Reisen 2026: Freiheit mit Preisetikett

Reisen
2025 wurden Reisen für nicht wenige von Flugpreisen, Hotelkosten und Wirtschaftssorgen ausgebremst. – Foto: Mortimer Reisemagazin

45 Prozent der Deutschen zieht es jährlich auf ihren Reisen ins Ausland – zumindest theoretisch. Denn 2025 wurde das Fernweh von Flugpreisen, Hotelkosten und Wirtschaftssorgen ausgebremst. Der aktuelle YouGov‑Report zeigt: Wer reist, tut es flexibler, kürzer und oft günstiger. Spanien und Italien bleiben Klassiker, Polen mausert sich zum Überraschungsstar. Willkommen in der neuen Reiserealität zwischen Fernweh und Finanzloch.

Urlaubsträume im Wandel

Reisen bedeutet für viele Deutsche ein Gefühl von Freiheit – die Möglichkeit, neue Kulturen zu entdecken, sich zu erholen und internationale Begegnungen zu erleben. Doch die Art und Weise, wie Menschen ihre Reisen planen, verändert sich. Der aktuelle YouGov-Report “German international traveler outlook 2026” zeigt, dass 45 Prozent der Deutschen mindestens einmal pro Jahr als Touristen ins Ausland reisen. Weitere Gruppen gönnen sich seltener eine internationale Auszeit, während knapp jeder Fünfte angibt, überhaupt nicht ins Ausland zu reisen. Besonders die jüngeren Generationen, Millennials und Gen Z, sind dabei die treibende Kraft hinter der Reiselust, denn mehr als die Hälfte von ihnen zieht es jährlich über die Grenzen hinaus.

Trotz dieser Sehnsucht nach Ferne ist ein Trend erkennbar: Viele Menschen waren 2025 weniger unterwegs als im Jahr zuvor. Rund ein Drittel der Befragten gab an, ihre internationalen Reisen reduziert zu haben. Persönliche Gründe wie Familie, Arbeit oder Gesundheit spielen dabei eine Rolle, ebenso wie die steigenden Kosten für Flüge, Hotels und andere Reiseausgaben. Auch wirtschaftliche Unsicherheit und ein geringeres verfügbares Einkommen beeinflussen die Entscheidung, seltener ins Ausland zu reisen. Fast die Hälfte der Befragten bestätigt, dass die gestiegenen Preise ihre Reisepläne spürbar verändert haben. Besonders deutlich wird dies bei Transportmitteln, Unterkünften und gastronomischen Angeboten, die von vielen als teurer wahrgenommen werden.

Fernweh trifft Kostenbewusstsein

Um dennoch unterwegs sein zu können, reagieren Reisende flexibel. Manche verlegen ihre Trips bewusst in die Nebensaison, andere wählen günstigere Ziele, buchen Flüge früher oder verkürzen die Dauer ihrer Reisen. Trotz Kritik am Preis-Leistungs-Verhältnis bleiben Spanien und Italien die beliebtesten Destinationen, gefolgt von Österreich, Griechenland und Frankreich. Überraschend positiv sticht Polen hervor, das seinen Eindruck bei internationalen Urlaubern deutlich verbessern konnte.

45 Prozent der Deutschen zieht es trotz schwieriger Rahmenbedingungen jährlich ins Ausland. – Grafik: Mortimer Reisemagazin

Carolin Petrow von YouGov Deutschland fasst die Entwicklung zusammen: Die Lust, die Welt zu erkunden, sei weiterhin groß, doch steigende Kosten und wirtschaftliche Unsicherheiten führten dazu, dass Reisende ihre Entscheidungen bewusster träfen und stärker am Nutzen orientierten. Der Report macht deutlich, dass sich die Reisekultur verändert: Fernweh bleibt bestehen, aber es wird zunehmend von Kostenbewusstsein und Flexibilität geprägt – eine neue Realität, die sowohl die Branche als auch die Reisenden selbst herausfordert und inspiriert.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.