Hopfen, Ahorn und Herzblut in Québec

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Viele der Mikrobrauereien in Québec bieten Probiersets ihrer Biere an. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Kanada mag auf den ersten Blick für Ahornsirup, Eishockey und unberührte Natur stehen – doch Québec besitzt eine fast 350 Jahre alte Biertradition. Bereits im jahre 1650 wurde die erste Brauerei in Québec und gleichzeitig Kanadas gegründet, was die lange Geschichte des Bierbrauens in der Region unterstreicht. Trotz Rückschlägen durch Prohibition und Monopolisierung hat sich Québec in den letzten Jahrzehnten zu einem Zentrum der Craft-Beer-Kultur entwickelt. Heute gibt es in der Provinz mehr als 300 Mikrobrauereien, die zusammen über 3.000 verschiedene Biersorten anbieten. Das bekannte Bière à l’épinette, das Fichtenbier, wurde ursprünglich zur Vorbeugung von Skorbut gebraut, wobei die Methoden der Ureinwohner wie die der Huronen mit den Brautechniken der Siedler verschmolzen. Zu den historischen Marken gehören Molson, Keith, Carling, Sleemann und Labatt.

Die Vielfalt der Biere im Osten Kanadas ist riesig. – Foto: GouvQc / Gaëlle Leroyer

Heute ist die Szene ist geprägt von Vielfalt und Experimentierfreude. Ob belgisch inspirierte Weißbiere, Stouts mit Kokosnuss und Vanille oder hopfenbetonte IPAs – die Brauereien setzen auf regionale Zutaten wie Ahornsirup, Wildbeeren oder Fichtenspitzen (bière à l’épinette) und kreieren damit Biere, die weit über ein klassisches Lager hinausgehen. Zu den bekanntesten Namen zählen Dieu du Ciel!, Unibroue, Le Trou du Diable sowie La Barberie. Besonders Montréal gilt als Hotspot, wo Lokale wie Le Saint Bock mit Hunderten Biersorten oder Vices & Versa mit über 30 Zapfhähnen die enorme Bandbreite der Szene zeigen.

Bierproduktion in kleinen Mengen

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Natürlich wird in Québec auch im Stile des Oktoberfests gefeiert. – Foto: GouvQc / Gaëlle Leroyer

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird beim Bierbrauen großgeschrieben. Viele Craft-Brauereien setzen ausschließlich auf Zutaten von kleinen lokalen Produzenten. Darüber hinaus werden die Biere nur in kleinen Mengen gebraut. Zum Teil werden sogar Brauereiabfälle zur Herstellung von hausgemachtem Gebäck wiederverwendet. Die Brauerei 11 Comtés in den Cantons-de-l’Est beispielsweise zelebriert die regionale Bierkultur auf dem Teller, und jeder Besuch wird zu einem kulinarischen Erlebnis, begleitet von herzlichen Geschichten, die von den Braumeistern erzählt werden.

Auch Besonderheiten wie ein Blaubeerbier sind im Ausschank. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Gerade in den Mikrobrauereien herrscht eine lebendige und gastfreundliche Atmosphäre; gleichzeitig wird hier eindrucksvoll unterstrichen, wie sich in Québec alte Brautradition und moderne Kreativität verbinden lassen. Die Mikrobrauereien der Provinz beweisen das ganze Jahr über, dass Bierkultur diesbezüglich keine Grenzen kennt. Weitere Informationen unter www.bonjourquebec.com.

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Essgenuss und Bier gehören in Québec häufig untrennbar zueinander. – Foto: GouvQc / Ghyslene Lablack

Buchtipp für Bierliebhaber und Genussmenschen

Realität ist der Zustand, der aus Mangel an Alkohol entsteht, lehrt eine irische Trinkweisheit. Frei übersetzt bedeutet dies wohl, dass das Leben – nüchtern betrachtet – nur besoffen zu ertragen sei. Aber wir wollen die Vorliebe zum Alkohol nicht bewerten. Das muss ein jeder mit sich und seiner Leber alleine ausmachen. Gleichwohl kommt es immer wieder vor, dass der eine oder andere mal einen über den Durst trinkt. Dies bleibt zumeist ohne Folgen. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich so mancher in solchen Fällen den zuvor konsumierten Alkohol noch einmal durch den Kopf gehen lässt und dass das Bett mit einem Karussell zu fahren scheint.

Die Trinkgewohnheiten und -vorlieben vieler Zeitgenossen flossen dann auch in die augenzwinkernde Hommage an alle, die durchaus dem Alkohol nicht völlig abgeschworen haben, ein. So oder so dürfte bei den Geschichten rund um Bier, Wein, Champagner und andere hochgeistige Getränke, die Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab in seinem neuen Buch unter dem Titel Ich trinke, dann kannst du fahren zusammengetragen hat, kein Auge trocken bleiben.

So erfährt nicht nur der trinkfreudige Leser wie lange die Menschen rund um den Erdball für ein Glas Bier arbeiten müssen, wie viel Bier in den Schnäuzer dieser Welt hängen bleibt und wieso Wein sowohl die Intelligenz fördern können soll als auch vor intensiver Sonneneinstrahlung schützt. Daneben geht es beispielsweise um Kuriositäten wie Bier aus Käse oder Bier für Hunde oder um die Frage, warum auf Kreuzfahrten der Alkoholkonsum deutlich ansteigt.

Erhältlich ist Ich trinke, dann kannst du fahren (ISBN 978-3-7115-2765-3) von Karsten-Thilo Raab ab für 18 Euro im Buchhandel.

Mortimer

Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.