„Freischütz“ auf der Seebühne in Bregenz

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„Der Freischütz“ wird auf der Seebühne in Bregenz spektakulär in Szene gesetzt. – Foto: Karl Forster

Nach der Spielzeit ist auf der Seebühne in Bregenz gleichzeitig vor der Spielzeit. Nach der spektakulären Inszenierung von „Der Freischütz“ auf dem Bodensee dürfen sich Kulturbeflissene schon jetzt auf das nächste Jahr freuen. Denn im Sommer 2025 steht die aufwändige Inszenierung noch einmal auf dem Programm. Zur Einstimmung stellte sich Moritz von Treuenfels dem Mortimer Reisemagazin zum Interview. Der deutsche Schauspieler spielt den Teufel Samiel in der romantischen Oper von Carl Maria Weber. Eines haben Schauspieler und Komponist gemein: Beide sind in Eutin, Schleswig-Holstein, geboren.

Interview mit Moritz von Treuenfels

Moritz von Treuenfels stellte sich den Fragen von Mortimer Reisemagazins Mitarbeiterin Sabine Ludwig. – Foto: Joel Heyd

Mortimer: „Herr von Treuenfels, in zwei Stunden müssen Sie auf die Bühne. Haben Sie Lampenfieber?“

Moritz von Treuenfels: „Ich habe vor allen meiner Rollen Lampenfieber. Ich bin sogar beruhigt, wenn es so ist, denn dann ist meine Konzentration umso stärker.“

Mortimer:Ist es Ihr erstes Engagement in Bregenz?“

Moritz von Treuenfels: „Nein. Noch während ich in München an der Otto Falckenberg-Schule studierte, bekam ich ein Engagement am Bregenzer Theater am Kornmarkt. Dort spielte ich die erste Hauptrolle, nämlich den Prinzen im Stück „Emilia Galotti“. Zur gleichen Zeit liefen auch die Festspiele am See. Damals begann mein Traum, einmal auf der Seebühne spielen zu dürfen.“

Dauerbad im Bodensee-Wasser

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Das Bühnenbild ist spektakulär mit einer aus dem Wasser aufsteigenden Riesenschlange. – Foto: Anja Köhler

Mortimer: „Fast alle Darsteller, auch Sie, spielen im Wasser des Bodensees und sind ständig nass. Wie ist das für Sie?“

Moritz von Treuenfels: „Die Proben waren sehr unangenehm, doch jetzt geht es. Manchmal genieße ich es, im Wasser zu liegen, da es mir wegen der Beleuchtung und Erhitzung des Bühnenbildes oft zu warm ist.“

Mortimer: „Was bedeutet es für Sie, nicht in einem Saal zu spielen und zu singen?“

Moritz von Treuenfels: „Man muss versuchen, den imaginären Raum zu füllen. Die Resonanz ist nicht da, und die Stimmung des Publikums ist anders. Aber hier erlebt man so eine starke Konzentration der Zuschauer, dass es ein Gesamtspektakel wird.“

Mephisto-artige Kostüme

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Der Teufel im roten Gewand, oft mit Hörnern auf dem Kopf und im Wasser. – Foto: Karl Forster

Mortimer: „Was halten Sie von den Kostüm-Entwürfen?“

Moritz von Treuenfels: „Sie wirken auf mich fantasievoll, mephisto-artig und zeitlos. Sie passen wahnsinnig gut ins Bühnenbild, sind detailreich, fantastisch und aufwändig. Zum Beispiel verkörpert meine Figur die unterschiedlichen Machtpositionen des Teufels, dazu erinnert sie an eine Morphe oder einen Gecko. Ich würde sie durchaus als Hybrid bezeichnen.“

Mortimer: „Sie spielen den Teufel Samiel. Ist er ein Bösewicht?“

Moritz von Treuenfels: „Der Teufel ist immer der Böse. Doch ich habe mit dem Regisseur Philipp Stölzl nach neuen Schnittstellen gesucht, wir wollten nicht nur das Dämonische und Böse verkörpern. Wir erkannten, dass auch immer ein Staunen da ist, über das Leiden und auch das Lieben. Ich wollte Samiel auch eine emphatische Seite geben.“

Musik als private Leidenschaft

Über der ganzen Szene mit windschiefen Häusern, abgestorbenen Bäumen und einem maroden Kirchturm wacht in unterschiedlichen Farben ein überdimensionaler Mond. – Foto: Anja Köhler

Mortimer: „War Schauspieler/Sänger immer schon Ihr Berufswunsch?

Moritz von Treuenfels: „Ja, das zu sein war mein Traum, den ich aber lange für mich behalten habe. Ich begann mit Cello und Klavier, sah mich aber nicht als Profi-Musiker, sondern eher als Schauspieler. Die Musik bleibt weiterhin meine private Leidenschaft“.

Mortimer: „Wie halten Sie sich und Ihre Stimme fit?“

Moritz von Treuenfels: „Meine Regeneration heißt vor allem schlafen und wenig sprechen. Dazu trinke ich viel Tee mit Salbeihonig und nehme Medikamente aus der Apotheke. Auch wenn ich an letztere nicht unbedingt glaube, so beruhigt es mein Gewissen. Weiter achte ich sehr auf mich, ernähre mich gut und versuche, sportlich zu bleiben durch Yoga und jetzt dem fast täglichen Schwimmen im Bodensee.“

Großer Ideenreichtum

„Der Freischütz“ als packender und dämonischer Opern-Krimi auf der weltweit größten Seebühne, die Platz für 7.000 Zuschauer hat. – Foto: Anja Köhler

Mortimer: „Haben Sie ein Lebensmotto?“

Moritz von Treuenfels: „Ich habe überhaupt kein Motto und auch keine Vision. Ich bin neugierig auf das Leben und will mich immer wieder selbst erfinden. Ich habe viele neue Ideen.“

Mortimer: „Ihr Leben als Film. Wie würde der Titel heißen?“

Moritz von Treuenfels: „To be continued.“

Neues Engagement in München

Der Bodensee als Wasserlandschaft integriert, in der die Darsteller immer wieder eintauchen. – Foto: Anja Köhler

Mortimer: „Was ist Ihr nächstes Projekt?“

Moritz von Treuenfels: „Ab Mitte November läuft im Residenztheater in München „Die Ärztin“, von Robert Icke und frei nach „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler. Das ist mein neues Engagement.

Mortimer: „Vielen Dank, lieber Moritz von Treuenfels.“

Um was geht es in „Der Freischütz“?

Grandioses Setting für die romantische Oper. – Foto: Sabine Ludwig

Ein unwirtliches Dorf in Deutschland kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg: Der junge Amtsschreiber Max liebt Agathe, die Tochter des Erbförsters Kuno. Doch damit Max sie heiraten kann, muss der ungeübte Schütze sich einem archaischen Brauch unterwerfen und einen Probeschuss absolvieren – für ihn eine unerfüllbare Herausforderung. Das weiß auch der zwielichtige Kriegsveteran Kaspar, der den Amtsschreiber dazu überredet, mit ihm um Mitternacht in der Wolfsschlucht Freikugeln zu gießen, die niemals fehlgehen. In seiner ausweglosen Situation schließt Max in der Wolfsschlucht einen Pakt mit dem Teufel. Was er nicht weiß: Sechs von den verfluchten Freikugeln treffen, die siebte aber lenkt der Teufel dorthin, wo er will. Währenddessen versucht seine Verlobte Agathe vergeblich in der stürmischen Nacht Schlaf zu finden. Am Morgen ihres Hochzeitstages packt sie eine düstere Vorahnung. Selbst ihre beste Freundin Ännchen kann sie nicht aufmuntern. Und als es zum Probeschuss kommt, hat Max ausgerechnet die siebte Kugel geladen. Er legt an, zielt und drückt ab …

Save the Date:  Die neue Spielzeit steht auf der Seebühne vom 16. Juli bis 17. August 2025 auf dem Programm. Weitere Informationen unter www.bregenzerfestspiele.com.

Der Hoteltipp

Das Flint ermöglicht kurze Wege zur Seebühne in Bregenz. – Foto: Sabine Ludwig

Mit dem Festspiel-Ticket erwirbt man auch das Freiticket des öffentlichen Nahverkehrs am Aufführungstag. Das Hotel Das Flint liegt am Bahnhof in Dornbirn und ist nur zwei Stationen (zehn Minuten Fahrt) mit der S-Bahn von der Seebühne in Bregenz entfernt. Das Haus hat komfortabel ausgestattete moderne Zimmer. Das Zentrum von Dornbirn mit Restaurants, Bars, Supermärkte und Geschäfte befindet sich direkt vor der Haustüre.

Sabine Ludwig

ist deutsche Journalistin und Reiseautorin. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht und war als Kriegsberichterstatterin in Afghanistan, Südsudan, Irak und Mali. In ihrer Freizeit widmet sie sich neben diversen Sportarten ihrem Blog sl4lifestyle.com und ihrem Hund Brad. - Foto: Nicola Mesken