Brasilien – die gigantische Wundertüte auf 8,5 Millionen Quadratkilometern

Nicht nur aus der Vogelperspektive überaus faszinierend: Die weltgrößten Wasserfälle am Foz do Iguacú.
Nicht nur aus der Vogelperspektive überaus faszinierend: Die weltgrößten Wasserfälle am Foz do Iguacú.

Im feinen Sprühnebel bricht sich das Sonnenlicht und erzeugt Regenbögen in den schillerndsten Farben. Auf einer Breite von gut 2.700 Metern stürzt das Wasser inmitten einer einzigartigen Urwaldszenerie mit tosendem Lärm bis zu 80 Meter in die Tiefe und lässt den Foz do Iguacú zum größten Wasserfall der Erde werden. Die Cataratas, so der eigentliche Name der Wasserfälle, ziehen jährlich mehr als sieben Millionen Besucher in ihren Bann.

Mit dem Boot können Interessierte bis unter die Wasserfälle am Foz do Iguacú fahren. (Fotos: Karsten-Thilo Raab)
Mit dem Boot können Interessierte bis unter die Wasserfälle am Foz do Iguacú fahren. (Fotos: Karsten-Thilo Raab)

Die Wasserfälle, die sich sowohl auf argentinischem als auch auf brasilianischem Gebiet befinden, sind breiter als die Victoria-Fälle, höher als die berühmten Niagara Fälle und zweifelsohne schöner und beeindruckender als alle beide. Ihre Existenz haben die Cataratas einer Laune der Natur in Form einer vulkanischen Eruption und einer tektonischen Verschiebung der südamerikanischen Kontinentalplatte vor Millionen von Jahren zu verdanken.

„Iguacú ist indianisch und bedeutet so viel wie großes Wasser“, erläutert Eloah Schnabel, eine hoch aufgeschossene Brasilianerin mit langem dunklem Haar. Sie stammt aus Pomerode, einer der deutschstämmigen Siedlungen im Süden Brasiliens, in die ihre Urgroßeltern einst aus dem schleswig-holsteinischen Kiel auswanderten. Obwohl sie gebürtige Brasilianerin ist, spricht sie dank ihrer Vorfahren perfektes, wenn auch in einigen Ausdrücken leicht antiquiertes Deutsch. Zusammen mit Kollegen ist die Zahntechnikerin eigens für ein Wochenende zum Foz do Iguacú angereist. Abgerundet wird der Ausflug durch eine Shoppingtour im nahegelegenen Paraguay. Doch zunächst einmal gilt das ganze Augenmerk allein dem „großen Wasser“.

In der Tat besteht das überaus beeindruckende Naturschauspiel je nach Jahreszeit und Durchflussmenge des Iguacú aus 150 bis 300 einzelnen Wasserfällen, von denen einzelne mitunter eher wie ein schmaler Rinnsal, der eine extrem üppige Vegetation durchquert, dann wieder wie gewaltige und majestätische Kaskaden wirken.

Blick auf das Dreiländereck Brasilien - Argentinien - Paraguay unweit des Foz de Iguacú. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Blick auf das Dreiländereck Brasilien – Argentinien – Paraguay unweit des Foz de Iguacú. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

„Unglaublich. Hier donnern 13.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Tiefe“, zeigt sich Eloah nicht nur aus statistischen Gründen insbesondere vom so genannten Teufelsrachen mit seinen 14 Wasserfällen beeindruckt.

Die Cataratas liegen inmitten des 2.000 Quadratkilometer großen „Parque National de Iguacú“, der 1986 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Besonderes Kennzeichen des Naturschutzgebietes ist neben den Wasserfällen eine ungemein artenreiche Flora und Fauna. Der hohe Wasserdunst des Foz do Iguacú bildet den Nährboden für eine ganz besonders reichhaltiges Tier- und Pflanzenleben. „Die Cataratas symbolisieren die ganze Schönheit Brasiliens. Zum perfekten Paradies fehlt nur noch ein Stück Sandstrand wie an der Küste“, versichert Eloah Schnabel mit dem Brustton der Überzeugung.

In dem gewaltigen Areal, das jeweils zur Hälfte Brasilien und Argentinien gehört, sind Kaimane, Jaguare, Waschbären, Affen, Nasenbären, Wasserschweine, Tapire und tropische Vögel wie Tukane, Kolibris und Papageien zu finden, aber auch riesige bunte Schmetterlinge, Eidechsen und Baumfrösche. Hinzu kommen fast 2.000 Pflanzenarten, darunter farbenprächtige Orchideen, Farne und Lianen.

Tierische Begegnungen sind im Parque National de Iguacú an der Tagesordnung. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Tierische Begegnungen sind im Parque National de Iguacú an der Tagesordnung. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Während sich das Gros der Besucher darauf beschränkt, über Wege und Stege die Wasserfälle zu erkunden und andere für rund 250 Euro einen zehnminütigen Hubschrauberflug über die Cataratas unternehmen, hält das Safariunternehmen Macuco ein besonderes Angebot bereit. Zunächst geht es per Jeep durch den Regenwald, dann zu Fuß weiter auf einem alten Indianerpfad durch den Dschungel bis ans Ufer des Iguacú. Mit einem stark motorisierten Schlauchboot geht es dann die Stromschnellen hinauf bis unter die Wasserfälle, wo die Gischt für eine erfrischende Abkühlung sorgt.

„Mit dem Boot durch die Stromschnellen und unter den Wasserfällen hindurch zu fahren und anschließend vom Ufer auf der argentinischen Seiten ein paar Runden zu schwimmen, kann ich nur wärmstens empfehlen“, beschreibt Eloah Schnabel einen perfekten Tag am „großen Wasser“.

Itaipu galt lange als das größte Wasserkraftwerk der Welt.
Itaipú galt lange als das größte Wasserkraftwerk der Welt.

Rund 20 Kilometer vom Foz do Iguacú entfernt befindet sich eine weiterer Publikumsmagnet in Form eines gigantischsten Bauwerkes: Itaipú, das größte Wasserkraftwerk der Welt. Der umstrittene Betonklotz, der zwischen 1975 und 1991 für ein Investitionsvolumen von 30 Milliarden Dollar fertig gestellt wurde, besteht aus einem acht Kilometer langen und 196 Meter hohen Staudamm, der die zweieinhalbfache Wassermenge des Bodensees zurückhält. Mit den über zwölf Millionen verbauten Kubikmetern Beton hätte eine Vier-Millionen-Stadt errichtet werden können.

Zum Vergleich: Für den Bau des Eurotunnels zwischen England und Frankreich wurden gerade einmal 1,8 Millionen Kubikmeter benötigt. Der angestaute See am Kraftwerk Itaipú bedeckt ein Areal von 1.400 Quadratkilometern. Die 18 Generatoren mit einer Leistung von 700 Megawatt erzeugen Energie mit einer Gesamtkapazität von 12,6 Megawatt. Dies entspricht der dreifachen Menge des Assuan Staudamms in Ägypten und deckt den Energiebedarfs von ganz Paraguay sowie knapp 40 Prozent des brasilianischen Energiebedarfs.

Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche Dörfer für den Bau des Kraftwerks umgesiedelt werden mussten, ist Itaipú überaus umstritten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche Dörfer für den Bau des Kraftwerks umgesiedelt werden mussten, ist Itaipú überaus umstritten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Bei allem Gigantismus ist Itaipú, das indianisch für „singender Stein“ ist, aber auch mit einem negativen Image behaftet. Denn mehr als 40.000 Menschen mussten umgesiedelt, zahllose Dörfer und Häuser aufgegeben werden, um das Aufstauen des Rio Paraná zu ermöglichen. „So wichtig das Kraftwerk für die Energieversorgung auch ist, für die Menschen hier war der Bau eine Katastrophe. Ganz zu schweigen von den vielen, vielen Tieren, die dem Bau zum Opfer fielen“, erinnert sich Eloah Schnabel, wie Teile ihrer Verwandschaft zwangsweise umgesiedelt wurden. „Angemessene Entschädigungen gab es auch nicht“, macht die lebensfrohe junge Dame aus Pomerode ihrem Ärger Luft.

In einem aufwendig gestalteten, in Teilen aber wenig glaubwürdig wirkenden Video im Besucherzentrum versichert die Betreibergesellschaft, alles daran zu setzen, den Schaden für die Natur so gering wie möglich zu halten. So wurden im Laufe der Jahre allein 14 Millionen Bäume angepflanzt. Und dank des Engagements der Betreibergesellschaft sollen sich mittlerweile (wieder) rund 150 Fischarten in dem Stausee tummeln. Nichtsdestotrotz bekommt Itaipú, auf dessen Grund noch ganze Häuserzeilen und Bäume zu sehen sind, die Rache der Natur zu spüren. Denn bedingt durch die massiven Abholzungen droht der Oberlauf des Rio Paraná mehr und mehr zu verschlammen und somit die „Lebensdauer“ des Kraftwerks erheblich zu verkürzen.

Die Ponte da Amizade verbindet Brasilien mit dem benachbarten Paraguay.
Die Ponte da Amizade verbindet Brasilien mit dem benachbarten Paraguay.

Unweit der Cataratas und von Itaipú befindet sich das größte Einkaufszentrum Lateinamerikas mit über 10.000 Geschäften. Über die Ponte da Amizade, die Brücke der Freundschaft, gelangt man von Foz do Iguacu Stadt nach Paraguay in das dreckige und runtergekommene Grenzstädtchen Ciudad del Este, das mit zollfreien Importgütern, feinen paraguayischen Handarbeiten und Lederwaren ganze Heerscharen von Touristen und Brasilianern lockt.

„Hier gibt es einfach alles – und noch dazu für konkurrenzlos niedrige Preise“, freut sich Eloah Schnabel auf den Besuch der Konsumtempel von Ciudad del Este. Doch sie weiß auch, dass ein Großteil der feilgebotenen Waren, besonders der Elektroartikel, billige Fälschungen sind. Zudem lauern an allen Straßenecken findige Gauner und Gelegenheitsdiebe darauf, den Besuchern die Einkäufe wieder abspenstig zu machen. Nichtsdestotrotz verspricht ein „Wochenende des Gigantismus“ zwischen den größten Wasserfällen und dem größten Kraftwerk der Welt und dem größten Shoppingparadies Lateinamerikas garantiert großartige Eindrücke in jeglicher Hinsicht.

Blick auf Rio de Janeiro mit der Christusfigur auf dem Corcovado im Vordergrund.
Blick auf Rio de Janeiro mit der Christusfigur auf dem Corcovado im Vordergrund.

Kaum minder faszinierend mutet seit Jahr und Tag Rio de Janeiro an. Die 11,5-Millionenmetropole hat sich zwischen den Gebirgszügen des Tijuca-Massivs ausgebreitet – umgeben von Palmenstränden, weitläufigen Buchten und Urwald. Rio, das ist Samba und Fußball, das ist Karneval, Körperkult und Lebensfreude am Zuckerhut. Rio ist aber auch Luxus und himmelschreiende Armut im Schatten des Corcovado. Auf dem 710 Meter hohen Berg erhebt sich auch das Wahrzeichen der Stadt, die mit Sockel 38 Meter hohe Christus-Statue.

„Nicht von ungefähr zählt der Corcovado zu den wohl schönsten Aussichtspunkten der Welt“, schwärmt Diane Grützmacher, die als Fremdenführerin nahezu täglich besucher aus aller Welt auf den Stadtberg führt. Von hier oben fällt der Blick auf den Zuckerhut, die Guanabara-Bucht, den Jachthafens von Botafogo und die legendären Stadtteile Catete und Flamengo. Und natürlich kommen einem auch die sagenhaften Strände von Brasiliens einstigen Hauptstadt ins Auge: „Copacabana, Ipanema und Leblon – sie alle sind Mythen südamerikanischen Strandkultur und besandete Laufstegs für erotisch-knappe Bademode“, erzählt Grützmacher. Tatsächlich flanieren an den Traumstränden viele der brasilianischen Schönheiten mit einem Hauch von Nichts – nur ganz ohne ist absolut verpönt.

In der Dämmerung wirklt das illuminierte Rio noch prächtiger. (Foto Rosino)
In der Dämmerung wirklt das illuminierte Rio noch prächtiger. (Foto Rosino)

Vom Corcovado sind auch die rund 600 Favelas, wie die Armenviertel heißen, zu sehen, deren Wellblechhütten und Bretterbehausungen sich fast schon verzweifelt an die steilen Berghänge krallen. Schnell wird auch klar, dass die unzähligen Hochhäuser in punkto Schönheit den Plattenbauten Osteuropas in nichts nachstehen, während die Flugzeuge, die auf dem städtischen Flughafen Santos-Dumont starten und landen, greifbar nahe am „Zuckerhut“ vorbeifliegen.

Und doch bleibt Rio ein absolutes Traumziel mit Traumstränden sowie einer ansteckenden Fußballverrücktheit. So ist eine Stippvisite im legendären Maracaná-Stadion ein Muss. Der Besuch des einstmals größten Kickertempels der Welt kommt einem Kirchgang gleich. Den fußballverrückten Cariocas, wie die Einwohner von Rio heißen, ist in der WM-Arena von 1952 nahezu alles heilig: Der Platz, an dem sich der unvergleichliche Pelè einst umzog, die Massagewanne von Zico.

Gigantisch groß wirkt das Häusermeer von Rio de Janeiro. (Foto Jens Hausherr)
Gigantisch groß wirkt das Häusermeer von Rio de Janeiro. (Foto Jens Hausherr)

Der Reise in eine andere Welt kommt auch der Besuch des Boheme-Viertels Santa Teresa gleich. Zwischen Palmen und Mangobäumen bestimmen hier schmucke Villen im Kolonialstil das Bild, auch wenn einige von ihnen schon bessere Tage gesehen haben. Dazwischen rattert eine offene Straßenbahn behäbig die Hänge hinauf, während sich Trittbrettfahrer von außen an das Schienenross klammern. Seit rund einem Jahrzehnt ist das Viertel ein Tummelplatz von Malern, Bildhauern und Kunsthandwerkern, die sich hier niederließen und ihre Ateliers eröffneten. Rund 60 gibt es davon mittlerweile. Und die meisten stehen den interessierten Besuchern offen. Auch das Museu do Bonde ist hier in einer alten Villa zu finden. Das Museum widmet sich jedoch weniger der Kunst, sondern zeigt alte Schaffner-Uniformen, Fahrkartenschalter und viel Wissenswerte rund um die alten Straßenbahnen.

Eine der bevorzugten Wohngegenden Rios ist mittlerweile entlang des 18 Kilometer langes Strands Barra da Tijuca entstanden. Großzügige Shopping Malls, Luxusvillen und moderne Hochhäuser mit Glas- und Stahlfassade verwandeln das Viertel in ein hippes Stück Brasilien mit westlichem Charme.

Die Amazionas-Region gilt als Lunge des Weltklimas, wird aber durch massive Abholzung und der Suche nach Bodenschätzen gefährdet. (Foto: Neil Palmer)
Die Amazionas-Region gilt als Lunge des Weltklimas, wird aber durch massive Abholzung und der Suche nach Bodenschätzen gefährdet. (Foto: Neil Palmer)

Ungleich ursprünglicher gibt sich hingegen die Amazonasregion, die Lunge des Weltklimas. Dicht an dicht stehen die Tropenriesen im Regenwald, wo Millionen von Pflanzen und Tiere leben. Ein einzigartiges Ökosystem, das durch Abholzung bedroht ist. Eine Fahrt über den fast 6.500 Kilometer langen Strom führt in die Welt der Blätterdächer und Riesenwurzeln, zu farbenprächtigen Schmetterlingen, krächzenden Papageien, aufgeregt flatternden Kolibris und rosafarbenen Flussdelfinen.

Mehr als 200 Indianerstämme sind noch heute im Amazonasgebiet zu Hause.
Mehr als 200 Indianerstämme sind noch heute im Amazonasgebiet zu Hause.

„Mehr als 200 Indianerstämme, von denen einige noch nie Kontakt zur Außenwelt hatten, sind hier zuhause“, erläutert João Santos, der als Kapitän der „Bruna“ täglich über den Amazonas schippert.

Auf der Fahrt nach Manaus, der Urwaldmetropole des längst vergangenen Kautschukbooms, geht es vorbei an riesige Herden von Wasserbüffeln und an Pfahlbauten aus Brettern oder Palmstroh. Während Männer mit Pfeil und Bogen auf Fischfang gehen, baden kleine Kinder fröhlich quietschend im Amazonas, ignorieren potentielle Gefahrenherde wie Alligatoren und Piranhas. Immer wieder werden auch Boote mit Hunderte von Metern langen Holzgebinden im Schlepptau passiert. Die notdürftig vertauten Baumstämme haben die Sägewerke von Belèm oder den Hafen als Ziel. Auch schwimmende Bars, Geschäfte und Bordelle gehören zum gewohnten Bild auf dem Amazonas.

Begleitet vom täglichen Gewitter führt die Tour vorbei am Bischofsstädtchen Òbidos mit den Resten eines portugiesischen Forts und schönen Wohnhäusern der Kolonialzeit, bevor die Kautschukmetropole Manaus erreicht ist. Mitten im Urwald leisteten sich die Gummi-Barone 1896 den Bau einer Oper mit Lüstern aus Muranoglas und elsässischem Dachschiefer.

Die Ponte Rio Negro überspannt bei Manaus die gleichnamige Brücke.
Die Ponte Rio Negro überspannt bei Manaus die gleichnamige Brücke.

Die zweite wirklich bedeutende Amazonasmetropole neben Manaus ist Belém. Die Hafenstadt am Amazonasdelta profitierte ebenfalls nachhaltig vom Kautschukboom. Zu den markantesten Bauwerken in der von Mangobäumen durchzogenen Stadt zählen die 1771 fertig gestellte Catedral da Sé und das Forte do Castelo, das im 17. Jahrhundert von den portugiesischen Eroberern errichtet wurde. Nicht zu vergessen ist daneben das Teátro da Paz (1878), in dem sich im ausgehenden 19. Jahrhundert weltbekannte Opern- und Theatergrößen ein Stelldichein gaben. Mit dem Palácio Antônio Lemos, dem Palácio Lauro Sodré und dem Colégio Gentil Bitencourt zeugen noch heute weitere Prachtbauten von der einstigen wirtschaftlichen Blüte in der Hauptstadt des Bundesstaates Pará.

Wahrzeichen von Belém: Die Catedral da Sé. (Foto: Celso Roberto de Abreu Silva
Wahrzeichen von Belém: Die Catedral da Sé. (Foto: Celso Roberto de Abreu Silva

Ein Muss ist der Besuch des belebten Marktes „Ver-o-Peso”, dessen Name auf Deutsch etwa so viel bedeutet wie „Guck auf das Gewicht” und an eine frühere Kontrollstelle des Amazonashandels erinnert. Unter dem Dach der mächtigen Eisenkonstruktion aus dem 19. Jahrhundert bieten Händler nicht nur tropische Früchte und exotische Kräuter und Gewürze feil, sondern auch Gläser mit in Alkohol eingelegten Schlangen.

Auch der nordöstliche Bundesstaat Bahia gibt sich in weiten Teilen wild-romantisch und unberührt. Hier locken über 1000 Kilometer Traumstrände, das Gros davon menschenleer. Ansonsten prägen Wind und Wellen, Dünen und Palmen sowie die Brandung des Atlantiks die Küstenregion. Im Hinterland befindet sich neben ausgedehnten Tabak-, Kakao-, Bananen- und Zuckerrohrplantagen sowie riesigen Rinderfarmen mit den Tafelbergen der Chapada Diamantina auch ein landschaftliches Kleinod. Einst machten Diamantenfunde die Region reich. Heute erinnern noch ein paar alte Herrenhäuser als stumme Zeugen an das längst nicht mehr zu spürende Diamantenfieber.

Als eine barocke Perle erweist sich Salvador de Bahia. Die „Stadt aller Heiligen“, wie Entdecker Cabral die frühere brasilianische Hauptstadt einmal nannte, zählt 76 Kirchen. Hinzu kommen rund 3.000 Kultstätten alter Gottheiten, die einst von den afrikanischen Sklaven errichtet wurden. „Salvador war vor Hunderten von Jahren Südamerikas größter Handelsplatz für Sklaven“, erinnert Taxifahrer Guilherme an eines der dunklen Kapitel in der langen Geschichte der Millionenmetropole. Deren Altstadt wurde 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und seither mit großem Aufwand saniert. Wobei viele Gebäude Erdgeschossblender sind. Unter sind die Häuser hui, oben pfui. „Vielfach fehlt es einfach an Geld, um auch die oberen Etagen instand zu setzen“, erläutert Guilherme fast schon entschuldigend.

Hoch hinaus geht es in Salvador de Bahia mit dem Elevador Lacerda.
Hoch hinaus geht es in Salvador de Bahia mit dem Elevador Lacerda.

Mit dem schon legendären Stadtaufzug Elevador Lacerda oder mit der Standseilbahn am Plano Inclinado Gonçalves gelangt man von der barocken Oberstadt hinunter ins pralle salvadorianische Leben der Unterstadt. An allen Ecken erklingen die Trommeln des alten Kampftanzes Capoeira. Überall werden Papayas, Maracujas, Mangos und Abacaxi, eine weißfleischige brasilianische Ananasart, feilgeboten. Und spätestens mit dem Biss in die Südfrüchte ist jeder Brasilienbesucher auf den Geschmack gekommen. Hat das Land, das 24 Mal so groß wie Deutschland ist, doch für jeden etwas zu bieten. Ein Land, in dem es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt, ein Land wie eine Wundertüte: voller Überraschung und Faszination, das mit nur einem Besuch unmöglich kennen gelernt werden kann. Weitere Informationen unter www.embratur.gov.br.

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