Guadeloupe – kein Death in Paradise

Guadeloupe
Guadeloupe ist als Drehort von „Death in Paradise“ berühmt. Doch nicht nur mit den Sets und Kulissen kann die Karibikinsel punkten. – Foto: Honza Klein

Meeresrauschen, im Wind wippende Palmen, blauer Himmel, blaues bis türkisfarbenes Meer, so kennt man die Karibik. Und irgendwo liegt eine Leiche rum. Dies jedenfalls ist das gängige Skript aus der TV-Serie Death in Paradise. Doch wer die darin erwähnte, und als Schauplatz auserwählte Insel Saint Marie sucht, landet irgendwo im Ozean rings um die karibischen Eilande. Oder anders gesagt – im Nirgendwo. Bestenfalls im Örtchen Sainte-Marie. Das jedoch liegt auf Martinique.

Guadeloupe
Perfekte Strandlocation auf Guadeloupe. – Foto: Honza Klein

Paris Charles de Gaulle (CDG) – es geht nach Pointe-a-Pitre, der auch als Schmetterlingsinsel bekannten Insel von Guadeloupe, die durch ihre Form dem Flattertier ähnelt. Basse-Terre und Grande-Terre, geteilt oder besser gesagt verbunden durch einen Isthmus. Wobei Erstere die deutlich unbewohntere und wildere ist. Insgesamt leben nur knapp 400.000 Menschen dort. Vergleichbar mit Bochum oder Berlin-Mitte/Tiergarten. Doch dahin gibt es keinen Flug ab CDG. So, also nun gut neun Stunden Flug mit Air France. Da es sich um ein französisches Überseegebiet handelt (fast 7.000 Kilometer entfernt), damit zur EU gehört, ist es einfach. Kein Visum, kaum Kontrollen, zahlen in Euro, selbst die Autonummern sind französisch. Alles ganz unkompliziert. Außer es liegt, wie gesagt, irgendwo eine Leiche rum. Aber dazu mehr am Ende dieser kleinen Geschichte.

Lukratives Setjetting

Guadeloupe
Zu den vielen beeindruckenden Naturphänomenen gehört die Cascade aux Ecrevisses. – Foto: Honza Klein

Also zu Death in Paradise. Die TV-Serie läuft seit Jahren im ZDF und ZDF neo. Immer wieder auch in Wiederholungen und in der Mediathek. Unterhaltsam, mit vielen schönen Landschaftsbildern, gutaussehenden Schauspielern. E wird viel getrunken, gescherzt, rund um jeweils 45 Minuten gute Laune und die Frage, wer denn nun der Mörder war. Alles gut. Man schaut das gern. Längst ist Serie auch zu einer Art Wirtschaftsfaktor geworden. Die Inselregierung beteiligt sich an den Produktionskosten. Durch Touristen und sogar Fantouren zu den Drehorten rentiert sich das allemal.

Ikonischer Drehort: die Honoré Police Station. – Foto: Honza Klein

Doch wie gesagt, es gibt weder Saint Marie noch die Stadt Honoré, die als Hauptort der Serie dient. Im Westen von Guadeloupe liegt der beschauliche Fischerort Deshaies. An einer Hufeinsenbucht (Bilderbuchkaribik) schmiegen sich ein kleiner Hafen, Strand und etliche kleine Restaurants. Eines davon, das wirklich winzige La Madras (im Inneren mit vielen Fotos der Schauspieler), welches in der TV-Serie so etwas wie die Feierbandkantine der Polizisten ist, betrieben von Catherine, die in einigen Folgen die Mutter einer Polizistin ist. Aber so wie der Commisioner je nach Staffel wechselt, ändern sich auch alle anderen Protagonisten immer mal. Witzig ist übrigens, dass der Autor für die BBC-Produktion die Handlung auf eine britisches Überseegebiet ansiedelte. Tja – da ist er wieder, der alte Konflikt Frankreich – Großbritannien. Vive la France oder God save the King? Vielleicht muss man das im Jahre 2025 nun wirklich nicht mehr so ernst nehmen.

Auf den Spuren der TV-Serie

Zahlreiche Fotos geben Einblick in die Dreharbeiten zur Kultserie „Death in Paradise“. – Foto: Honza Klein

In Dashaies, nur wenige Schritte von Catherine’s Bar oder eben dem wirklichen La Madras entfernt findet sich neben das einstige Pfarrhaus neben der Kirche St. Pierre-et-Pauls, welche heute in der Tat als Honoré Police gekennzeichnet ist und auch besichtigt werden kann. Filmfans können dann ein paar Kilometer gen Norden fahren, um die Kulisse für die Unterkunft des jeweils aktiven Detective Inspectors zu finden. Aber ach. Dieses aus dem Film bekannte Haus oder besser diese Hütte, wird nur jeweils bei Dreharbeiten errichtet. Was jedoch immer da ist, der Plage de la Perle. Oder wie Google Nutzer schrieben: „Best Beach ever!“. Weißer Strand, leichte Brandung, türkisfarbenes Wasser und wer bis zum Abend bleibt, erlebt einen Sonnenuntergang über oder eben ins karibische Meer mit Romantikfaktor. Dazu etliche Standbars.

Guadeloupe
Nicht nur feine Sandstrände prägen die Küsten von Guadeloupe. – Foto: Honza Klein

Einige Minuten weiter nördlich dann noch ein aus dem Film bekanntes Hotel (entweder das Opfer flog vom Balkon oder sie wurde vergiftet), das Langley Resort Fort Royal. Aber eigentlich macht es einen ganz friedlichen Eindruck. Alles nur Film und um nochmals abzuschweifen, auch in Rosenheim, wo es bei den Rosenheim-Cops ja ständig „a Leich“ gibt, ist es eigentlich ganz ungefährlich. Eine herrliche Kulisse für Dreharbeiten. Oder eben auch nicht. Denn bei den karibischen Verhältnissen bis zu 12, 13 Stunden am Set zu sein… Nun ja! Urlaub ist anders. Übrigens kann man auch Harry, dem kleinen Gekko aus der Serie oder zumindest einem seiner Verwandten regelmäßig begegnen. Manchmal wagt er sich sogar in ein Rum Glas.

Ein Stück EU in der Karibik

Guadeloupe
Drangvolle Enge ist an den einladenden Sandstränden weitgehend unbekannt. – Foto: Honza Klein

Guadeloupe, außer als Filmkulisse, vor allem ein Reiseziel für Franzosen. Es ist französisches Überseegebiet, in gut neun Stunden ab Paris zu erreichen, EU und damit auch bei den Telefongebühren neutral. Der Euro gilt und die Preise sind ähnlich derer in Deutschland. Apropos Frankreich. Es wird Französisch gesprochen und viele der Restaurant- oder sonstigen Servicemitarbeiter haben wenig Lust, eine andere Sprache zu benutzen. Kein Deutsch ist vielleicht noch verständlich, aber kein Englisch? Grande Nation eben. Nun ja – wie war das bei Waterloo? OK – wie gesagt, man muss nicht alles so ernst nehmen. Manche geben sich auch Mühe. Immerhin ist der Tourismus einer der wichtigsten Faktoren. Vor allem aus dem Mutterland Frankreich aber auch aus dem frankophilen Teil Kanadas, anderen Teilen Europas und einer steigenden Zahl von Kreuzfahrtschiffen, deren Passagiere freilich nur kurz an Land gehen.

Ungewöhnliche (Schrott-) Kunst findet sich auf dem Gelände der der Destille Damoiseau. – Foto: Honza Klein

Besonders wichtig ist die Landwirtschaft, also Zuckerrohr. Schier unendlich scheinen sich in einigen Regionen der Insel die Felder auszudehnen. Zucker ist ein Produkt, sicherlich das unterhaltsamere ist Rum. Oder wie er auf Guadeloupe geschrieben wird, Rhum. Jedoch nicht nur die Schreibweise ist unterschiedlich. Rhum wird aus Zuckerrohrsaft hergestellt, Rum aus Zuckerrohrhonig oder Zuckerrohrnebenprodukten, etwa Melasse. Zudem wird auf Guadeloupe der Rhum eher weiß getrunken und dann mit einem Stück Zitrone und mit einem Teil Zuckerrohrsirup und zwei Teilen Rhum gemischt. Rhum Vieux ist dann die Version, die mindestens drei Jahre im Fass gelagert wurde und somit auch entsprechend Farbe und Aromen angenommen hat.

„Rhum“ als Sundowner

Aus journalistischer Sorgfaltspflicht lässt es sich Mortimer-Mitarbeiter Honza Klein nicht nehmen, den „Rhum“ zu testen.

Noch vor nicht einmal 100 Jahren waren es um die 60 Destillerien. Heute sind es noch ein Dutzend. Etwa Rhum Bologne, Gwadinina, Longueteau oder auch Damoiseau, um nur vier zu erwähnen. Viel ist dort jedoch in der Tat jedoch nicht zu entdecken. Ein paar alte Maschinen zum Pressen des Zuckerrohrs und dann vor allem der jeweilige Shop mit allerlei Souvenirs und natürlich Rhum. Aber es macht immer Spaß zu sehen, wie das hergestellt wird, womit man den Tag beim abendlichen Sundowner ausklingen lässt. So lange muss es aber auch nicht immer dauern, denn wie heißt es doch im Song von Country-Sänger Alan Jackson: „It’s five o‘ clock somewhere“.

Idyllische Fleckchen finden sich an vielen Ecken von Guadeloupe. – Foto: Honza Klein

Ach so – das noch kurz zum Schluss. Die Insel ist genauso harmlos wie Rosenheim und es gibt keinen Death in Paradise. Alles nur Drehbuch und Kulisse. Aber sooooo schön!

Es fällt nicht schwer, sich auf der Karibikinsel wohlzufühlen. – Foto: Honza Klein

Honza Klein

Der Berliner hat für diverse Radiosender gearbeitet, war viele Jahre Redakteur bei der Berliner Morgenpost, hat an Büchern über Berlin mitgearbeitet und ist u.a. Autor für die Super Illu und Gastgeber einer Talksendung bei TV Berlin.