Neues Schokoladenmuseum in Warschau

Schokoladenmuseum
Spaß für die ganze Familie im neuen Warschauer Schokoladenmuseum. – Foto: fabrykaczekolady.pl

In Polen kennt sie jedes Kind. Vor über 170 Jahren vom Mecklenburger Karl Wedel gegründet, erfreuen die Erzeugnisse von Polens bekanntester Schokoladenfabrik „E.Wedel“ bis heute große und kleine Leckermäuler. Nun eröffnet am Stammsitz der Fabrik in Warszawa (Warschau) das größte multisensorische Schokoladenmuseum des Landes. Unter dem Motto „Można“ (Man darf) ist hier das Ausprobieren ausdrücklich erwünscht.

Wie eine große Tafel Schokolade sieht die Fassade des neuen Schokoladenmuseums aus. Sie ist mit grauen Keramikquadraten verkleidet, die optisch Farbe und Material des benachbarten Stammsitzes von E.Wedel aus den 1930er Jahren aufnehmen. Hinter dieser Verpackung eröffnet sich auf mehr als 8.000 Quadratmetern ein wahres Fest an süßen Sinneseindrücken.

Reise durch Produktionsprozess

Schokoladenmuseum
Sogar auf einer überdimensionalen Schokoladentafel lässt sich rumtoben. – Foto: fabrykaczekolady.pl

Interessierte können auf eine Reise durch den gesamten Produktionsprozess der Schokolade gehen: vom Pflücken und Rösten der Kakaobohnen über die aufwendige Verarbeitung bis zum Verpacken des fertigen Produkts. In den interaktiven Ausstellungsbereichen können sie nicht nur zusehen, sondern probieren, riechen, genießen und auch selbst Hand anlegen, etwa beim Gestalten einer eigenen Schokoladentafel.

Von der Dachterrasse eröffnet sich  ein Panoramablick über die polnische Hauptstadt. Im Andenkenladen des Museums können sie zudem besondere Erinnerungsstücke und süße Leckereien erwerben. Darüber hinaus erzählt die „Fabryka Czekolady“ (Schokoladenfabrik), wie das Museum offiziell heißt, die fast 200-jährige Geschichte des Unternehmens und informiert über den Anbau von Kakao, Wirtschaftskreisläufe sowie das Marketing der fertigen Produkte.

Die zarten Anfänge

Natürlich mangelt es im Schokoladenmuseum auch nicht an Kostproben. – Foto: fabrykaczekolady.pl

Alles begann 1851, als der Konditor Karl Ernst Wedel ein kleines Café in der Straße ul. Miodowa eröffnete. Schnell machte es sich einen Namen für seine hochwertigen Süßwaren und wurde zu einem beliebten Treffpunkt der Warschauer Gesellschaft. Schon damals gab es Trinkschokolade. Wedels „Pijalnie Czekolady“ (Schokoladencafés) sind bis heute angesagte Adressen. In ganz Polen gibt es 34 dieser edlen Salons.

1865 übergab Karl Ernst Wedel das Geschäft an seinen Sohn Emil Wedel, der den kleinen Betrieb zur führenden Schokoladenfabrik in den polnischen Teilungsgebieten machte. Emil, wie sein Vater Konditor mit Ausbildung in Paris, entwickelte neue Rezepte und baute die erste mechanisierte Schokoladenfabrik in Polen. Zudem führte er den charakteristischen Namenszug ein, der bis heute nicht nur die Verpackungen, sondern auch jedes Stückchen Schokolade ziert.

Vogelmilch als Klassiker

Schokoladenmuseum
Die Schokoladenfabrik genießt längst Kultstatus. – Foto: fabrykaczekolady.pl

In den 1920er und 1930er Jahren baute Emils Sohn Jan die Firma weiter aus und machte den Namen Wedel über die Grenzen hinaus bekannt. Er entwickelte so beliebte Produkte wie die „Ptasie Mleczko“ (Vogelmilch), die zu einem Klassiker der polnischen Süßwarenindustrie wurde. Bis heute ein beliebtes Geschenk zu allen möglichen Anlässen. Auch das charakteristische Verpackungsdesign und das Firmenlogo, das einen Jungen auf einem Zebra zeigt, gingen auf sein Konto.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die neue Fabrik im Stadtteil Praga erheblich beschädigt. Nach dem Krieg kam 1949 die Verstaatlichung, Jan Wedel starb 1960, ohne jemals wieder einen Fuß in das eigene Unternehmen gesetzt zu haben. Die Marke E.Wedel behielt aber weiterhin ihren guten Ruf und ihre Beliebtheit. Nach 1989 wurde das Unternehmen privatisiert, seit 2010 wird unter dem Dach der koreanischen Lotte-Group produziert. Weitere Informationen unter www.fabrykaczekolady.pl und unter www.polen.travel.

Interessierte können auch einen Blick auf die Produktion werfen. – Foto: fabrykaczekolady.pl

Mortimer

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