Vierbergeweg in Mittelkärnten

Für die Pilger auf dem Vierbergeweg ist das Fußbad eine willkommene Unterbrechung. (Foto: TVB Mittelkärnten)

Nicht nur jedes Jahr am zweiten Freitag nach Ostern – in diesem Jahr am 13. April –  begeben sich in Mittel-Kärnten tausende Pilger auf den traditionellen Vierbergelauf. Der alte Brauch ist auf dem Pfad des Vierbergewegs in fünf Tagesetappen über vier Berggipfel und 2.500 Höhenmeter das ganze Jahr über zu wandern.

Damit die Welt nicht untergeht…

Mystische Stimmung beim nächtlichen Aufbruch des nachösterlichen Brauches des Vierbergelaufs (Foto: Elisabeth Peutz)

Der Sage nach darf dieser Brauch niemals aufhören, denn sonst geht die Welt unter. Dies war sicher mit ein Grund, dass die sogenannten „(Vier)bergler“ das Verbot dieser Wallfahrt durch Kaiser Joseph II im Jahre 1787 einfach ignorierten. Die Ursprünge des Brauches finden sich als alter Fruchtbarkeitskult sogar schon in keltischen Zeiten, historisch nachgewiesen ist er seit dem späten Mittelalter. Der Pilgermarsch startet traditionell um Mitternacht vom Magdalensberg. Unter Glockenläuten und mit entzündeten Fackeln, folgen die Teilnehmer dem Vorbeter und den Kreuzträgern in die Nacht hinaus.

Nächtlicher Start kein Muss

Sündenerlass nach vier Berggipfeln: In 16 Stunden geht es vom Magdalensberg über den Veitsberg und Ulrichsberg bis zum Lorenziberg (Foto TVB Mittelkärnten)

Wer den Vierbergeweg abseits der Brauchtums-Pilgerung begeht, muss die erste Etappe freilich nicht mitten in der Nacht starten. Wenn die ersten Anstiege geschafft sind, entschädigt die aufgehende Sonne am Ulrichsberg mit der atemberaubenden Aussicht auf Klagenfurt für die Strapazen. Weiter geht es zum Veitsberg und krönender Abschluss der Pilgerwanderung ist der Lorenziberg.

Während der Wanderung sammeln viele Pilger das sogenannte Berglerlaub, Zweige immergrüner Pflanzen, die geweiht und später für religiöse Rituale verwendet werden. Auch Getreidekörner tauscht man gerne gegen eine Handvoll geweihter Körner. Sie werden unter das Saatgetreide gemischt und sollen eine reiche Ernte bescheren.

Bauernschmaus als Stärkung

Pilgerte man früher fast ausschließlich aus religiöser Motivation, so ist es heute oft das Abschalten vom hektischen Alltagsleben und der tiefe Wunsch nach Entschleunigung. (Foto: TVB Mittelkärnten)

Die Wallfahrer werden von den Bauern, die an dem Pilgerweg wohnen, mit Brot, Most, Milch und Äpfeln bewirtet. Den Kindern, die am Wegrand warten, schenken die Pilger Süßigkeiten.

Übrigens, wenn das kein Argument für den Vierbergeweg ist: Fleißigen Pilgern, die dreimal die vier Berggipfel erklommen haben, verspricht die Legende einen sicheren Platz im Paradies. Weitere Informationen unter www.kaernten-mitte.at und unter www.marktplatzmittelkaernten.at.

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Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.