Die dunkle Vergangenheit des Jama Hotels

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Das Hotel Jama im slowenische Postojna birgt eine dunkle Geschichte, die eng verwobenen ist mit einem düsteren Kapitel aus dem ehemaligen Jugoslawien. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Dieses Hotel hat(te) ein massives Problem. Ein Problem das auf den ersten Blick nicht sichtbar war und das lange im Verborgenen lag. Das Problem selber ist gar keines mehr, doch die Geschichte drumherum lässt bis heute aufhorchen. Oder besser gesagt, man ließ abhorchen. Denn tief im Inneren des Hotel Jama verbirgt sich eines der wohl dunkelsten Kapitel aus der Geschichte des ehemaligen Jugoslawiens.

Das Vier-Sterne-Hotel im slowenischen Postojna liegt malerisch nur wenige hundert Meter vom Eingang der faszinierenden Höhlenwelt von Postojna mit ihrem 24 Kilometer langen Gangsystem. Doch dies hat nichts direkt mit den Geschehnissen, die sich im Hotel abspielten, zu tun.

Geheime Überwachungsstation

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„Das Leben der anderen“ lässt grüßen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Lange gaben sich hier die Schönen, die Mächtigen und die Reichen ein Stelldichein. Vor allem Staatsmänner und Politiker waren im Fokus des Geheimdienstes aus dem ehemaligen Jugoslawien, der die Räume des Hotels unbemerkt verwanzt hatte und im Verborgenen des Hotels eine geheime Überwachungsstation unterhalten hat.

Ein erster Hinweis auf die geheimen Machenschaften. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Lange waren sich selbst die Betreiber des Hotels dieser Tatsache nicht bewusst, ehe zufällig im Jahre 2016 bei umfangreichen Renovierungsarbeiten eine geheime Tür entdeckt wurde. Was sich hinter dieser Tür verbarg, sollte nicht nur den Betreibern des Jama den Atem stocken lassen: Offenbar wurden zwischen 1971 und 1991 die illustren Gäste in diesem Haus vom kommunistischen Regime gezielt und systematisch abgehört.

Auf den Spuren des Geheimdienstes

Mit simpler Stecktechnik wurde die Räume, die abgehört wurden, ausgewählt. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Schon regen sich bei dem heutigen Gast Zweifel, ob dem womöglich noch immer so ist? Doch keine Sorge, all dies gehört der Vergangenheit an. Stattdessen hat das Hotel diesen dunklen historischen Aspekt seiner bewegten Vergangenheit genutzt, um daraus einen hochspannenden Rundgang zu konzipieren. Wer mag, kann sich einer vom Hotel organisierten Führung anschließen, wer mag, kann aber auch auf eigene Faust mit einem Audioguide versuchen, dem Rätsel um die geheime Abhörstation auf den Grund zu gehen.

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Die Originaltechnik der Abhörzentrale ist noch vorhanden. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Von der Rezeption aus führen verschiedene Stationen nach und nach in den lange verborgenen Teil des Hotel Jama. Wer alles genau abgehört wurde und warum, lässt sich Stück für Stück entdecken. Nach einem scheinbar harmlosen Raum, der aussieht wie eine Telefonzentrale aus längst vergangenen Tagen geht es dem eigentlichen Geheimnis auf den Grund. Um die Spannung nicht zu nehmen, sei an dieser Stelle nicht verraten, wie man schließlich in das groß angelegte und überaus spartanisch eingerichtete Abhörzentrum gelangt. Dort wurden die Aufzeichnungen per Tonband festgehalten und anschließend transkribiert.

Informations-Sammelwut

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Die Arbeitsplätze in der fensterlosen Abhörzentrale ließen jeglichen Komfort vermissen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Der Gang durch diese spannenden Räumlichkeiten wirft unweigerlich Fragen auf. So zum Beispiel ob heute noch in dem Hotel die Gäste überwacht werden? Oder auch, wer alles genau abgehört wurde, warum und was mit den Erkenntnissen angefangen wurde? Und natürlich auch, warum das Hotel Jama von all dem nichts gewusst und mitbekommen haben will?

Das rote Telefon und die Tonbänder waren die wichtigsten Einrichtungsgegenstände. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Zwei Jahrzehnte Abhörhistorie haben fraglos ihre Spuren hinterlassen und bis heute nichts an Faszination eingebüßt. Einige Aufzeichnungen können von den heutigen Besuchern selber (noch einmal) im Original abgehört werden. Der Oscar prämierte Kinoklassiker „Das Leben der anderen“ mit Ulrich Mühe in der Hauptrolle lässt grüßen. Und ein jeder kann sich selber eine Reim darauf machen, was mit den gesammelten Informationen anzufangen (gewesen) sei.

Entdeckung nach 25 Jahren

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Was mit den gesammelten Informationen angefangen wurde, bleibt rätselhaft. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Insgesamt 25 Jahre lang blieben die geheimen Machenschaften nach dem Ende des kommunistischen Regimes im Verborgenen. Und wer weiß, vielleicht kommen noch weiteres Unvorstellbares im Laufe der kommenden Jahrzehnte zu Tage. Ein lebendiger Krimi, der den Aufenthalt im Hotel fraglos zu etwas ganz Besonderem macht. Denn die meisten Gäste, die hierher kommen, haben eigentlich den Besuch der Postojna-Höhlen im Blick und sind umso überraschter darüber, was sie im Hotel Jama vorfinden.

Die Rezeption des Hotel Jama ist der Startpunkt für die hochspannende Reise auf den Spuren der Überwachung. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Manch einer übernachtet aber auch in dem modern eingerichteten Vier-Sterne-Haus, ohne zu ahnen, welches Geheimnis sich hinter seinen Mauern verbirgt. Die Zimmer selber sind sehr großzügig geschnitten, bieten reichlich Platz, erinnern teilweise fast an kleinere Tanzsäle. Zur Ausstattung gehören neben einem großen komfortablen Bett ein Schlafsofa, ein Schreibtisch mit integrierter Minibar sowie der obligatorische Flachbildfernseher. Auch an ausreichend Stauraum mangelt es in den Zimmern nicht. Farblich dominieren Braun-, Grau und Beigetöne. Die durchaus eleganten Zimmer kommen ohne Schnickschnack aus und besitzen dennoch Wohlfühlcharakter.

Nebenan: Die Postojna-Höhlen

Überaus großzügig geschnitten sind die Zimmer im Hotel Jama. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Das Jana nennt eine Bar und ein Restaurant sein Eigen. Auch verschiedene Konferenzräume gehören zum Angebot des Hotels. Größtes Pfund mit dem das Jama wuchern kann, ist neben den geheimen Räumlichkeiten jedoch fraglos die Lage. Denn von hier sind es keine 100 Meter bis zum Eingang der Postojna Höhlen. Und die sind absolut sehenswert und eine Höhepunkt einer jeden Slowenien-Reise. Und wer weiß, vielleicht gibt es dort in dem riesigen Höhlensystem, das als zweitgrößtes der Welt gilt, auch noch einen Geheimgang zu entdecken, der zum Hotel Jama führt. Aber das ist reine Spekulation…

Überaus einladend ist die Bar im Hotel Jama. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: Hotel Jama, Jamska cesta 28, 6230 Postojna, Slowenien, www.postojnska-jama.eu

Geheime Räume: Touren mit Audioguide Kosten 15,50 Euro; geführte Touren 28,90 Euro geführte Tour

Die Gesteinsformationen in den Postojna Höhlen sind einfach atemberaubend. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung des Slowenischen Fremdenverkehrsamtes sowie von uschi liebl pr statt.

Buchtipp: Bettgeflüster – Amüsantes unter der (Bett-) Decke

BettgeflüsterDas Bett. Für die einen ist es nur eine Schlafstätte, für andere das unumstritten beliebtes Naherholungsgebiet auf dem Erdball. Für wiederum andere eine Wiederaufbereitungsanlage für verbrauchte Energie. Fakt ist, statistisch gesehen, verbringen wir Menschenkinder rund ein Drittel unseres Erdendaseins im Bett und dies zumeist nicht nur allein. In jungen Jahren sind es oft Stofftiere, die mit einem unter die Bettdecke kriechen. Später teilen wir mehr oder weniger regelmäßig mit dem Ehe- und Lebenspartner Tisch und Bett.

Viele genießen zudem insbesonders auf Reisen im In- und Ausland den Matratzenhorchdienst in Hotels oder anderen Übernachtungsherbergen. Nicht immer sorgen dabei die Zimmer und der Komfort der Betten für Begeisterung. Und so wagt Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab in seinem Buch Bettgeflüster einen augenzwinkernden Blick unter die Oberbetten zu Hause und in Hotels. Doch keine Angst, niemand muss vor Schamesröte die Bettdecke über den Kopf ziehen.

Mal beleuchtet Bettgeflüster die Qualität der Matratzen, mal wie Menschen sich wie bekleidet betten, dann wiederum werden die kuriosen Zusatzwünsche von Gästen in Hotels liebevoll auf die Schippe genommen oder das Phänomen, dass zahlreiche Gäste, warum auch immer, sich berufen fühlen, das eigene Hotelzimmer während ihres Aufenthalts zu reinigen.

Erhältlich ist Bettgeflüster (ISBN 978-3-7115-2744-8) von Karsten-Thilo Raab für 18 Euro im Buchhandel oder online bei allen Versandbuchhändler wie beispielsweise Thalia.

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Buch- und Geschenktipp: Lost & Dark Places Ruhrgebiet

Bei Lost & Dark Places Ruhrgebiet denkt man sofort an das reiche Erbe der Industriekultur: Zeche Zollverein oder den Landschaftspark Duisburg-Nord. Doch nicht nur die einstigen Bergwerke und Hochöfen wissen Geschichte und Geschichten zu erzählen. Spannend sind auch die tatsächlich vergessenen oder verschwiegenen Zeugen früherer Epochen: die Überreste einer alten Nazi-Autobahn, ein einstiger Fliegerhorst, eine vergessene Flussbadeanstalt, …

„Das Buch öffnet sicher einen ganz anderen Blick auf das Ruhrgebiet und zeigt ein Gesicht der Region, das bislang nur sehr wenigen bekannt ist. Zudem zeigt das Buch, dass sich hinter mancher Ruine, hinter mancher Schrottimmobilie überaus spannende Geschichten verbergen. Ob es einen Folgeband geben wird, vermag ich nicht abzuschätzen. Das Potential für ein zweites Buch ist fraglos vorhanden. Einige Orte, die ich besucht habe, sind aus Platzgründen nicht ins Buch aufgenommen. Teil des Ansatzes war es, Lost Places in möglichst vielen Teilen des Ruhrgebietes mit aufzunehmen.“ erklärt Autor Karsten-Thilo Raab augenzwinkernd.

Karsten-Thilo Raab berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen gemacht als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführer sowie Bildbänden.

Pressestimmen: “Mit “Lost & Dark Places” lässt sich eine ganz besondere Seite des Ruhrgebiets entdecken.” ― Ruhr Nachrichten

Erhältlich ist Lost & Dark Places Ruhrgebiet (ISBN: 9783734320477) von Karsten-Thilo Raab für 22,99 Euro im Buchhandel, zum Beispiel bei Amazon oder direkt beim Bruckmann Verlag.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.