Savonlinna: Postkartenidylle im Seenland

Savonlinna
Wahrzeichen von Savonlinna ist die prächtig erhaltene Festung Olavinlinna. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Wer nach dem finnischen Savonlinna auf einer Landkarte Ausschau hält, sollte sich nicht wundern, wenn plötzlich deutlich mehr Blau als Grün zu sehen ist. Denn die 32.000-Seele-Gemeinde, die als Heimat der ältesten Dampfschiffflotte des Landes gilt, liegt inmitten des riesigen Saimaa-Seenlabyrinths – ein Ort, an dem selbst GPS-Geräte gelegentlich ins Schwimmen geraten. Besteht das 4.370 Quadratkilometer große Areal doch aus nicht weniger als 120 miteinander verbundenen Seen mit zusammen 14.000 Inseln. Doch keine Sorge: Wer sich hier verirrt, findet sich meist in einer Postkartenidylle wieder. Insbesondere auch in Savonlinna als eines der pulsierenden Herzstücke der finnischen Seenplatte.

Olavinlinna – Burg mit Bühnenreife

Savonlinna
Blick von der Festung Olavinlinna. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Markantestes Bauwerk ist zweifellos die mittelalterliche Burg Olavinlinna, die so dramatisch aus dem Wasser ragt, als hätte sie sich selbst für die Hauptrolle im nächsten „Game of Thrones“-Spin-off beworben. Die trutzige Wasserburg aus dem Jahre 1475 ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern zugleich die wohl spektakulärste Opernbühne nördlich von Verona. Seit 1912 steigt hier jeden Sommer das Savonlinna-Opernfestival, das jährlich nicht weniger als 60.000 Musikfreunde aus aller Welt in den Osten Finnlands zieht. Gänsehaut-Feeling inbegriffen.

Holzhaus-Romantik und Vogelhauskunst

Savonlinna
Hübsche Holzhäuser ducken sich entlang der Vorzeigestraße Linnankatu. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die schönsten Häuser der Stadt gruppieren sich entlang der mit Kopfsteinpflaster versehenen Straße Linnankatu, die vom Dampfschiffhafen direkt zur Festung führt. Typisch skandinavisch bestehen die meisten Bauten komplett aus Holz – noch dazu mit farbigem Anstrich. Auffällig ist dabei, dass (fast) alle Haustüren nach außen aufgehen. In der Linnankatu und in vielen anderen Straßen von Savonlinna fällt der Blick immer wieder auf ungewöhnliche gestaltete Vogelhäuschen.

Einfach beeindruckend sind die Vogelhäuschen von Marko Ruuskane. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

„Künstler Marko Ruuskane hat für unseren gefiederten Freunden mittlerweile mehr als 100 dieser Behausungen gebaut“, verweist Jaana Komi von Visit Savonlinna auf die Tatsache, dass jedes Vogelhäuschen ein ganz individuelles Kunstwerk geworden ist und gleichzeitig zu einer Visitenkarte für die Stadt avanciert.

Wenn der Lörtsy ruft …

Beliebte Delikatesse sind die frisch zubereiteten Maränen. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Einer der Dreh- und Angelpunkte des gesellschaftlichen Lebens ist der direkt am Hafen gelegene Marktplatz. Hier herrscht eine Mischung aus skandinavischer Gelassenheit, einem Hauch Melancholie und dem verführerischen Duft von frisch geräuchertem Fisch. Wobei vor allem Muikku (Kleine Maräne), frisch aus dem Saimaa-See – geräuchert oder gebraten – zu den beliebtesten Gaumenfreuden gehört.

Kein Besuch von Savonlinna wäre perfekt, ohne einen Lörtsy probiert zu haben. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Quasi ein kulinarisches Pflichtprogramm beim Marktplatzbummel ist daneben der Genuss eines Lörtsys. Halbmondförmig, frittiert und wahlweise süß mit Apfelmus oder herzhaft mit Fleisch, verschiedenen Soßen Gurke und Senf gefüllt, verbirgt sich dahinter ein lukullisches Chamäleon. Erhältlich ist das Teigtaschen-Wunder, das gerne als inoffizielle „Nationalgericht“ von Savonlinna geadelt wird, schon ab 2,50 Euro. Zum Abschluss der kleinen Mahlzeit darf eine Korvapuusti, eine finnische Zimtschnecke, deren Name so klingt wie ein Karategriff, die aber schmeckt wie eine warme Umarmung, natürlich nicht fehlen. „Hyvää ruokahalua!“ – „Guten Appetit!“

Göttlicher Holzgigant

Abendstimmung am Marktplatz in Savonlinna. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Vor den Toren der Stadt liegt die Kerimäki Kirche – die weltgrößte Holzkirche aus dem Jahre 1847. Die Ausmaße des weithin sichtbaren Sakralbaus sind beeindruckend: 37 Meter ist das Gotteshaus hoch, 45 Meter lang und 42 Meter breit. Rund 5.000 Gläubige finden hier Platz. Zum Vergleich: Der neugotische Dom von Savonlinna, die Hauptkirche der Stadt aus dem Jahre 1878, bietet „nur“ 1.000 Gottesjüngern Platz.

Zwischen Seelenruhe und Ringelrobbe

Mit historischen Dampfschiffen lässt sich die Wasserwelt rund um Savonlinna erkunden. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Das größte Pfund, mit dem Savonlinna wuchern kann, ist jedoch fraglos die beeindruckende Natur des Saimaa. Die gigantische, von dichten Wäldern umrahmte Seenlandschaft ist wie ein gut gekühlter Weißwein: still, klar und mit einem Hauch grenzenloser Freiheit. Die Luft riecht nach Birken und Nadelholz. Lediglich das Gezwitscher der Vögel, das Rauschen des Blätterwaldes und der Klang der sanften Wellen bilden die natürliche Geräuschkulisse. Ruhe und fehlende Hektik sind hier an der Tagesordnung.

Teile des Saimaas aus der Vogelperspektive. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Mit etwas Glück taucht sogar die seltene Saimaa-Ringelrobbe auf oder rekelt sich genüsslich auf einem Felsen. Von den grau-schwarzen Kolossen mit der dicken Speckschicht existieren keine 500 Exemplare mehr. Das Gros der bis 160 Zentimeter langen und bis zu 90 Kilogramm schweren Säugetiere mit den großen Kulleraugen tummelt sich im Linnansaari-Nationalpark, der ebenfalls Teil des Saimaa ist.

Die Wassersicht der Dinge

Seeidylle zwischen Stadtzentrum und Festung in Savonlinna. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Um in den Genuss dieser famosen Landschaft zu kommen, ist es unerlässlich, sich aufs Wasser zu begeben. Sei es mit einem SUP-Board, sei es beim Paddeln mit einem Kanu oder sei es mit einem der Ruderboote, die in Savonlinna kostenfrei für bis zu drei Stunden ausgeliehen werden können. Alternativ bietet sich eine Cruise mit einem der nostalgischen Dampfschiffe an – eine Spur von Nostalgie inklusive.

Abendstimmung am Saimaa. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Fakt ist, zwischen Opernklängen, Seeluft und Teigtaschenromantik verliert man in Savonlinna schnell das Zeitgefühl; gewinnt dafür aber ein Stück nordischer Gelassenheit. Wer also das nächste Mal denkt, Finnland sei nur Sauna und Elche, sollte sich schleunigst ein Ticket nach Savonlinna buchen. Und gleich am besten auch schon mal einen Lörtsy und ein paar Muikku vorbestellen…

Wissenswertes zu Savonlinna

Savonlinna
Gegenüber des Marktplatzes prangert der Savonlinna-Schriftzug am Ufer. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Informationen: www.visitsavonlinna.fi/de/

Lage/Anreise: Savonlinna liegt rund 300 Kilometer nördlich von Helsinki. Mit dem Auto beträgt die Fahrtzeit gut vier Stunden, mit dem Zug viereinhalb Stunden. Savonlinna Airport liegt rund 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und wird regelmäßig von Helsinki aus mit Propellermaschinen angeflogen.

Piia Kinnunen, Kapitänin auf der MS Elviira, lädt zu romantischen Dinner-Cruises ein. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Tipp: Mit der M/S Elviira, einem historischen Dampfschiff, können abendliche Dinner-Kreuzfahrten von Savonlinna aus auf dem Saimaa unternommen werden. Informationen unter www.savonlinnaristeilyt.fi/en.

Genussmomente in Savonlinna

Auf dem Marktplatz bietet nahezu jeder Händler frische Lörtsy an. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Essen & Trinken: Neben Lörtsy und Muikku sollten Saimaa-Lachs sowie traditionelle finnische Gerichte wie Karjalanpiirakka (Piroggen) und Kalakukko (Fischpastete) probiert werden. Zu den flüssigen Spezialitäten gehören Salmiakkikossu, ein Lakritzschnaps, sowie der Beerenwein aus Stachelbeeren und weißen Johannisbeeren.

Restaurants: Ravintola Majakka, Satamakatu 11, 57130 Savonlinna, Finnland, Telefon 00358-10-7642430, www.raflaamo.fi/fi/ravintola/savonlinna/ravintola-majakka. Direkt am Hafen, gemütlich maritime, spezialisiert auf skandinavische Küche und Fisch-Gerichte.

Savonlinna
An einladenden Restaurants, Bars und Cafés mangelt es in Savonlinna nicht. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Muikkuterassi Savonlinna, Kauppatori 4-6, 57130 Savonlinna, Finnland, Telefon 00358-10-7642445, www.raflaamo.fi/fi/ravintola/savonlinna/muikkuterassi-savonlinna. Mit Rooftop-Bar in der 6. Etage und Blick auf den See. Spezialisiert auf fangfrischen Muikku und andere Fischgerichte.

Kulttuurikellari & Kellarin ravintola, Olavinkatu 34, 57130 Savonlinna, Finnland, Telefon 00358-44-7991102, www.kulttuurikellari.com. Kultur trifft Kulinarik – oft mit Live-Musik; die Küche ist regional, kreativ

Übernachten: Sokos Hotel Seurahuone, Kauppatori 4-6, 57130 Savonlinna, Finnland, Telefon 00358-10-7642200, www.sokoshotels.fi

Strand in Savonlinna mit kostenfrei ausleihbarem Leihboot. – Foto: Karsten-Thilo Raab / Mortimer Reisemagazin

Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung von Visit Finland, Visit Lake Saimaa und Global Communication Experts statt, ohne Einfluss auf die journalistische Ausarbeitung zu nehmen.

Buch- und Geschenktipp für Outdoor- und Abenteuerfans: How to shit in the woods

How to shit in the woods Copyright Karsten-Thilo RaabShit happens – im echten Leben und auch in freier Wildbahn daher die Frage How to shit in the woods? Und früher oder später wird jeder Outdoorer erkennen, dass es weit komplizierter sein kann als vermutet, sein kleines oder großes Geschäft an der frischen Luft zu erledigen. Dieser Ratgeber nähert sich dem Thema mit viel Humor und ohne Berührungsängste. Kurze Ausflüge zur Toilettenkultur in verschiedenen Ländern leiten unterhaltsam zum eigentlichen Thema des Buches über: praxistauglichen Tipps zur Verrichtung des Geschäfts in freier Wildbahn. Erhöht wird der Nutzwert des handlichen und trotz allen Humors ernst gemeinten Ratgebers durch zahlreiche Produkttipps für praktische Hilfsmittel – vom Klappspaten bis zur faltbaren Papptoilette. Auch der perfekte Geschenktipp …

Pressestimmen
„Das handliche Buch hält neben allerlei Historischem und Kuriosem vor allem Unmengen an Tipps rund ums Defäkieren und Urinieren außerhalb des geschützten Rahmens der heimischen Toilette bereit – eine echte Leseempfehlung für alle, die tiefer ins Thema einsteigen wollen“, urteilte die Saarbrücker Zeitung

„Der ultimative Klo-Ratgeber für Natur-Liebhaber“, befand die Hamburger Morgenpost. „How to shit in the woods (…) erklärt auf 96 Seiten viel Einleuchtendes zur Theorie des Sich-Erleichterns“, schrieb Die ZEIT; „eine gleichermaßen nützliche wie vergnügliche Lektüre“ lautete das Fazit der Wanderlust und „allerhand Tipps für das dringende Bedürfnis in der Wildnis“, wertete die Bild-Zeitung.

Karsten-Thilo Raab berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen gemacht als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführer sowie Bildbänden.

Erhältlich ist How to shit in the woods (ISBN: 978-3-86686-824-3,  7. Auflage) von Karsten-Thilo Raab und Ulrike Peters für 9,90 Euro im Buchhandel oder online bei allen gängigen Versandbuchhändlern wie www.conrad-stein-verlag.de.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.