Quartier des Bains – Genfs innovatives Kunstviertel

Quartier des Bains in Genf hat sich zu einer der angesagtesten Kunst- und Kulturtreffs in Europa gemausert. (Foto Schweiz Tourismus).

Zwei Japaner fotografieren den futuristischen Bau des Musée d’ethnographie, im Café Birdie sitzen Kunststudenten und trinken Filterkaffee, ein junges Paar läuft zum Museum der Uhrenmarke Patek Philippe. Pierre-Henri Jaccaud (61) steht vor seiner Galerie Skopia und diskutiert mit einem Freund. Als er 1994 hierher kam, gab es im Quartier des Bains – nichts. Er war einer der ersten, der hier eine Galerie eröffnete. „Moderne Kunst interessierte damals nur sehr wenige Genfer“, sagt Jaccaud rückblickend.

Das Quartier des Bains liegt im Süden Genfs und beherbergte früher Garagen, Uhrenateliers und Fabriken für Präzisionsmechanik. In den Neunzigerjahren mieteten sich in den stillgelegten Werkstätten junge Galeristen und Künstler ein. Neben Pierre-Henri Jaccaud auch Marc Blondeau, der ehemalige Chef von Sotheby’s France. Er verlegte sogar sein Hauptquartier von Paris ins Quartier des Bains und baute in einer einstigen Fabrik eine avantgardistische Galerie, wie man sie sonst nur im New Yorker Szenequartier Chelsea findet.

Blick auf das Genf und den Genfer See.

Um die Jahrtausendwende kam zeitgenössische Kunst in Mode, immer mehr Leute entdeckten das Quartier des Bains. Pierre-Henri Jaccaud organisierte mit zwei weiteren Galeristen – Pierre Huber und Edward Mitterrand – eine gemeinsame Vernissage: Die Idee für die „Nuit des Bains“ war geboren. Heute zieht die „Bädernacht“ tausende von jungen Leuten an, die durch die Galerien und Museen streifen und danach einen Cocktail in einer der coolen Bars der Rue de l’Ecole-de-Médecine trinken.

Ein ungewöhnlicher Blickfang: die Hans-Wilsdorf-Brücke in Genf.

Auch das MAMCO, das Musée d’art moderne et contemporain, öffnet regelmäßig abends seine Türen: An den „Nocturnen“ erklären Guides den Kunstinteressierten die Werke. Kurz: das Quartier des Bains ist auferstanden! Und wie: 2015 erfuhr die „New York Times“ von der Renaissance des einstigen Arbeiterviertels und ehrte es in einer großen Reportage. Das Quartier des Bains, befand der Journalist, sei das „little SoHo von Genf“. Pierre-Henri Jaccaud ist zufrieden: „Das Quartier des Bains ist eine Erfolgsgeschichte!“

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