Jafflechutes – ganz tief fliegende Sandwiches

Jafflechute-Fieber in Melbourne: Ein Sandwich im Landeanflug.  (Foto: WeHeart.co.uk )
Jafflechute-Fieber in Melbourne: Ein Sandwich im Landeanflug. (Foto: WeHeart.co.uk )

Alles Gute kommt bekanntlich von oben. Nahrungstechnisch denken die meisten in diesem Zusammenhang dabei wohl allenfalls an Gänse oder Flugenten, die dem Jäger vor die Flinte kommen. Historisch Bewanderte denken vielleicht an die legendären Rosinenbomber, die dereinst den Westteil Berlins aus der Luft versorgten und Lebensmittel über der lange geteilten Spree-Metropole abwarfen. Ob ausgerechnet die Rosinenbomber bei der ungewöhnlichen Idee Pate standen, ist nicht bekannt. Gleichwohl fliegt auch im fernen Australien regelmäßig Essbares durch die Lüfte. Und ähnlich wie vor Jahrzehnten in Berlin warten am Boden einige ganz sehnsüchtig auf die essbare Luftpost.

In Melbourne, der größten Stadt des fünften Kontinents, hatten drei junge Männer jüngst eine eher ungewöhnliche Geschäftsidee: für umgerechnet 3,50 Euro bieten die „Erfinder“ Adam Grant, David McDonald und Huw Parkinson online unter http://jafflechutes.com schmackhafte Sandwiches an. Diese werden dann jedoch nicht über die Ladentheke gereicht, sondern vom Dach eines Hauses abgeworfen.

Jedes Sandwich wird dazu gründlich verpackt und an einen selbst gebastelten Minifallschirm befestigt. Dem Kunden wird mitgeteilt, an welcher Hausecke dann sein Essen vermutlich einschwebt. Zur besseren Orientierung wird auf dem designierten Landeplatz ein Kreuz auf dem Boden aufgeklebt.

„Anfangs haben wir die Kunden immer dahin geschickt, wo wir vermutet haben, dass das Paket landen könnte. Dank der aufgeklebten Markierungen ist es nun etwas leichter, sich zu orientieren. Zudem schaffen wir es immer öfter, tatsächlich auf dem X zu landen“, freut sich Adam Grant, mit jedem Abwurf die Treffgenauigkeit ein wenig zu verbessern.

Sorgfältig verpackt und verschnürt machen sich die Jafflechutes auf die Reise. (Foto: WeHeart.co.uk)
Sorgfältig verpackt und verschnürt machen sich die Jafflechutes auf die Reise. (Foto: WeHeart.co.uk)

Gut, der Landeplatz kann je nach Windverhältnissen schon mal ein wenig variieren. Aber das ist ja gerade das Besondere an den „Jafflechutes“, wie das fliegende Brot genannt wird. Der Name leitet sich von „jaffle“, dem australischen Begriff für ein getoastetes Sandwich, und von „parachute“, dem englischen Wort für „Fallschirm“ ab.

Ebenso wie die Landeplätze variieren auch die Abwurforte. Den Kunden wird online mitgeteilt, wo sie wann ihre ganz persönliche Luftpost erwarten dürfen. Dabei setzen die Macher vor allem auf den Spaßeffekt.

„Trotzdem hat die Sicherheit natürlich absoluten Vorrang“, unterstreicht Adam Grant, und verweist darauf, dass bis dato weder Personen noch Dinge durch die Jafflechutes verletzt oder beschädigt wurden. Was angesichts des Gewichts eines Sandwiches und der langsamen Geschwindigkeit der Lebensmittelfallschirme auch verwunderlich wäre.

Nach dem Kurztrip durch die Lüfte schmeckt das Jafflechute gleich noch besser. (Foto WeHeart.co.uk)
Nach dem Kurztrip durch die Lüfte schmeckt das Jafflechute gleich noch besser. (Foto WeHeart.co.uk)

Angeboten wird das luftige Essvergnügen derzeit nur etwa alle vier bis sechs Wochen. Zum einen müssen genügend Interessenten zusammenkommen, zum anderen benötigen Adam Grant & Co immer einige Zeit, um die selbst entworfenen Fallschirme herzustellen. Zwar könnten diese theoretisch wieder verwendet werden, doch die meisten Kunden möchten die „Sandwich-Träger“ als Andenken behalten.

Bei den Sandwiches wird auch nicht auf Einheitskost gesetzt. Vielmehr versucht das Jafflechute-Team immer wieder neue Kreationen, um die Kunden zu begeistern. So waren bereits Belagkombinationen wie Macaroni und Käse, Hühnchen und Pesto oder Erdnussbutter und Banane im Angebot.

Von Hausdächern aus  gehen die Jafflechutes in Melbourne auf die Reise. (Foto: Robert Zappulla)
Von Hausdächern aus gehen die Jafflechutes in Melbourne auf die Reise. (Foto: Robert Zappulla)

„Wir sind aber auch offen für Wünsche und Ideen der Kunden“, so Adam Grant weiter. Auch sonst soll das Fallschirm-Restaurant nicht auf Melbourne beschränkt bleiben. In New York segelten bereits probeweise an zehn Terminen Sandwiches durch die Luft.
„Gerne wollen wir das Ganze nach und nach auch in anderen Städten und Ländern anbieten. Tokio, San Francisco, Taipeh, Berlin und London stehen dabei ganz oben auf unserer Liste“, wagt Adam Grant einen Ausblick in die Planungen.

So oder so klingen die fliegenden Sandwiches ein bisschen nach Schlaraffenland, nach gebratenen Tauben, die einem direkt in den Mund fliegen. Allerdings müssen vor dem Genuss die Verpackung und der Fallschirm entfernt werden. Zumindest dann, wenn das Esspaket auch ungefähr an seinem vorbestimmten Ort zur Landung ansetzt. Mitunter nämlich entwickeln die fliegenden Sandwiches eine Art Eigenleben und suchen sich schon mal einen Laternenmast, ein Bushaltestellenhäuschen oder einen Baum als Landesplatz aus. Hier zeigen sich die Betreiber von Jafflechute dann allerdings kulant. Weil nicht jeder behände wie ein Affe klettert, lassen sie ein Ersatzbrot einfliegen. Und wenn es wieder nicht klappt, hat der Kunde wenigstens etwas zu erzählen… Weitere Impressionen zum Jafflechute HIER

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