Schloss Drachenburg – das Neuschwanstein des Siebengebirges

Schloss Drachenburg
Schloss Drachenburg bei Königswinter: der wahr gewordene Traum eines Börsenspekulanten inmitten einer Idylle sagenumwobener Rheinromantik. – Foto:  Tourismus NRW e.V./Sebastian Haas

In der ARD-Serie „Babylon Berlin“ diente es als prachtvolle Kulisse für den Familiensitz eines Stahlfabrikanten: Schloss Drachenburg in Königswinter bei Bonn. Es grenzt fast an ein Wunder, dass der prunkvolle, im neogotischen Stil errichtete Gründerzeitbau mit seiner Vielzahl an Türmchen, Erkern und Zinnen und seinen kunstvoll angelegten Terrassen heute noch steht. Schließlich ist es nur dem ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung eines skurrilen Textilunternehmers zu verdanken, dass die Anlage vor dem Verfall gerettet werden konnte. Als Paul Spinat, auch „Graf Spinat“ genannt, als letzter Privatbesitzer das auf halber Höhe zum berühmten Drachenfels gelegene Ensemble 1971 erwarb, hatte das einstige Märchenschloss bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Nach Zerstörungen im 2. Weltkrieg, wechselnden Besitzern und Nutzungen, nach Plünderungen und Leerstand war es dem Verfall preisgegeben.

Schloss Drachenburg besticht nicht nur durch seine Zinnen und Türme, sondern auch durch die exponierte Lage.

Spinat, für seinen exzentrischen Lebensstil bekannt, ließ das Schloss nach seinen Vorstellungen rekonstruieren, machte es für die Öffentlichkeit zugänglich und erhielt dafür sogar das Bundesverdienstkreuz. Die finanzielle Last konnte er dauerhaft nicht tragen. So übernahm schließlich die NRW Stiftung das Zepter und sorgte dafür, dass die gesamte Anlage umfangreich, aber behutsam restauriert wurde. Und so können die Besucher wieder den Geist der Gründerzeit atmen und mit den beiden goldenen Hirschen im Rücken von der Venusterrasse den vielleicht schönsten Blick über das romantische Rheintal genießen.

Gebaut, aber nicht bewohnt

Blick vom Drachenfels auf „Vater Rhein“.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1989 residierte Graf Spinat in diesem „Neuschwanstein“ am Fuß des Drachenfels, mitten im Naturpark Siebengebirge. Schon der ursprüngliche Gründer, Baron Stephan von Sarter, der den Bau 1892 errichten ließ, wollte mit dieser Mischung aus Villa, Burg und Schloss sowie mit zahlreichen Anleihen an diverse Kunstepochen nicht nur seinen gehobenen Status demonstrieren, sondern auch seinen Kunstverstand unterstreichen. Als jüngster Sohn eines Bonner Gastwirts geboren, hatte er es als Börsenspekulant im Ausland zu erheblichem Reichtum gebracht. Die Frage, warum sich ein reicher Mann hoch über dem Rhein im Siebengebirge einen herrschaftlichen Wohnsitz errichten lässt, aber selbst Zeit seines Lebens in einer Junggesellenbude in Paris lebt, ist bis heute unbeantwortet.

Schlafen im Schloss Drachenburg

Blick über den Rhein auf den berühmten Drachenfeld.

Die Besucher der Drachenburg muss es nicht stören. Sie können bei Führungen, regelmäßig stattfindenden Konzerten und Sonderveranstaltungen das imposante Anwesen bewundern. Eine Dauerausstellung erklärt, warum Schloss Drachenburg eigentlich weder Burg noch Schloss, sondern „eine viel zu groß geratene Villa“ ist. Spaziergänger finden in der weitläufigen Parkanlage rund um Schloss Drachenburg herrlich lauschige Plätze für ein Picknick. Romantiker können hier nicht nur heiraten, sondern seit kurzem sogar eine Suite mit Turmzimmer mieten. Wer in der 80 Quadratmeter großen, stilvoll eingerichteten Wohnung hoch oben im Schloss Exklusiv-Urlaub macht, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes. Durch die Erlöse sollen auch weitere Restaurierungen finanziert werden.

Mehrmals im Jahr erstrahlt das Schloss mit seinem vielen Türmchen in einem ganz besonderen Licht, so auch an den Adventswochenenden, wo die Besucher mit der „Einzigartigen Weihnachtszeit“, einem der stimmungsvollsten Weihnachtsmärkte der Region, in die Welt von Charles Dickens entführt werden.

Kulturpäckchen enthält weitere Tipps

Am Fuße des Drachenfels gedeiht auch Wein.

Schloss Drachenburg ist eine von rund 50 Attraktionen im #Kulturland NRW. Die aktuelle Kampagne des Tourismus NRW will die ungewöhnlichen Kulturorte abseits der großen Metropolen in den Fokus rücken. Um die Kulturlandpartie zum Märchenschloss noch schmackhafter zu machen, hat Tourismus NRW weitere Tipps in einem „Kulturpäckchen“ zusammengestellt: Schon die Anreise mit der ältesten noch betriebenen Zahnradbahn in Deutschland ist ein Erlebnis. Mit ihr kann man auch noch weiter bis zum bekanntesten Gipfel des Siebengebirges, dem Drachenfels fahren. Wer mag, kann – wie die illustre Jagdgesellschaft aus „Babylon Berlin“ – rund um das Schloss durch die dichten Wälder in Deutschlands erstem Naturschutzgebiet streifen. In der Wagenhalle von Schloss Drachenburg, sozusagen am Geburtsort des Naturschutzes, informiert eine Ausstellung über die Naturschutzgeschichte in Deutschland. Weitere Informationen unter www.dein-NRW.de/kulturland.