Schiffstest: An Bord der Vasco da Gama

Vasco da Gama
Die Vasco da Gama von nicko cruises verkehrt weltweit. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Wer zum ersten Mal die Gangway betritt, mag sich für einen kleinen Moment in einem Labyrinth wähnen. Keine Sorge, es ist „nur“ die Vasco da Gama und kein Schiffsriese. Kreuzfahrtnovizen finden sich wieder in einer Welt, die sich über zwölf Decks erstreckt. Jedes Deck hat seinen eigenen Stil – vom Sonnendeck, das zum Müßiggang einlädt, bis zum Lido-Deck, das pulsierende Herz des Schiffs, wo Lachen und die Meeresbrise miteinander tanzen.

Mit ihren 219 Metern Länge und 31 Metern Breite ist die Vasco da Gama so etwas wie der Boutique-Hotel-Typ unter den Kreuzfahrtschiffen. Sie bietet Platz für rund 1.000 Passagiere – genug Raum für Entspannung, aber nicht so viel, dass man sich wie in einem schwimmenden Einkaufszentrum verliert. Wer hier an Bord geht, merkt schnell: Das ist kein Massentourismus, das ist maritime Maßarbeit.

Größenplus und Nachhaltigkeit

Vasco da Gama
Zum Teil überaus elegant lässt es sich von Deck zu Deck wechseln. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die überschaubare Größe erlaubt es dem Schiff, auch kleinere Häfen anzusteuern, die den ganz großen Pötten verwehrt bleiben. Ein klarer Vorteil für alle, die lieber in verwinkelten Altstädten flanieren als in Containerterminals landen. Fast müßig zu erwähnen, dass das Schiff über einen Landstromanschluss verfügt – klingt technisch, ist aber ein Umweltbonus.

Bei schönem Wetter lädt die Poollandschaft auf Deck 11 zum Plantschen ein. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Pluspunkte in Sachen Nachhaltigkeit gibt es auch für eine Reihe von kleineren Maßnahmen. Dazu gehört unter anderem, dass es in den Restaurants keine Papier-, sondern Stoffservietten gibt. Aber auch, dass es kein klassisches Buffet-Restaurant vorhanden ist, sondern neben den vier Bedienrestaurants mit dem Club Bistro ein Restaurant gibt, in dem den Gästen ganz nach individuellem Wunsch die Teller – so oft sie mögen – gefüllt werden, was dazu führt, dass weniger Speisen verschwendet werden.

Bettengröße im Vergleich

Im Gegensatz zu den öffentlichen Bereichen an Bord sind die Kabinen eher schlicht, aber zweckmäßig ausgestattet. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Kabinen? Perfekt in Raum und Ruhe. Ob preiswerte Innenkabine mit 13 bis 21 Quadratmetern, lichtdurchflutete Außenkabine mit bis zu 23 Quadratmetern oder die Suite mit Balkon – hier findet jeder seine persönliche Koje mit Wohlfühlfaktor. Und wer alleine reist, darf sich über spezielle Studios für Singles freuen.

Vasco da Gama
Auf Deck 7 und 8 finden sich zahlreiche gemütliche Sitzgelegenheiten. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Während das Schiff selber große Gemütlichkeit verbreitet, sind die Kabinen eher schlicht, aber funktional eingerichtet. Äußerst erfreulich ist die Tatsache, dass die Betten für ein Kreuzfahrtschiff relativ breit und komfortabel sind. Fast schon meditativ ist das Brummen des Motors und das leichte Suren der Klimaanlage, während die Wellen einen sanft in den Schlaf schaukeln.

Genussmomente an Bord

Das Waterfront Restaurant erfreut sich großer Beliebtheit. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Die Vasco da Gama ist ein schwimmender Genuss-Tempel. Von asiatischer Finesse im Fusion Restaurant bis hin zur mediterranen Küche – hier findet sich alles, was Herz und Gaumen begehren. Und hier gibt es keine Massenabfertigung, sondern eine kulinarische Entdeckungsreise mit einem Hauch Seeluft gewürzt. Jedes der fünf Restaurants – von der feinen Küche des Waterfronts bis zum legeren The Grill – hat seinen eigenen Charakter. Man kann sich jeden Abend neu entscheiden, in welcher Ecke der Welt man speisen möchte. Dazu gesellen sich sieben Bars und Cafés.

Die zumeist klein portionierten Gerichte werden liebevoll zubereitet. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Portionen auf den Tellern sind in der Regel eher klein. Dies hat zum einen den Vorteil, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden, aber zum anderen auch den Effekt, dass der Gast, der immer wieder nachbestellen kann, verschiedene Dinge probieren kann.

Vasco da Gama
Mit großer Hingabe bereitet das internationale Küchenteam die Speisen vor. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Im Mediterranean und im Waterfront zieren zum Frühstück elegante Etageren mit einer kleinen Käse-, Wurst- und Marmeladenauswahl den Tisch als Ergänzung zum kleinen Menü mit frisch zubereiteten Eierspeisen sowie einem Büffet.

Entspannung und Unterhaltung

Vasco da Gama
Shows und Musik sorgen allabendlich für beste Unterhaltung. – Foto: Susanne Timmann / Mortimer Reisemagazin

Auch die Freizeitangebote sind auf puren Genuss ausgerichtet. Anstatt verrückter Attraktionen gibt es eine Oase der Ruhe und Entspannung im Wellnessbereich. Man kann sich im Fitnessstudio auspowern, aber der schönste Sport ist immer noch der Spaziergang an Deck, während der Wind durch die Haare weht. Das Hollywood’s Theater bietet Abendunterhaltung, die mal fesselt, mal unterhält. Und wer den Tag bei einem guten Drink ausklingen lassen möchte, findet etwa im Blue Room, der Ocean Bar oder dem Captain’s Club den perfekten Ort bei dezenter Klaviermusik.

Vasco da Gama
Natürlich dürfen an den Bars schmackhafte Cocktails nicht fehlen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Vasco da Gama ist kein Kreuzfahrtschiff der Superlative. Es hat keine Wasserbahnen, die vom 20. Stock über das Meer schießen. Es gibt keine Kletterwände, die einen in den Himmel befördern. Kein Casino, in dem man Haus und Hof riskieren kann. Und das ist auch gut so. Die Besonderheit dieses Schiffes liegt in seiner Gemütlichkeit. Man fühlt sich hier wie in einem kleinen Dorf auf dem Meer.

Tipps für den Kapitän

Kapitän Adrian Firsov hat immer auch ein Ohr für die Bedürfnisse und Wünsche der Gäste. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Und dann gibt es noch diese kleinen Details, die die Seereise besonders machen wie der Kapitän, der die Gäste persönlich zum Landgang verabschiedet. Gerne schreitet der oberste Schiffsführer abends, sofern es seine vielschichtigen Aufgaben erlauben, durch die Restaurants, um den Gästen einen guten Appetit zu wünschen und mit dem einen oder anderen ein wenig zu plaudern. Oder dass den Gästen bei der Rückkehr vom Landausflüge beim Einschiffen wahlweise ein Wasser oder warmer Tee gereicht wird.

Vasco da Gama
Als kleines Kreuzfahrtschiff kann die Vasco da Gama nahezu alle Häfen anlaufen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

„Wir haben 1,008 Gäste und damit 1,008 Kapitäne“, nimmt es Kapitän Adrian Firsov mit Humor, wenn Passagiere ihm Tipps geben wollen, wie er den Ozeanriesen manövrieren soll oder welche Route er besser einschlagen sollte, um von A nach B zu gelangen. Dabei genießt für den gebürtigen Rumänen die Sicherheit an Bord der Vasco da Gama stets oberste Priorität.

Auch Passagiere der etwas anderen Art genießen schon mal das Kreuzfahrtfeeling an Bord. – Foto: Susanne Timmann / Mortimer Reisemagazin

„Man sollte nie versuchen, mit der Natur zu kämpfen“, erläutert Firsov, dass beispielsweise bei starkem Wind und hohen Seegang die Geschwindigkeit reduziert werden muss, damit das Schiff nicht zu sehr ins Wanken gerät. Der Unbill des Wetters kann hier und da auch dazu führen, dass bestimmte Häfen nicht wie geplant angelaufen werden können.

Die Multi-Kulti-Crew

Im Club Bistro finden sich auch einige Hochtische, für alle, die mit Fernsicht speisen mögen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Das überwiegend asiatische Personal, das sich aus 37 Nationen rekrutiert, besticht durch Seebären-Charme gepaart mit höflicher Aufmerksamkeit. Allerdings sind die meisten der Servicekräfte des Deutschen nur bedingt mächtig, so dass – wie auf vielen Kreuzfahrtschiffen – die Bordsprache überwiegend Englisch ist. Gleichwohl ist die Stuttgarter Reederei nicko cruises bemüht, das Personal gezielt zu schulen und zu fördern.

Vasco da Gama
Freunde asiatischer Genüsse kommen im Fusion auf ihre Kosten. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

„Wir bieten mehrmals täglich eine Stunde Deutschunterricht für die Crewmitglieder an“, freut sich Hoteldirektor Arian Schneider, dass das Angebot sogar von den Maschinisten, die gewöhnlich nicht in Kontakt mit den Passagieren stehen, angenommen wird.

Der Blue Room zählt zu den populärsten Bars an Bord. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Insgesamt umfasst das Personal an Bord 110 Mitarbeiter im Maschinenraum und auf der Brücke, sowie 405 Kräfte im Servicebereich. Gemessen an der Zahl der knapp 1.000 Passagiere ein Verhältnis von 1:2. Ein Wert, mit dem Hotels an Land nicht mithalten können. Was natürlich auch der aufwendigen Logistik sowie der Technik an Bord geschuldet ist.

Kontakt zu den Passagieren

Vasco da Gama
Von The Dome genießt man tagsüber eine tolle Aussicht, abends gibt es Livemusik oder DJs legen hier auf. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

„Wir sind teilweise fast schon betreutes Reisen“, flachst dann auch Kreuzfahrtdirektor Michael Schuller. Der wortgewandte Österreicher würde sich hier und da ein bisschen mehr Eigenverantwortung bei den Gästen wünschen, was sich durchaus positiv auf die Tagesabläufe an Bord auswirken würde. So versucht Schuller immer wieder, die Gäste über verschiedene Kanäle wie Durchsagen, Aushängeschilder und das im Zimmer ausliegende Tagesprogramme über alles Relevante zu informieren. Wohl wissend, dass manches gebetsmühlenartig wieder und wieder wiederholt werden muss, um sicher zu stellen, dass alle Passagiere gleichermaßen informiert sind.

Auf Deck 7 und 8 findet sich so manches ruhiges Plätzchen. – Foto: Susanne Timmann / Mortimer Reisemagazin

Ein kleines Kuriosum ist die Tatsache, dass nahezu alle Uhren in den Treppenhäusern falsch gehen. Vielleicht ist es Teil des Konzepts, damit der Gast denkt, Zeit spielt an Bord und im Urlaub absolut keine Rolle. Oder es ist der Tatsache geschuldet, dass die meisten Gäste ohnehin immer die Fahrstühle nutzen, um die Etagen zu wechseln.

Abseits der Weltreisen erfreuen sich vor allem die Nordeuropa-Touren großer Beliebtheit. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Übrigens, die Vasco da Gama segelt unter portugiesischer Flagge. Daher wird der Name des Schiffes auch „Waschhko da Gama“ ausgesprochen.

Bewertung des Mortimer Reisemagazins

Dank ihrer vergleichsweise kleinen Größe für ein Kreuzfahrtschiff versprüht die Vasco da Gama eine besondere Gemütlichkeit. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

In jeder Kategorie werden maximal fünf Sterne vergeben:

  • Kreuzfahrtflair ∗∗∗∗
  • Ausstattung ∗∗∗
  • Sauberkeit ∗∗∗∗
  • Essen & Trinken ∗∗∗
  • Service ∗∗∗∗
Die Vasco da Gama versteht es, Fernweh zu wecken. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Fazit: Die Vasco da Gama ist ein Schiff mit Seele, eine schwimmende Hommage an die goldene Ära der Seefahrt, als die Reise selber genauso wichtig war wie das Ziel. Kein protziger Ozeanriese, sondern ein stilvoller Klassiker mit Charakter. Es ist ein Schiff für Liebhaber des Meeres und der Entspannung, die die Welt in aller Ruhe zu entdecken und dabei ein Zuhause auf den Wellen finden möchten.

Abendstimmung auf der Nordsee. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Recherchereise fand – ohne Einfluss auf die journalistische Ausarbeitung – auf Einladung / mit Unterstützung von nicko cruises statt.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.