
Wangerooge, die autofreie östlichste der Ostfriesischen Inseln, misst nur knapp acht Quadratkilometer, bietet aber eine überraschende Vielfalt an Erholungs- und Ferienangeboten, Naturerlebnissen, Outdoor-Aktivitäten und kulinarischen Entdeckungen. Und dazu ein ganz besonderes, familiäres Inselfeeling. Ob Familien mit kleinen oder großen Kindern, ob Paare oder Alleinreisende – Wangerooge ist eine Urlaubsinsel für alle.
Kurze Wege, keine Hektik und viel Wertschätzung
Die Anreise vom Fähranleger Harlesiel zum Inseldorf ist mit 1,5 Stunden recht lang, aber keineswegs langweilig. Die Fährfahrt und der anschließende Transport vom Inselanleger mit der 1897 gegründeten Inselbahn durch die Heidelandschaft zum Wangerooger Bahnhof sind selbst schon ein lohnendes Urlaubserlebnis.

Die Wege auf der Insel dagegen sind kurz, was besonders Familien mit kleinen Kindern und ältere Gäste sehr schätzen. Strand und Strandpromenade, die vielen Geschäfte mit ihren bunten Angeboten, Cafés, Restaurants, die Kurparks oder die Insel-Supermärkte erreicht man zu Fuß oder mit dem Rad in wenigen Minuten, egal, wo im Ort man sein Urlaubsquartier bezogen hat.

Manche Nordsee-Inseln sind mehr Stadt als Insel, mit viel Trubel und Verkehr. Nicht so Wangerooge. Kein Autoverkehr, keine Hektik, nur E-Transporter für Gepäck, Anlieferungen etc. bewegen sich vierrädrig auf den Straßen. Das klassische Fahrrad ist das meist benutzte Fortbewegungsmittel. Leihstationen für Fahrräder gibt es auf der Insel an jeder Ecke.

Mit etwas mehr als .1000 Einwohnern ist die Insel zwar klein, aber eine lebendige Gemeinschaft. Jeder kennt hier jeden, und viele engagieren sich neben ihrem Beruf auch gemeinnützig oder in Ehrenämtern auf der Insel. Dieses familiäre Feeling projiziert sich auch auf die Touristen. Die Offenheit, Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Wangerooger geben einem schnell das Gefühl, wertgeschätzt und Teil dieser großen Inselfamilie zu sein und nicht einfach nur ein anonymer Übernachtungsgast. Die große Wertschätzung der Wangerooger gegenüber ihren Feriengästen zeigt sich auch darin, dass der Gästebeitrag der Urlauber u. a. in kostenlose Veranstaltungen wie Sommerfeste, Musik-Events oder freien Eintritt in Parks oder Museen investiert wird.

Die meisten Unterkünfte auf Wangerooge sind Ferienhäuser oder -zimmer, Hotels gibt es nur wenige. Viele der ortsansässigen Betriebe werden seit Generationen von Insulanern geführt. Die Insel hat ein Muschelsymbol etabliert, das besagt: Direkt in der gekennzeichneten Unterkunft oder vor Ort ist immer ein Einheimischer erreichbar für Fragen oder Wünschen der Gäste. Ein besonderer Service, der zeigt, wie sehr sich die Wangerooger als Gastgeber mit ihrer Insel identifizieren.
Schöne Aussichten schon bei der Ankunft

Der 39 Meter hohe Alte Leuchtturm von 1856, der heute ein Museum beherbergt, ist das Wangerooger Wahrzeichen und begrüßt die Besucher unmittelbar gegenüber vom Bahnhof bei ihrer Ankunft. Von oben hat man einen herrlichen Blick über die gesamte Insel und das Wattenmeer. Das bestätigt auch die einheimische Band „Inselcombo“ in ihrer Wangerooge-Hymne: „Man kann die ganze Insel sehn, wenn wir zwei da oben stehn – Wangerooge wunderschön!“.
Unverbauter, wunderschöner Strand
Der weitläufige kilometerlange Sandstrand ist Wangerooges ganzer Stolz.Weißer, feiner Sand, flacher Wassereinstieg, blendend weiße Strandkörbe und unverbauter Blick auf die Nordsee – viel Platz und beste Voraussetzungen für einen perfekten Inselurlaub.

Die breite, gepflegte Strandpromenade verläuft direkt am Hauptstrand, mit freiem Blick aufs Meer. Sie lädt zum Flanieren und Verweilen ein und ist tagsüber wie abends Treffpunkt für alle Generationen. Cafés, Eisdielen, nette Restaurants, kleine Läden, Bänke zum Rasten säumen den Weg. Von hier kann man bestens die grandiosen Wangerooger Sonnenuntergänge verfolgen. Eine Strandpromenade wie auf Wangerooge ist auf den Ostfriesischen Inseln eine Seltenheit.

Tipp: Die Strandkörbe auf Wangerooge werden abends nach Ende der Mietzeit nicht abgeschlossen und man kann sich dort auf einen Sundowner oder ein Picknick treffen. Voraussetzung ist, dass alles wieder sauber hinterlassen wird.
Aktivitäten für Groß und Klein
So ruhig die Insel auf den ersten Blick wirkt – wer möchte, kann sich hier sportlich austoben. Auf Wangerooge wird viel gelaufen, geradelt und geschwommen.

Es gibt gut ausgeschilderte Fahrrad- und Wanderwege. Für Sportbegeisterte gibt es Beachvolleyball-Bereiche, öffentliche Tennisplätze, eine Surfschule mit Wind- und Kitesurfen oder Stand-Up-Paddling. Etwas ganz Besonderes sind Yoga oder Qi Gong am Strand oder gemeinsame Strandgymnastik im Licht der untergehenden Sonne.

Für Kinder gibt es spezielle Animationsprogramme und eine Gästekinderbetreuung. Der Dünenspielplatz am Strand und das Kinderspielhaus „Sockenland“ (Eintritt frei!) stehen bei den jungen Feriengästen hoch im Kurs. Für Familien mit kleinen Kindern bietet die Insel einen weiteren Vorzug: Da die Insel autofrei ist, können Kinder hier selbständig herumlaufen und spielen und z. B. ungestört Fahrrad fahren lernen oder üben.
Erholung in der Thalasso-Oase

Die Thalasso-Oase in Wangerooge liegt direkt am Strand und unterteilt sich in ein Meerwasser-Erlebnisbad mit 100 Prozent Meerwasser und einer 73 Meter langen Wasserrutsche und in ein Wellness- und Gesundheitszentrum, Das Therapiezentrum bietet Thalasso-Anwendungen auf höchstem Niveau. Algenpackungen, Meeresschlickbäder, Inhalationen mit Salzwasser und Kneippbehandlungen sowie die salzhaltige Inselluft stärken das Immunsystem und tun der Haut gut. Ergänzt wird das Angebot durch Massagen und Entspannungsprogramme im lichtdurchfluteten Spa.

Als anerkanntes Nordseeheilbad ist Wangerooge auch ein Ziel für Gesundheitsurlauber, die bei Bedarf einen vom Arzt verschriebenen Kuraufenthalt auf der Insel verbringen können.
UNESCO-Weltnaturerbe: Naturparadies Wattenmeer
Die östlichen Bereiche Wangerooges sind als Nationalpark-Zone streng geschützt. Hier befindet sich eines der bedeutendsten Vogelschutzgebiete Europas. Das Flachwasser, die Sandbänke und Salzwiesen bieten ideale Brut- und Rastplätze für zahllose Vogelarten wie Austernfischer oder Ringelgans. Das Nationalpark-Haus Wangerooge bietet zum Wattenmeer spannende Ausstellungen und familienfreundliche Führungen an. Unglaublich: Das gesamte Wattenmeer ist Lebensraum für über 10.000 Tier- und Pflanzenarten und Rastplatz für bis zu 12 Millionen Zugvögel jährlich.
Wandern im Nationalpark

Wandern auf den Deichen, den Dünen und durch die Heidelandschaften der Insel mit ihrer facettenreichen Vogel- und Pflanzenwelt verspricht ein ganz besonderes Naturerlebnis – und das ohne große Anstrengung. Und man mag es kaum glauben, auf dieser kleinen Insel finden sich auch Wanderwege und Pfade, auf denen man auf nur wenige Menschen trifft, Bereiche der Kontemplation und Ruhe. Ein solch spiritueller Wanderweg ist der „Seelenpfad“ durch Dünen und entlang von Salzwiesen. Mit biblischen Liedern und Zitaten beschildert ist er ein Ort der Entschleunigung und Selbstreflexion.

Eindrucksvoll ist auch ein Spaziergang durchs Watt im Rahmen einer geführten Wattwanderung. Barfuß über den Meeresboden zu laufen, Muscheln und Wattwürmer zu entdecken und dabei von sachkundigen Wattführern Interessantes über die Entstehung, Tierwelt und Dynamik des Weltnaturerbes Wattenmeer zu erfahren, ist ein außergewöhnliches Erlebnis.
Schiff ahoi am Horizont!

Vom Wangerooger Strand aus kann man tagsüber und des nachts große Containerschiffe, Öltanker oder Kreuzfahrtschiffe auf ihrer Fahrt auf der Wasserstraße nach Hamburg, Bremerhaven oder Wilhelmshaven beobachten. So mancher vertreibt sich die Zeit damit, die nur vier Kilometer entfernten Schiffsgiganten von einer der vielen Bänke entlang der Strandpromenade mit einem Fernglas ins Visier zu nehmen. Eine derartige tägliche „Schiffsparade“ gibt es nur auf Wangerooge.
Diese Stadtführung ist ein Muss!

„Beim Joggen nicht blöd lachen, sondern weitermachen!“ Mit dieser humorvollen Merkhilfe für die Reihenfolge der Ostfriesischen Inseln von West nach Ost bringt Insulaner Klaus Brüggerhoff auf seinen Stadtführungen seine Besuchergruppen jedes Mal zum Schmunzeln. Der pensionierte Lehrer und Mitglied der „Inselcombo“, ist ein Wangerooger Urgestein und kennt sich auf der Insel aus wie kein zweiter. Seine kurzweiligen Stadtführungen sind gespickt mit aktuellem Lokalkolorit, umfangreichem historischem Wissen und humorvollen Anekdoten. Außerdem erfährt man Erstaunliches und Vergnügliches von der Insel wie über einen fliegenden Teppich, den „König von Wangerooge“oder über eine „Giftbude“. Die Führung dauert ca. 1,5 Stunden und findet in der Regel jeden Donnerstagnachmittag statt. Ein Highlight und ein Muss für Inselurlauber mit einem Herz für Wangerooge!
Kulinarische Tipps

Wangerooge mag klein sein, kulinarisch aber zeigt sich die Insel vielseitig und anspruchsvoll. Das Restaurant „Krüsch“ ist ein kulinarisches Highlight auf Wangerooge. Direkt an der Strandpromenade gelegen, mit Terrasse und Blick auf Strand und Meer, wird in gepflegtem, hellen Ambiente gehobene friesisch-mediterrane Küche serviert. Inhaberin Anna Pfister ist eine engagierte und herzliche Gastgeberin und legt sehr großen Wert auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Qualität der in der Küche verwendeten Produkte. Produkte, die nicht bio-zertifiziert sind, finden auf der Speisekarte des „Krüsch“ keinen Platz.
Betrieben wird das „Krüsch“ von einem sympathischen kleinen Team, dem man die Freude und den Spaß an der Arbeit anmerkt. Die Speisekarte des „Krüsch“wechselt alle zwei Wochen und orientiert sich an den saisonalen Angeboten. Zum „Krüsch“gehört auch der Imbiss „Strandhütte“ direkt um die Ecke mit phänomenalen Süßkartoffelpommes, die man nicht verpassen sollte.

Das urige „Fischrestaurant Kruse“ bietet eine Auswahl an frischen Fischgerichten in gemütlicher Atmosphäre. Der in vierter Generation geführte Familienbetrieb ist eine Institution auf der Insel und betreibt neben dem Restaurant einen Fischladen, der leckere Fischbrötchen und Snacks auch zum Mitnehmen anbietet. Unbedingt probieren sollte man die ostfriesische Teetied: schwarzer Tee mit Kluntjes und Sahne oder regionale Spezialitäten wie hausgemachte Kuchen und Marmeladen. Das kann man sehr schön im „Café Klönschnack“ mit seiner Terrasse gegenüber dem Alten Leuchtturm. Das Café ist auch beliebt wegen seiner reichhaltigen Frühstückauswahl und seiner schmackhaften und günstigen Tagesgerichte.
Das Wangerooge-Feeling

Ramona Engelmeier von der Kurverwaltung Wagerooge ist eine Insulanerin durch und durch. Und fasst es nochmal zusammen, das spezielle Wangerooge-Feeling: „Wangerooge ist sehr bodenständig und braucht kein Schickimicki, um sich von anderen Urlaubsorten abzusetzen. Wir sind sehr familiär und man kommt schnell ins Gespräch. Die Insulaner und Wangerooger sind sehr offen. Außerdem ist Wangerooge die Insel der kurzen Wege und hat den langen weißen Sandstrand direkt am Inseldorf, sodass man eigentlich, egal von wo, nicht länger als zehn Minuten benötigt, bis man die Füße in den Sand stecken kann. Kinder lernen hier viel Selbstständigkeit im Urlaub, genau wie ich es als Kind gelernt habe. Diese kurzen Wege und die Autofreiheit machen den Urlaub und das Leben auf Wangerooge sehr besonders. Denn wer kann schon beim Brötchen holen oder auf dem Weg zur Arbeit aufs Meer schauen?“

„Wangerooge, wunderschön!“ – so beginnt die selbst komponierte und getextete Inselhymne der einheimischen Wangerooger Musikgruppe „Inselcombo“. Dass sie damit recht haben, davon kann sich jeder vor Ort überzeugen. Weitere Informationen unter www.wangerooge.de.
 
    Peer Völz
lebt in Hannover und findet, dass nicht nur Niedersachsens Landeshauptstadt eine Reise wert ist. Der freie Reisejournalist und Autor schreibt seit 2019 regelmäßig für das Mortimer-Reisemagazin.
 
 
		 
		 
		