Auf den Spuren von 007 am Bosporus

Die türkische Megametropole Istanbul mit der Lizenz zum Staunen für alle Cineasten

Bosporus
Nicht erst wenn die Sonne sich senkt, kommen Cineasten auf den Spuren von James Bond am Bosporus auf ihre Kosten. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Keine Stadt hat – abgesehen von London – so oft als Kulisse für die Abenteuer des Geheimagenten James Bond gedient wie die türkische Megametropole Istanbul. Zwischen Basaren, unterirdischen Zisternen und dem ewigen Strom des Bosporus wurden gleich mehrere 007-Missionen inszeniert.

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Die Figuren im Basar erinnern ein wenig an Bond-Kontaktmann Ali Kerim Bey. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Wenn Städte sprechen könnten, würde Istanbul flüstern – und zwar staatsmännisch und geheimnisvoll in der sonoren Stimmlage von Sean Connery. Die Metropole am Bosporus ist ein Schauplatz der Superlative: dynamisch, hier und da durchaus wuselig, dann wieder majestätisch und vor allem filmreif.

Kein Wunder also, dass der britische Geheimagent Ihrer Majestät gleich mehrmals hier mit der Lizenz zu Töten unterwegs war, um einmal mehr die Welt vor größenwahnsinnigen Schurken zu bewahren.

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Heute ein Museum, einst eine Kirche und Moschee sowie Kulisse für „Liebesgrüße aus Moskau“: die Hagia Sophia. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

In „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) schleicht Bond in seinem maßgeschneiderten Anzug durch die ehrwürdigen Hallen der Hagia Sophia, während ahnungslose Touristen Tauben füttern und Spione sich mit bedeutungsschwangeren Blicken zuwinken. Heute schlendert man – am besten mit dunkler Sonnenbrille im Gesicht – durch das UNESCO-Weltkulturerbe, als sei man selbst Teil einer Verschwörung mit globaler Tragweite. Wobei es eher unwahrscheinlich ist, wie einst 007 hier einen der ersten Kontakte zur russischen Spionin Tatiana Romanova (dargestellt von Daniela Bianchi) zu knüpfen.

Wo Bond mit Kerim Bey ruderte

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Die Yerebatan-Zisterne wirkt noch heute mystisch und geheimnisvoll. – Foto: Susanne Timmann / Mortimer Reisemagazin

Großen Raum nimmt zudem in „Liebesgrüße aus Moskau“ die faszinierende, 138 Meter lange und 65 Meter breite Yerebatan-Zisterne (Cisterna Basilica) ein. Hier trifft Gänsehaut auf Bond-Nostalgie. Die geheimnisvolle Atmosphäre, das Tropfen des Wassers, die von Medusenhäuptern getragenen Säulen – man erwartet beinahe, dass Q persönlich aus dem Dunkel tritt und ein brandneues Spionage-Gadget überreicht. In dem Leinwandklassiker rudert 007 mit seinem Istanbuler Kontaktmann Ali Kerim Bey durch den rund 1.500 Jahre alten Wasserspeicher, um einen Lauschangriff gegen Mitglieder der Verbrecherorganisation Phantom zu starten.

Eine nostalgische Lok ist heute der Blickfang am Sirkeci-Bahnhof, wo Bond dereinst den Orient-Express bestieg. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Natürlich fehlt eine Bootstour über den Bosporus nicht – mit dem Leanderturm und dem Dolmabahçe-Palast im Hintergrund – nicht. Hier stimmen Bond und Romanova ab, wann und wie 007 in den Besitz der russischenn Dechiffriermaschine „Lector“ gelangen soll. Eine kleine Rolle bekleidet in „Liebesgrüße aus Moskau“ daneben der Sirkeci-Bahnhof im Herzen der Altstadt. Hier begann Bonds Orient-Express-Abenteuer. Nostalgie pur – obschon hier keine Schießereien auf dem Fahrplan stehen. Statt des berühmten Martinis, geschüttelt, nicht gerührt – der üblicherweise aus Gin, Wodka und trockenem französischen Wermut besteht – sollte im Bahnhofscafé einen echten türkischen Tee (Çay) genossen werden. Quasi als Lizenz zum Durchschnaufen.

Zwischen Küçüksu-Palast und Leanderturm

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Der direkt am Bosporus gelegene Küçüksu-Palast wird in „Die Welt ist nicht genug“ als Residenz in Baku „verkauft“.

Schon geht es weiter auf den 007-Spuren zwischen Geschichte und Glamour, zwischen Orient und Okzident, zwischen Realität und Leinwandmagie. Schließlich nahm Istanbul in „Die Welt ist nicht genug“ (1999) mit Pierce Brosnan als Bond-Darsteller ebenfalls eine große Rolle ein. Der neobarocke Küçüksu-Palast, direkt am Ufer des Bosporus im Stadtteil Göksu gelegen, wird in dem Agententhriller als Residenz von Elektra King in Baku in Aserbaidschan ausgegeben.

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Der auch als „Mädchenturm“ bekannte Leanderturm im Bosporus nimmt eine zentrale Rolle im 007-Abenteuer „Die Welt ist nicht genug“ ein. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Derweil diente der filmisch in Szene gesetzte Leanderturm (Kız Kulesi) Bonds Gegenspielerin Elektra als Versteck. Der markante Leuchtturm aus dem 18. Jahrhundert liegt auf einer kleinen Insel vor dem Stadtteil Üsküdar. Von hier startet Bösewicht Renard in einem Atom-U-Boot, um mit gestohlenen Plutonium einen Reaktorunfall im Bosporus herbeizuführen. Der Leinwandstreifen endet mit einer gemeinsamen Nacht von 007 und Dr. Jones auf einem Hausdach in Istanbul, symbolisch für den Triumph des britischen Geheimagenten über das Böse.

Verfolgungsjagd auf dem Dach des Großen Basars

Im Inneren des Großen Basars lässt sich schwerlich erahnen, dass James Bond in „Skyfall“ mit einem Motorrad über das Dach des historischen Gemäuers sauste. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Und Daniel Craig sprintete als Geheimagent Ihrer Majestät 2012 in „Skyfall“ nicht nur über das Dach eines fahrenden anatolischen Zuges, sondern ruinierte versehentlich im Stadtteil Eminönü Dutzende Marktstände und die Statik einiger Jahrhunderte alter Gebäude im Schatten der Nuruosmaniye-Moschee. Schauplatz des Spektakels war eine atemberaubende Verfolgungsjagd auf einem Motorrad über die Dächer und durch den Großen Basar (Kapalı Çarşı) – inklusive Stunts, die nicht nur die Souvenirhändler erschüttert haben dürften.

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Die Anfangsszenen von „Skyfall“ spielen rund um den Ägyptischen Basar. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

In Eminönü befindet sich unweit des Ägyptischen Basars auch die Deutsche Orientbank, wo die erwähnte actionreiche Verfolgungsjagd mit James Bond und Auftragsmörder Patrice (gespielt von Ola Rapace) beginnt, nachdem dieser eine Festplatte mit Geheimdaten entwendet hat.

Mit der Lizenz zum Genusserlebnis

Einer der besten Spots für an- und aussichtsreichen Genuss in der Altstadt von Istanbul ist das Roof Mezze 360 . – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Was Bond angesichts der rasenden Handlungsstränge im Film selten tut, ist Essen genießen — was wiederum ein grober Spionagefehler ist. Denn Istanbul kulinarisch zu erkunden, ist ein eigentlich Pflichtauftrag für Gaumenagenten: ob würziger Lahmacun, frisch gebrühter Mokka oder ein Glas Raki mit Meze. Perfekt dafür ist etwa das Roof Mezze 360 in der achten Etage des Seros Old City Hotels. Mitten im geschichtsträchtigen Sirkeci-Viertel, wo einst James Bond durch die Gassen huschte, erhebt sich das Restaurant wie ein kulinarischer Leuchtturm über den Dächern der Altstadt – alle Sehenswürdigkeiten vom Topkapi-Palast bis hin zur Blauen Moschee und der Galata-Brücke im Blick.

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Allein die Vorspeisen im Roof Mezze 360 sind ein Gedicht. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Speisekarte erweist sich als Hommage an die Levante-Küche mit klarem anatolischem Akzent: Yesil Mercimek Salatasi, ein grüner Linsensalat, Kara Erik Yahnisi, ein Eintopf mit schwarzen Pflaumen und Rindfleisch, zartes Kebab, cremiger Hummus, mit Granatapfel veredelte Auberginen und Meze, die so kunstvoll angerichtet sind, dass man fast Hemmungen hat, sie zu zerstören – fast. Dazu fangfrischer Fisch, der vermutlich noch wenige Stunden zuvor im Bosporus seine Bahnen zog, und Desserts, die selbst einem gestrengen Sultan ein Lächeln entlockt hätten.

Gut getarnt nächtigen

Perfekte Abwechselung nach einer langen Stadterkundung auf den Spuren von 007 bietet der Pool des ibis Istanbul Zeytinburnu. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Und wo schläft ein echter Anhänger der Bond-Reihe in Istanbul, wenn sich der Tag nach der Hatz von Kulisse zu Kulisse dem Ende zu neigt? Natürlich nicht im Palasthotel mit 800-Euro-Zimmerpreis, sondern stilvoll und undercover im ibis Hotel Zeytinburnu. Hier checkt man ein, als sei man auf Geschäftsreise – getarnt mit (oder ohne) Aktentasche und viel Understatement.

Neben der Rezeption liegt der einladende Lounge-Bereich des ibis Istanbul Zeytinburnu. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Lobby ist so diskret wie ein Geheimtreffen bei Mitternacht, das Frühstücksbuffet ein neutraler Boden für Kontakte aller Couleur – von Backpackern bis hin zu vermeintlichen IT-Consultants, die verdächtig viele SIM-Karten bei sich tragen. Und wenn die 007-Jünger zwischen zwei Missionen einfach mal durchatmen möchten, schweift der Blick aus dem Hotelzimmer über das Marmarameer – und irgendwo dort draußen schippern vielleicht gerade die 007-Bösewichte von morgen rum. Für das nächste Bond-Abenteuer in Istanbul steht alles bereit. Fehlt nur der Martini – geschüttelt, nicht gerührt, und ein Darsteller für den 26. Auftritt des Geheimagenten …

Wissenswertes zu Istanbul in Kurzform

Exzellent angebunden ist der Istanbuler Flughafen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Informationen: www.goturkiye.com und www.visitistanbulofficial.com

Anreise: Turkish Airlines bietet von allen größeren Flughäfen in Deutschland sowie in Wien und der Zürich ab ca. 102 Euro Direktflüge nach Istanbul an.

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Zu den besten Anlaufstellen für Liebhaber guten Essens zählt fraglos das Levantine im Ausgehviertel Fiṣekhane. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Essen & Trinken: Roof Mezze 360 Restaurant, Seres Old City Hotel, Hoca Paşa, Hüdavendigar Cd. No:25, 34420 Fatih, İstanbul, Türkei, Telefon: 0090-536-4185025, www.roofmezze360.com. Das empfehlenswerte Rooftop-Restaurant im Seres Old City Hotel in der historischen Altstadt bietet traditionelle türkischen Speisen und Ausblick auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Levantine, Kazlı çeşme Mahallesi Kennedy Cad. No:52V, 34025 Zeytinburnu, Istanbul, Türkei, Telefon 0090-530-8464888. Im hippen Ausgehviertel Fiṣekhane im Stadtteil Zeytinburnu gelegen, vereint das stylishe Restaurant geschickt mediterrane, türkische und asiatische Einflüsse zu kleinen Genüssen.

Abendstimmung am ibis Istanbul Zeytinburnu. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Übernachten: ibis Istanbul Zeytinburnu, Kazlıçeşme, Kennedy Cad. N56, Zeytinburnu, 34025 Istanbul, Türkei, Telefon 0090-212-4143900, www.ibisistanbul.com oder https://all.accor.com. Das Drei-Sterne-Hotel mit eigenem Pool besticht durch ein passendes Preis-Leistungs-Verhältnis sowie durch ein für Hotels dieser Kategorie ungewöhnlich gutes wie üppiges Frühstückbuffet.

Von den oberen Etagen des ibis Istanbul Zeytinburnu eröffnet sich ein herrlicher Blick auf das Marmarmeer. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung der Accor Gruppe in Zusammenarbeit mit uschi liebl pr statt.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.