Ein Jumbo-Jet als farbenfrohe Kunstikone

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Der Jumbo-Jet im Garten des Corendon Amsterdam Schiphol Airport Hotels ist ein Gesamtkunstwerk. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Amsterdam, irgendwo zwischen Himmel und Asphalt. Eine Boeing 747, einst Königin der Lüfte, steht fest verankert auf dem Boden der Tatsachen – und doch wirkt sie entrückt. Nicht wegen ihrer Größe, sondern wegen ihrer Botschaft: „You deserve it“, prangert in pinken Lettern gut sichtbar auf dem Rumpf, flankiert von einem blauen Gorilla mit glühendem Blick. Die Szene spielt sich nicht etwa in einem Hangar oder Museum ab, sondern im Garten des Corendon Amsterdam Schiphol Airport Hotels. Umgeben von Bäumen, modernen Wohngebäuden und dem Rauschen der nahen Autobahnen A4 und A9.

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Unter den Flügeln des Koloss werden regelmäßig Veranstaltungen abgehalten. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Maschine, ein ausgemusterte Jumbo, der drei Jahrzehnte lang für KLM um den Erdball jettete und über 134.000 Flugstunden auf dem Tacho hat, wurde nicht verschrottet, sondern im Auftrag von Corendon Airlines zu einem Kunstwerk transformiert. „Do absolutely nothing“, steht in grünen Letter an der Oberseite des Fliegers. Ein Satz, der gerne mal im Hipster-Café auf recyceltem Holz hängt, hier aber durch die schiere Größe und den Kontext eine neue Tiefe bekommt. Denn was ist ein Flugzeug anderes als ein Vehikel für Erinnerungen? Für Abschiede, Ankünfte, Abenteuer?

Van Gogh und Mayonnaise-Flaschen

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Sein finale Parkposition hat der Riese im Hotelgarten gefunden. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Tatsächlich ist die kunstvolle Verzierung das Werk von einem entfernten Verwandten des berühmten niederländischen Malers Vincent van Gogh: Künstler Lieuwe van Gogh hat dem mächtigen Flugapparat anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Corendon Airlines ein poppiges Aussehen verliehen. Dabei hat van Goghs Stil absolut nichts mit den Arbeiten seines wesentlich berühmteren Urgroßonkels zu tun. Denn als ehemaliger Koch verwendet Lieuwe gerne die Mayonnaise-Flaschen, die er einst bei der Kreation von Mahlreiten benutzt hat, um Sprühfarbe auf horizontale Leinwände aufzutragen.

Winzig klein fühlt sich der Besucher unter dem Rumpf des Flugzeuggiganten. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Der Künstler mit dem großen Namen, dessen Werke auch die Ebene mit den Meetingräumen des Hotel zieren, hat hier jedoch mehr als nur Farbe auf Metall gebracht. Er hat ein Symbol der Globalisierung in ein Statement verwandelt. Die Figuren – mal comicartig, mal psychedelisch – erzählen von Konsum, Identität und dem Wunsch, gesehen zu werden. Und das alles auf einem Objekt, das einst Millionen Menschen durch die Lüfte trug, ohne dass jemand hinsah.

Jumbo-Transport als Riesenherausforderung

Die künstlerische Gestaltung des Jumbos kann im Kleinformat im Hotel bestaunt werden. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Von 1989 bis 2019 war die Boeing 747 im Einsatz, ehe die Corendon Hotelgruppe das ausgemusterte Flugzeug erwarb, um es als Wahrzeichen und Blickfang im Hotelgarten zu präsentieren. Dabei war es eine besondere logistische Herausforderung, die gut 180 Tonnen schwere Maschine vom nahen Flughafen Schiphol zu seinem jetzigen Standort zu bringen. Das Flugzeug musste über 17 Gräben sowie die Autobahn A9 und eine Provinzstraße überquerten, bevor seine finale Parkposition erreicht wurde. Dafür wurde eine spezielle, mehr als 2.000 Metallplatten umfassende Wegführung verlegt, um zu verhindern, dass die schwere Last einsinkt.

Auch andere Werke von Lieuwe van Gogh sind im Hotel ausgestellt. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Vor dem Transport wurde die Maschine, die ursprünglich das blau-weiße KLM-Design trug, in den Corendon-Farben neu lackiert. Im Garten des Hotels wurde sie dann auf eigens errichteten Stahlsockeln positioniert, ehe Lieuwe van Gogh aus der Maschine ein Kunstwerk machte.

Vom Restaurant und vielen Zimmer aus fällt der Jumbo in den Blick. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Übrigens, wer mag, kann den stählernen Vogel gegen ein kleines Entgelt sogar betreten. Montags bis samstags um 11 Uhr wird jeweils eine Führung angeboten.

Prahlhanswissen nicht nur für Flugzeugliebhaber

Reisen erweitert den Horizont und schärft den Blick für andere Länder, Kulturen und Lebensweisen. Wer reist, entdeckt immer wieder Spannendes, Faszinierendes, Kurioses, Verrücktes und Amüsantes. Vor allem Superlative und Rekordverdächtiges werden allerorts gerne mit Stolz präsentiert. Das eine oder andere bleibt im Gedächtnis, anderes ist schnell wieder vergessen. So oder so ist Reisen immer ein Stück weit vergleichen. Mal stechen Gemeinsamkeiten ins Auge, dann sind es gravierende Unterschiede zu dem, was man im heimischen Sprengel vorfindet.

Vieles von dem, was sich unterwegs entdecken lässt, sorgt später für Gesprächsstoff. Dabei gibt es Zeitgenossen, die als wandelndes Lexikon durchgehen könnten, weil sie in der Lage sind, sich noch so kleine Details und Fakten zu merken. Gerade diese Dinge sind es, die für jede Menge Gesprächsstoff und Spaß, für Staunen, Kopfschütteln und Gelächter sorgen. Und so überrascht „Prahlhanswissen für Gelegenheitsreisende“ von Karsten-Thilo Raab als ein Kompendium, das nicht unbedingt im Alltag benötigtes Wissen vermittelt, gleichzeitig jedoch jede Menge Spaß garantiert.

Erhältlich ist Prahlhanswissen für Gelegenheitsreisende (ISBN 978-3-939408-47-5) von Karsten-Thilo Raab als Hardback mit 160 Seiten für 23,99 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.