Rees: Verstecktes Juwel am Niederrhein

Rees
Herzstück von Rees ist ohne Zweifel die gut 1.000 Meter lange Rheinpromenade. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Zugegeben, Rees liegt nicht weitab, aber doch ein Stück weit vom Schuss und nicht gerade an den Hauptverbindungsachsen. Es sei denn, man kommt auf dem Wasserweg über den Rhein. Die Autobahn und die Bahnlinie verlaufen hier in sicherer Distanz, verbinden den Westen Deutschlands mit den Niederlanden. Gleichwohl lohnt ein Abstecher in die 22.000-Seelen-Gemeinde am unteren Niederrhein, deren Geschichte bis in das Jahre 1228 zurückreicht. Damals verlieh der Kölner Erzbischof Rees die Stadtrechte. In der Folge hinterließen insbesondere die Spanier, Holländer und Franzosen sichtbare Spuren. Heute zeugen die gut erhaltene Stadtmauer mit ihren Türmen und die Kasematten von der mittelalterlichen Vergangenheit der ältesten Stadt am unteren Niederrhein.

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Geschichtsträchtig: der markante Mühlenturm. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Diese wird von Teilen der rund 700 Jahre alten Stadtmauer sowie dem Pegel-, Zoll- und Mühlenturm mit seinem Horizontobservatorium gesäumt. Beim Schlendern über die Promenade schweift der Blick nicht nur über den mächtigen Fluss und die vorbeifahrenden Schiffe, sondern auch auf zahlreiche Kunstwerke, die das einladende Uferareal verschönern. Darunter die Bronzeskulptur „Zwiegespräch“ oder „Freundschaft verbindet“ – beide von Jürgen Ebert.

Verwinkelte Gassen mit historischen Bauten

Backsteincharme prägt große Teil des Stadtkerns. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Derweil bildet der „Rhinkieker“ einen besonderen Blickfang auf dem Reeser Markt. Die Skulptur von Dieter von Levetzow blickt durch ein Seitensträßchen auf den stadtbildprägenden Rhein. Nur einen Steinwurf entfernt erhebt sich die St. Willibrord-Kirche mit ihren kunstvollen Glasfenstern. Die umliegende Altstadt wird von verwinkelten Gassen und historischen Gebäuden geprägt, die von der einstigen Blüte als bedeutender Handelsplatz an Deutschlands mächtigstem Fluss zeugen.

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Schöne Kombination: Kunst und Teile der historischen Stadtmauer. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Wer tiefer in die Geschichte von Rees eintauchen möchte, sollte dem Koenraad-Bosman-Museum einen Besuch abstatten, dessen Ausstellung einen anschaulichen Bogen von der Gründungszeit bis zur heutigen Entwicklung schlägt. Direkt unter dem Museumsgebäude befindet sich eine um das Jahr 1500 errichtete Kasematte für leichtere Geschütze.

Mittelalterliche Schmuckstücke

Die Skulptur „Freundschaft verbindet“ an der Rheinpromenade. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Neben der von 1848 und 1849 errichteten Scholten-Mühle gehört mit dem Haus Aspel eine mittelalterliches Schloss im Stadtteil Haldern, das bis zum Jahre 2023 eine Klostergemeinschaft beherbergte, zu den markantesten Bauwerken der Stadt. Nicht zu vergessen ist die Schlösser Hueth und Bellinghoven im Stadtteil Bienen.

Fast acht Kilometer lang ist das begeh- und befahrbare Planetenmodell. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Sehenswert ist zudem der Anfang des Jahrtausends angelegte, 5.500 Quadratmeter große Skulpturenpark mit zeitgenössischen Werken von Künstlern aus Deutschland und den Niederlanden. Seit Juni 2008 befindet sich zudem eine Bodensonnenuhr im Skulpturenpark, an der jeder Besucher selbst als Zeiger fungieren kann. Hier beginnt auch der einzige Planetenwanderweg. Zwischen Rees und dem Ortsteil Haffen-Mehr stellt dieser auf einer Länge von gut acht Kilometern die Planeten unseres Sonnensystems dar. Quasi ein Stück Wissenschaft, das im Vorbeigehen bestaunt und verinnerlicht werden kann.

Natur pur am Altrhein

Der Skulpturenpark ist voller spannender Blickfänge. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Ansonsten können sich Naturliebhaber vor allem beim Besuch der Naturschutzgebiete Reeser Altrhein und Bienener Altrhein an den Besonderheiten der Flora und Fauna erfreuen. So sind hier seltene Pflanzen wie die Schwanenblume sowie bedrohte Vogelarten wie die Trauerseeschwalbe zu bestaunen. Und so zählt das kleine Rees doch fraglos zu den kleinen Fluchten, die durchaus einen Besuch wert sind. Weitere Informationen unter www.stadt-rees.de.

Von der Rheinpromenade eröffnen sich schöne Blicke auf Deutschlands größten Strom. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Perfekte Lektüre für neue Blickwinkel

Mit spitzer Feder, aber nie ohne kritische Sympathie, entwirft Mathias Knoll in „Das Geheimnis der Vogelperspektive“ faszinierende Reiseskizzen, deren Blickwinkel immer wieder überraschen. Die minutiöse Beobachtung lässt spielerisch den Gedanken des Autors folgen und dieser geleitet den Leser mit seinen unterhaltsamen Kurzgeschichten in fremde Länder. Eine Kunst, die fraglos nicht viele Autoren beherrschen. Und so bilden die spanische Region Andalusien, Marokko, das italienische Siena, die Nordseeinsel Norderney und die Baleareninsel Mallorca Stationen einer fraglos begeisternden literarischen Rundreise aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel.

Erhältlich ist der 164 Seiten starke Band Das Geheimnis der Vogelperspektive (ISBN 978-3-939408-67-3) von Mathias Knoll für 14,99 Euro (Österreich 15,50 Euro) im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.