Aruba – Klein-Holland unter Palmen

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Die niederländischen Wurzeln werden auf Aruba farbig interpretiert. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Die weit verbreitete Wetterlüge wird gleich nach der Ankunft auf dem Königin Beatrix Flughafen entlarvt. Von wegen 365 Tage purer Sonnenschein im Jahr. Da fallen doch tatsächlich ein paar Regentropfen vom Himmel. Vielleicht sind es aber auch nur Freudentränen, die hier als eine Art Begrüßungsritual fließen. Was nicht auszuschließen ist. Schließlich nennt sich Aruba nicht von ungefähr „one happy island“ – eine Insel der Glückseeligkeit inmitten der Karibik, in der einem angesichts des fast dreiminütigen Dauerregens das Gefühl beschleicht, als höre man, wie die einheimische Flora mit einem gierigen Gluck-Gluck das überaus seltene Nass aufsaugt.

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In Oranjestad begeistern die Hausfassaden und Dächer. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„That’s liquid sunshine“, flachst dann auch der Taxifahrer. Und tatsächlich ist der „flüssige Sonnenschein“ schneller wieder verschwunden, als ein Regenschirm aufgespannt werden könnte. „Im Schnitt fallen hier gerade einmal 35 Millimeter Niederschlag pro Monat“, weiß der ortskundige Fahrzeuglenker zu berichten. Und er muss es wissen. Schließlich verdient sich der freundliche Mitvierziger ein kleines Zubrot durch den Anbau von Tomaten. Und da ist jeder Tropfen Wasser wichtig.

Abseits des Hurrikangürtels

Auf der Karibikinsel finden sich zahlreiche Traumstrände. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Südlich des Hurrikangürtels der Karibik gelegen, bleibt Aruba weitgehend von kräftigen Stürmen verschont. Und so avanciert das gerade einmal 184 Quadratkilometer große Island mit seinen kilometerlangen Sandstränden und verträumten Buchten an der Südwestküste, dem türkisblauen Wasser und der farbenfrohen Unterwasserwelt zu einem perfekten Badeparadies – zumal die Wassertemperaturen ganzjährig um die 26 Grad Celsius liegen. Im Nordosten findet sich eine zerklüftete Küstenlinie mit bisweilen meterhoher Gischt, während das Landesinnere von Wüstenwelten, turmhohen Kakteen, Palmen, Agaven, Divi-Divi-Bäumen sowie mächtigen Felsblöcken geprägt wird.

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Ruinen der einstigen Miene von Bushiribana. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Nicht von ungefähr tauften die Spanier die Insel in „Islas inútiles“ – „unnütze Insel“. Zum einen war und ist ein weiter Teil Arubas wegen der unzähligen Kakteen schwer begehbar, zum anderen gibt es kaum nennenswerte Bodenschätze. Zwar setzte im Jahre 1824, als ein gewisser Willem Rasmijn in einem Flussbett glitzernde Steine fand, ein Goldrausch ein. Sogar eine Miene, deren Reste noch heute an der Küste von Bushiribana zu sehen ist, wurde hoch gezogen. Doch ungeachtet aller Bemühungen konnten die Goldgräber in jahrzehntelanger Arbeit gerade einmal 1.300 Kilogramm des wertvollen Metalls zusammenkratzen.

Steinmännchen als Glücksbringer?

Gerade die Küstenabschnitte wissen zu gefallen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Dafür entdeckte Aruba eher zufällig eine andere Einnahmequelle: leichtgläubige Amerikaner. Nachdem einige Kinder an der felsigen Küste von Bushiribana zum Spaß kleine Steinmännchen aufgetürmt hatten, wollten die US-Bürger nach dem Besuch der Miene wissen, was es mit den Steinfiguren auf sich habe? Ein Tourguide soll daraufhin geantwortet haben, dass man an der Höhe der gestapelten Steine messen könne, wie viel Geld man abends im Casino gewinnen würde. Also, je höher der Steinberg, desto größer der prognostizierte Gewinn. Ganz Heerscharen von US-Amerikanern nahmen die Worte für bare Münze, verwandelten den Küstenstreifen in ein Meer an Steinmännchen und trugen Tausende von US-Dollar in eines der zehn Glückspieltempel der Insel.

Aloe und Aloe-Produkte gehören zu den größten Exportschlagern der Insel. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Leider hat Fortuna ihnen nicht zugezwinkert“, heißt es dann auch immer wieder ob der Naivität einiger US-Bürger. Es gab deswegen sogar vor einigen Jahren einen offiziellen Beschwerdebrief der amerikanischen Regierung, der schließlich den arubanischen Ministerpräsidenten erreichte. Der Beleibtheit der Insel bei den Amerikanern tat dies jedoch keinen Abbruch. Wohl auch, weil sie sich hier ein bisschen heimisch fühlen können. So sind hier Dependancen aller großen amerikanischen Fast-Food-Ketten zu finden. Und bezahlt wird überall in Dollar.

Niederländische Architektur in Oranjestad

In Oranjestad finden sich zahlreiche farbig gestaltete Häuser. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Deutlich größer ist jedoch der Einfluss des „Mutterlandes“. Nicht nur, dass Holländisch Amtssprache ist und auf der Insel eine historische Windmühle aus dem Jahre 1804 wiederaufgebaut wurde, nein, insbesondere die Hauptstadt Oranjestad besticht durch typisch niederländische Architektur. Dabei bildet der oft strahlend blaue Himmel einen herrlichen Kontrast zu den Spitzgiebelfassaden der Kolonialbauten. Einige strahlen im zarten Rosa, andere in kräftigem Rot, Türkisblau, Mintgrün oder Gelb.

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Auch am South Beach Centre lässt Holland grüßen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Vorbei sind auch die Zeiten, als in der Raffinerie von San Nicolas 6.000 Arbeiter in Lohn und Brot standen. Nachdem die lukrative Ölverarbeitung (zunächst) endete, entdeckte Aruba Ende der 1980er Jahre den Tourismus für sich. Bis 1986 gab es hier gerade einmal drei Hotels. Heute sind es ein paar Dutzend. Diese verteilen sich vornehmlich entlang der beiden Traumstrände Eagle Beach und Palm Beach.

Zwischen Strandgenuss und Party

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Natürlich darf auch eine Windmühle nicht fehlen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Gleichwohl herrscht an den Stränden keine drangvolle Enge. Im Gegenteil. Wer einsame Buchten und Strände sucht, wird auf Aruba ebenso fündig wie derjenige, der ein pulsierendes Party-Leben mit Strandflair bevorzugt. Motto: „Feet in the sand, cocktail in the hand“. Denn spätestens mit dem Sonnenuntergang beginnt in den Bars von Oranjestad und im South Beach Centre die Party. Und nach zwei, drei jener Aruba Ariba Cocktails mit großem Wodka- und Rum-Anteil sowie Curacao und Bananenlikör merkt auch niemand mehr die abendliche Gier der Moskitos.

Wissenswertes zu Aruba in Kurzform

Due Karibikinsel nennt sich selbst „One happy Island“. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Allgemeine Informationen: www.aruba.de.

Lage: Aruba liegt im Südwesten der Karibik rund 40 Kilometer vor der Küste Venezuelas. Die rund 108.000 Einwohner zählende Insel ist knapp 30 Kilometer lang, neun Kilometer breit. Seit dem Jahre 1986 genießt Aruba den „Status aparte“, dass heißt, es ist ein selbständiger Teil der Niederlande, der nur in der Außenpolitik und im Verteidigungsfalle vom Mutterland vertreten wird.

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Oranjestad lässt nicht nur die Herzen von Architekturliebhabern höher schlagen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Sprache: Amtssprachen sind Holländisch und Papiamento. Englisch und Spanisch werden überall gesprochen und verstanden.

Das türkisblaue Wasser ist ein Paradies für Schwimmer und Schnorchler. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Klima: Auf Aruba liegt die Jahresdurchschnittstemperatur fast konstant bei 28 Grad Celsius. Es herrscht überwiegend trockenes Klima. Niederschläge sind höchst selten, dafür weht fast ständig Ostwind. Durch die begünstigte geographische Lage ist die Wahrscheinlichkeit, dass Aruba von einem Hurrikan heimgesucht wird, äußerst gering.

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Eine Besonderheit auf Aruba sind die Kakteen-Zäune. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Buch- und Geschenktipp für naseweise Reisende und Zuhausebleiber

Reisen erweitert den Horizont und schärft den Blick für andere Länder, Kulturen und Lebensweisen. Wer reist, entdeckt immer wieder Spannendes, Faszinierendes, Kurioses, Verrücktes und Amüsantes. Vor allem Superlative und Rekordverdächtiges werden allerorts gerne mit Stolz präsentiert. Das eine oder andere bleibt im Gedächtnis, anderes ist schnell wieder vergessen. So oder so ist Reisen immer ein Stück weit vergleichen. Mal stechen Gemeinsamkeiten ins Auge, dann sind es gravierende Unterschiede zu dem, was man im heimischen Sprengel vorfindet.

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Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.