der heiligsten Orte von Judentum, Christentum und Islam, sondern ist auch ansonsten reich an historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Doch gerade die von Pilgerreisenden aufgesuchten Orte sind für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen vielfach nur mit großer Mühe oder gar nicht zu erreichen. Weder die Geburtsgrotte in Bethlehem, die Abrahamsmoschee in Hebron noch die Grabeskirche in Jerusalem sind barrierefrei. Der Deutsche Sebastian D. Plötzgen setzt dort, wo eine bauliche Veränderung (noch) nicht möglich ist, auf ein virtuelles Reiseerlebnis. Mit seinem Team erstellt er 360-Grad-Kurzfilme jener Bereiche, die nicht erreichbar sind. So ist geplant, bis Mitte 2018 die wichtigsten Pilgerstätten und Sehenswürdigkeiten Palästinas auf diese Weise virtuell zugänglich zu machen. Weitere Informationen unter http://travelpalestine.ps.
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Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.