
Nürnberg ist ein facettenreiches Reiseziel, in dem Geschichte, Kultur, Lebensfreude und Genuss vielfältig miteinander verwoben sind. Unsere Entdeckungstour führt zu einer Auswahl unbedingt sehens- und besuchenswerter Nürnberger Attraktionen und gibt Tipps zur Einkehr und Übernachtung.
Ein Turm, Albrecht Dürer und ein Henkersteg

Wir starten mit einem Besuch der mittelalterlichen Nürnberger Burg. Hier empfehlen wir einen Aufstieg auf den Sinwellturm. Der runde, repräsentative Hauptturm der Kaiserburg ist nicht so einfach zu bezwingen. 113 Stufen müssen überwunden werden, dann belohnt der „gewaltig runde“ Turm – so die neuhochdeutsche Übersetzung des mittelhochdeutschen „sinwell“ – seine Besucher mit einem beeindruckenden Rundumblick über die Stadt.

Unterhalb der Burg liegt das Albrecht-Dürer-Haus. Ab 1509 lebte und arbeitete Albrecht Dürer bis zu seinem Tod 1528 in dem stattlichen, vierstöckigen Fachwerkhaus. Das Haus überstand als eines der wenigen Häuser in Nürnberg wie durch ein Wunder den Zweiten Weltkrieg unzerstört. Das dortige Museum bietet in authentischer Umgebung einen faszinierenden Einblick in das Leben und Schaffen der wohlhabenden Bürger Anfang des 16. Jahrhundert. In einer Mal- und Druckwerkstatt werden die Techniken der damaligen Zeit vorgeführt, die auch Dürer für sein Kunstschaffen verwendete. Abgerundet wird die Museumsausstellung durch hochwertige Gemäldekopien von Dürers Hauptwerken.

Fachwerkromantik und mögliche Gruselgefühle verspricht ein Abstecher zum Henkersteg. Dieser Holzsteg führt über die Pegnitz zur alten Stadtbefestigung mit dem Henkerturm und dem Henkerhaus. Vom 15. bis zum 19. Jahrhundert wohnten hier am Rande der Stadt die Henker und ihre Gehilfen. Heute beherbergt das Henkerhaus eine anschauliche Ausstellung zur Nürnberger Rechts- und Kriminalgeschichte.
Vom Henkerhaus zum Friedhof
Auf Reisen einen Friedhof zu besuchen ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Den etwas abseits der Altstadt gelegenen historische St. Johannisfriedhof aber sollte man als Ausflugsziel einplanen. Auf diesem idyllischen Friedhof wird Geschichte greifbar.

Hier befindet sich die letzte Ruhestätte Albrecht Dürers sowie vieler bedeutender Persönlichkeiten wie Meistersinger Hans Sachs, ein Schumacher und Poet dazu, Philosoph Ludwig Feuerbach, sein Neffe und Maler Anselm Feuerbach und der reiche Patrizier und Ritter Wolfgang Müntzer. Dessen signifikante, sieben Meter hohe Grabstele auf dem Friedhof ist unübersehbar. In unmittelbarer Nachbarschaft zum St. Johannisfriedhof befinden sich die im Barockstil angelegten Hesperidengärten, in denen man ohne Gräber entspannen und verweilen oder im angrenzenden Gartenlokal sich stärken kann.
Tradition trifft auf Moderne

Der „Narrenschiffbrunnen“, ein Werk des Bildhauers Jürgen Weber aus dem Jahr 2007, ist ein Beispiel für eine moderne Interpretation historischer Motive. Die 3,60 Meter hohe Bronzeskulptur nimmt Bezug auf Albrecht Dürers Holzschnitte zur Moralsatire „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant (1497). Die expressiven und allegorischen Figuren thematisieren aktueller denn je die Vergänglichkeit der Welt zusammen mit einem Appell gegen Umweltzerstörung, Krieg und Gewalt.

Das 1984 ebenfalls von Jürgen Weber geschaffene „Ehekarussell“ am Ludwigsplatz ist ein weiterer Blickfang. Dieser größte europäische Figurenbrunnen des 20. Jahrhunderts ist inspiriert von einem Gedicht des Meistersingers Hans Sachs und zeigt sechs plastisch-drastische Szenen aus dem Eheleben von der Verliebtheit bis zum Tod. Beide Installationen verbinden eindrücklich historische Bezüge mit zeitgenössischem künstlerischen Schaffen.
Herausragende historische Kunstwerke
Ein glanzvolles Zeugnis mittelalterlicher Kunst ist der „Schöne Brunnen“ am Hauptmarkt, errichtet zwischen 1385 und 1396. Er ist 19 Meter hoch und in Form einer geschmückten gotischen Turmspitze erbaut. Mit seinen 40 bemalten Figuren, die das Weltbild des Heiligen Römischen Reiches symbolisieren, gehört er zu den wichtigsten Wahrzeichen Nürnbergs.

In der Lorenzkirche, einem herausragenden Beispiel spätgotischer Baukunst, befindet sich der berühmte „Englische Gruß“ von Veit Stoß, den der berühmte Künstler in den Jahren 1517/18 erschaffen hat. Diese großartige, spätgotische Holzplastik stellt die Verkündigung des Herrn in tief beeindruckenden ca. zwei Meter hohen Lindenholzfiguren dar. Tipp: In der Lorenzkirche finden regelmäßig kostenlose und hörenswerte Orgeldemonstrationen statt.

Felsengänge und Rotbier
Bereits im 14. Jahrhundert gruben die Nürnberger Bürger ein Labyrinth aus Felsengängen unter ihre Stadt. Diese Historischen Felsengänge, erstmals 1380 urkundlich erwähnt, dienten ursprünglich der Reifung und Lagerung des roten Nürnberger Stadtbiers und reichen bis zu zwanzig Meter in die Tiefe. Während des 2. Weltkriegs boten die Felsengänge Bevölkerung aber auch Schutz vor Luftangriffen. Dieses beeindruckende Stollen- und Kellersystem unter der Altstadt kann in einer einstündigen, spannenden und unterhaltsamen Führung besichtigt werden. Da die Temperaturen in den Felsengängen jahreszeitenunabhängig immer recht kühl sind und der Boden feucht ist, sollte man auf angemessene Kleidung und gutes Schuhwerk achten.

Die kleine, private Hausbrauerei „Altstadthof“ nutzt auch heute noch einen Teil dieser historischen Gewölbe. Im Rahmen der Führung kann man zum Abschluss die kleine Brauerei besichtigen. Hier reifen neben dem traditionellen Nürnberger Rotbier zwölf verschiedene Biersorten sowie prämierte Whiskys, alle in rein biologischer Herstellung, die man in der Gaststätte der Brauerei probieren kann. Im „Altstadthof“ wird noch immer mit Kupferkesseln und hölzernen Gärbottichen gearbeitet, wodurch der authentische Charakter des handwerklichen Brauens erhalten bleibt.
Einkehrtipps
Schräg gegenüber vom Dürerhaus findet man in der Gaststätte „Zum-Albrecht-Dürer-Haus“ eine ausgefallene Spezialität des Hauses auf der Speisekarte – die „Brezel-Pizza“. Bei dieser Eigenkreation wird für den Pizzaboden Laugenteig verwendet – wie bei einer richtigen Brezel. Wir haben uns für die „fantastische Fränkin“ entschieden: eine Pizza aus Laugenteig, belegt mit Schmand, Bratwurst, Sauerkraut, kleinen Salzbrezeln,Tomaten und Käse. Eine unorthodoxe Zusammenstellung, die uns tatsächlich geschmeckt hat.

Ein Besuch im nostalgischen Wirtshaus „Trödelstuben“ versetzt den Gast in vergangene Zeiten Nürnbergs. Mit ihren bunten Butzenscheibenfenstern und einem Sammelsurium an alten Andenken und historischen Utensilien mag die Gaststätte für den einen oder anderen etwas kitschig wirken. Wir finden sie aber durchaus originell. Und den fränkischen Sauerbraten mit Lebkuchensoße und Rotkohl absolut empfehlenswert.

Ein weiterer kulinarischer Tipp ist der Nürnberger Handwerkerhof am Königstor. Hier ist es zwar sehr touristisch, aber ein Besuch lohnt trotzdem. In dem mittelalterlich gestalteten Hof mit seinen verwinkelten Gassen und Fachwerkhäuser kann man nicht nur traditionelle Handwerkskunst wie Zinngießen oder Brandmalen bestaunen, sondern auch zünftig essen.

Unser Tipp: im rustikalen Restaurant „Bratwurstglöcklein“ gibt es in einem urigen Ambiente frische und schmackhafte traditionelle Nürnberger Gerichte wie ofenfrisches Schäufele oder die berühmten Nürnberger Rostbratwürstchen direkt vom Buchenholzgrill. Aber aufgepasst: ist die frische Ware aufgebraucht, gibt es das jeweilige Gericht erst wieder am nächsten Tag.
Im „LEVI“ im „Leonardo Royal Hotel Nürnberg“ findet man ein modernes, außergewöhnliches Restaurantkonzept. Die Speisekarte des Restaurants orientiert sich an der Küche des östlichen Mittelmeeres, mit sehr vielen Kräutern, vielen leichten Gerichten und vielen original israelischen Zutaten.

Im „LEVI“ wird dabei nicht strikt levantinisch gekocht, sondern hier setzt man auf die gelungene Verbindung von levantinischer Küche mit französischem Kochhandwerk. Wie z. B. bei der rosa gebratene französische Entenbrust mit einem israelischen Süßkartoffelstampf, einer Datteljus und geschmortem Römersalatherz. Eine innovative, geschmacklich überraschende und ansprechende Küche – und eine schöne Abwechslung allemal.
Sich entspannt betten

Zentral und unmittelbar neben dem Bahnhof liegt das „Leonardo Royal Hotel Nürnberg“. Das stylishe Hotel punktet mit komfortablen Zimmern, einer coolen Bar, seinem „LEVI“ Restaurant und einem frischen Farbdesign, das mit seinen außergewöhnlichen Collagen und Fotokreationen in den Hotelfluren und Zimmern immer wieder Bezug nimmt auf die Geschichte und Architektonik Nürnbergs. Ganz besonders möchten wir die überragende Auswahl des Frühstücksbüfetts hervorheben.

Einen Aufenthalt der besonderen Art bietet das „Design Hotel Vosteen“ seinen Gästen. Das privat geführte Design Hotel ist im Vintage-Stil der 50er Jahre eingerichtet. Viele Einrichtungsgegenstände sind original aus der Zeit. Aber keine Angst: auf modernen Komfort muss man dabei nicht verzichten. In der Nähe der Nürnberger Burg und der Altstadt gelegen, sorgt ein Aufenthalt in diesem originellen und sehr persönlich geführten Hotel bestimmt für positiven Gesprächsstoff.

Peer Völz
lebt in Hannover und findet, dass nicht nur Niedersachsens Landeshauptstadt eine Reise wert ist. Der freie Reisejournalist und Autor schreibt seit 2019 regelmäßig für das Mortimer-Reisemagazin.
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