
Der Maler und Bildhauer Max Klinger würde aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommen. Seine geliebte „Toskana des Nordens“, in der er seinen Alterswohnsitz einrichtete, hat sich seit seinem Tod im Jahr 1920 prächtig herausgeputzt. Gepflegte Weinberge mit romantischen Weinberghäuschen und aufwendig restaurierte Klöster, Schlösser und Dome an idyllischen Flusslandschaften prägen das Landschaftsbild von Saale-Unstrut heute.

Die politische Wende und die Gründung zweier touristischer Straßen Anfang der 1990er Jahre waren der Anlass für die Sanierung historischer Gebäude und die Gründung privater Weingüter. Mit zwei bedeutenden Sonderausstellungen und zahlreichen Weinfesten erinnert die Region zwischen Leipzig und Weimar an ihre Geschichte und feiert „25 Jahre Straße der Romanik“ und „25 Jahre Weinstraße Saale-Unstrut“.
Schwierige Startbedingungen

Als die Straße der Romanik und die Weinstraße 1993 gegründet wurden, steckte die touristische Infrastruktur in Saale-Unstrut noch in den Kinderschuhen. Mit der Gründung war die Hoffnung verbunden, sie zu verbessern und als bedeutende Kultur- und Weinregion überregional wahrgenommen zu werden.

Noch zu DDR-Zeiten verfielen historische Bauwerke aus dem Hochmittelalter, teilweise waren sie in einem katastrophalen Zustand. Das Schloss Goseck aus dem 9. Jahrhundert wurde beispielsweise als Kornspeicher und Jugendherberge genutzt. Randalierer zerstörten und plünderten die Schlosskirche. Erst in den 1990er Jahren begannen die Sanierungsarbeiten, Ausstattungsstücke konnten zurückgeholt werden.
Vom Kloster zum Museum

Ähnlich erging es dem Kloster Memleben an der Unstrut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf den Ländereien des Klosters ein volkseigener landwirtschaftlicher Betrieb angesiedelt, im Kloster Kartoffeln eingelagert. Nach 1989 übernahmen ein Förderverein und die Gemeinde die Verantwortung und bauten ein Museum auf.

Schloss Goseck und das Kloster Memleben liegen an der Straße der Romanik, die auf rund 1.000 Kilometern durch ganz Sachsen-Anhalt führt. Sie gehört zu den beliebtesten Tourismusrouten Deutschlands und verbindet 88 Bauwerke aus der Zeit des Mittelalters miteinander. Das 25-jährige Jubiläum steht unter dem Motto „Pracht und Mythos“ und macht mit zwei Sonderausstellungen, Veranstaltungen und einer Festwoche vom 6. bis 13. Mai auf sich aufmerksam.
Sonderausstellung im Kloster Memleben
Das Kloster Memleben zeigt die aufwendige Sonderausstellung „Wissen und Macht. Der heilige Benedikt und die Ottonen“. Vom 7. Mai bis zum 15. Oktober 2018 werden auf zwei Etagen im Ostflügel der Klausur über 60 Exponate zu sehen sein. Einige davon zum ersten Mal. Sie erzählen von der Ankunft des Benediktinerordens im Unstruttal und von den weitreichenden Impulsen für die Kulturlandschaft.

Elf weitere Klosterorte begleiten die Sonderausstellung. Unter dem Titel „Kloster und Welt. Die Klosterlandschaft an Saale und Unstrut“ erfahren Besucher an den einstigen Zentren des Glaubens, wie Mönche und Nonnen lebten und welches Schicksal die Standorte über die Jahrhunderte ereilte. Auch montalbâne, eines der wichtigsten Festivals für mittelalterliche Musik in Europa, ist ein Partner des Projektes. Vom 6. bis 8. Juli ertönen in der Zisterzienserabtei Pforta mediävale Klänge.
Sonderausstellung im Merseburger Dom

Nur wenige Tage später eröffnet die Sonderausstellung „Thietmars Welt. Ein Merseburger Bischof schreibt Geschichte“ vom 15. Juli bis 4. November im Merseburger Dom. Hochrangige Leihgaben sowie ausgewählte Texte aus der Chronik des Geschichtsschreibers beschreiben Kaiserkrönungen und prachtvolle Hoftage, aber auch den Alltag der Burg- und Dorfbewohner, Hungersnöte und Gefahren.
Unterwegs auf der Weinstraße Saale-Unstrut“

Auch die Weinstraße Saale-Unstrut hatte eine ähnlich belebende Wirkung auf die Region wie die Straße der Romanik. Umfassten die Rebflächen 1986 vor dem eisigen Polarwinter, der größte Teile des Anbaus zerstörte, knapp 500 Hektar, hat sich das Qualitätsweinanbaugebiet heute auf fast 800 Hektar ausgedehnt. In der DDR gab es nur zwei große Betriebe: das Volkseigene Weingut Naumburg, das heutige Landesweingut Kloster Pforta und die
Winzergenossenschaft in Freyburg. Heute existieren mehr als 60 Weingüter, die mehr als 50 Rebsorten anbauen.

Hunderttausende Besucher sind jedes Jahr zu Fuß, mit dem Rad oder dem Boot auf der 60 Kilometer langen Weinstraße Saale-Unstrut unterwegs. Sie führt vom thüringischen Bad Sulza an der Saale über Naumburg zum Kloster Memleben an der Unstrut, der Ort, dem Kaiser Otto III. bereits im Jahr 998 Weinberge schenkte. Straußwirtschaften und Winzer bieten Kostproben der hervorragenden Weine. Das ehemalige Klostergut in Zscheiplitz bewirtschaftet heute der Winzer Bernard Pawis. 2013 wurde es in die Liste der 100 besten deutschen Weingüter aufgenommen. Von hier oben haben Besucher einen traumhaften Blick auf die Terrassenweinberge des Freyburger Schweigenbergs.
Höhepunkte im Jubiläumsjahr sind die Jungweinwochen vom 1. April bis 1. Mai, die große gemeinsame Jungweinprobe Saale-Unstrut und Sachsen am 4. Mai, die Tage der offenen Weinkeller und Weinberge am 4. und 5. August und das Freyburger Winzerfest vom 7. bis 10. September. Weinbergswanderungen, Kellerführungen, Weinproben, kulinarische Köstlichkeiten, Musik und Tanz begleiten die Veranstaltungen. Weitere Informationen unter www.saale-unstrut-tourismus.de. (tpr)
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G. Schröder
ist seit Kindestagen mit dem Reisevirus infiziert und bringt sich seit Jahr und Tag mit großem Engagement als gute Seele hinter den Kulissen in das Mortimer Reisemagazin ein.