Heiße Öfen in der Harzer Bike Schmiede

Auf dem größten Motorradgespann Europas hat eine ganze Familie Platz. (Foto: djd)
Auf dem größten Motorradgespann Europas hat eine ganze Familie Platz. (Foto: djd)

Das schwerste Motorrad der Welt laut dem Guinness-Buch der Rekorde, die erste Staatskarosse der DDR, ein gigantisches Motorrad mit Panzermotor, faszinierende historische Maschinen und skurrile fahrtüchtige Eigenbauten: Das alles und mehr gibt es in der Harzer Bike Schmiede im Dörfchen Zilly bei Halberstadt zu erleben.

Dieses Technikmuseum zum Anfassen und Mitmachen lädt die ganze Familie auf ein 5.000 Quadratmeter großes, üppig begrüntes Gelände mit urigen Fachwerkbauten ein. Kaum tritt man durch das riesige Tor, fühlt man sich in alte Zeiten zurückversetzt, denn technische Errungenschaften aus den Jahren zwischen 1880 und 1970 werden hier aufwändig in Szene gesetzt.

Bei Technikshows kann das Publikum antike Fahrzeuge bei Rennen und Shows erleben (Foto: djd)
Bei Technikshows kann das Publikum antike Fahrzeuge bei Rennen und Shows erleben. (Foto: djd)

Drei große Fachwerkscheunen und Gebäude wurden für die Bike Schmiede liebevoll saniert. Darin sind nun historische Gebrauchsgegenstände, uralte Werkstatteinrichtungen, antike Spielzeuge und verschiedenste fahrbare Untersätze zu bestaunen. Ein Dampflokschuppen, eine alte Tankstelle, eine Schmiede und Unterstände im historischen Fachwerkstil repräsentieren so authentisch wie möglich die gute alte Zeit.

Belebt wird der ländliche Technikpark zudem durch frei laufende Haustiere auf einer Streichelwiese, wie sie auch schon vor 100 Jahren die Menschen bei der täglichen Arbeit in Landwirtschaft und Handwerk umgaben.

Das schwerste Motorrad der Welt wiegt fünfeinhalb Tonnen. (Foto: djd)
Das schwerste Motorrad der Welt wiegt fünfeinhalb Tonnen. (Foto: djd)

Zu den Besonderheiten zählen etwa Fahrzeuge, die eigens für Kriegsversehrte konstruiert wurden, ein antiker Bienenwagen sowie fahrbare historische Sägemaschinen. Sie bieten spannende Einblicke in die Technikgeschichte.

So ist die hier zu sehende pompöse Staatslimousine tatsächlich das einzige noch existierende Exemplar aus dem Regierungsbesitz der DDR. Sie wurde 1949 in den Moskauer Stalinwerken gebaut und mit allem damals erdenklichen Luxus ausgestattet. Bei Technikshows in Zilly kann man sie wieder fahren sehen, ebenso wie zahlreiche andere Werke früherer Konstrukteure.

Technik-Festival in der Harzer Bike Schmiede

Die Fachwerkbauten der Bike Schmiede wurden liebevoll restauriert. (Foto: djd)
Die Fachwerkbauten der Bike Schmiede wurden liebevoll restauriert. (Foto: djd)

Am 21. und 22. Mai lädt die Harzer Bike Schmiede zum 17. Technik-Festival nach Zilly bei Halberstadt ein. Das bunte Programm für die ganze Familie hält Präsentationen, Rennen, Führungen für Groß und Klein, Spiele, Lagerfeuer, Livemusik, Floh- und Teilemarkt bereit. Die beeindruckende Zündung des einzigartigen gigantischen Panzerbikes ist hier ebenso zu erleben wie eine lautstarke Vorführung des größten Motorradgespanns Europas mit Tatra-Triebwerk. Eine Sonderausstellung präsentiert Staatskarossen der DDR. Und fürs leibliche Wohl ist natürlich auch gesorgt. Weitere Informationen unter www.harzer-bike-schmiede.de. (djd).

Buchttipp: Nie zu alt für Easy Rider

Im Alter noch einmal die Schulbank drücken, wäre für viele unvorstellbar. Nach der Pensionierung fahrtechnisch noch einmal völliges Neuland zu betreten ebenso. Nicht so für Udo Schmidt. Getreu dem von (Vor-) Namensvetter Udo Jürgens besungenen Motto „Mit 66 Jahren da fängt das Leben an…“ entdeckte Schmidt nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung seiner Ehefrau die Liebe zu zwei Rädern. Motorisierten wohl gemerkt. Statt sich aufs Altenteil zurückzuziehen erwarb der ehemalige Lehrer seinen Motorradführerschein, um seither mit wachsender Begeisterung in jeder freien Minute mit dem Motorrad quer umher zu reisen. Keine Frage, Udo Schmidt ist im positiven Sinne zu einem Besessenen geworden. Er ist vom Motorrad-Bazillus befallen.

Wie viele Autofahrer besaß er lange ein prinzipielles Misstrauen gegenüber Verkehrsteilnehmern mit knatternden Zweirädern. Doch dann wandelte sich Schmidt vom Biker-Saulus zum Biker-Paulus. Ein Spätberufener, der seine Erfahrungen und den mit einigen Unwegsamkeiten gepflasterten Weg zum Motorradfahrer in dem ebenso kurzweiligen wie lehrreichen Ratgeber „Nie zu alt für Easy Rider“ (ISBN: 978-3-939408-26-0) aus dem Westflügel Verlag zusammengefasst hat.

Auf 176 Seiten schildert Schmidt mit Humor und Selbstironie, wie sich die Liebe zu Pferdestärken und Fahrtwind entwickelte, wie er schließlich den Sprung vom Motorroller zu einer PS-starken Maschine wagte. Das Buch beschreibt den Spätstart in die Motorrad-Karriere und wie er Widerständen in Familie und Freundeskreis getrotzt hat, enthält aber auch Tipps für alle, die ihm nacheifern wollen. So finden sich im zweiten Teil des Buches Entscheidungshilfen für die Wahl und zum Kauf des richtigen Motorrads. Gegen steife Knochen auf langen Touren werden wissenschaftlich fundierte Gymnastiktipps angeboten. Zudem kommt auch die Fahrtechnik in dem fundiert recherchierten Ratgeber nicht zu kurz. Ein Mutmachbuch für alle, die auch in der zweiten Hälfte des Lebens noch aktiv sein wollen und sich nicht scheuen, noch einmal etwas Neues auszuprobieren.

Erhältlich ist der 176 Seiten strake Ratgeber Nie zu alt für Easy Rider (ISBN: 978-3-939408-26-0) von Udo Schmidt für 15,99 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag.

 

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.