Schottland auf den Spuren von Robert Burns

Er galt als Lebemann mit einer Schwäche für Alkohol und Frauen, aber auch als genialer Dichter und Komponist. Noch heute wird er als literarischer Nationalheld verehrt und als Wegbereiter der Romantik vergöttert. Die Rede ist von Robert Burns, der schon zu Lebzeiten als „Bauer mit den himmlischen Eingebungen“ bezeichnet wurde und als Poet der einfachen Leute Unsterblichkeit erlangte. Sentimentale Lyrik und Erzählungen wurden ebenso zu seinem Markenzeichen wie patriotische Gedichte und beißende Sozialkritik. Robert Burns opponierte gegen den Puritanismus sowie gegen die politische Union mit England. Er besang seine Liebe zur Natur und zu seiner Heimat. Sein kurzer, von Nackenschlägen geprägter Lebensweg führte im Zickzack durch die Grafschaften Ayrshire und Dumfriesshire.

Idealer Startpunkt für eine kurzweilige Rundreise entlang des „Burns Heritage Trail” ist das Seebad Ayr, wo neben einem Denkmal unweit des Bahnhofs vor allem das Tam O´Shanter Inn, bei dessen Namengebung eine Ballade von Burns Pate stand, die Neugierde auf die Lebensgeschichte des Poeten weckt.

Im mondänen Alloway, am südlichen Rand von Ayr, erblickte Robert Burnes, der 1786 seinen Namen in Burns änderte, am 25. Januar 1759 das Licht der Welt. Das Burns-Cottage zeigt noch heute die einfachen Gemächer und vermittelt einen Eindruck vom spärlichen Leben der Familie Burnes. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich ein kleines Museum mit Bildern, Büchern und Briefen des Dichters, darunter das Originalmanuskript seines wohl berühmtesten Liedes „Auld Lang Syne” (Nehmt Abschied Brüder).

Nur einen Steinwurf vom Geburtshaus entfernt, erheben sich die Ruinen der Alloway Kirk, wo Burns getauft wurde und auf deren Friedhof die Eltern des Dichters begraben liegen. Schräg gegenüber befindet sich die Tam O’Shanter Experience, wo das Leben des Barden audiovisuell aufgearbeitet wird.

Ein Spaziergang über die Bridge O’Doon lässt die kurzweilige Geschichte von Tam O’Shanter lebendig werden. Burns bekanntester literarischer Held hatte einen Hexenzirkel in der Ruine der Kirche von Alloway gestört. Von den Hexen verfolgt, entkam Tam über die Bridge O’Doon. Allerdings musste sein Pferd Meg dabei seinen Schweif opfern. Der beste Blick auf die Steinbrücke aus dem 13. Jahrhundert bietet sich vom protzigen Burns-Monument in den Burns Gardens.

Einen Besuch wert ist auch Souter Johnnie’s Cottage in Kirkoswald. 1775 soll Burns hier Douglas Graham von der Shanter Farm, der von allen „Tam“ genannt wurde, und den Schuhmacher John Davidson, bekannt als „Souter Johnnie”, kennen gelernt haben. Ihnen gemeinsam ist nicht nur, dass sie auf dem Friedhof von Kirkoswald begraben liegen, sondern auch dass sie als Figuren in Burns Ballade „Tam O’Shanter” eingegangen sind und von Bildhauer James Thom in einem Kunstwerk verewigt wurden. Denn im Garten des Cottages, das heute als Burns Museum dient, sitzen die Figuren der Ballade als lebensgroße Skulpturen in fröhlicher Runde zusammen.

1777 übernahmen die Burns die ertragsarme Lochlea Farm in Tarbolton. In dem kleinen Örtchen ist noch heute der Bachelors Club, ein literarischer Debattierclub, den Burns 1780 zusammen mit seinem Bruder Gilbert ins Leben rief, zu Hause.

In Mauchline soll der damals unbekannte Dichter ein erstes Techtelmechtel mit seiner späteren Frau, Jean Armour, gehabt haben. Das dortige Burns House Museum zeigt den Raum, den das Liebespaar einst bewohnte. Ein Saufgelage in der Possie Nanncie’s Tavern, einem Pub, in dem Burns sich oft die Kehle benetzte und das noch immer ein idealer Ort für ein Pint ist, soll den Nationaldichter zu seinem noch heute populären Lied „The Jolly beggars” inspiriert haben.

Den Ortsausgang von Mauchline ziert der wenig spektakuläre Burns Memorial Tower und etwas westlich liegt Mossgiel Farm, wo Burns als Bauer lebte. Von hier verschlug es ihn samt Familie nach Ellisland, wo er versuchte, neue Anbaumethoden einzuführen, aber auch Zeit und Muse fand, Werke wie „Auld Land Syne“ zu verfassen. Heute ist hier ebenfalls ein kleines Museum eingerichtet.

1791 gab Burns die Farmarbeit auf und zog mit seiner Familie nach Dumfries, wo er als Steuereintreiber arbeitete. In der Mill Vennel, die heute Burns Street heißt, steht das einstige Wohnhaus des Barden. Manuskripte, Briefe und Erstausgaben seiner Bücher zeugen hier vom Leben und Schaffen des Literaten. In das Fenster im Schlafzimmer hat Burns seinen Namen mit einem Diamantring eingeritzt. Und in der High Street ist das Globe Inn, die Stammkneipe von Burns, zu finden. Noch heute können Besucher in seinem Lieblingssessel am Kamin Platz nehmen sowie die Verse und Liebeserklärungen an die Kellnerinnen lesen, die er in die Scheiben ritzte. Neben dem historischen Rathaus von 1707 befindet sich mit dem Hole i’the Wa ein historischer Pub, in dem Burns regelmäßig zu Gast war, bevor er am 21. Juli 1796 an den Folgen eines rheumatischen Fiebers mit nur 37 Jahren verstarb. Sein Leichnam wurde im Rathaus aufgebahrt, bevor er auf dem Friedhof der St. Michael’s Church beigesetzt wurde. 1815 wurde er dann in ein großzügiges Mausoleum umgebettet.

Vor der Greyfriars Church am Ende der High Street zeigt heute ein 1882 errichtetes Denkmal den literarischen Nationalhelden. Und am Ufer des River Nith liegt das Robert Burns Centre, das sich dem  Leben des Dichters, insbesondere aber auch seiner Beziehung zu Dumfries widmet.

Unabhängig davon ist Robert Burns auch fast 220 Jahre nach seinem Tod zumindest musikalisch noch allgegenwärtig. So ist sein „Auld lang syne” seit Jahr und Tag ein unverzichtbarer Bestandteil des Hogmanay (Silvester) in Schottland. Und auch am 25. Januar erklingt der melodische Song jahrein, jahraus überall auf der Welt, wenn mehr als 1.100 Burns-Gesellschaften in Gedenken an den Dichter die Burns Night mit einem zünftigen Abendessen begehen und Werke des Poeten rezitieren. Zu Dudelsackklängen wird ein Burns Supper, bestehend aus Haggis (einem mit Innereien gefüllten Schafsmagen), Kartoffelbrei und Steckrüben serviert. Was zu Burns Lebzeiten Grundnahrungsmittel für die einfachen Menschen war, ist heute für viele eher schwer verdauliche Kost – ganz im Gegensatz zu den zeitlosen Werken des großen Poeten, die nicht nur im Burns Country noch immer großen Zuspruch finden.

Informationen:www.visitbritain. de

Lage: Ayr beziehungsweise Alloway sind von Glasgow in rund 40 Autominuten über die A77 zu erreichen. Der internationale Flughafen Glasgow-Prestwick liegt rund 12 Kilometer entfernt.

Robert Burns Birthplace Museum, Murdoch’s Lone, Alloway, KA7 4PQ, Telefon 0044-(0)1292-443700, www.burnsmuseum.org.uk. Geöffnet ist das Museum von April bis September  täglich von 10 bis 17.30 Uhr in der übrigen Jahreszeit bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 8 Britische Pfund für Erwachsene beziehungsweise 6 Britische Pfund ermäßigt.

Tam O’Shanter Experience, Burns National Heritage Park, Alloway, KA7 4PQ, Telefon 0044-(0)1292-443700, www.burnsheritagepark.com. Öffnungszeiten/Eintritt wie Birthplace Museum.

Burns House, Burns Street, Dumfries DG12PS, Telefon 0044-(0)1387-255297, www.dumfriesmuseum.demon.co.uk. Geöffnet von April bis September montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonntags 14 bis 17 Uhr; von Oktober bis März dienstags bis samstags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Robert Burns Centre, Mill Road,  Dumfries DG2 7BE, Schottland, Telefon 0044-(0)1387-264808, www.dumfriesmuseum.demon.co.uk. Geöffnet von April bis September montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr, sonntags 14 bis 17 Uhr; von Oktober bis März dienstags bis samstags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Essen & Trinken: Globe Inn, 56 High Street, Dumfries, DG1 2JA, Schottland, Telefon 0044-(0)1387-252335, www.globeinndumfries.co.uk

Hole In The Wall, 156 High Street, Dumfries, Dumfriesshire, DG1 2BA, Telefon 0044-(0)1387-252770

Übernachten: Elms Court Hotel, 21 -23 Miller Road, Ayr, Ayshire KA7 2AX, Telefon 0044-(0)1292-264191, www.elmscourthotel.co.uk. Das zentral gelegene Drei-Sterne-Haus bietet Doppelzimmer inklusive Frühstück ab 60 Britischen Pfund pro Nacht an.

Buchtipp: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Schotten! (ISBN 978-3-86686-806-9). Erhältlich ist die liebevoll augenzwinkernde Hommage an die Schotten zum Preis von 7,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.


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