Der Name der „Magic“ ist Programm. Schon bei der Anfahrt zum Norwegenkai in Kiel fällt der blauweiße Ozeanriese immer wieder zwischen den Häuserschluchten in den Blick. Bei der Einfahrt mit dem Auto ins Heck kommen sich die meisten zwergenklein vor. Tatsächlich ist das mächtige Fährschiff, das Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt täglich mit Norwegens Hauptstadt Oslo verbindet, gigantisch groß. Und der Zauber, den der Name verspricht, zieht einen jeden spätestens nach Verlassen des Autodecks in den Bann.
Die „Color Magic“ und ihr Schwesterschiff, die „Color Fantasy“, sind nicht nur riesige Pötte, sondern schwimmende Städte. Städte, in denen es an nichts fehlt. Zumindest nicht mit Blick auf Entspannung und Freizeitgestaltung. Da gibt es Geschäfte, Restaurants und Cafes, da gibt es Bars, ein Casino und eine Showbühne mit kostenfreiem Programm.
Fitness und Wellness während der Minikreuzfahrt
Wer es sportlicher mag, kann sich während der Minikreuzfahrt im Golfsimulator üben, im Fitnessbereich auspowern oder die Rutschen des bordeigenen Schwimmbads ausprobieren. Natürlich ist auch an die Wellnessjünger gedacht. Denn Massagen und kosmetische Behandlungen bleiben auch auf einer Minikreuzfahrt keine unerfüllten Wünsche. Und auf die Nachtschwärmer wartet eine spezielle Nachtbar.
Wie in einem Hotel werden Zimmer in verschiedenen Größen und Ausstattungen vorgehalten. Nicht üppig groß, aber zweckmäßig und komfortabel. Einige Zimmer haben zwei, andere drei oder vier Betten. Die unteren lassen sich in eine Sitzcouch umwandeln, während die oberen tagsüber in der Decke verschwinden. Wer es etwas komfortabler mag, kann auch Kabinen mit Doppelbett buchen.
Gut durchdachte Kabinen
Die Wände der Kabinen sind in Beigetöne gehalten, der Teppichboden in Blau. Fernseher und Fön gehören zur Standardausrüstung. Viel Stauraum für das Gepäck gibt es nicht. Eine kleine Garderobe, ein paar schmale Ablagefächer – das war es. Ein Sitzhocker, ein schmales Schreibbrett und ein Spiegel runden die adäquate Ausstattung ab. Das gut durchdachte Bad ist mit Dusche, Toilette und Waschbecken ausgestattet.
In den Außenkabinen lässt sich vom Bett aus der Meerblick genießen, in den Innenkabinen ist das Bullauge durch einen großen Spiegel ersetzt. Hier kann sich ein jeder am eigenen Antlitz erfreuen. Und natürlich lassen sich die Weiten der Ostsee und die frische Meeresluft auch auf den Sonnendecks genießen.
Landschaftskino in der Kieler Förde
Pünktlich um 14 Uhr legt das Riesenschiff ab und tuckert im gemächlichen Tempo die Kieler Förde entlang. In den Blick fallen dabei das ehemalige olympische Segelzentrum, ein Marinehafen, die Zufahrt zum Nordostseekanal und Laboe mit dem markanten Ehrenmal und dem berühmten U-Boot am Strand. Je nach Wetterlage halten es die meisten mehr oder weniger lange auf dem Oberdeck aus. Irgendwann ist es während der entspannenden Minikreuzfahrt einfach zu kalt oder der Hunger, den die Meeresluft zu fördern scheint, fordert seinen Tribut.
Das sanfte Schaukeln des Schiffs und das leise Surren der Belüftungsanlage wiegen die Landratten auf Seegang dezent in den Schlaf. Gegen 8 Uhr morgens wird an Bord Unruhe spürbar, während sich das riesige Schiff durch den malerischen Oslo-Fjord zwängt.
Ein Stück Bilderbuch Norwegen
An einigen Stellen scheint das Ufer zum Greifen nahe, dann wiederum fallen verträumte kleine Schäreninsel mit bunten Holzhäusern in den Blick. Ein Stück Bilderbuch-Norwegen zieht gemächlich vorüber, während sich die „Magic“ langsam Oslo nähert. Dann fallen die markanten Türme des Rathauses in den Blick und auf der Backbordseite begrüßt die Museumsinsel Bygdøy die Passagiere.
Gegen 10 Uhr macht die „Magic“ am Kai fest. Autos rollen von der Fähre und die vielen Passagiere, die eine Minikreuzfahrt genießen, haben nun vier Stunden Zeit, um das nahe gelegene Minizentrum von Oslo auf eigene Faust zu erkunden. Dabei fällt die Orientierung nicht sonderlich schwer, zumal das Zentrum der 630.000-Seelen-Gemeinde durchaus überschaubar ist.
Tipps für die Erkundungstour durch Oslo
Einen tollen Rundgang bildet dabei der Weg vom Hauptbahnhof, der Sentralstasjon, über die Flaniermeile Karl-Johans-Gate zum Stortinget, dem Parlament der Norweger. Von der Osloer Prachtstraße ist es auch nur ein Katzensprung zur kostenfrei zugänglichen alten Festung „Akershus festning“ sowie zum Rathaus, dessen zwei Türme wie rostige Zähne in den Himmel ragen. Direkt daneben liegt das Nobel-Friedenscenter, in dem man sich über die Bedeutung des gleichnamigen Preises informieren kann.
Wer nun Lust auf eine kleine Stärkung hat, der findet in den aufwändig renovierten Speicherhäusern von Aker Brygge am Hafen sicher das passende Restaurant. Weiter geht es zurück zur Karl-Johans-Gate Richtung Nationaltheater. In wenigen Schritten ist auch die Universität mit Wandmalerei von Edvard Munch erreicht.
Munch-Kunst – mehr als nur „Der Schrei“
Wer hier vor verschlossenen Türen steht, der hat es nicht weit zum praktisch nebenan liegenden Nationalmuseum, in dem einige Werke von Munch zu bewundern sind. Anders als im Munch-Museum verzichtet man hier auf eine zur Extra-Sicherung angebrachte Plexiglasscheibe vor den Gemälden. Wieder zurück auf der berühmten Karl-Johnas-Gate endet die Sightseeing-Tour am königlichen Schloss.
Daneben gehört die im Jahre 2008 eröffnete neue Oper zu den absoluten Besucher-Highlights der norwegischen Kapitale. Das Opernhaus, das nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof gelegen ist, gemahnt optisch an einen Eisblock. Hier sollen die norwegischen Ideale der Gleichheit verwirklicht sein: Jeder darf sich auf dem Dach aufhalten, flanieren, picknicken und die Aussicht über den Hafen und die Stadt genießen – ein toller Foto-Spot!
Abstecher zur Museumsinsel Bygdøy
Wer hingegen Lust auf eine weitere kleine Schifffahrt hat, dem sei das Pendelboot zur bereits erwähnten Museumsinsel Bygdøy empfohlen, das vor dem Rathaus ablegt. Auf dieser Halbinsel lohnen neben einem Besuch des Freilichtmuseums das Fram-Museum und besonders das Kontiki-Museum. Viel Zeit, dort auf den Spuren der großen Entdecker Thor Heyerdahl und Fridtjof Nansen zu wandeln, bleibt allerdings nicht. Denn pünktlich um 14 Uhr legt die „Color Magic“ wieder zum zweiten Teil der Minikreuzfahrt ab gen Kiel.
Aber egal, wie vollgepackt die vier Stunden Landgang auch gewesen sein mögen, auf dem 19-stündigen Rückweg über den Oslo-Fjord, die Ostsee und die Kieler Förde gibt es ja genug Gelegenheit an Bord, zu entspannen und sich ein Stück weit verwöhnen zu lassen. Ebenso, wie es sich für eine Minikreuzfahrt gebührt.
Wissenswertes zu Minikreuzfahrten nach Oslo
Die Colorline verkehrt täglich zwischen Kiel und Oslo. Abfahrtszeit ist in beiden Städten jeweils um 14 Uhr. Eine Minikreuzfahrt, also von Kiel nach Oslo mit vierstündigem Aufenthalt und zurück, beginnt bei 95 Euro pro Person – wobei sich die Aufenthaltsdauer auch auf einen oder mehrere Tage bei der Buchung verlängern lässt. Auch die Mitnahme des eigenen Autos ist möglich. Hier beginnen die Sparpakete bei 339 Euro. Buchungen und weitere Informationen unter Telefon 0431-7300100 oder unter www.colorline.de; weitere Informationen zu Oslo unter www.visitoslo.com.