Sprüche klopfen am Friesenbank-Weg

Friesenbank-Weg
Amrum besitzt mit dem Friesenbank-Weg eine neue Sehenswürdigkeit, er besteht aus 30 Ruhebänken mit Sprichwörtern in friesischer Sprache. – Foto: DJD/Amrum/C. Rohlmann

Eine Reise abseits der Hauptsaison auf die nordfriesische Insel Amrum inmitten des Naturparadieses Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer entfaltet einen ganz besonderen Zauber. Es gibt kaum etwas Schöneres als einen Strandspaziergang bei frischer Brise und Nordsee-Wellengang, gerade nach stürmischerem Wetter lassen sich am Flutsaum Muscheln, Bernstein und andere Schätze des Meeres entdecken. Ein Strandkorb ist jetzt immer frei, er dient als gemütlicher Rückzugsort bei Wind und Wetter, mit der Sonne im Gesicht. Im Winter sind wieder häufig Kegelrobben-Junge am Strand zu sehen. Einen Superlativ lässt sich die beschauliche Insel nicht nehmen: Sie hat den größten Strand Europas, der „Kniepsand“ misst an seiner breitesten Stelle fast zwei Kilometer.

Ruhebänke mit Sprichwörtern in friesischer Sprache

Friesenbank-Weg
Die aus massiven Holzbohlen gefertigten Bänke am Friesenbank-Weg sollen zum Verweilen einladen, aber mit den Sprichwörtern auch Interesse an der friesischen Sprache wecken. – Foto: DJD/Amrum/AT

Eine Sehenswürdigkeit ist der Friesenbank-Weg, er besteht aus 30 Ruhebänken in Norddorf, Nebel und Wittdün mit Sprichwörtern in friesischer Sprache. Die meisten Bänke stehen an der „Wattseite“, also der Ostseite Amrums, von der man in den Herbstmonaten den Sonnenaufgang beobachten kann. Die aus massiven Holzbohlen gefertigten Bänke sollen zum Verweilen einladen, aber auch Interesse an der friesischen Sprache wecken. Sie ist kein Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache und am ehesten mit dem Englischen verwandt. Der Sinn der Sprichwörter ist nicht leicht zu verstehen, es hilft, wenn man sie laut aufsagt. Hier drei Kostproben:

Friesentracht und -tanz werden von der regelmäßig auf der Insel auftretenden Amrumer Trachtengruppe gepflegt. – Foto: DJD/Amrum
  • Spruch in Friesisch: Hi maaget faan en fört en sonersliak.
  • Wörtliche Übersetzung: Er macht aus einem Furz einen Donnerschlag.
  • Pendant im Deutschen: Er macht aus der Mücke einen Elefanten.
Amrumer Heimatmuseum: Das „Öömrang Hüs“ ist ein denkmalgeschütztes, originalgetreu eingerichtetes und reetgedecktes Friesenhaus aus dem 17. Jahrhundert. – Foto: DJD/Amrum/Lars Rickerts
  • Spruch in Friesisch: De saten eers koon föl beseenk.
  • Wörtliche Übersetzung: Der sitzende Hintern kann viel erdenken.
  • Pendant im Deutschen: Schreibtischtäter denken sich viele Regularien aus.
Wie süß: Ab November gibt es im Wattenmeer wieder Kegelrobben-Junge zu bestaunen. – Foto: DJD/Amrum/Kai Quedens
  • Spruch in Friesisch: Bluum het an fülk stirme.
  • Wörtliche Übersetzung: Blume heißen und übel riechen.
  • Pendant im Deutschen: Er verspricht mehr, als er halten kann.

Das Friesische ist allgegenwärtig

Sehenswert sind die kunstvoll gestalteten Grabsteine der Seefahrer auf dem Friedhof vor der Nebeler St. Clemens Kirche. – Foto: DJD/Amrum/Oliver Franke

Nicht nur bei den Banksprüchen ist das Friesische auf Amrum allgegenwärtig. Friesentracht und -tanz etwa werden von der regelmäßig auftretenden Amrumer Trachtengruppe gepflegt. Einen Besuch lohnt auch das „Öömrang Hüs“ in Nebel, das Amrumer Heimatmuseum, ein denkmalgeschütztes, originalgetreu eingerichtetes Friesenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Sehenswert sind zudem die kunstvoll gestalteten Grabsteine der Seefahrer auf dem Friedhof vor der Nebeler St. Clemens Kirche. Wer vom Friesischen nicht genug bekommen kann: Auf UKW 96.7 sendet das Lokalradio „Friisk Funk“ Beiträge auf Friesisch, plattdeutsch und in deutscher Sprache. Weitere Informationen unter www.amrum.de. (djd).

Das Öömrang Hüs im Dorf Nebel ist ein 1683 erbautes, reetgedecktes Kapitänshaus, im Innern beherbergt es das Amrumer Heimatmuseum. – Foto: DJD/Amrum/Kai Quedens

Mortimer

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