
Die Weinherstellung in Georgien blickt auf eine über 8.000-jährige Geschichte zurück. Der Qvevri ist bis heute das Herzstück der traditionellen Weinherstellung in Georgien. Ein Qvevri ist ein großes, eiförmiges Tongefäß mit schmalem Boden und einer weiten Öffnung an der Oberseite, das so weit vergraben wird, dass nur der Rand des Gefäßes über der Erde sichtbar bleibt. Die Tradition der Weinherstellung in Qvevris ist so sehr in der georgischen Kultur verankert, dass sie im Jahre 2013 von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt wurde.

Georgien beherbergt mehr als 500 einheimische Rebsorten – etwa ein Sechstel aller Rebsorten weltweit. In den dortigen Weinbergen wachsen auch gefährdete Rebsorten, die nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Zu den beiden bekanntesten gehören die Rkatsiteli (weiß) und die Saperavi (rot).Die regulatorische Struktur der EU zur Definition geschützter Ursprungsbezeichnungen gilt auch in Georgien. Bis heute hat das kleine Land 24 Weinbezeichnungen mit geschützter Ursprungsbezeichnung registriert. Das wichtigste Weinanbaugebiet nach Fläche ist mit 72,4 Prozent der Gesamtanbaufläche die Region Kakheti.
Unzertrennlich: Musik und Wein

Teil der georgischen Kultur ist neben dem Wein die Musik. Mikheil Chonishvili vom Weingut Chonas Marani verbidnet beides in Perfektion, produziert beleibte Weine und rückt als Sänger immer wieder in den Fokus, wie er im nachstehenden Interview unterstreicht:

Du hast zwei sehr unterschiedliche Berufe: Winzer und Sänger. Was verbindet diese beiden Berufe? – Georgischer Gesang und Weinherstellung sind auf natürliche Weise eng miteinander verbunden, da unsere Kultur auf beiden basiert. Einer der berühmtesten unserer Gesänge aus dem 12. Jahrhundert ist „Shen khar Venakhi“, was „Du bist der Weinberg“ bedeutet. In diesem Lied wird der Weinberg mit der heiligen Mutter verglichen. Beim traditionellen georgischen Festessen – der Supra – singen wir beim Weintrinken spezielle polyphone Lieder. Wir besingen im „Mravalzhamier“ die Unendlichkeit des Lebens. Die Wurzeln des Weins und des Gesangs sind also irgendwie miteinander verbunden. Für mich war das Singen sogar eine Inspiration, mit dem Weinbau zu beginnen. Ich versuche, diese beiden Tätigkeiten in Einklang zu bringen, ohne dass die eine die andere überlagert.
Mit den Reben sprechen

Welche Rolle spielt Musik im Alltag eines Winzers? – Wir können nicht sagen, dass alle Winzer eine besondere Beziehung zu Musik oder gar zur traditionellen Polyphonie haben. Aber selbst diejenigen, die nicht laut singen, tragen die Lieder in ihren Herzen. Ich kenne Winzer, die während der Arbeit im Weinberg mit den Reben sprechen und singen.

Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus? – Morgens geht es in den Keller oder Weinberg – meist gemeinsam mit meinen Eltern. Ich kommuniziere mit Importeuren und lokalen Weinkäufern und empfange Naturweinliebhabende auf unserem Familienweingut. Ich probiere bekannte oder neue Weine in einigen Weinbars. Außerdem habe ich einige Konzerte mit meiner Gesangsgruppe „Alilo“. Dazu kommen noch die Aufgaben in meiner Familie, da ich eine Frau, vier Kinder und einen Hund habe – einen schokoladenbraunen Labrador namens Lui, der immer für gute Laune sorgt.
König und Königin der Trauben

Dein Weingut liegt in Kachetien. Was ist das Besondere an dieser Region? – Unser Weingut – Chona’s Marani – liegt in der Altstadt von Telawi. Die Stadt wurde schon im 2. Jahrhundert erwähnt und ist heute das Zentrum der Region Kachetien. Kachetien ist die wichtigste und größte Weinregion Georgiens. Unsere Weinberge liegen im Schutzgebiet Tsinandali, das als eine der besten Lagen für Weiß- und Amberweine gilt. In dieser Gegend bauen wir unsere weißen Trauben an. Ein weiterer Weinberg befindet sich im Schutzgebiet Mukuzani, das auch als Anbaugebiet für rote Trauben – Saperavi – bekannt ist. Wir stellen sowohl bernsteinfarbenen als auch roten trockenen Wein nach traditioneller kachetischer Technologie her. Das bedeutet, dass der Wein auf natürliche Weise im Qvevri in Kontakt mit der Schale bleibt. Wir führen auch einige neue Experimente durch, die für uns und unsere Kundschaft interessant sind, da die Naturweinherstellung immer auch unsere Improvisation fordert.

Hast du eine Lieblingsrebsorte und warum? – Wir sagen, dass Georgier einen König und eine Königin der Trauben haben, und das sind Saperavi und Rkatsiteli. Diese beiden sind auch meine Favoriten, weil sie sehr komplexe und interessante Trauben sind, aus denen man verschiedene Weinstile gewinnen kann. In der Naturwein-Herstellung bilden diese beiden das Rückgrat. Aber in unserem Weinberg haben wir auch andere interessante Rebsorten: Mtsvane und Kisi – das sind ebenfalls sehr alte und berühmte Trauben. Was ins Glas kommt, hängt oft von der Stimmung – und vom Essen – ab. Insgesamt gibt es in Georgien etwa 525 verschiedene Rebsorten.
Buchtipp: Weinselige Lektüre
Realität ist der Zustand, der aus Mangel an Alkohol entsteht, lehrt eine irische Trinkweisheit. Frei übersetzt bedeutet dies wohl, dass das Leben – nüchtern betrachtet – nur besoffen zu ertragen sei. Aber wir wollen die Vorliebe zum Alkohol nicht bewerten. Das muss ein jeder mit sich und seiner Leber alleine ausmachen. Gleichwohl kommt es immer wieder vor, dass der eine oder andere mal einen über den Durst trinkt. Dies bleibt zumeist ohne Folgen. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich so mancher in solchen Fällen den zuvor konsumierten Alkohol noch einmal durch den Kopf gehen lässt und dass das Bett mit einem Karussell zu fahren scheint.
Die Trinkgewohnheiten und -vorlieben vieler Zeitgenossen flossen dann auch in die augenzwinkernde Hommage an alle, die durchaus dem Alkohol nicht völlig abgeschworen haben, ein. So oder so dürfte bei den Geschichten rund um Bier, Wein, Champagner und andere hochgeistige Getränke, die Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab in seinem neuen Buch unter dem Titel Ich trinke, dann kannst du fahren zusammengetragen hat, kein Auge trocken bleiben.
So erfährt nicht nur der trinkfreudige Leser wie lange die Menschen rund um den Erdball für ein Glas Bier arbeiten müssen, wie viel Bier in den Schnäuzer dieser Welt hängen bleibt und wieso Wein sowohl die Intelligenz fördern können soll als auch vor intensiver Sonneneinstrahlung schützt. Daneben geht es beispielsweise um Kuriositäten wie Bier aus Käse oder Bier für Hunde oder um die Frage, warum auf Kreuzfahrten der Alkoholkonsum deutlich ansteigt.
Erhältlich ist Ich trinke, dann kannst du fahren (ISBN 978-3-7115-2765-3) von Karsten-Thilo Raab für 18 Euro im Buchhandel.

Mortimer
Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.