Abgebrühtes Japan: Badespaß im Onsen

Onsen
Wunderbar angelegt ist der Sakunami Onsen. – Foto: tohokukanko.jp

Eine Japanreise ohne Abstecher ins Onsen? Auf gar keinen Fall! Das Bad in den heißen Quellen steht nicht von ungefähr auf der Must-Do-Liste der meisten ganz oben. Doch wie genau läuft so ein Onsen-Besuch ab? Nachstehend die Antworten auf die wichtigsten Fragen…

Wer in Japan abtauchen will, hat die Qual der Wahl: Rund 30.000 heiße Quellen soll es geben – und hunderte von kleinen Kurorten, in denen man gleich mehrere ausprobieren kann. Egal ob in einem der idyllischen Badeorte im Norden wie Noboribetsu auf Hokkaido oder Sakunami und Akiu in Tohoku, in den Städtchen rund um den Fuji (mit einmaligem Ausblick!) oder im höllisch aktiven Beppu auf Kyushu, wo die Erde zu kochen scheint: Jeder Ort, jede Anlage hat ein eigenes Flair. Immer recht gleich sind allerdings die Prozeduren und Regeln:

Reinkommen in einen Onsen

Der Eingang zum Shinmeikan Onsen in Kurokawa. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Klingt einfach, hat aber eine Hürde mit Potential: Da im Onsen nackt gebadet wird, gibt es eigentlich immer zwei getrennte Areale für Männer und Frauen. Welcher der Eingang der richtige ist, erkennt man an der Farbe und Beschriftung des Vorhangs am Eingang. Rot steht für Frauen, dazu kommt meist das Kanji-Zeichen 女, und blau für Männer mit dem Kanji 男. Und Achtung: Damit niemand bevorzugt wird, wechseln die Areale regelmäßig. Stürmt man beispielsweise als Frau  also am Abend wieder fröhlich in den Bereich, der morgens den Frauen vorbehalten war, kann das am Abend peinlich werden, da der Bereich dann möglicherweise den Männern offen steht.

Was muss man mitbringen?

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Häufig werden sogar die Badelatschen gestellt. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Erst einmal nichts: Handtücher und kleine Waschlappen gibt es vor Ort, eventuell kann man sie gegen eine kleine Gebühr erwerben. Auch Duschgel, Shampoo, Conditioner und Kämme findet man im Onsen immer vor. Eines allerdings kann man nicht kaufen: Zeit! Ein Onsen-Aufenthalt im Schnelldurchgang macht nur halb so viel Spaß, zumal man hinterher garantiert müde ist.

Gibt es Baderegeln?

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Vor dem Betreten des Onsen ist eine gründliche Körperreinigung Pflicht. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Die wichtigste ist: Vor dem Bad heißt es erst einmal duschen beziehungsweise sich zu waschen. Und zwar gründlich! Die Waschstationen im Vorraum des eigentlichen Onsen bieten einen kleinen Hocker, eine Dusche auf Kniehöhe und Plastikschüssel. Man setzt sich hin, seift sich gründlich, aber diskret ein und wäscht die Seife auf wieder komplett ab. Ob per Dusche (immer noch im Sitzen!) oder ob man sich die Plastikschale voller Wasser über den Körper kippt, ist eine Geschmacksfrage. Sauber geht es nun ins Becken. Kenner lassen sich dabei Zeit, denn an 38 bis 42 Grad Wassertemperatur muss sich der Körper langsam gewöhnen. Viele Japaner legen sich dabei den kleinen Waschlappen feucht auf den Kopf. Das kühlt und man kann sich zwischendrin diskret den Schweiß von der Stirn wischen.

Darf man sich unterhalten?

In Japan soll es mehr als 30.000 heiße Quellen geben. – Fot: JNTO

Laute Gespräche oder Plantschen sind im Onsen nicht gerne gesehen. Und Sprünge vom Beckenrand auch nicht. Absolut abwegig scheint die Idee jedoch nicht. Je traditioneller das Onsen-Bad, desto eher bekommt man als Westler am Eingang kurze Instruktionen auf Englisch in die Hand gedrückt, die ziemlich lustig wären, wäre dies nicht ein Indiz, dass irgendwann einmal ein westlicher Besucher all das getan hat, was auf dem Zettel angemahnt wird: Keine Taucherbrille und Schnorchel benutzen, im Becken keinen Schnaps trinken oder im Onsen keine Wäsche waschen…

Darf jeder ins Onsen?

Achtung! Die Bereiche für Männer und Frauen wechseln regelmäßig. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Im Grund genommen ja, problematisch können Tätowierungen sein. Der Grund: So hält man sich ganz diskret auch die Yakuza-Mafiosi vom Leib, denn diese sind oft großflächig tätowiert. Immer öfter allerdings legen Onsen diese Regel bei ausländischen Besuchern locker aus. Unter www.japan.travel gibt eine Liste mit Badeanlagen, die damit kein Problem haben. Im Zweifelsfall einfach vor dem Besuch einen Blick auf die Webseite der Badeanlage werfen.

Einen Onsen finden

Auch winterliches Badevergnügen so wie hier im Akiu Onsen ist möglich. – Foto: tohokukanko.jp

Unter www.onsenjapan.net gibt es ein Verzeichnis von bewährten Anlagen, die Empfehlungen der Japan National Tourism Organisation (JNTO) findet man auf Englisch unter
www.partners-pamph.jnto.go.jp.

Es dampft allerorten so wie hier in Noboribetsu. – Foto: JNTO

Mortimer

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