Okayama – heiße Quellen, scharfe Klingen

Okayama
Okayama Castle wird im Volksmund gerne auch als „Krähenburg“ bezeichnet. – Foto: Setouchi DMO

Abseits der bekannten Touristenpfade Japans liegt die Präfektur Okayama im Westen des Landes, eingebettet zwischen Hiroshima und der Kansai-Region. Als Teil der Setouchi-Region – einer Küstenlandschaft, die für ihre kulturelle Vielfalt und ihr mediterran anmutendes Wetter bekannt ist – profitiert Okayama von seiner Meeresnähe sowie einer Vielfalt an Natur und Kultur. Mit sanften Küstenlinien, grünen Hügeln und mehr Sonnentagen als fast überall sonst in Japan trägt die Region zu Recht den Beinamen „Land der Sonne“. Okayama verbindet Natur, Geschichte, Architektur und kulinarische Vielfalt zu einem authentischen und facettenreichen Reiseerlebnis.

Eines der bekanntesten Highlights der Region ist der Korakuen-Garten – einer der drei Großen Gärten Japans. Besucher können zwischen sorgfältig gepflegten Teichen, weiten Rasenflächen und saisonalen Blüten von Kirschblüten bis zu Herbstlaub spazieren. Das schwarz getäfelte Okayama Castle – oft als „Krähenburg“ bezeichnet – ist ein kraftvolles Zeugnis der feudalen Vergangenheit der Region. Auch die lokale Legende prägt den Ort: Die Geschichte von Momotaro, dem mythischen Pfirsichjungen, der von Okayama aus loszog, um Dämonen zu besiegen, lebt in Statuen, Festen und Souvenirs weiter. In Okayama verschmelzen Mythen, Handwerkskunst und Landschaften zu einem Reiseerlebnis voller Geschichten und Sinneseindrücke.

Kühne Architektur und zeitlose Kunst

In Nagi beweist das Museum of Contemporary Art, dass Kunst nicht nur betrachtet, sondern erlebt wird. Entworfen vom renommierten Architekten Arata Isozaki, verschmelzen Gebäude und Kunstwerke hier zu einem einzigen Erlebnis. Drei großformatige Installationen – „Sonne“, „Mond“ und „Erde“ – reagieren auf Licht, Ausrichtung und die umgebende Landschaft. Vom zylindrischen Steingarten von Arakawa & Gins bis zur schwebenden Drahtskulptur von Miyawaki vor dem Hintergrund des Mount Nagi entsteht immersive, konzeptuelle Kunst im Einklang mit der Natur.

Einen kontemplativen Kontrast bietet das Nariwa Museum of Art in Takahashi, ein Betonbau von Tadao Ando. Es beherbergt Werke des westlich beeinflussten Malers Torajiro Kojima sowie Pflanzenfossilien, die rund 200 Millionen Jahre alt sind – darunter auch neu identifizierte Arten. Im Museumsgarten blühen von Monet inspirierte Seerosen, welche die wechselnden Ausstellungen ergänzen und Kunst und Natur in Balance bringen.

Eine hölzerne Zeitkapsel

Baden lässt sich – je nach Jahreszeit – nicht nur im Onsen, sondern auch im Meer. – Foto: Setouchi DMO

Ein verborgenes Juwel ist die Shizutani-Schule, die 1670 als Japans erste öffentliche Schule für einfache Bürger gegründet wurde. Eingebettet in sanfte Hügel, ist sie eines der am besten erhaltenen Beispiele für Holzarchitektur der Edo-Zeit. Die Edo-Periode (1603–1868) war eine Ära des kulturellen Aufschwungs und der gesellschaftlichen Stabilität in Japan, geprägt von Samurai-Werten und einer klaren sozialen Ordnung. Die Shizutani-Schule ist nicht nur historisch bedeutsam, sondern lädt auch zu stiller Reflexion in natürlicher Umgebung ein.

Reisende, die eine tiefere Immersion suchen, können im Machiya Stay Fukiya in der Stadt Takahashi übernachten, einem restaurierten Stadthaus aus der Edo-Zeit, das exklusiv nur einer Gästegruppe zur Verfügung steht. Sternenklare Nächte, das sanfte Knarren von Holzbalken und regionale Küche aus lokalen Zutaten schaffen ein atmosphärisches Erlebnis des historischen Lebensstils Japans.

Den Samurai-Weg erleben

Yunogo Onsen, ein Thermalbad in Mimasaka mit 1.200-jähriger Geschichte, vereint Badetradition und Kampfkunst. Ein „Onsen“ ist ein traditionelles japanisches Bad, gespeist von natürlichen heißen Quellen, dem sowohl körperliche als auch seelische Vorteile nachgesagt werden. Umgeben von friedlichen Bergen bieten die heilenden Gewässer Yunos eine Mischung aus Innen- und Außenbädern, oft in Verbindung mit klassischen Ryokan-Gasthäusern mit Tatamizimmern.

Durch das Samurai Project können Interessierte Etikette erlernen, Schwertzieh-Techniken (iaido) üben und mit echten Klingen schneiden – ein Erlebnis, das körperliche Disziplin, kulturelle Achtsamkeit und Wohlbefinden vereint und tief in der japanischen Geschichte verwurzelt ist. Veranstaltet im Geburtsort des legendären Schwertmeisters Miyamoto Musashi bietet dieses einzigartige Programm eine noch tiefere Verbindung zum japanischen Kampfkunst-Erbe.

Genuss in Okayama

Okayama
Die Küstennähe ermöglicht fangfrische Fisch und Meeresfrüchte zu servieren. – Foto: Setouchi DMO

Die Küstenstadt Hinase wiederum ist für ihre frischen Austern bekannt. Ob roh, gegrillt oder als „Kaki-Okonomiyaki“ serviert – die Aromen spiegeln den Reichtum des Setouchi-Meeres wider. Hinase fördert zudem umweltfreundliche Aquakultur, einschließlich der Wiederansiedlung von Seegraswiesen und Bildungsprogrammen zum Thema Ozeane.

Okayama ist ein verborgenes Juwel – wo Samurai auf heiße Quellen treffen, Kunst immersiv wird und Nachhaltigkeit gelebte Realität ist. Wer historische Schulen durchstreift, mit dem Katana trainiert oder frische Austern genießt, nimmt mehr als Fotos mit nach Hause: Geschichten, die bleiben. Bequem per Shinkansen erreichbar, ist die Präfektur Okayama bereit, entdeckt zu werden. Weitere Informationen unter www.setouchi.travel.

Mortimer

Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.