Djerba: Streifzug durch Houmt Souk

Houmt Souk
Zeit für ein Schwätzchen bleibt in Houmt Souk immer. – Foto: Susanne Timmann

Wirklich wunderbar ist der Bummel durch die traditionell verwurzelte Altstadt in Djerbas Houmt Souk. Also quasi ein „Muss“ für alle Besucher und Urlauber der tunesischen Insel im Mittelmeer. Die flache, bei Strandurlaubern beliebte Insel, lockt natürlich in erster Linie für eine entspannte Auszeit an einem der hellen, weitläufigen Strände mit den grünen, hohen Palmen, die in den meist blauen Himmel ragen. Doch das Eintauchen in das Leben der Einheimischen garantiert spannende und nachhaltige Urlaubserlebnisse.

Von den, meist an den Stränden aufgereihten Hotels, werden häufig Touren angeboten. Für wen das nichts ist, reist besonders privat und individuell mit einem Taxi. Schon ab 30 Euro für eine Halbtagestour eröffnen sich neue Einblicke in den echten Alltag der Bewohner und die Landschaft, die sich je nach Jahreszeit verändert. Der Festpreis sollte vorab ausgehandelt werden. Wer mag, mietet sich einen Auto und kutschiert selbst über die 514 Quadratkilometer große Insel.

Gemächlicher Hauptstadtflair

Houmt Souk
Zeit für eine kleine Erfrischung zwischendurch. – Foto: Susanne Timmann

In Houmt Souk angekommen, zieht es erst mal alle in die verwinkelte Altstadt mit ihren weißen Häusern und blauen Fensterrahmen und Türen. Die blaue Farbe schütz das Holz gegen die Sonnenverwitterung. Und blau war die Farbe, die zuerst chemisch hergestellt werden konnte, daher so beliebt. Nicht nur ein wunderschöner Anblick, sondern eine ganz andere, spannende Welt. Hinter jeder Ecke gibt es Neues zu entdecken. Erst mal losmarschieren und sich treiben lassen.

Houmt Souk
Früh morgens geht es noch gemütlich zu in Houmt Souk. – Foto: Susanne Timmann

Am frühen Morgen ist der Markt noch geschlossen. Doch Schritt für Schritt holen die Händler ihre Waren aus den Räumen und dekorieren diese gut sichtbar nach draußen. Alles geschieht in einer angenehmen, ruhig entspannten Atmosphäre. Der Tag ist ja lang und nur keine Hektik. Das steckt auch die Touristen und Passanten an und diese bleiben immer wieder mal stehen, um sich das vielfältige Angebot in Ruhe anzuschauen.

Tiefgründige Informationen inklusive

Wajdi Borgi erklärt die Geschichte der Karawansereien. – Foto: Susanne Timmann

Wer mehr wissen will und wirklich tiefer in die Geschichte des Houmt Souk einsteigen möchte, für den empfiehlt sich die Walk & Talk UNESCO Tour zur kulturellen Seele Houmt Souks mit zum Beispiel dem wortgewandten Urbanisten und Lebenskünstler Wajdi Borgi. Die Tour wird durch DMO Djerba organisiert. Mit seinem langen, welligen schwarzen Haar, dem gepflegten Rauschebart und der traditionellen, handgearbeiteten Kleidung passt Wajdi Borgi wunderbar in das zauberhafte Ambiente der Altstadt. Und so erfährt der Zuhörer so mach eine spannende Geschichte etwa, dass Houmt Souk zu Beginn nur aus 33 Karawansereien bestanden hat und lernt sicherlich einiges Neues über die Kultur, Tradition und das Leben in Houmt Souk.

Houmt Souk
Ein Blick in eine alte Karawanserei mit neuer Verwendung. – Foto: Susanne Timmann

Gemütlich schlendert die Gruppe rund um Wajdi Borgi durch die mal engen Gassen und dann wieder auf größere Plätze, auf denen kleine Läden ihre Waren feilbieten. Die Kirche St. Joseph’s wird nicht besucht. Und das mit gutem Grund. Wajdi Borgi erklärt, „In eine Kirche kann jeder alleine rein und wenn er mag, alles Wissenswerte darüber selber nachlesen. Ich möchte die Geschichten hinter den Kulissen näherbringen“. Recht hat er, und so öffnet er eine Türe zu einer alten Karawanserei und er berichtet anschaulich vom Leben und Handeln in alten, früheren Zeiten. Die Besucher setzen sich und lassen die Stimmung auf sich wirken, sehen die Händler mit ihren Waren fast vor ihren Augen und riechen die Gewürze, die von fernen Ländern hier zum Verkauf standen.

Korbflechter über die Schulter blicken

Das gelbe Schild an der Treppe zum Korb- und Mattenflechter ist nicht zu übersehen. – Foto: Susanne Timmann

Traditionelles Handwerk wird in der Altstadt großgeschrieben. Neben Goldschmieden, Juwelieren, Schneidern und Keramikmeistern lohnt ein Blick in Si Mohameds Laden. Schon seit Generationen wird hier die alte Kunst des Korbflechtens praktiziert. Doch nicht „nur“ Körbe sind in dem schönen Laden zu finden. So hat sich der alte Korbflechter auch auf – Dank dem Einfluss seiner Tochter, die im Laden aktiv mithilft – Taschen spezialisiert. Und wer hat schon Taschen genug?

Houmt Souk
Korb- und Mattenflechter Si Mohamed in seinem Element. – Foto: Susanne Timmann

Aber auch Hüte gegen die, vor allem in den Sommermonaten, doch oft hitzigen Sonnenstrahlen, bietet das Familienunternehmen an. Daher verlässt so mancher Besucher den Ladenim wahrsten Sinne des Wortes gut behütet. Natürlich sind auch Körbe zu finden. Alle Größen und Formen, sei es zu dekorativen Zwecken oder wirklich zum Aufbewahren. Auch große Matten, Tischsets und kleinere, sinnvolle Mitbringsel und Erinnerungsstücke fehlen nicht. Si Mohamed zeigt gerne, wie die Stücke entstehen. Bei einer heißen Tasse Minztee lässt es sich gemütlich Plaudern. Um den kleinen Laden zu besuchen, geht es eine Treppe hoch.

Kunstvolle Blickfänge

Houmt Souk
An der Kirche St. Joseph’s lächelt ein junges Mädchen die Besucher vergnügt an. – Foto: Susanne Timmann

Der Streifzug durch die saubere, gepflegte Altstadt eröffnet stets neue Hingucker. Bei der Kirche St. Joseph’s befindet sich ein toller Platz, der es schon alleine lohnt, ein Foto zu machen. Dabei grinst am Ende des Platzes fröhlich vergnügt ein junges Mädchen den Betrachtern entgegen. Als wenn sie sich über das große Interesse an Houmt Souk und an ihr freuen würde. Vielleicht möchte sie aber nur verführen einen der bunten, handgewebten Teppiche sich einmal genauer anzuschauen. Passt einer davon vielleicht ins heimische Zuhause? Einen Blick darauf zu werfen, schadet auf jeden Fall nicht.

Interessante Beschattungsvarianten. – Foto: Susanne Timmann

Die engen Gassen sorgen für Schatten. Besonders hübsch und ein Blickfang sind die handgeflochtenen Schirme, die über einer Gasse zu finden sind. Neben  der Tasache, dass diese einfach schön aussehen, sorgen sie wenigstens ein bisschen für ein schattiges Gefühl. Auch die Bemalung der Wände lädt zum Stehenbleiben und Schauen ein. Freunde der Streetart-Kunst zieht es irgendwann sogar weiter in Richtung Djerbahood bei Erraidh.

Einkaufstour für Mitbringsel

Houmt Souk
Verlockungen für eine Einkaufstour finden sich an jeder Ecke. – Foto: Susanne Timmann

Die Töpferei ist tief verwurzelt in der alten Handwerkskunst auf Djerba, findet sich doch der wertvolle Ton hier unter der Erde. Auf den schattigen Plätzen und in den kleinen Läden werden die dekorativen, nützlichen Artikel liebevoll ausgestellt. Die freundlichen Verkäufer bieten ihre Waren gerne an. Ist das Objekt der Begierde gefunden, sollte verhandelt werden. Nicht selten kommt es vor, dass zu Beginn der doppelte Preis genannt wird. So ein bisschen Hin und Her mit den Zahlen gehört einfach dazu. Und Zeit haben auf Djerba ja eh eigentlich alle. Warum dann in Hektik verfallen? Gut verpackt landet dann das gute Stück in der Tasche, immerhin soll es ja unbeschadet die Rückreise überstehen.

Beliebt sind auch handgemachte Kleidungsstücke. – Foto: Susanne Timmann

Neben den traditionellen Töpferwaren sind handgewebte Tücher und Kleidungsstücke beliebt. Klassische Muster und Farben überwiegen das Angebot. Abends wärmend und tagsüber gegen die Sonne schützend, sind die Stücke aus natürlichen Fasern quasi immer tragbar. Selbstverständlich finden sich auch die klassischen Andenken wie Stofftiere, am liebsten ein Kamel, Magnetsticker für den heimischen Kühlschrank und so manches „Stehrümchen“ springt den Besuchern ins Auge und oft in die Shoppingtasche.

Kulinarische Highlights

Im Restaurant El Hanout findet jeder sein persönliches Lieblingsessen. – Foto: Susanne Timmann

Nach so vielen Erlebnissen darf sich auch mal der knurrende Magen melden. In Houmt Souk gibt es einige, schöne Restaurants, die zum Verweilen einladen. Am Platz der  Kirche St. Joseph’s befindet sich ein ganz besonderes Restaurant, das El Hanout, Chefkoch Slim Khanchouch wurde seinerzeit in Deutschland mit einem Stern ausgezeichnet. Das gemütliche Restaurant liegt wunderschön mitten im Souk und ist der perfekte Spot, um eine wohlverdiente Pause mit Leckereien einzulegen.

Houmt Souk
Wajdi Borgi bietet auch Kochkurse an. – Foto: Susanne Timmann

Über DMO Djerba kann sogar ein Kochkurs gebucht werden. Unter anderen führt der Lebenskünstler Wajdi Borgi in die traditionelle, tunesische Küche ein. Nur regionale, ganz frische Produkte kommen hier in den Kochtopf. Salz und Pfeffer findet sich in „seiner“ Küche nicht. Der Eigengeschmack des Gemüses und der frischen Kräuter müssen für den Geschmack sorgen. Ein besonderes Erlebnis, bei dem der eigene Geschmackssinn sicherlich gefordert wird. Wie sehr wir doch an Salz und Zusatzstoffe gewohnt sind.

Traditionelle Keramikkunst

Houmt Souk
Auf dem Weg zur Keramikfabrik El Houch. – Foto: Susanne Timmann

Wer tiefer in das alte Kunsthandwerk der Töpferei eintauchen möchte, kann die Werkstatt der jungen Macher und Designern des Konzeptstores El Houch besuchen. Bei einem Blick in die Werkstatt von El Houch erklärt Keramikerin Marwa Dridi gerne und ausführlich den Herstellungsprozess. Ein Besuch lohnt sich sowohl in der Werkstatt als auch im Konzeptstore. Dort finden sich auch individuelle handgearbeitete Stücke wie ein Soundverstärker für das Smartphone aus Keramik.

Houmt Souk
Spannender Blick in die Werkstatt von El Houch. – Foto: Susanne Timmann

Auch finden sich im Shop die bekannten, dekorativen Figuren, die die alten, klassischen Gewänder mit weißem Mantel, bunten eingefasstem Schal und dem auffälligen, gelben Hut darstellen. Wer seinen Einkauf nicht herumschleppen möchte, kann sich diesen auch im Shop zurück legen lassen. Ein wirklich schönes Andenken an eine spannende Insel, auf der es immer und immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Und es ist ein schönes Gefühl, die Macher und Entwicklern Djerbas zu unterstützen.

Noch tiefer in die Töpferkunst eintauchen

Uralte Töpferkunst bei Fethi Sakal erleben. – Foto: Susanne Timmann

Nur circa 30 Autominuten in Richtung Süden befindet sich die Hochburg der traditionellen Töpferkunst. Im Städtchen Guellala gibt es uralte Töpferwerkstätten wie die von Fethi Sakal. Schon seit mehr als 400 Jahren wird hier, der ganz in der Nähe abgebaute Ton, durch Schwerstarbeit in wunderbare Tonkrüge verwandelt. Alleine das Entfernen des Wassers im Ton durch festes Treten mit den Füßen verlangt Kraft. Danach muss der zähe Ton so lange gewalkt werden, bis er sich geschmeidig verarbeiten lässt.

Mit einem kräftigen Schwung springt Fethi Sakal auf seinen per Fuß angetriebenen Töpferstuhl. Es ist einfach unglaublich in welcher Geschwindigkeit und Präzession dann ein neuer Krug entsteht. Nach dem Trocknen wird dieser im hauseigenen Brennofen gebrannt.

Übrigens: zerbrochene Krüge werden nachhaltig als Baumaterial verwendet. Fethi Sakal bietet Töpfer-Workshops für die ganze Familie an. Ein besonderes Erlebnis für Erwachsene und Kinder und eine wirkliche Abwechslung zu einem Tag am Strand. Weitere Informationen bei Fethi Sakal unter der Telefonnummer 00216 22 659 928.

Wissenswertes in Kurzform

Allgemeine Informationen zu Tunesien zum Beispiel auch das wunderschöne Sidi Bou Saïd unter www.explore-tunisia.com

Sidi Bou Saïd
Ein traditioneller Minztee gehört zu einem Besuch in Tunesien. – Foto: Susanne Timmann

Digitaler Djerba Guide 360°: Downloadbar in Google play und im App Store. Perfekt, da auch offline nutzbar mit ganz vielen Informationen, Tipps und Eventkalender.

Hoteltipp: Hotel Djerba Golf Resort & Spa,  Midoun tourist area, Djerba, Tunisia, Tel.: +216 75 74 69 10 oder Telefon 00216 75 74 69 18, info@djerbagolfresort.com, www.djerbagolfresort.tn

Zauberhafte Abendstimmung im Hotel Djerba Golf Resort & Spa. – Foto: Susanne Timmann

Anreise mit Tunisair: Tunisair bietet Abflüge von Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München auch nach Tunis. In den Flügen ist sogar ein Essen inkludiert. Weitere Informationen unter www.tunisair.com

Die guten Verbindungen mit Tunisair bieten sich für die Anreise an. – Foto: Susanne Timmann

Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung vom Tourismusverband Tunesien statt.

Susanne Timmann

lebt im Rheinland, ist aber in der Welt zuhause. Seit 2022 fungiert sie als stellvertretende Chefredakteurin des Mortimer Reisemagazins, für das sie Beiträge in Wort und (Bewegt-) Bild über Destinationen weltweit verfasst.

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