Bunga-Bunga-Beach zum Schnäppchenpreis

Für Silvio Berlusconi sind manche Küstenabschnitte brachliegendes Kapital.
Für Silvio Berlusconi sind manche Küstenabschnitte brachliegendes Kapital.

Weihnachten kommt auch in diesem Jahr wieder schneller als manch einer denkt. Und mit dem Näherrücken des Festes der Feste wird der Druck immer größer, ein möglichst ausgefallenes, am besten noch individuelles Geschenk für die Liebsten zu finden. Daher dürfte nun kollektive Erleichterung über einen zunächst einmal verbalen Silberstreif am Horizont herrschen. Denn an den Küsten, an denen manche schon küssten, könnte schon bald eine kleine Scholle in den Familienbesitz übergehen. Gemeint ist nicht der schmackhafte Fisch, sondern ein Stück Land.

Der ungekrönte Bunga-Bunga-König hat nämlich jüngst zum Volke gesprochen. Der reiche und nicht gerade ideenarme frühere Regierungschef und vermeintliche künftige Knastkönig von Italien, Silvio Berlusconi, hat nämlich einen famosen Plan Kund getan, um die maroden Staatskassen zu sanieren. Neben Wein, Gesang und den kleinen Dummerchen, die sich für die Bunga-Bunga-Parties hergeben, hat Italiens noch eines reichlich: Küste. Sowohl an der Adria, als auch am Mittelmeer gibt es davon reichlich. So viel, dass Berlusconi nun einen Teilverkauf der 7.600 Kilometer langen Küstenabschnitte anregte.

Zwar gibt es jene Abschnitte, an denen in warmen Tagen Touristen nutzlos herumliegen und sich in der Sonne aalen, doch die sind nicht wirklich gewinnbringend. Allenfalls für den Eisverkäufer und den Sonnenliegenverleiher. Natürlich finden sich an Italiens Küste nicht nur feine Sandstrände, sondern auch zerklüfftete Abschnitte, die wenig zum Baden einladen. Und doch ist die Vorstellung durchaus reizvoll, ein eigenes Stück Küste zu besitzen. Dann müssten man an warmen Tagen nicht mehr wie Ölsardinen zusammengepfercht zwischen Hotelbunkern und der Wasserlinie herumliegen. 300 bis 500 Meter eigene Küste genügen schon, um am Meer mehr Entspannung zu finden.

Thekenbrust-CoverOffen ist bis dato allerdings, was so ein Küstenabschnitt kosten soll. Auf jeden Fall dürfte Berlusconis Idee auch andere zahlungsschwache Nationen auf den Plan rufen. Portugal hätte 1.793 Kilometer Küste im Angebot, Spanien 4.964 Kilometer und Griechenland sogar 13.676 Kilometer. Da müsste sich doch ein nettes Stück Strand für den Privatgebrauch finden lassen. In Deutschland könnten wir in mageren Zeiten immerhin 2.389 Kilometer an Nord- und Ostssee feilbieten. Und wenn das nicht reich, um die Staatsschulden abzubauen, könnten wir noch Teile der Alpen, das Saarland, Bielefeld, Duisburg-Ruhrort und die küstenfernen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns veräußern. Obschon mancher potenzielle Käufer nun sicher denkt, dann mach ich doch lieber den Silvio am Bunga-Bunga-Beach.

Buchtipps: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 Euro. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

Karsten-Thilo Raab: San Diego Waldfried,  (ISBN: 978-84-9015-620-9). Erhältlich  im Buchhandel oder direkt beim Verlag für 20,90 Euro.