
Der Bregenzerwald besticht durch stille Wälder, sanfte Hügel und ursprüngliche Dörfer, die nicht nur auf den ersten Blick verzaubern. Hier verschmelzen traditionelle Handwerkskunst, moderne Architektur und gelebte Gastfreundschaft zu einem einzigartigen Erlebnis zwischen Bodensee und Alpen. Touristen können auf genussvollen Wanderungen die berühmte Käsekultur entdecken, in Boutiquehotels zur Ruhe kommen oder das Wechselspiel der Jahreszeiten genießen. Im Bregenzerwald wartet echte Inspiration – für Genießer, Naturfreunde und Kreative gleichermaßen. Der Name „Bregenzerwald“ ist etwas irreführend. Die Stadt Bregenz (am Bodensee) ist zwar nicht weit entfernt, zählt aber nicht zur Region. Der Bregenzerwald bildet die Verbindung zwischen dem Bodensee und dem hochalpinen Arlberg-Massiv.
Diese Region lebt nicht nur von atemberaubender Landschaft und ausgeprägter Genusskultur, sondern auch vom gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Ein besonderer Luxus ist die kostenfreie Gäste-Card Bregenzerwald: Wer mindestens drei Nächte in einer der 28 Partnergemeinden verbringt, genießt von Mai bis Oktober die Freiheit, sämtliche Busse und Seilbahnen der Region unkompliziert zu nutzen. So lassen sich auch entlegene Wanderziele, charmante Berghütten und Seilbahnen einfach erreichen.
Destillierkunst in der Bergbrennerei Löwen

Jeden Donnerstag und Freitag werden in der Bergbennerei Löwen um 16 Uhr und um 18 Uhr führen kostenfreie Besichtigungen durch die Brennerei angeboten. Dabeii werden Interessierte mit auf eine Reise durch feine Aromen und spannende Geschichten genommen. Die Brennereiführungen beginnen am Brennkessel. Dort werden Gäste in die Geheimnisse der Brennkunst und in die Geschichte des Hauses eingeführt. Oliver Huber gilt als Meister seines Fachs und begeisterter Gastgeber, der die Traditionen des Bregenzerwaldes mit innovativen Ideen verbindet. Während der Vorführung wird auf die 150 Jahre alte Tradition der Branntweinverkostung hingewiesen. In der Bergbrennerei wird auch eine Vielzahl von regionalen Spirituosen und Spezialitäten hergestellt, die sich durch die Verwendung einheimischer Kräuter, Pflanzen und Produkte auszeichnen. Dazu gehört der Bergwiesen-Schnaps, der typisch für die alpine Bergwiesenflora ist.
Ein Besuch bei ihm ist nur einer von vielen besonderen Momenten, die der Bregenzerwald bereithält. Sehenswert ist der Brennereikeller, der unter dem Gasthaus, der Sonnenterrasse und dem gesamten Garten verläuft. Die gleichbleibend kühle Temperatur sorgt für ideale Bedingungen, um Kräuteransätze und Destillate viele Monate oder sogar jahrelang zu lagern. In dem in den Jahren 1896 bis 1903 erbauten Haus werden auch Geburtstage und Hochzeiten durchgeführt.
Besuch bei Ingo Metzler in Au

Der Landwirtschaftsbetrieb Metzler in Egg im Bregenzerwald gehört zur „Käsestraße Bregenzerwald“, einem Zusammenschluss von Landwirten, Sennern, Käsemachern und weiteren regionalen Produktionsbetrieben, die sich dem klassischen Käsehandwerk verschrieben haben. Auf dem Hof leben rund 18 Milchkühe und 100 Milchziegen. Täglich werden etwa 2,500 Liter Milch verarbeitet, aus denen 30 verschiedene Käsesorten entstehen. Zum Angebot gehören traditionelle Käsesorten wie das „Wälderkäsle“ aus Kuh- und Ziegenmilch nach historischem Rezept. Ergänzend zur Käseherstellung ist am Standort ein eigener Shop untergebracht, in dem neben verschiedenen Käse- und Molkeprodukten auch Naturkosmetik auf Molkebasis erhältlich ist. Bei diesen Produkten wird auf Silikone, Mineralöle und Tierversuche verzichtet. Die verwendeten Kräuter stammen überwiegend aus dem eigenen Garten.
Der Betrieb wird in vierter Generation geführt und verbindet klassische landwirtschaftliche Strukturen mit modernen, nachhaltigen Verarbeitungsmethoden. Ein Schwerpunkt liegt im Kreislaufdenken – von der Fütterung der Tiere mit heimischem Gras über die Milch- und Käseproduktion bis zur Weiterverarbeitung der Molke. Energie bezieht der Betrieb unter anderem aus einer Photovoltaik- und einer thermischen Solaranlage. Besucher können bei Führungen einen Einblick in den Ablauf des Produktionsbetriebs sowie der Verarbeitung von Käse und Naturkosmetik erhalten. Die Produktionshalle wurde in Holzbauweise realisiert und ist architektonisch eigenständig gestaltet.
Molke als Basis für Naturkosmetik

Ingo Metzler hat es geschafft, den traditionellen Familienbetrieb in vierter Generation zu einem innovativen Unternehmen zu transformieren. Sein Ansatz: vorhandene Ressourcen optimal nutzen und immer wieder neue Wege gehen. Die Wiederentdeckung der Molke als wertvolles Nebenprodukt der Käseherstellung war ein Meilenstein. Aus dieser Erkenntnis entstand die Idee, Molke nicht nur als Heil- und Genussmittel, sondern auch als Basis hochwertiger Naturkosmetik zu nutzen. Energie bezieht der Betrieb unter anderem aus einer Photovoltaik- und einer thermischen Solaranlage. Besucher können bei Führungen einen Einblick in den Ablauf des Produktionsbetriebs sowie der Verarbeitung von Käse und Naturkosmetik erhalten. Die Produktionshalle wurde in Holzbauweise realisiert und ist architektonisch eigenständig gestaltet.
Nachdem man Oliver Hubers und Ingo Metzlers Begeisterung für ihr Handwerk erlebt hat, spürt man, wie tief verwurzelt die Verbundenheit vieler Menschen hier mit ihrer Heimat ist. Genau dieses Gefühl der Authentizität begleitet einen auch, wenn man sich auf die abwechslungsreichen Wanderungen durch den Bregenzerwald begibt – stets umgeben von beeindruckenden Landschaften und gelebter Kultur.
Wandern auf dem Panoramaweg

Gerade für Gäste, die den Bregenzerwald auf entspannte Weise erkunden möchten, empfiehlt sich eine Wanderung entlang des Panoramawegs. Von der Talstation in Bezau gelangt man mit der Seilbahn mühelos auf nahezu 1.650 Meter Höhe. Der Panoramaweg ist somit ein ideales Erlebnis für Genusswanderer, Familien und all jene, die gerne ohne große Anstrengung die majestätische Bergwelt und fernab des Alltags die einzigartige Ruhe genießen möchten. Und wer den Tag gemütlich beginnen will, kann sich im Panorama-Restaurant an der Bergstation mit einem ausgedehnten Frühstück für das bevorstehende Naturerlebnis stärken. Auf der Aussichts-Terrasse der Bergstation hat man einen atemberaubenden 360-Grad-Weitblick auf den Bodensee, die sanften Hügel und Gipfel des Bregenzerwaldes und die Allgäuer und Schweizer Alpen.
Nach der Stärkung kann die Wanderung auf dem Panoramaweg starten, der von der Bergstation in ungefähr zwei Stunden einmal im Kreis wieder zurück führt. Diese Wanderung lässt je nach Lust und Laune auch andere Optionen offen, wenn man zum Beispiel das Mittagessen auf der Alpe Kassa Wildmoos einnehmen möchte, statt im Panorama-Restaurant. Vegetarier könnten bei der überschaubaren Auswahl an Speisen u.a. Käsefladen jedoch Probleme bekommen. Überhaupt ist der Bregenzerwald durch seine deftigen Speisen bekannt, weil die regionale Küche stark von der alpinen Landwirtschaft, den harten klimatischen Bedingungen und einer langen bäuerlichen Tradition geprägt ist. Vegetarische Kost ist demzufolge nicht sehr verbreitet. Nach dem Essen auf der Alm sind es noch ca. 45 Minuten bis zur mittleren Talstation Baumgarten. Von dort aus geht es mit der Seilbahn wieder zur Bergstation Bezau. Für diesen Trip benötigt man gutes Schuhwerk, leichte Bekleidung, Wasser und bei Bedarf auch Sonnencreme.
Unterwegs zur Kanisfluh

Eine Wanderung auf die Kanisfluh ist eines der eindrucksvollsten Naturerlebnisse im Bregenzerwald: Ausgehend von der Seilbahn in Mellau oder dem Ort Au führt ein gut ausgebauter Wanderweg über die Almsiedlung Ahornenvorsäß bis hinauf zum Gipfel (2.044 Meter). Der Weg bietet blühende Wiesen, schattige Waldstücke und immer wieder spektakuläre Ausblicke auf das Bergpanorama. Vom Startpunkt im Tal bis zum Alpengasthof Edelweiß am Öberle (1.495 Meter) und von dort bis zum Gipfel sind etwa weitere anderthalb Stunden einzuplanen. Für Gäste, denen ein Anstieg auf die Kanisfluh zu herausfordernd ist, gibt es auch mehrere Spazierwege.
Alternativ ist auch eine Wanderung zur Damülser Rundtour interessant, weil sie eine abwechslungsreiche und aussichtsreiche Tour in der beeindruckenden Bergwelt von Damüls im Bregenzerwald bietet. Die Rundtour startet auf über 1.800 Metern, meist bei der Bergstation des Uga-Express Sessellifts, und führt über zwei bis drei Gipfelüberschreitungen, darunter der Hochblanken (der höchste Punkt der Tour) und der Ragazer Blanken. Dabei genießen Wanderer einen spektakulären Berggrat mit Panoramablicken und einer artenreichen Alpenflora, besonders in der Blütezeit. Die gesamte Wanderung umfasst etwa elf Kilometer und dauert rund vier Stunden mit moderatem Auf- und Abstieg (etwa 430 bis 817 Höhenmeter), geeignet für Wanderer mit leichter bis mittlerer Kondition.
Hotelvielfalt mit regionalem Charakter

Der Bregenzerwald beeindruckt durch eine vielfältige Auswahl an Unterkünften – von traditionsreichen, familiengeführten Häusern über stilvolle Boutiquehotels bis hin zu architektonisch herausragenden Wellnesshotels. Besonders reizvoll ist, dass viele dieser Häuser moderne Wohnkonzepte mit heimischer Handwerkskunst und regionaltypischer Einrichtung verbinden, wodurch sie einen unverwechselbaren, authentischen Charme entfalten. Zu den architektonisch anspruchsvollen Hotels zählen beispielsweise „Die Walderin“ und die „Sonne“ in Mellau.
Das Hotel „Die Walderin“ wird von der Unternehmerfamilie Frick geführt, die seit Generationen im Bregenzerwald als Gastgeber aktiv ist. Großen Wert legt die Familie auf Regionalität, herzliche Gastfreundschaft und ein anspruchsvolles, zugleich authentisches Erlebnis. Seit seiner Eröffnung im Herbst 2018 präsentiert sich das Hotel in zeitgenössischer Vorarlberger Architektur. Die großzügigen Zimmer verfügen alle über Balkon oder Terrasse mit Blick auf die umliegenden Berge – besonders begehrt sind die Zimmer mit Panorama auf die Kanisfluh, den Hausberg von Mellau.
An der Talstation gelegen

Das Hotel liegt unmittelbar an der Talstation und bildet somit den idealen Ausgangspunkt für Wanderungen im Sommer für Skitouristen in der Wintersaison. Nach aktiven Tagen lässt es sich wunderbar in der großzügigen Badelandschaft entspannen, die Innenpools sowie einen ganzjährig beheizten Gartenpool umfasst. Auf 1.500Quadratmetern bietet das Spa Saunen, Whirlpool, Ruhezonen und Erlebnisduschen, ergänzt um ein breites Angebot an Wellnessbehandlungen. Für Familien ist die Wasserwelt mit dem Spaßpool und dem Pilzbrunnen ein besonderes Highlight. Auffällig ist die beeindruckend große Lobby, die im Sommer vermutlich wenig genutzt wird – hier bestünde Potenzial, die Fläche etwa als Bibliothek, Leseraum oder Cocktail-Lounge zu gestalten. Angesichts steigender Betriebskosten wäre eine solche Nutzung sinnvoll, um die Fläche optimal auszuschöpfen.
Kulinarisch überzeugt das Hotel durch die konsequente Verwendung regionaler und saisonaler Produkte. Frühstück und Abendessen werden im gleichen Restaurant serviert. Während das Frühstück komplett als Buffet angeboten wird, erhalten Gäste am Abend die Salate, Suppen, Vorspeisen und Käsespezialitäten vom Buffet, können dann jedoch aus drei Hauptgerichten – Fisch-, Fleisch- oder vegetarischer Kost – wählen. Das Menü wird mit einem Dessert abgerundet, etwa Schokoladenmousse, frischem Obst, gemischtem Eis oder regionalem Käse. Die Weinkarte legt ihren Fokus auf Weine mit regionalem Bezug, darunter Grüner Veltliner und Blauer Zweigelt vom Winzer Krems.
„Sonne“ in Mellau: Ein Feelgood-Hotel

Im Jahr 2021 übernahmen Michael und Natalie Läßer das Hotel Sonne in Mellau. Nach einem umfassenden Umbau wurde das Haus im Juli 2024 unter dem neuen Namen „Feelgood-Hotel“ wiedereröffnet. Die Einrichtung kombiniert traditionelle und moderne Gestaltungselemente; Verwendung finden unter anderem Holz, indirekte Beleuchtung sowie grüne und braune Farbtöne. Alle Zimmer und Suiten sind mit Balkonen ausgestattet, die einen Blick auf die umliegenden Berge bieten.
Im Zuge der Modernisierung entstand ein Wohlfühl- und Fitnessbereich mit Sonnendeck, ein Workout-Raum, ein Yoga-Raum sowie eine Fitness-Lounge mit Getränken und Snacks. Der Zugang vom Fitnessbereich zum Sonnendeck mit Pool und Lounge ist direkt möglich. Das Wälder Spa umfasst etwa 2,000 Quadratmeter und bietet Gartenpool, Saunen, Dampfbäder, Massageliegen und Ruhezonen. Es gibt einen Beauty-Spa-Bereich mit Massagen und Kosmetikbehandlungen sowie einen separaten Bereich für Paare. Das Hotel wurde für seine Wellnessangebote mit dem Leading Spa Award ausgezeichnet.
Kulinarik auf hohem Niveau

Das Lifestyle-Resort ist auch für seine erstklassige Kulinarik bekannt, die Tradition und Internationalität kreativ vereint. Unter der Leitung von Küchenchef Jürgen Klocker verbindet die Küche die Vorarlberger Küchentradition mit mediterranen und internationalen Einflüssen. Das Hotel wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit einer Haube im Gault Millau-Restaurantführer 2024. Gäste dürfen sich auf ein dezent zubereitetes Frühstücksbuffet freuen und lassen den Tag abends bei einem fünf- bis sechsgängigen Gourmetdinner ausklingen. Wein- und Käseverkostungen sorgen für weitere genussvolle Höhepunkte.
Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung der Bregenzerwald Tourismus GmbH und den genannten Hotels statt.
Karl-Heinz Goedeckemeyer
lebt in Frankfurt am Main und ist seit 2023 für das Mortimer Reisemagazin als Autor tätig. Er verfasst Beiträge zu Destinationen, wo auch Restaurants und Hotels nicht zu kurz kommen.