Kanada begeht seinen Nationalfeiertag

Nationalfeiertag
Ein Traum nicht nur am Nationalfeiertag: Die Shelter Cove in Kanada. – Foto Cycle Nova Scotia

Der 1. Juli ist Kanadas Nationalfeiertag. Der Tag, an dem Kanadier das Ahornland feiern. Und weil Kanada ein einziger gigantischer Outdoor-Abenteuerspielplatz ist, genießen die notorisch outdoorbegeisterten Kanadier den Tag am liebsten in der Natur. Etwa beim Hiken und Biken, am besten abseits der ausgetretenen Pfade. Für alle, die das Lebensgefühl der Kanadier selbst spüren wollen, kommen hier zehn Insider-Tipps für traumhafte Hiking- und Bikingtouren zwischen Atlantik, Eismeer und Pazifik – nicht nur zum Canada Day!

Viermal hundert wilde Inseln

-Louise Vessey

Auf den 100 Wild Islands unweit von Halifax in Nova Scotia ticken die Uhren so langsam wie die Gezeiten, die den Atlantik zwischen den Inseln hindurch drücken. Zu sehen gibt es urige Fischernester, windzerzauste Wäldchen, schroffe Felsenküsten und stille Landstraßen, über die mit Hummerreusen beladene Trucks rumpeln. Auf vier von Cycle Nova Scotia konzipierten Radrundfahrten können die Inseln erkundet werden: Clam Harbour Loop (35,7 Kilometer), Ostrea Lake Loop (28,8 Kilometer), Sober Island Loop (28,2 Kilometer) und Sherbrooke Loop (39,2 Kilometer).

Das ist Kanada: Null Autos, viel Sonnenuntergang

Stolze 435 Kilometer lang ist der autofreie Confederation Trail. – Foto Carrie Gregory/Tourism PEI

Endlose Strände, rotbraune Äcker, kaum Verkehr – Prince Edward Island bietet die perfekte Kulisse für Radfahrer! Die Mutter aller Radwege ist der 435 Kilometer lange autofreie Confederation Trail. Davon zweigen so viele Rundwege ab, dass Biker am besten dem Rat der Locals folgen: Die genießen ihren Meeresblick mit Sonnenuntergang besonders gern auf dem von St. Peters ausgehendenSt. Peters Loop (58 Kilometer), einer auf Asphalt angelegten Rundfahrt durch ein zeitlos schönes Ineinander grüner Felder, roter Felsen und blauem Meer. Besser geht Farbtherapie nicht!

Ahorn-Feeling pur!

Echter Ahornsirup hilft bei vielen Problemen, auch bei Muskelkater. Insofern sind Radler auf den Les Routes de l´Èrable in Québec goldrichtig. Die Ahorn-Routen rund um das hübsche Städtchen Plessisville führen auf 73 Kilometern durch die Sankt-Lorenz-Tiefebene mit Ahornwäldern und den hügeligen Ausläufern der Appalachen. Unterwegs führt ein Abstecher zum Manoir du Lac William. In dem schönen Resort lassen sich die ersten Zeichen von Muskelkater – nicht nur mit Ahornsirup – bekämpfen.

Waldbaden und Staunen

Prächtige alte Eisenbahnroute: der Okanagan Trestles Tour – Foto Don Weixl

Der Kettle Valley Rail Trail vom Myra Canyon hoch über Kelowna bis zum 80 Kilometer entfernten Penticton in British Columbia folgt einer stillgelegten Eisenbahntrasse. Der meist ebenerdige, geschotterte und technisch leichte Trail führt durch tiefe Wälder zu atemberaubenden Aussichten auf den Okanagan Lake. Spektakulär sind auch die historischen aber gut in Schuss gehaltenen Gerüstbrücken über scheinbare bodenlose Canyons mit tosenden Flüssen. Radeln mit Waldbaden, ein tolles Erlebnis!

Stiller Star mit Wow-Effekt

Wild romantsich: der Siffleur River Canyon unweit der gleichnamigen Wasserfälle. – Foto Pursuit Adventures

Hängebrücken und Flussüberquerungen, die herrlichen Kootenay Plains, drei Wasserfälle und eine tiefe Schlucht, dichter Wald und grandiose Blicke auf die Rocky Mountains: Nein, es handelt sich nicht um einen Trail am berühmten Icefields Parkway in Alberta, sondern um den 65 Kilometer westlich von Nordegg am David-Thompson-Highway beginnenden Siffleur Falls Trail. Das Juwel bietet Hikern das pure Kanada-Feeling ganz ohne Rummel – dazu die Gelegenheit, mit einheimischen Wandervögeln ins Gespräch zu kommen. Hin und zurück sind es gut 14 Kilometer. Kleiner Tipp: Am besten in Kleingruppen losziehen: Das „BearSmart“-Schild am Start ist durchaus ernst gemeint!

Mehr als Hinterland!

Wunderbar wanderbar ist auch der Ibex Ridge Trail in Yukon. – Foto Yukon Hiking

In Kanada, heißt es, beginnt die Wildnis gleich hinter der Stadtgrenze. In Whitehorse im Yukon beginnt sie sogar gleich vor der Haustür. Eine der schönsten Tageswanderungen des Territoriums, der Ibex Ridge Trail, startet ein paar Autominuten von der Hauptstadt entfernt am Alaska Highway. Neun Kilometer hin und zurück, klettert der schweißtreibende Trail zu einem steinigen Höhenrücken mit fantastischen Blicken ins wilde, leere Ibex Valley hinauf. Kanadas wildeste Wildnis auf dem Silbertablett!

Zwei Wasserfälle mit einem Spritzer Geschichte

Eine beeindruckende Urgewalt der Natur: die Pisew-Falls. – Foto Travel Manitoba

Ein echter Hingucker ist der rund 22 Kilometer lange Wanderpfad im Pisew Falls Provincial Park im nördlichen Manitoba, der entlang des Grass River zwischen den Wasserfällen Pisew Falls und Kwasitchewan Falls einer alten, im 18. Jahrhundert genutzten Pelzhandelsroute folgt. An den Pisew Falls fällt der Grass River gut 13 Meter tief in eine Schlucht, die Kwasitchewan Falls sind mit 14,2 Metern Fallhöhe Manitobas höchster Wasserfall! Früher schleppten Pelzhändler dort Kanus um die Fälle, heute nutzen Wanderer die traumhafte Location für die Zeltübernachtung.

Ab in die Prärie

Der Cypress Hills Massacre Trail in den Cypress Hills in Saskatchewan beginnt am rekonstruierten Fort Walsh. – Foto Cypress Hills Interprovincial Park

Der Cypress Hills Massacre Trail in den Cypress Hills in Saskatchewan beginnt am rekonstruierten Fort Walsh. Der Name lässt die Geschichte erahnen: Nachdem alkoholisierte Wolfsjäger dort 20 Assiniboine-Indianer getötet hatten, sollte der Polizeiposten Gesetz und Ordnung bringen. Der Trail führt an den Orten des tragischen Geschehens vorbei über die Falten der Cypress Hills zu zu wunderschönen Aussichtspunkten.

Wandern, wundern, repeat!

Kanada
Einfach atemberaubend: eine Wanderung durch das Nahanni National Park Reserve. – Foto Destination Canada

Zu dieser Tageswanderung in den Northwest Territories geht’s per Flieger von Fort Simpson aus, denn Straßen gibt es nicht. Als Landeplatz dient der South Nahanni River, die Wanderung führt dann durch das Nahanni National Park Reserve. Erst zu spektakulären Aussichtspunkten über die 96 Meter hohen und 260 m breiten Fälle, dann hinab zum Fuß der Fälle, auf gewundenen Pfaden, auf denen Paddler ihre Kanus, Rafts und Ausrüstung in Schubkarren zum Fluss hinunterschaffen. Aber noch ein bisschen Staunen aufheben: Der Flug zurück geht in den Sonnenuntergang.

Magisch auf Manitoulin

Einfach malerisch: der Cup and Saucer Trail, der nicht nur am Nationalfeiertag zu tollen Naturerlebnissen lädt. – Foto Max Coquard

Der Trail durch den schönen Laubwald Ontarios bergan ist easy. Oben ist jedoch kein Ort für Fehler: Absperrungen gibt es nicht, einige Felsspalten öffnen sich gleich neben dem Pfad. Der zehn Kilometer lange Cup and Saucer Trail in einen spektakulären Felsvorsprung und es wird schnell klar, warum die First Nations diese Insel im Lake Huron Manitoulin genannt haben: Der 180-Grad-Blick über den „Sitz des Großen Geistes“ zum North Channel ist schlicht atemberaubend, die Aura dieses bis heute für Zeremonien genutzten Ortes magisch.