Antalya: Weit mehr als nur Poseidons Erbe

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Der historische Hafen von Antalya versprüht jede Menge Charme. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Was macht Poseidon, der alte Grieche, genauer gesagt der sagenumwobene Gott des Meeres, im alten Hafen von Antalya? Er lässt es sich gut gehen, genau wie die vielen anderen Besucher. Während er sich zum Amüsement seiner Betrachter in stattlicher Manier auf einem Ausflugsschiffs, das hier vor Anker liegt, in Pose wirft, genießen die Flaneure um ihn herum das bunte Treiben. Traumhaft und malerisch schmiegt sich der historischen Yachthafen Kaleiçi Marina in die Felsenbucht, während die ummauerte Altstadt (Kaleiçi) hoch oben auf Travertinfelsen thront.

Lässig hat Poseidon die Hand in die Hüfte gestemmt. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Hier präsentiert sich ein wunderbares Zusammenspiel maritimer Geschichte. In der Überlieferung heißt es, dass dieser Hafen um 200 n.Chr. entstanden ist. Pergamenische Baumeister konzipierten ihn seinerzeit, da der Hafen im nahegelegenen Side für sie nicht nutzbar war, alldieweil er sich im Besitz eines anderen Königs befand. Bevor sich heutzutage der Anker zur Bootstour lichtet, gibt es ausreichend Gelegenheit, türkische Delikatessen zu genießen.

Eis in spezieller Konsistenz

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Rund um Antalya zeigt sich die türkische Rivera von ihrer schönsten Seite. – Foto. Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

„Midye Dolmasi“ heißt eine der vielen kleinen Leckereien, die hier im Angebot sind: Mit Reis, Pinienkernen, getrockneten Tomaten, Petersilie und Dill gefüllte Muscheln, mit einem Spritzer frischem Zitronensaft eine feine Schlemmerei zwischendurch. Währenddessen zieht schon der Eisverkäufer nebenan alle Aufmerksamkeit auf sich. Mit seinem Spökes, den Tricks und Kniffs, mit dem er seine überraschten Kunden unterhält, zieht er gleich eine kleine Menschentraube an seinen Stand.

Muscheln werden als kleiner Snack gerne mal zwischendurch genossen. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Da bedarf es einiger Minuten Geduld bis die Eistüte wirklich in Empfang genommen werden kann. Vorher fällt sie fast zu Boden oder klebt auf der Nase des Gastes, bevor die kühle Süßspeise auf der Zunge zergeht. Das Eis hält dieser Spielerei durchaus Stand, ohne zu schmelzen. Zeichnet sich das türkische Eis doch durch seine ganz besondere Konsistenz aus. Der Mastixharz aus Pistazienbäumen und Salep, einem Mehl aus der Wurzel der wilden Purpurorchideen, sorgen für die Schmelzfestigkeit und den ganz besonderen Biss.

Per Aufzug zum Strand

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Hier und da geht es bequem mit dem Fahrstuhl hinunter zum Strand. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Eine angenehm frische Brise flankiert die Bootstour entlang der türkischen Rieviera, die den Blick frei gibt auf die nicht enden wollende Hotelmeile. Zweifelsohne hat sich die Provinz Antalya zu einem der wichtigen Tourismuszentren im Land entwickelt. Mit knapp 900 Hotelbetrieben war Antalya 2018 die türkische Stadt mit den meisten Hotels. Eine unglaubliche Vielfalt an sonnengereiftem Obst und Gemüse, verschiedene regionale Käse- und Olivenvariationen sowie frische Fischspezialitäten auf den Büfetts der Hotels locken die Gäste Jahr für Jahr und eben nicht nur wegen der traumhaften Strände hierher.

Souvenirhändler flankieren die wichtigen touristischen Hotspots. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Apropos Strand: Ist der Abstieg zu steil, bieten Gastgeber heutzutage alternativ den Transfer per Aufzug an. Der hilft, den Höhenunterschied von rund 25 Metern in Nullkommanix zu überwinden. Das sich ein Wunderwerk der Technik so weiterentwickelt, hätte sicherlich auch Agatha Christie zum Staunen gebracht. Die berühmte britische Queen of Crime residierte in den 1920/30er Jahren mehrfach im Pera Palace Hotel in Istanbul, damals noch Konstantinopel. Hier soll sie den „Mord im Orientexpress“ geschrieben haben. Dieses legendäre Gründerzeithotel verfügte seinerzeit bereits – nach dem Eiffelturm – über einen elektrischen Lift. Übrigens: Zimmer 101 belegte Reformer und Gründervater der Türkei – Atatürk – des Öfteren, um seine Ideen zu einer westlich orientierten Nation zu formulieren.

Steinreiches Side

Mortimer-Reisemagazin-Mitarbeiterin Ulla Wolanewitz als wertvolle Stütze des Apollon-Tempels. / Mortimer Reisemagazin

Wer nicht nur zum Sonne tanken, schlemmen und chillen hierhergekommen ist, dem empfiehlt es sich, abzutauchen in die Geschichte des Landes, einstmals Teil des osmanischen Reiches. Archäologisch betrachtet, ist die etwa zwei Stunden entfernte Hafenstadt Side steinreich. Ein Abstecher hierher, am besten, wenn die Sonne nicht mehr so hochsteht, lohnt sich in jedem Fall. Auf einer Halbinsel gelegen, erwarten sie ihre Gäste: Die Ruinen der antiken Stadt, die viel Geschichte atmet. Vor allem lockt der Apollon-Tempel. Ein ganz besonderes Fotomotiv bei Sonnenuntergang.

Das Gloria Aspendos Theater zeugt von römischer Baukunst. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Knapp 50 Kilometer von Antalya entfernt, präsentiert sich mit dem Gloria Aspendos Theater die Pracht der römischen Ingenieurs- und Baukunst. Noch heute wird diese wunderbare Kulisse für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. An diesem faszinierenden Ort ist der Reichtum der türkischen Kultur und die antike Geschichte der Region erlebbar. Aber Achtung: Unterschiedliche Stufen in Höhe, Breite und Beschaffenheit machen die Begehung zu einem echten Achtsamkeitstraining.

Bestes Touristendorf der Welt

An- und aussichtsreich gibt sich die Region rund um Antalya. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Grün in den allerschönsten Facetten hat der Ausflug durch das Taurus-Gebirge zu bieten. Olivenbäume, Zedern und Zypressen prägen das Landschaftsbild. Die beiden letzteren Hölzer fanden in der Antike wegen ihrer Festigkeit und Resistenz gegen Fäulnis vielfach Verwendung für den Schiffsbaum. Aber nicht nur dort. Das beweisen auch die illustren „Düğmeli Evler“, die Knopfhäuser in Ormana. Seit 2024 trägt das anatolische Bergdorf den Titel „World’s Best Tourism Village“ mit dem es von der Welttourismusorganisation (UNWTO) ausgezeichnet wurde.

Die Knopfhäuser wurden ohne Bindemittel errichtet. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Heute eine touristische Attraktion, entstand diese Bauweise unter anderem als Schutz vor Erdbeben. Bei diesen 350 Jahre alten architektonischen Wunderwerken sind die Steine ursprünglich ohne Bindemittel wie Zement oder Mörtel in einem Holzrahmenrahmen verbaut, stabilisiert von Holzknöpfen. Das bietet die entsprechende Flexibilität bei Bodenschwankungen. Diese Handwerkskunst findet heute noch Anwendung und die Kenner der Materie genießen hohes Ansehen. Es heißt, dass die rationalen Betonbauten der 1960/70er Jahre langfristig zurückgebaut werden, um der typischen Bauweise und dem kulturellen Erbe wieder Vorrang zu geben.

Kleine Gaumenfreuden

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Traditionelle Kochkunst wird in diesem Teil der Türkei weiter kultiviert. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Ormana liegt an der historischen Seidenstraße. Auf dem Weg dorthin sind Reste alter Karawansereien zu sehen, ebenso wie die Herden von Wildpferden in freier Wildbahn auf dem Eynif Plateau. Der größte unterirdische See der Türkei ist knapp 20 Minuten entfernt. Die Altınbeşik-Höhle lockt mit Schatten und Abkühlung, die ein kleiner Trip im Schlauchboot ermöglicht und dabei mit beeindruckenden Stalaktiten- und Stalagmiten-Formationen verzaubert.

Zeugnisse einer langen, bewegten Geschichte warten darauf, entdeckt zu werden. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Eine Zeitreise wie diese verlangt natürlich immer mal wieder nach entsprechender Wegzehrung. „Büfe“ oder „Lokanta“ nennen sich die kleinen Imbissbetriebe am Straßenrand. Mit „Gözleme“, dem traditionellen Nomadenbrot begeistern sie ihre hungrigen Gäste. Der hauchdünn mit einem Rundholz ausgerollten Yufka-Teig, für den es nicht mehr braucht als Mehl, Wasser und Salz, verbringt nur wenige Sekunden auf einer konvex gewölbten Heizplatte, bevor er mit Schafskäse, Kräutern, Auberginen- oder Seammus gereicht wird. Dazu ein gut gekühlter Ayran, der verbrauchte Mineralien wieder ausgleicht, schwarzer Tee, frische Wassermelone und Erdbeeren. „Tadını çıkar“ würde der Einheimische dazu sagen oder „Afiyet olsun – Möge es Gesundheit bringen“. Bei einem Rundum-Erlebnis dieser Güteklasse fällt es nicht leicht, Abschied zu nehmen. Dennoch heißt es irgendwann „Güle, güle – Auf Wiedersehen“.

Zu den Köstlichkeiten der Region gehört fangfrischer Fisch. – Foto: Ulla Wolanewitz / Mortimer Reisemagazin

Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung der Türkiye Tourism Promotion and Development Agency und von TravelMarketing Romberg statt.

Ulla Wolanewitz

lebt und fühlt sich wohl im Münsterland, arbeitet von dort als Autorin, Reise-, Kultur- und Lokaljournalistin. Sie liebt die Begegnungen mit Land und Leuten, spürt dabei interessante Themen auf und nimmt ihre Leserschaft in ihren Stories gerne mit auf die Reise.