Basenfasten und die Einfachheit der Dinge

Basenfasten
Vital werden und sich wohlfühlen mit Basenfasten im Allgäu.

Luftige Sommerkleider, Bikini und Freibad! Eine wunderbare Vorstellung! Doch die Hose zwickt, der Winterspeck lastet noch auf den Hüften. Aber ist das wirklich gleich das Aus für geliebte Schwimmbad- und Sommertage? Oder lassen sich die lästigen Pfunde nicht mit ein wenig Disziplin und Sport regeln? Wie jedes Jahr sollten wir es mit einem mehr oder weniger disziplinierten Fastenprogramm schaffen. Falls unsere Gesundheit oder der Arzt es zulassen, gibt es ein paar gute Möglichkeiten, lästiges Übergewicht schnell und schmerzlos abzuwerfen. Das Intervall-Fasten ist für viele alltagstauglich, doch die milde Form des Basenfastens sollte man am besten Experten überlassen. Und was gibt es schöneres, als die paar Pfunde zu viel mit einer Auszeit für Körper, Geist und Seele zu kombinieren. Haubers Schnupperfasten in Oberstaufen dient als Basis und dann das Intervall-Fasten zuhause unter Eigenregie bieten sich auf dem Weg zur idealen Sommerfigur an.

Basenfasten
Spa-Landschaft inmitten paradiesischer Alm-Natur. – Foto: Sabine Ludwig / Mortimer Reisemagazin

Beim Basenfasten werden ausschließlich basische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Kräuter und Nüsse konsumiert. Ziel ist es, den Körper zu entlasten und den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Durch den Verzicht auf sauer machende Nahrungsmittel wie Fleisch, Milchprodukte und verarbeitete Lebensmittel werden Stoffwechselprozesse optimiert, was zu einer besseren Entgiftung und Entschlackung führt. Dabei unterstützt Basenfasten die Regeneration des Körpers, fördert ein reines Hautbild, stärkt das Bindegewebe und kann sich positiv auf Verdauung, Herz-Kreislauf und das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Basenfasten ist somit ein schonender Neustart für Körper und Geist, der auf natürliche Weise für mehr Energie und Balance sorgt.

Für einige ein Wunschtraum: 120 Jahre leben

Fastenleiterin Christiane Haibel. – Foto: Haubers

Christiane Haibel ist Fastenleiterin in Haubers Naturresort in Oberstaufen. „Mit fünf Tage Basenfasten beginnen und dann das Intervallfasten in den Alltag integrieren“, lautet ihr Vorschlag für ein gesundes Leben. „Unser Körper ist auf lange Essenspausen programmiert und Fasten wirkt dabei wie ein Körper-Recycle-Programm.“ Die ehemalige Intensiv-Krankenschwester betont, dass das auch für Senioren und Seniorinnen bestens geeignet sei, Gesundheit und Langlebigkeit gezielt zu unterstützen. „Studien zeigen: Wenn man seinen Körper richtig behandelt, könne man gesund durchaus 120 Jahre alt werden.“ Und für die persönliche Hautpflege empfiehlt sie nur Produkte, die man auch essen würde. „Leinöl als Body-Lotion und regelmäßige Kaffeesatz-Peelings“, rät die 55-Jährige, die zudem auf Eisbaden schwört. „Außerdem zwei Liter stilles Wasser am Tag trinken.“ Doch wie geht das? „Immer ein Glas zurechtstellen, dann schafft man das ganz leicht“, rät die zertifizierte Heilpraktikerin.

Anlaufstelle für alle, die betreut den Einstieg ins Basenfasten angehen möchten: das Haubers in Oberstaufen. – Foto: Sabine Ludwig / Mortimer Reisemagazin

Klangschalen-Therapeutin Susanne Gürtler freut sich auf die Fastengäste. Interessiert gucken sie zu, wenn sie im Heubett-Zimmer ihre Instrumente ausbreitet. Der Geruch nach frischer Natur beruhigt Körper, Geist und Seele. Auf die stacheligen Heu-Matratzen werden Laken gebreitet: Hinlegen und, wer mag, sich mit einer Kuscheldecke einhüllen. Seit 40 Jahren zelebriert die frühere medizinische Fachangestellte die Klangschalen-Meditation. „Fast alle Gefäße wurden in Nepal gefertigt. Jene, die bei Vollmond entstehen, haben ganz besondere Kräfte. Auch mir selbst gibt die Zeremonie Entspannung, Seelenruhe und Freude. Das überträgt sich natürlich auf alle Beteiligten.“ Im Liegen, durch Hören und Fühlen, lasse sich auf den eigenen Körper und das eigene Ich am besten besinnen. Wer den Kontakt mit einer Schale möchte, spürt durch das Vibrieren am Körper beruhigende Effekte. Eine weitere Behandlung, die Gürtler praktiziert, ist das Bespielen der Schalen auf dem Wasser. „Die Teilnehmer sitzen zum Beispiel auf Badenudeln und spüren sofort intensive Klangwellen. Das ist genial.“

Klimapfad und Schwalbennest

Basenfasten
Klaus Hauber auf seinem alten Fendt-Traktor. Damit fährt er die Gäste gerne hinauf zum Schwalbennest. – Foto: Sabine Ludwig / Mortimer Reisemagazin

Einmal in der Woche, meistens sonntags, ist Bergfrühstück angesagt. Auch die, die fasten, dürfen aus 950 Metern Höhe das Alpenpanorama genießen. Bei schönem Wetter geht es zu Fuß oder mit dem alten Fendt-Traktor, den Hotelchef Klaus Hauber selbst steuert, hinauf zum mit Fichtenästen verkleideten Schwalbennest. Der Weg über den so genannten Klimapfad führt über das Bienenhaus mit dem grünen Flachdach. Fast eine halbe Million tüchtige Bienen wohnen hier. Imker Willi Baur kümmert sich um den Schwarm und die Imkerei. Hier lässt sich innehalten und reflektieren: Was wäre, wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet. Dann hätte der Mensch nur noch vier Jahre zu leben, wusste schon Albert Einstein. Also dranbleiben an den Bienenvölkern und sie hegen und pflegen. Etwas weiter unten, und für Hotelgäste zu Fuß oder mit dem Golfcar bequem zu erreichen, liegt der 18-Loch-Golfplatz. Denn zum täglichen Fasten gehört immer auch ein wenig Sport, egal ob es sich dabei um Golf, Schwimmen oder Yoga handelt.

Die Einfachheit der Dinge: Eva Hauber spricht über Zukunftspläne. – Foto: Haubers

Die Geschwister Tanja, Eva und Tobias unterstützen ihren Vater Klaus Hauber bei der Organisation des Hotels und der Landwirtschaft. „Diese paradiesische und erschlossene Natur gehört unseren Gästen und ihrem Wohlbefinden“, ergänzt Eva Hauber. Die Gäste aus Deutschland, der Schweiz und den Benelux-Ländern genießen das Ambiente und die Ruhe. Es gibt weder Spielplätze noch kindgerechte Angebote. „Unser Spa-Bereich darf erst ab 16 Jahren betreten werden.“ Auch Haustiere haben keinen Zutritt. Hauber spricht über ein neues Bauvorhaben mit Loungebereich, 30 weiteren Zimmern, drei Suiten mit Privatsaunen, Ruheräumen und einem Restaurant mit Weitblick. „Alle Wege sind dann trocken verbunden.“ Wichtig ist Familie Hauber die Einfachheit der Dinge. „Unser Konzept sieht keine englischen Wörter vor.“ Die Begriffe Abnehmen, Wohlbefinden und Fasten werden dagegen von allen verstanden. Weitere Informationen zu Haubers Schnupper-Basenfasten unter www.haubers.de.

Küchenchef Tobias Boneberg im Gespräch

Küchenchef Tobias Boneberg. – Foto: Haubers

Tobias Boneberg, 38, hat in einem Fünf-Sterne-Hotel seine Ausbildung gemacht und zwei Jahre in einem Michelin-Sterne-Restaurant gearbeitet. Seit sechs Jahren ist er Chefkoch in Haubers Naturresort. Der Allgäuer hat lange auf mehreren Kontinenten guten Köchen über die Schulter und in die Gewürzschubladen geschaut. „Ich mag alles, was scharf ist!“, sagt er. „Besonders die indische und vietnamesische Kochkunst hat es mir angetan.“

Mortimer Reisemagazin: „Nach welchen Kriterien entwickeln Sie Ihre Speisen?“

Tobias Boneberg: „Wir halten uns genau an die Fastenregeln, d. h. nicht jedes Öl und jeder Essig sind erlaubt. Wir verwenden in der Regel Apfelessig. Allgemein soll das Essen bei uns nicht nur gut schmecken, sondern auch zusammenpassen und gut aussehen. Viele Gästen wünschen regionales und gesundes Essen. Wir beobachten dabei weniger einen vegetarischen oder veganen Trend. Doch fragen sie auch immer nach, woher denn das Fleisch kommt.“

Mortimer Reisemagazin: „Woher holen Sie sich die Inspirationen für die Speisekarte?“

Frisches Gemüse steht beim Basenfasten ganz oben auf der Speisekarte.

Tobias Boneberg: „Ich gehe gerne selbst viel essen und lasse mich von fremder Küche inspirieren. Dazu tausche ich mich mit früheren Kolleginnen und Kollegen aus. Produkte selbst locken zum Ausprobieren, aber auch Kochbücher. Ich arbeite hier mit einem Team von Köchinnen und Köchen zusammen, jeder von uns hast seine Aufgaben und Schwerpunkte, zum Beispiel die Patisserie.“

Mortimer Reisemagazin: „Verstehen Sie sich eher als Künstler oder Handwerker?“

Tobias Boneberg: „Eindeutig als Handwerker! Obwohl – die Kunst bei uns ist das i-Tüpfelchen auf den Speisen!“

Mortimer Reisemagazin: „Thema Basenfasten: Kochen Sie nach Intuition oder nach Rezepten?“

Tobias Boneberg: „Außer im Dessert-Bereich und bei Dressings arbeiten wir größtenteils intuitiv. Zwar schauen wir uns auch andere Gerichte an, doch kochen wir selten Rezepte einfach nach. Wir vertrauen auf unsere Erfahrung und unsere Gusti. Jeden Tag entwickeln wir ein eigenes Basenfasten-Menü. Die Menüs für Heilfasten nach Buchinger und die Schrothkur wiederholen sich alle zwei Wochen.“

Mortimer Reisemagazin: „Wer sind Ihre Vorbilder?“

Tobias Boneberg: „Dieter Müller von früher, Harald Wohlfahrt und der Sterne-Koch Klaus Buderat, bei dem ich zwei Jahre gearbeitet habe. Ich mag die Sterne-Köche, die selbst nicht abheben und nicht ständig im Fernsehen zu sehen sind, sondern sich am liebsten um ihr Restaurant kümmern.“

Bonebergs Fasten-Rezept für „Ofenkartoffel mit Gemüse“:

Kochen nach Boneberg: „Ofenkartoffel mit Gemüse“. – Foto: Haubers

Ofenkartoffel: Mittelgroße Kartoffel sauber waschen und mit der Gabel einstechen; auf ein Stück Alufolie Thymian, Rosmarin, Knoblauch und Kümmel geben. Kartoffel darin einpacken;  die Kartoffeln ca. eine Std. bei 200°C Ober/Unterhitze im Ofen garen

Tomatendip: Tomaten aus der Dose (in der Saison auch gerne frische Tomaten) mit etwas Knoblauch, Thymian, Rosmarin und einer Prise Salz mixen; ein Küchentuch in eine Schüssel legen. Die Tomatenmischung darauf gießen und mit einem Küchengarn zu einem Säckchen zusammenbinden; mindesten zwei Stunden an einem kühlen Ort hängen lassen

Tipp: Aus dem abtropfenden Tomatensaft kann man mit etwas frischem Basilikum und Cayenne eine schöne basische „Tomatenessenz“ als Vorspeise herstellen

Gemüse:Gemüse der Saison (in unserem Fall Karotten, Mini-Mais, Erbsenschoten, Blumenkohl, Brokkoli und Navetten) in mundgerechte Stücke schneiden; etwas Gemüsebrühe in einem Top erhitzen; je nach Härtegrad nach und nach das Gemüse zugeben: Karotten und Blumenkohl zuerst, danach Navetten und Mais zum Schluss Brokkoli und Erbsenschoten; alles mit etwas Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft würzen; etwas kaltgepresstes Sonnenblumenöl (Alternativ natives Olivenöl, Hanföl oder Leinöl) zugeben; alles knackig garen (dauert ca. je nach Größe des Gemüses 6-8 MInuten); mit frischen Kräutern anrichten.


Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung von Haubers Naturresort statt.

Sabine Ludwig

ist deutsche Journalistin und Reiseautorin. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht und war als Kriegsberichterstatterin in Afghanistan, Südsudan, Irak und Mali. In ihrer Freizeit widmet sie sich neben diversen Sportarten ihrem Blog sl4lifestyle.com und ihrem Hund Brad. - Foto: Nicola Mesken