Mauritius – im Dschungel des Dodos

Mauritius
Das Cap Malheureux gehört zu den bekanntesten Landmarken auf Mauritius. – Foto: Ram Malis

Wenn es in Europa im Winter selbst am Mittelmeer ungemütlich wird, lockt Mauritius auch immer mehr Familien mit weißen Stränden und tropischen Temperaturen. Doch für einen faulen Badeurlaub ist die Insel viel zu aufregend.

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Rangerin Stacy mit einer Dodo-Statue. – Foto: Ram Malis

Hier also ist er einst herumgewatschelt, der Dodo! Durch Palmwedel und mächtige Baumfarne blickte der plumpe, flugunfähige Vogel einst auf Wasserfälle, die von dschungelüberwucherten Bergflanken stürzen. Über üppiges Urwalddickicht reicht die Aussicht im Black-River-Gorges-Nationalpark auf Mauritius mancherorts bis zum blendenden Türkis des Indischen Ozeans. Flughunde flattern über dem Dschungel. Mit dem ersten Sonnenlicht, das durch die Baumkronen bricht, sind kleine Geckos mit leuchtend farbigem Fleckenmuster in Scharlach, Azurblau und Grellgrün aus ihrem Blätterversteck gekrochen. Im Geäst über ihnen tirilieren Vögelchen mit mohnroten Köpfchen.

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Im Gegensatz zum Dodo, der vermutlich im 17. Jahrhundert ausstarb, sind Flughunde auf Mauritius allgegenwärtig. – Foto: Ram Malis

Ben und Hanna haben plötzlich ganz vergessen, dass sie heute eigentlich Sandburgen an ihrem Hotelstrand des Le Méridien bauen wollten. Jetzt aber sind sie in einen wahren Dschungel eingetaucht und wägen sich in einem Abenteuer wie in einem ihrer Kinderbücher. Die sechsjährigen Zwillinge sind auf der Spur jenes trottelig anmutenden Vogels mit dem runden Bauch, den kurzen Beinen, den verkümmerten Flügelchen und dem übergroßen Schnabel, der ihnen aus „Alice im Wunderland“ bekannt ist.

Ausflug zu „Alice im Wunderland“

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Junge Urlauber am Strand des Le Méridien. – Foto: Ram Malis

„Die meisten Touristen kennen einzig den Dodo, haben aber noch nie von den anderen besonderen Tierarten gehört, die allein auf Mauritius leben“, sagt Stacy Friquin. Wer die Rangerin durch das bekannteste Schutzgebiet auf Mauritius begleitet, wähnt sich in einer vom Menschen unangetasteten Wildnis. Dass der Dodo – ganz wie die Dinosaurier – längst ausgestorben ist, das haben natürlich auch die beiden Geschwister schon mitbekommen. Für Ben und Hanna ist der Urwald, in dem der seltsame Vogel einst lebte, auf einmal aufregender als jeder Strand. Einzig das Geflüster von fremden Vogelstimmen durchbricht die Stille. „Das Lied des Mauritius-Rotschnabelbülbüls und des Mauritius-Raupenfängers kann man auf der Insel fast nur noch hier hören“, erklärt die 27-Jährige Mauritierin. „Dieser Wald ist ihr letzter Zufluchtsort.“

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Farbenfroh bereichert der Madagaskarweber die Fauna auf Mauritius. – Foto: Ram Malis

Durchs Geäst am Wegrand hüpfen winzige aschgraue Singvögel und ein Paar Tauben mit braunen Flügeln und blassrosa schimmerndem Gefieder. „Während die Graubrillenvögel auch in Gärten und Parks vorkommen, sind die Rosentauben auf naturnahe Wälder wie diesen angewiesen“, erklärt Friquin. Anfang der 1990er Jahre soll es nur noch zehn Rosentauben gegeben haben. Sie gehörten damit zu den seltensten Vögeln weltweit und waren zeitweise wohl rarer als die berühmte „Blaue Mauritius“. Von der kostbaren Briefmarke, aufgrund derer viele Menschen überhaupt erst von der Insel etwa 900 Kilometer östlich von Madagaskar gehört haben, sind heute noch zwölf Exemplare erhalten.

Im Wald der einst seltensten Vögel der Welt

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War wohl einst auch die Heimat des Dodos: der Black-River-Gorges-Nationalpark. – Foto: Ram Malis

Für die unscheinbaren Vögel können sich Ben und Hanna nur begrenzt begeistern, wohl aber für zwei kreischende Papageien, die sich auf einmal mit ihrem unverkennbaren Tschilpen ankündigen. Ein Pärchen Mauritiussittiche flattert über den Wanderpfad und lässt sich auf einem nahen Baumwipfel nieder. Unbeeindruckt von ihren Beobachtern putzen sich die beiden Vögel in den ersten Sonnenstrahlen die Gefieder. „Auch sie standen kurz vor dem Aussterben“, erklärt Friquin, „dass sie überlebt haben, verdanken sie einzig engagierten Naturschützern“.

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Hübsch anzusehen sind die Ornament-Taggeckos. – Foto: Ram Malis

Die Rosentaube und der Mauritiussittich gehörten einst zu den seltensten Vögeln der Welt. „Auf Mauritius sind wir mit Recht stolz darauf, dass wir gleich mehrere Arten vor dem Aussterben bewahren konnten“, sagt Friquin, „ihnen soll nicht das gleiche Schicksal widerfahren wie dem Dodo“.

Wissenswertes zum Dodo

Dodo
Der Dodo ist vermutlich vor mehr als 300 Jahren ausgestorben. – Foto: Ram Malis

Der berühmteste aller Vögel von Mauritius starb indessen freilich lange aus, bevor das Wort Artenschutz überhaupt erst erschaffen wurde. Die letzten Dodos überlebten wohl bis um 1690, nur wenige Jahrzehnte nach der Erstbesiedlung von Mauritius durch niederländische Seefahrer. Auch wenn das Fleisch der knapp einen Meter großen und bis zu 17 Kilo schweren Tiere als wenig schmackhaft galt, wurde den zutraulichen Vögeln wohl zum Verhängnis, dass sie anscheinend keinerlei Fluchtverhalten kannten und somit als leicht erlegbarer Proviant für ausgehungerte Seeleute herhalten mussten.

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Ein Stück Bilderbuch Mauritius: ein Katamaran vor der Île Plate. – Foto: Ram Malis

Für Kinder sind die ausgestorbenen Wappenvögel auf einem Mauritius-Urlaub allgegenwärtig. Sie bevölkern als Plüschtiere und Plastikmitbringsel die Souvenir-Shops der Insel, als trendiges Maskottchen Kids Clubs und Hotel-Rezeptionen. Die Insel, auf der der fantastische Vogel einst zuhause war, wird für kleine Urlauber schnell zum persönlichen Wunderland.

Flucht ins Inselparadies

Hübsch anzusehen sind die Rotohrbülbüls auf Mauritius. – Foto: Ram Malis

Wenn es in Europa in der kalten Jahreszeit langsam selbst am Mittelmeer ungemütlich wird, lockt die Tropeninsel inmitten des Indischen Ozeans mit perfektem Badewetter und den üppigen Farben ihrer Märkte, Gärten und Korallenriffe. Welche Eltern träumen sich bisweilen schon nicht an einen weißen Strand unter geneigten Kokospalmen? Am besten natürlich an einen, wo man die Hängematte gar nicht verlassen muss, während die Kleinen einfach nur ihren Spaß haben.

Ein Traum: der Strand des Le Méridien. – Foto: Ram Malis

Für Familien hat Mauritius weit mehr zu bieten als seine Postkartenstrände und türkisfarbene Lagunen. Zwar hat die Insel vor allem den Ruf in erster Linie ein Ziel für Flitterwöchner und den Paarurlaub zu sein, überraschend viele Hotels und Resorts sind jedoch auch ganz auf Ferien mit Kindern eingestellt. Einige wie das Le Méridien oder der Club Med La Plantation d’Albion bieten ganztägige Kids Clubs mit einem bunten Programm für kleine Gäste an. Sie locken auch mit einer reichen Auswahl an Spielmöglichkeiten und Wassersport-Aktivitäten für verschiedene Altersgruppen. Viele Urlauber verlassen daher kaum ihre Hotelanlagen.

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Der Tamilentempel gehört zu den ungewöhnlichen Blickfängen auf Mauritius. – Foto: Ram Malis

Familien, die jedoch die Insel jenseits der Resorts erkunden, werden mit außergewöhnlichen Erlebnissen belohnt. Ob beim Schlendern durch den berühmten Botanischen Garten von Pamplemousses oder einen knallbunten Tamilentempel, beim Besuch des Markts von Curepipe oder beim Wandern im entlegenen Vallée de Ferney – Mauritius überrascht mit seiner Farbenpracht und immer wieder auch mit der Kinderfreundlichkeit der Inselbewohner, der man hier allerorts begegnet.

Ein Inselchen für jeden Geschmack

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Nicht nur für junge Urlauber gibt es zu Land und zu Wasser einiges zu entdecken. – Foto: Ram Malis

Nicht nur auf der Hauptinsel warten für Familien einzigartige Erlebnisse. Rund um sie herum gibt es auf mehr als einem Dutzend Inselchen so einiges zu entdecken. Einige der Eilande, wie die Île aux Cerfs mit ihren paradiesischen Badebuchten sind beliebte Ausflugsziele für ein Picknick unter Palmen. Eine Tour unter dem gewaltigen Segel eines Katamarans zu der Île Plate und dem Îlot Gabriel ganz im Norden ist für Kinder ein ganz besonderes Abenteuer auf den Spuren alter Seeräuber-Legenden.

Elegant zieht der Weißschwanz-Tropikvogel seine Kreise. – Foto: Ram Malis

Beim Schnorcheln sollte man hier unbedingt nach grellbunten Korallenfischen und Meeresschildkröten Ausschau halten. Wer es hingegen ganz gemächlich mag, lässt sich vom lautlos dahingleitenden, solarbetriebenen Zero-Pollution-E-Boat des lokalen Anbieters Folkloric Explorer zum Vogelschutzgebiet Île aux Aigrettes bringen und begegnet dort uralten Riesenschildkröten.

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An malerischen Strandabschnitten mangelt es nicht. – Foto: Ram Malis

Etwas weiter entfernt ganz im Osten liegen die Inselchen des Islets-Nationalparks. Auf der Île aux Fouquets können die Kleinen die Ruinen eines alten Leuchtturms erkunden und die feenhaften Weißschwanz-Tropikvögel beobachten, die sich mit atemraubender Freiheit von den Klippen stürzen, wo sich ihre Nester verbergen. Manchmal begleitet eine Schar Delfine die Ausflügler auf dem Rückweg und lässt die kleinsten Abenteurer jauchzen. Spätestens dann schätzen sie sich glücklich, dass Sie ihren Urlaub auf der Insel des Dodos nicht allein am Hotelstrand verschlummert haben.

Wissenswertes zu Mauritius in Kurzform

Geduldig wartet der Mangrovenreiher auf Beute. – Foto: Ram Malis

Informationen: www.mymauritius.travel

Anreise: Condor und Lufthansa fliegen ab Frankfurt direkt nach Mauritius.

Eine weitläufige Naturschönheit ist das Vallée de Ferney. – Foto: Ram Malis

Ausflüge: Im Vallée de Ferney kann man durch einen der letzten Urwälder der Insel wandern und dabei gleich mehrere der seltenen endemischen Vogelarten beobachten.

Mit seinem Zero-Pollution-E-Boat bietet Folkloric Explorer einzigartige Ausflüge zu den Schutzgebieten Île aux Aigrettes und in den Islets-Nationalpark an.

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Der Club Med Plantation d’Albion weiß nicht nur Familien zu begeistern. – Foto: Ram Malis

Veranstalter: Windrose bietet maßgeschneiderte Mauritius-Reisen an und kombiniert die schönsten Hotels für Familien mit Ausflügen in Schutzgebiete und zu vorgelagerten Inselchen.

Hotels: Das Le Méridien Île Maurice liegt direkt an einem weißen Sandstrand an der Westküste und ist vor allem für Familien ein idealer Ort für eine Winterflucht mit ganztägigem Kids Club.

Das Le Méridien punktet auch mit einer eigenen Poollandschaft. – Foto: Ram Malis

Auch der Club Med La Plantation d’Albion bietet Kindern aller Altersgruppen ein buntes Programm mit zahlreichen Ausflügen und Wassersport-Aktivitäten. Eltern können sich währenddessen im Adult-Only-Ruhe-Pool mit Blick auf die Lagune entspannen.

Natur pur im Vallée de Ferney. – Foto: Ram Malis

Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung der Mauritius Tourism Promotion Authority, Mariott, Club Med und Windrose statt.

Buch- und Geschenktipp für Outdoor- und Abenteuerfans: How to shit in the woods

How to shit in the woods Copyright Karsten-Thilo RaabShit happens – im echten Leben und auch in freier Wildbahn daher die Frage How to shit in the woods? Und früher oder später wird jeder Outdoorer erkennen, dass es weit komplizierter sein kann als vermutet, sein kleines oder großes Geschäft an der frischen Luft zu erledigen. Dieser Ratgeber nähert sich dem Thema mit viel Humor und ohne Berührungsängste. Kurze Ausflüge zur Toilettenkultur in verschiedenen Ländern leiten unterhaltsam zum eigentlichen Thema des Buches über: praxistauglichen Tipps zur Verrichtung des Geschäfts in freier Wildbahn. Erhöht wird der Nutzwert des handlichen und trotz allen Humors ernst gemeinten Ratgebers durch zahlreiche Produkttipps für praktische Hilfsmittel – vom Klappspaten bis zur faltbaren Papptoilette. Auch der perfekte Geschenktipp …

Pressestimmen
„Das handliche Buch hält neben allerlei Historischem und Kuriosem vor allem Unmengen an Tipps rund ums Defäkieren und Urinieren außerhalb des geschützten Rahmens der heimischen Toilette bereit – eine echte Leseempfehlung für alle, die tiefer ins Thema einsteigen wollen“, urteilte die Saarbrücker Zeitung

„Der ultimative Klo-Ratgeber für Natur-Liebhaber“, befand die Hamburger Morgenpost. „How to shit in the woods (…) erklärt auf 96 Seiten viel Einleuchtendes zur Theorie des Sich-Erleichterns“, schrieb Die ZEIT; „eine gleichermaßen nützliche wie vergnügliche Lektüre“ lautete das Fazit der Wanderlust und „allerhand Tipps für das dringende Bedürfnis in der Wildnis“, wertete die Bild-Zeitung.

Karsten-Thilo Raab berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen gemacht als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführer sowie Bildbänden.

Erhältlich ist How to shit in the woods (ISBN: 978-3-86686-824-3,  7. Auflage) von Karsten-Thilo Raab und Ulrike Peters für 9,90 Euro im Buchhandel oder online bei allen gängigen Versandbuchhändlern wie www.conrad-stein-verlag.de

Win Schumacher

schreibt als freier Journalist für Zeitungen, Nachrichtenseiten und Magazine in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Italien. Immer wieder berichtet er über Naturreiseziele und Artenschutz-Projekte in aller Welt. Seine Reportagen wurden u.a. mit dem Columbus-Preis für junge Autoren, dem Meridian- und Karibik-Journalistenpreis ausgezeichnet.