Normalerweise watscheln Entenfamilien nicht den Berg hoch; höchstens mal ein Stück die Uferböschung hinauf. Diese vielbeinige Entenfamilie schnattert aufgeregt und marschiert mehr oder weniger im Gleichschritt hinter einander her. Ohne Flügel, ohne Schnabel, aber immer bergauf. An steilen Stücken wird auch schon mal ein Zickzackkurs eingeschlagen. Vorne weg geht keine Entenmutter, sondern Elmar Ebner. Der 48-jährige führt die kleine Gruppe die Turracher Höhe hinauf – dem Sonnenaufgang entgegen.
Trotz der untergeschnallten Schneeschuhe ist dieses Vorhaben durchaus mühselig. Und obschon die Temperaturen bei minus 18 Grad Celsius liegen, ist niemandem wirklich kalt. Denn so eine Schneeschuhwanderung die Skipiste am Kornock hinauf, ist durchaus anstrengend. Erst recht auf nüchternen Magen. Noch bevor der erste Hahn in dem kleinen Skiort an der Grenze zwischen Kärnten und der Steiermark das erste Mal gekräht hat, hat sich der Tros bereits in Bewegung gesetzt – genauer gesagt in absoluter Dunkelheit um 7 Uhr morgens. Als Belohnung warten oben auf dem Kornock nicht nur herrliche Sonnenaufgangsimpressionen und ein herrliches Bergpanorama, sondern auch ein wohl verdientes Frühstück auf 1.968 Metern über dem Meeresspiegel.
Noch ein Lohn folgt den morgendlichen Mühen: Bis neun Uhr kann die „Entenfamilie“ das Skigebiet völlig alleine nutzen. Pistenbutler Elmar hat zuvor bereits die Ski und die Skischuhe hinauf zur AlmZeit Hütte gebracht. Und was ist das für ein Genuss, mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages eine perfekt präparierte und völlig menschenleere Piste hinunter zu sausen! Das einzige Geräusch, das in dieser puderweißen Idylle der Turracher Höhe zu hören ist, sind die eigenen Skikanten und der gelegentliche „Freudenjuchzer“ der wedelnden „Entenfamilie“.
„Morgenstundtrilogie“ nennt sich diese Kombination aus Schneeschuhwandern, Sonnenaufgangsstimmung, Frühstück und besonderem Abfahrtsgenuss, der immer dienstags morgens um 7 Uhr von der Talstation der Kornockbahn aus angeboten wird. Noch dazu kostenfrei – zumindest für alle Gäste, die in einem der elf so genannten Butler-Betriebe an der Turracher Höhe untergebracht sind.
„Wir sind keine Animateure, sondern wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass sich die Gäste bei uns wohlfühlen“, unterstreicht Elmar Ebner das Eigenverständnis des Pistenbutlers. Zusammen mit einer Kollegin verwöhnt er tagtäglich die Gäste.
„Es sind die kleinen Dinge, die uns groß machen“, weiß der 48-jährige, dass der bunte Strauß an Aufmerksamkeiten und Serviceleistungen die große Trumpfkarte der Turracher Höhe ist. Schon muss er sich von seiner heutigen „Entenfamilie“ verabschieden, um mit einem Schneemobil durch das 42 Pistenkilometer umfassende Skigebiet zu düsen und auch die anderen Wintersportler ein wenig zu verwöhnen.
Mit dem knallroten Skidoo stellt er sich an den Rand der beliebtesten Abfahrten und reicht den Skifahrern und Snowboardern mal einen Apfel, ein paar Weingummis oder ein Stück Traubenzucker zur Stärkung, den Triefnasen eine Packung Taschentücher, den Kindern ein Eis und den etwas größeren Skihasen auch schon mal ein Glas Prosecco – für den Kreislauf, versteht sich.
Kein Wunder, dass sich sofort eine kleine Menschentraube bildet, sobald Elmar Ebner mit seinem Butlermobil irgendwo im Skigebiet zum Stehen kommt. Das speziell umgerüstete Fahrzeug verfügt auch über zwei Spendern für Sonnenmilch mit verschiedenen Lichtschutzfaktoren.
Selbst wenn der Pistenbutler mal nicht auf der Piste zu sehen ist, ist er beileibe nicht untätig: mal führt er kleine Gruppen bei einer Genusssafari von Hütte zu Hütte, um regionale Köstlichkeiten zu testen, mal befreit er die Windschutzscheiben der geparkten Gästeautos von Eis und Schnee.
Unabhängig von dem charmanten Butlerservice hat das familienfreundliche Skigebiet noch einiges mehr zu bieten. Die Sonnenalmbahn etwa verläuft durch das Gebiet von drei Gemeinden und zwei Bundesländern. Quer durch den Turracher See, dessen Wasser im Bedarfsfall verwendet wird, um die Pisten künstlich zu beschneien, erstreckt sich die Landesgrenze zwischen Kärnten und der Steiermark.
Auf dem zugefrorenen See, der in Teilen auch zum Eislaufen genutzt wird, verkehrt das so genannte „Seetaxi“. Dies ist eine Art Traktor, der an der Anhängerkupplung eine lange Stange befestigt hat. Hieran können sich die Skifahrer und Snowboarder festhalten, um sich quer über den See von einem Teil des Skigebiets ins andere ziehen zu lassen.
Vom Seeufer gelangen Skifahrer und Snwoboarder auch mit Hilfe der Sonnenalmbahn sowie über die Schwarzseeabfahrt zu einer weiteren charmanten Besonderheit: dem Seitensprunglift. Dessen Häuschen ist passenderweise von außen mit Schlüpfern und Büstenhaltern dekoriert. Was nicht bedeutet, dass die Skishasen in dem 325 Meter langen Schlepper auch versuchen sollten, sich gegenseitig abzuschleppen. Was natürlich nicht heißt, dass sie nicht miteinander ins Gespräch kommen sollten. Schließlich gibt es an der Turracher Höhe auch ohne den Seitensprunglift genügend Gesprächsstoff.
Informationen: Tourismusverein Turracher Höhe, 8864 Turracher Höhe, Telefon 0043-(0)4275-83920, info@turracherhoehe.at, www.turracherhoehe.at
Bergbahnen Turracher Höhe, 8864 Turracher Höhe 178, Telefon 0043-(0)4275-8252, bergbahnen@turracherhoehe.at
Lage: Die Turracher Höhe liegt in den Nockbergen, dem westlichen Teil der Gurktaler Alpen. Das Gebiet reicht von den Gipfeln des Rinsennocks (2334 Meter) im Westen bis zur Lattersteighöhe (2264 Meter) im Osten. Durch die Ortschaft, in der knapp 100 Einwohner gemeldet sind, verläuft die Landesgrenze zwischen Kärnten und der Steiermark.
Allgemeines: Das Skigebiet an der Turracher Höhe verfügt über 42 Pistenkilometer. Auch ein 1,5 Kilometer langer Snowpark mit zahlreichen Elementen sowie eine 800 Meter lange Funslope fehlen nicht. Tageskarten kosten 43,50 Euro für Erwachsene beziehungsweise 21.50 Euro für Kinder, Wochenkarte liegen (je nach Saison) zwischen 230 und 255 Euro für Erwachsene beziehungsweise 115 und 128 Euro für Kinder. Daneben stehen rund 17 Kilometer gespurte Langlaufloipen kostenfrei zur Verfügung.
Anreise: Von Deutschland aus ist die Turracher Höhe bequem mit dem Flugzeug zu erreichen. Austrian Airlines bietet von den meisten größeren deutschen Flughägen in Kombination mit Eurowings Flüge via Wien nach Klagenfurt an. Von dort setzen die Hotelbetriebe der Turracher Höhe einen Taxishuttle ein. Die Fahrzeit beträgt gut 60 Minuten.
Essen & Trinken: Almzeithütte, 8864 Turracher Höhe, Österreich, Telefon 0043-(0)664-2178272, www.almzeithuette.com. Die direkt an der Panoramabahn gelegene Hütte bietet regionale Schmankerln und Brettjausen.
Almstube, Familie Pertl, 8864 Turracher Höhe 133, Österreich, Telefon 0043-(0)4275-8244, www.almstube.at. Mitten im Skigebiet am Kornock gelegene Skihütte mit Übernachtungsmöglichkeiten. Spezialitäten des Hauses sind Suppenvariationen sowie Fondue.
K-Alm, 8864 Turracher Höhe 120, Österreich, Telefon 0043-(0)4275-8228, www.kornock.at. Die an der Kornock-Talstation gelegene Skihütte hat regionale Spezialitäten auf der Speisekarte und verfügt über den ersten Speck- und Käsehumidor in Europa.
Übernachten: Schlosshotel Seewirt, 8864 Turracher Höhe 33, Österreich, Telefon 0043-(0)4275-8234, www.schlosshotel-seewirt.com. Vier-Sterne-Haus rund zwei Gehminuten von beiden Skihängen gelegen und mit im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneter Küche (Gault Millau Haube) sowie wie großzügigem Sauna- und Wellnessbereich. Übernachtungen im Doppelzimmer beginnen bei 98 Euro.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.