
Schottland gehört bekanntlich nicht zu den von er Sonne verwöhnten Flecken des Erdballs. Im Gegenteil. Wettergott Petrus lässt es hier gerne und viel regnen. Ein Naturphänomen, dass der gemeine Schotte mit Humor nimmt, wenn er sagt: „Today’s rain is tomorrow’s whisky“. In der Tat behaupten nicht wenige, über dem schottischen Teil der britischen Inseln würde lang anhaltender Regen allenfalls durch kurze Schauer unterbrochen.
Der Unbill des Wetters mag auch Charles Macintosh inspiriert haben. Denn der am 29. Dezember 1766 in Glasgow geborene Chemiker war es nämlich, der nach dem Studium an der Universität der größten schottischen Stadt damit begann, in der väterlichen Fabrik mit Kautschuk zu experimentieren. Schließlich verflüssigte Charles Macintosh erhärteten Kautschuk mithilfe von Kohlenöl und formte daraus erste dünne Gummischichten. Das so hergestellte Gemisch verband er unter Hitzeeinwirkung mit Baumwollstoffen – und siehe da, der Vorläufer des wasserdichten Regenmantels war geboren.
Effektiver Regenschutz

1823 meldete er das Gummituch, den „rubber cloth“, zum Patent an. Schnell wurden größer Stücke des Tuches zum effektiven Regenschutz zusammengenäht. Und spätestens als der Herzog von York im Jahre 1825 eine Parade im Regen abnahm und sich dabei mit einem von Charles Macintosh entwickelten Cape vor dem feuchten Nass schützte, interessierte sich die breite Masse für das wundersame Stöffchen. Ab 1830 begann dann Thomas Hancock als Partner von Charles Macintosh im englischen Manchester mit der serienmäßigen Herstellung von wasserfester Kleidung.
Und dies, obschon, das Ganze noch nicht komplett ausgereift war. Zwar bot der Gummiüberzug Schutz vor Regen, wurde ab in der Sonne schnell weich und in Kälte schnell hart, sodass der Tragekomfort stark zu wünschen übrig ließ. Erst als Reifenhersteller Charles Goodyear im Jahre 1839 das Verfahren der Vulkanisation entwickelte, dass den Kautschuk widerstandsfähiger gegenüber Temperaturschwankungen und Abnutzung machte, wurde die Regenkleidung salonfähig.

Als Charles Macintosh im Jahre 1843 verstarb, war sein Name längst zum Synonym für wetterfeste Regenmäntel geworden. Bis zum heutigen Tag nennen die Schotten ihre Regenmäntel entsprechend „Macintosh“ oder kurz „Mac“, auch wenn sich die Schreibweise in Anlehnung an einen führenden Hersteller aus Cumbernauld bei Glasgow weitgehend in „Mackintosh“ gewandelt hat.
Der Buch- und Geschenktipp für Schottland-Liebhaber
Schotten sind angeblich geizig. Die Männer tragen Röcke, blasen auf dem Dudelsack und wirbeln Baumstämme durch die Lüfte. Sie lieben den Genuss von Whisky, frittierten Mars-Riegeln und von mit Innereien gefüllten Schafsmägen. Zu den Hobbys vieler Schotten zählt das Sammeln von Bergen. Keine Frage, mit ihren liebenswerten Eigenarten und Schrulligkeiten wissen die gerade einmal 5,2 Millionen Schotten große Sympathien für ihr kleines Land zu wecken. Als liebevolle Hommage an die raubeinigen Nordeuropäer verrät Das andere Schottland von Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab viel Interessantes, Kurioses und Unterhaltsames über Schottland, seine Bewohner und ihre Lebensgewohnheiten. Ein Buch, das mit Klischees über Schotten geizt, aber sonst kaum etwas Wissenswertes und Amüsantes ausspart.
Das amüsante wie informative Brevier über die Schotten widmet sich launig wichtigen Aspekten rund um das Wetter. Schließlich lassen sich in Schottland nicht selten alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben. Und so wird die Erfindung des Regelmantels ebenso beleuchtet wie das Phänomen der witterungsbedingten Schrumpfungsprozesse bei Schafen. Dann wiederum ist zu erfahren, wie man ohne große Aufwand einen Adelstitel in Schottland erhalten kann, wie der trostloseste Ort einen Gleichgesinnten gefunden hat und wo die Pilgerstätte für Liebende liegt. Auch die berühmteste und wohl kurioseste Bushaltestellen der Welt fand Eingang in die etwas andere Liebeserklärung an das kleine Land im Norden von Großbritannien.
Erhältlich ist Das andere Schottland (ISBN 978-3-7115-2982-4) von Karsten-Thilo Raab für 18 Euro im Buchhandel oder online etwa bei Thalia oder Amazon.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.
