Genussradeln in den Highlands von Holland

Hinsichtlich ihrer landschaftlichen Höhenausdehnung gelten verständlicherweise die Niederlande eher als ausgesprochenes Flachland. Aus lauter Verzweiflung ob dieses vermeintlichen Missstandes geistern dann Ideen von künstlich aufgetürmten Bergen im Meer durch die Medien. Projekte, die zwar ein Sommerloch zu füllen vermögen, die aber wenig mit der Realität zu tun haben. Dabei besitzen die Niederlande sogar ein Hochland, eines, das den schottischen Highlands nacheifert. Ein kleines bisschen wenigstens. „Midden Drenthe ist die eigentliche Bezeichnung unserer Region hier. Aber das klang uns einfach nicht sexy genug“ erklärt Folker Frommeyer, Chef des Landal Green Parks Orveltermarke und Mitglied der regionalen Tourismusgesellschaft, die sich auf der Suche nach einem griffigen Markennamen befand. „Und da kam uns Drentse Hoogland in den Sinn. Hochland hat schon seine Berechtigung“, schmunzelt er, „denn unsere Landschaft hier südlich von Groningen liegt etwas höher als die Umgebung. Es mögen wohl so drei oder vier Meter sein.“

Dafür gibt es eine geologische Begründung, die auf Ablagerungen aus der Eiszeit zurück gehen, die deutlicher im westlichen Niedersachsen bemerkbar, hier allerdings selbst bei genauester Betrachtung nicht wirklich in der Landschaft auszumachen sind. Um den Highland-ähnlichen Charakter zu unterstreichen, grasen zwei typisch schottische, ziemlich zottelige und zudem recht zutrauliche Hochlandrinder auf dem Areal des Landal Ferienhausparks. In Sichtweite der braven Hornviecher liegt der Pitch & Putt Golfkurs, der, wenn auch auf geringeren Distanzen, ein Gefühl des ursprünglich wohl aus Schottland stammenden Golfsports vermittelt. 40 bis 80 Meter lang sind die gut gepflegten 18 Bahnen, in denen versteckte Bunker ebensowenig fehlen wie trickreiche Wasserhindernisse. Ein Spiel dort macht durchaus Lust auf mehr. Zwei Schläger reichen, einen Caddy braucht es nicht, dafür ein gewisses Gefühl für die Weite. Auch der stete Wind muss berücksichtigt werden und das eine oder andere Grün weist trügerische Neigungen auf, so dass der Ball schlicht sein Ziel ignorierend weiterrollt oder kurz vorher umkehrt.

Zur Erkundung und zum Kennen lernen des Hochlandes, das sich etwa in dem Dreieck zwischen den Städtchen Emmen, Assen und Hoogeveen befindet, eignet sich natürlich am Besten – wie überall in Holland – das Fahrrad. Damit es aber nicht nur einfach ums Radeln geht, hat man sich mit einigen gastronomischen Betrieben abgesprochen und eine spezielle Fahrradroute entwickelt, die im schönsten niederländisch Smaakfietsroute heißt. Rad fahren und genießen lautet demzufolge das Motto, das überschaubare Distanzen mit dem Rad und jeweils kulinarische Zwischenstopps miteinander verbindet.

Auch der Park Orveltermarke offeriert seinen Gästen ein Genussradelangebot über knapp 50 Kilometer und sorgt damit für einen guten Überblick über die landschaftlichen Schönheiten der Region. Die erstaunlich abwechslungsreiche Route führt durch landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft, Sonnenblumen- und Gladiolenfelder, durch Wälder und Heidegebiete, vorbei an den unvermeidlichen Grachten, unter einem Baldachin schier endloser Alleen und durch niedliche kleine Dörfer mit strohgedeckten Bauernhöfen und Häusern mit zauberhaften Gärten in üppiger Blütenpracht. Natürlich dreht sich auch eine landestypische, ebenfalls strohgedeckte Windmühle am Ortsrand des Weilers Aalden.

Im besonders malerischen, historischen Teil des Dorfes Oud-Aalden, steht die Zeit fast still. Derart beschaulich wirken die gepflasterten Gassen, die gepflegten Hecken und die mit geflochtenem Stroh verzierten Fassaden. Die himmlische Ruhe wird nur unterbrochen vom Knistern und Rascheln des Laubes in den Bäumen und vom dumpfen Aufschlag herabfallender Kastanien oder Eicheln. An so manchem Hausgiebel thront eine lustige, im Wind drehende Wetterfahne und als Krönung lohnt der Besuch der hübschen Gartenanlage vom Hooge Hof.

Ebenso Meppen, das nächste Dörfchen in westlicher Richtung, strotzt vor Beschaulichkeit und idyllischem Ambiente. Doch all das wird noch übertroffen vom Museumdorf Orvelte, dessen pittoresker Ortskern alte Zeiten wieder aufleben lässt. Kleine Handwerksbetriebe, die längst vergessene Fertigkeiten präsentieren, verstecken sich hinter schwarz getünchten Holzwänden. Es gibt Kunstgalerien und ein Restaurant dessen Fassade mit alten Blechschildern verziert ist, bunten Zeitzeugen für die Anfänge der Werbung. Auf dem groben Kopfsteinpflaster hallt das Geklapper der Holzpantinen wider und der Schlagbaum am jetzt als Ferienunterkunft fungierenden Zollhaus wird wohl auch nicht mehr geschlossen.

Bei rasanter Fahrt durch die an einigen Stellen zu findende Heide- und Moorlandschaft, nimmt man die friedlich grasenden Schafe zwischen dem hohen, rötlich schimmernden Gras kaum wahr. Erika blüht und leuchtet hellviolett, Pilze sprießen vielerorts empor, das Laub der Birken beginnt allmählich sich herbstlich zu verfärben. Relikte aus der Jungsteinzeit, Dokumente der frühesten Besiedlung sind die zahlreichen Hünengräber in der Region. Das eindrucksvollste und vielleicht bekannteste Hunebed liegt bei Loon östlich von Assen. Unter vier Decksteinen verbergen sich große Grabkammern, die ein monumentaler Steinkranz umgibt.

Das eifrige Treten in die Pedale strengt jedoch vor allem die ungeübte Muskulatur recht schnell an. Von wegen plattes Land, es geht zwar nur unmerklich auf oder ab, doch sorgt der heimtückische Wind, der augenscheinlich immer von vorne kommt, ganz egal in welche Richtung man abbiegt, für das vorzeitige Auftreten von Schweißperlen auf der Stirn. Am Hochland ist wohl doch was dran, auch wenn man es nicht sieht. Da kommen die geplanten kulinarischen Pausen mehr als recht. Sei es nun im Koekoekshof von Elp, wo die laut tickende Original-Schwarzwälder Kuckucksuhr den Ton angibt, im Gasthof Geeserveld oder im Tramlokaal. Abseits von Frikandeln, Pommes und Poffertjes oder Amsterdamer Automaten-Fast Food hat die niederländische Küche tatsächlich Einiges an vortrefflichem Genuss zu bieten.

Dieses unerwartete, aber sehr positive Erlebnis macht den anschließend wieder notwendigen Aufbruch mehr als problematisch. Hinzu kommen die garstig schwer gewordenen Oberschenkel, die sich wehrhaft dem erneuten Besteigen des Drahtesels widersetzen. So erfreut denn die letzte heimat- und abendliche Station im Restaurant des Landal Parks, das höchst kreative und ausgesprochen schmackhafte Gerichte auf der Speisekarte hat und einen wunderbaren Ausklang des Tages verspricht. Bei der Rückgabe des von hier geliehenen Fahrrads erklärt Folker Frommeyer, das mittlerweile E-Bikes in der Mietstation zur Verfügung stehen. Damit muss zwar auch gestrampelt werden, aber die motorische Unterstützung ist wirklich nicht zu verachten. Jetzt fehlt nur noch die Sauna zur endgültigen körperlichen Entspannung. Und die befindet sich praktischerweise gleich mit in dem komfortablen Ferienhaus des Landal Greenparks.

Information: Niederländisches Büro für Tourismus; Region Midden-Drenthe

Anreise: Die Region Midden Drenthe liegt etwa 40 Autominuten von der Autobahn A30 im westlichen Niedersachsen entfernt und ist beispielsweise aus dem Ruhrgebiet in knapp zwei Stunden zu erreichen.

Unterkunft: Der Landal GreenPark Orveltermarke  liegt in der Nähe des Museumsdorfes Orvelte und der etwas größeren Ortschaft Westerbork. Auf der weitläufigen Anlage stehen 222 familienfreundliche und teilweise behindertengerechte, im friesisch-niederländischen Stil gehaltene Ferienhäuser für vier bis acht Personen in verschiedenen Ausführungen von Komfort bis Luxus zur Verfügung. Einige sind speziell als Kinderhäuser eingerichtet mit entsprechenden Spielgeräten und Vorrichtungen in Haus und Garten. Im Zentralgebäude befinden sich neben dem Restaurant ein Schwimmbad und diverse Spielgeräte vom Billard über Playstation bis zum E-Bowling. Außerdem bekommt man hier die Golfschläger für den Pitch & Putt Kurs sowie die Schlüssel für die Mietfahrräder.

Zum Landal Service gehören vielfältige Angebotspakete, unter ihnen auch das Radeln und Genießen Tagesprogramm. Das Konzept der Landal GreenParks beinhaltet zudem den Umweltaspekt. So wird beispielsweise die Energieversorgung komplett durch Erdwärme gewährleistet. Aktivitäten: Ausflüge mit dem Rad sind auf dem weitverzweigten Radwegenetz möglich. Kartenmaterial und die genaue Tourenbeschreibung der Genussroute sind in der Park-Rezeption erhältlich. Vom Park aus bieten sich auch ausgedehnte Spaziergänge nach Orvelte oder Oud-Aalden an. Einige Golfplätze gibt es ebenfalls in der Region Drentse Hooglanden.

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