Genuss-Höhenflug im Roof Mezze 360

Istanbul von oben – mit einem Hauch Orient und einem Schuss Bosporus

Roof Mezze 360
Dezente Livemusik begleitet das abendliche Dinner im Roof Mezze 360 in Istanbul. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Wer glaubt, dass man in Istanbul nur zwischen Basaren und Bosporus kulinarisch auf seine Kosten kommt, der hat das Roof Mezze 360 noch nicht erlebt – ein Restaurant, das sich nicht nur in luftiger Höhe in der achten Etage des Seres Old City Hotels befindet, sondern auch kulinarisch ein wenig über den Dingen schwebt. Hier trifft der verwöhnte Gaumen auf eine faszinierende Skyline mit nahezu allen Landmarken der türkischen Megametropole.

Der Abend beginnt mit einer leichten Sommerbrise, die über die Dächern im Altstadtviertel Sirkeci auf der europäischen Seite von Istanbul streicht. Unten, in den verwinkelten Gassen, klackern Absätze über Kopfsteinpflaster, rattern Straßenbahnen laut quietschend über die Schienen, preisen Händler Trockenfrüchte und Gewürze an, während zumeist junge Männer mit verbalen Frontangriffen versuchen, die Passanten für den Besuch eines der vielen Lokale zu begeistern.

Osmanische Opulenz und urbane Lässigkeit

Mit seinen beschatteten Plätzen ist das Restaurant auch an sonnigen Tagen eine Empfehlung wert. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Oben – auf dem Dach des Seres Old City Hotels – eröffnet sich eine ganz andere Welt. Ruhiger, luftiger, an- und aussichtsreicher, noch dazu ohne in irgendeiner Form aufdringlich zu sein oder bedrängt zu werden. Entfernt ist das Tuten eines Fährschiffs zu hören, das sich seinen Weg zum Anleger an der Galatabrücke bahnt, und dazwischen ein Lachen vom Nebentisch. Ohne Frage besticht das Roof Mezze 360 durch eine gelungene Mischung aus osmanischer Opulenz und urbaner Lässigkeit. Orientalische Lampen baumeln über stilvoll gedeckten Tischen, während ein lauwarmes Lüftchen vom Bosporus herüberweht.

Roof Mezze 360
Das Roof Mezze 360 bietet die perfekte Kombination aus Genuss und Fernblick. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Eine Saxophonspielerin sorgt, begleitet von einem DJ, für dezente Hintergrundmusik. Das Licht spielt mit dem Schatten der Dämmerung, während die Gäste auf den bequemen Lounge-Möbeln sitzen, ihre Gläser heben und die Aussicht genießen. Das Personal ist charmant und aufmerksam, mit einem Lächeln, das verrät: Hier wird das Essen zum Erlebnis, nicht nur zur bloßen Nahrungsaufnahme. Das Publikum ist international – eine bunte Mischung aus Einheimischen, Touristen und Istanbul-Insidern, die alle eines eint: die Lust auf exzellenten Genuss und einen guten Blick.

Kulinarische Reise durch die Türkei

Roof Mezze 360
Warmes Fladenbrot darf bei Vor- und Hauptspeise nicht fehlen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Wer Platz nimmt auf einem der gemütlichen Terrassenplätze – zwischen filigranen Laternen, Olivenbäumchen und dem gelegentlichen Möwenbesuch – merkt schnell: Hier oben wird der Begriff „Gast sein“ neu definiert. Die hübsch gestaltete Karte liegt auf dem Tisch, ein warmes Fladenbrot in der Hand, der Blick schweift über ein faszinierendes Gewusel aus Moscheen, Minaretten, Türmen und dem übrigen Häusermeer. Am Horizont erheben sich mit dem Bosporus, dem Marmarameer, dem Topkapi-Palast, dem Galataturm, der ehrwürdigen Hagia Sophia und der Blauen Moschee nahezu als namhaften Landmarken von Istanbul.

Roof Mezze 360
Vielfältig und überaus schmackhaft sind die verschiedenen Vorspeisen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Speisekarte des Roof Mezze 360, die mit Fotos der angebotenen Gaumenfreuden anschaulich illustriert ist, verspricht eine Reise durch die Vielschichtigkeit türkischer Kochkunst – und sie hält Wort. Mezzes sind hier nicht einfach nur Vorspeisen, sondern Geschichten auf Tellern: vom samtigen Patlıcan Ezmesi (gegrillte Auberginencreme) und Yesil Mercimek Salatasi, einem grüner Linsensalat, über cremigen Hummus und würzige Paprika-Pasten bis hin zum Levrek Marin, einem in Zitrone und Olivenöl marinierten Wolfsbarsch. Wer mag, bestellt dazu ein Glas Nar Şerbeti, ein (alkoholfreien) Granatapfelsaft, rubinrot und intensiv.

Vielfalt auf den Tellern

Osmanli Kavurma – Rindfleisch mit Zwiebel, Paprika, Pilzen, Tomate, Pfeffer sowie Isot, einer türkischen Chiliflocke. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Für den großen Hunger empfiehlt sich das Testi Kebab – ein im Tontopf geschmortes Fleischgericht, das am Tisch mit feurigem Ritual geöffnet wird, oder Kara Erik Yahnisi, einen fabelhaften Eintopf mit schwarzen Pflaumen und Rindfleisch. Zu den ewig jungen Klassikern gehören daneben natürlich Kebab sowie verschiedene Lammgerichte, denen gemeinsam ist, dass das Fleisch zart und aromatisch auf der Zunge zergeht. Wer es maritim mag, greift zu fangfrischem Fisch oder Meeresfrüchten, begleitet von duftendem Safranreis. Und zum Abschluss wartet ein Stück Baklava mit einem Espresso.

Roof Mezze 360
Essgenuss mit Aussicht. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Wenn der letzte Gang serviert und das Raki-Glas geleert ist, wenn die Kerzen langsam heruntergebrannt sind, bleibt ein Gefühl zurück, das sich schwer in Worte fassen lässt – eine Mischung aus angenehmen Sattsein, Sehnsucht und dieser ganz eigenen Istanbul-Magie. Keine Frage, der Besuch des Roof Mezze 360 fühlt sich an wie eine Mini-Pilgerreise zu einer heiligen Dreifaltigkeit aus Geschmack, Aussicht und Gastfreundschaft. Kurzum: das Restaurant ist kein Ort für einen schnellen Bissen, sondern für ein langsames, genussvolles Eintauchen in eine kulinarische Welt, die genauso vielschichtig ist wie Istanbul selbst, gewürzt mit einem Hauch Dekadenz und einer Prise „Wow“.

Roof Mezze 360
Auch überdachte Plätze werden im Roof Mezze 360 vorgehalten. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Informationen: Roof Mezze 360 Restaurant, Seres Old City Hotel, Hoca Paşa, Hüdavendigar Cd. No. 25, 34420 Fatih, İstanbul, Türkei, Telefon: 0090-536-4185025, www.roofmezze360.com.

Fast schon kitschig schön: Der Sonnenuntergang über der Blauen Moschee vom Roof Mezze 360 aus gesehen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Buchtipp nicht nur für Freunde der türkischen Küche

Realität ist der Zustand, der aus Mangel an Alkohol entsteht, lehrt eine irische Trinkweisheit. Frei übersetzt bedeutet dies wohl, dass das Leben – nüchtern betrachtet – nur besoffen zu ertragen sei. Aber wir wollen die Vorliebe zum Alkohol nicht bewerten. Das muss ein jeder mit sich und seiner Leber alleine ausmachen. Gleichwohl kommt es immer wieder vor, dass der eine oder andere mal einen über den Durst trinkt. Dies bleibt zumeist ohne Folgen. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich so mancher in solchen Fällen den zuvor konsumierten Alkohol noch einmal durch den Kopf gehen lässt und dass das Bett mit einem Karussell zu fahren scheint.

Die Trinkgewohnheiten und -vorlieben vieler Zeitgenossen flossen dann auch in die augenzwinkernde Hommage an alle, die durchaus dem Alkohol nicht völlig abgeschworen haben, ein. So oder so dürfte bei den Geschichten rund um Bier, Wein, Champagner und andere hochgeistige Getränke, die Mortimer-Reisemagazin-Redakteur Karsten-Thilo Raab in seinem neuen Buch unter dem Titel Ich trinke, dann kannst du fahren zusammengetragen hat, kein Auge trocken bleiben.

So erfährt nicht nur der trinkfreudige Leser wie lange die Menschen rund um den Erdball für ein Glas Bier arbeiten müssen, wie viel Bier in den Schnäuzer dieser Welt hängen bleibt und wieso Wein sowohl die Intelligenz fördern können soll als auch vor intensiver Sonneneinstrahlung schützt. Daneben geht es beispielsweise um Kuriositäten wie Bier aus Käse oder Bier für Hunde oder um die Frage, warum auf Kreuzfahrten der Alkoholkonsum deutlich ansteigt.

Erhältlich ist Ich trinke, dann kannst du fahren (ISBN 978-3-7115-2765-3) von Karsten-Thilo Raab ab für 18 Euro sofort im Buchhandel.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.