Geburtstag eines Prachtboulevards – 150 Jahre Wiener Ringstraße

Einer der vielen Prachtbauten entlang der Wiener Ringstraße: Die Staatsopper. (Foto: Wien Tourismus)
Einer der vielen Prachtbauten entlang der Wiener Ringstraße: Die Staatsopper. (Foto: Wien Tourismus)

Vom Militärgelände zum Prachtboulevard: Die Wiener Ringstraße feiert 2015 ihre Eröffnung vor 150 Jahren. Mit ihren prunkvollen Palais und öffentlichen Gebäuden aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist sie eine beeindruckende Parade der Wiener Sehenswürdigkeiten.

Die Gebäude an der Wiener Ringstraße zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dieser „grandioseste öffentliche Raum Europas“ (Edmund de Waal: „Der Hase mit den Bernsteinaugen“) formiert sich aus einer Vielfalt der Stile. Der Historismus der Ringstraße nahm sich idealisierte Bauformen aus der Geschichte als Vorbild. Ausgewählt wurde jenes historische Modell, das dem Zweck der neuen Gebäude am nächsten kam, etwa der griechische Tempel für das Parlament oder das antike Forum für die Kaiserresidenz. Im Stil der Neorenaissance wurden die Staatsoper (damals Hofoper), die Universität, die Börse sowie Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum erbaut, im Neobarock das Burgtheater, für das Rathaus wurde die flämische Gotik gewählt und für die Votivkirche die Neugotik.

Zu den wichtigsten Architekten der Ringstraße zählen Theophil Hansen (Parlament, Börse, Akademie der bildenden Künste, Musikverein, Palais Ephrussi, Palais Epstein, Palais Hansen), Gottfried Semper und Carl Hasenauer (Neue Burg, Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum, Burgtheater), Heinrich Ferstel (Universität, Votivkirche, Museum für Kunst und Industrie/heute MAK – Österreichisches Museum für Angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Palais Wertheim, Palais Ludwig Viktor), August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll (Staatsoper) und Friedrich Schmidt (Rathaus). Ringstraßen-Bauten aus späteren Jahrzehnten stammen u.a. von Otto Wagner (Österreichische Postsparkasse, 1904-12) und Max Fabiani (Urania, 1909-10). Erich Boltensterns Ringturm wurde 1955 eröffnet und ist eines der wenigen wirklich modernen Gebäude an der Ringstraße.

Weiterer Prachtbau an der Wiener Ringstraße: das Burgtheater. (Foto Thomas Ledl)
Weiterer Prachtbau an der Wiener Ringstraße: das Burgtheater. (Foto Thomas Ledl)

Die Wiener Ringstraße ist ein wahres Füllhorn an baukünstlerischen Details, vom Fassadenschmuck der Palais über die Gestaltung von Eingangstoren und Stiegenhäusern bis zu den Bauskulpturen. Das städteplanerische Konzept sah eine repräsentative Einheit vor, die sich aus bewusst nebeneinander gestellten öffentlichen und privaten Bauten zusammensetzte. Zu den monumentalen Verwaltungs-, Regierungs-, Kultur- und Wirtschaftsgebäuden des Rings zählen unter anderem die Staatsoper, das Burgtheater, das Rathaus, die Universität und das Parlament. Das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum sowie die „Neue Burg“, ein Erweiterungstrakt der Hofburg, waren Bestandteil eines den Herrschaftsanspruch der Habsburger unterstreichenden Architekturprojekts. Das Kaiserforum sollte die Hofburg mit den für die imperialen Sammlungen errichteten Zwillingsmuseen verbinden und hätte bis zu den Hofstallungen (dem heutigen Kulturareal MuseumsQuartier) gereicht. Der zweite Flügel gegenüber der Neuen Hofburg (heutiger Heldenplatz) wurde nie realisiert, das Kaiserforum blieb unvollendet. Weitere Informationen unter www.ringstrasse2015.info.

Buch- und Geschenktipp: Leseabenteuer zwischen Deutschland und Österreich

Kriminelle Energie mit Pfiff, Spannung und Humor kennzeichnet den ebenso kurzweiligen wie spannenden Roman Keine halben Sachen mehr von Frank-Raymund Richter: Die Lehrerin Salome Salomon liebt ihren Beruf, ihr Motorrad und ihre Kater (beide ordentlich kastriert), sonst liebt sie niemanden, sich schon gar nicht. Außer ihrer Mutter steht ihr nur eine Person nahe: Sonja, Halbghanaerin und Mitarbeiterin einer Karateschule. Ihr großes Problem: Sie verliebt sich immer in die falschen Männer.

Salome, die klugen Kater und das kommunikative Motorrad bringen in ihrem Kampf gegen eine moralisch brüchige, oft brutale und kriminelle Männerwelt einige Männer zur Strecke, die es– so sehen es die Vier – nicht anders verdient haben. Unterstützt werden sie in ihrem Kampf durch ein selbstbewusstes Navi und einen depressiven Telekom Schaltkasten.

Die fantasievolle und witzige Erzählung überrascht mit einem unerwarteten Finale.

Erhältlich ist der 238 Seiten starke Roman Keine halben Sachen mehr (ISBN 978-3-939408-53-6) von Frank-Raymund Richter für 18 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.