Little Dubliners – Irlands Metropole mit Kindern erobern

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Der „Dead Zoo“, das Natural History Museum, sorgt für tierische Begegnungen. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Schon bei der Einreise zeigt Irland sein kinderfreundliches Gesicht. In diesem Fall ist es das rundliche, schief gelegte Angesicht des Zollbeamten, der den kleinsten Reisenden unserer Gruppe angrinst und sagt: „Hi, folks!“ Er weist dann noch freundlich darauf hin, dass man den knapp einen Meter großen Nachwuchs zur Passkontrolle nicht extra hochheben müsse und deutet dabei auf einen Spiegel, der an der Decke hängt. Er sei aber interessiert, endlich mal einen echten Iren zu sehen, erwidern wir und das Lächeln des Zöllners wird noch etwas breiter.

Dublinia, Copyright Karsten-Thilo Raab (3)
Dublinia lädt zu einer Reise in Dublins Vergangenheit ein. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Der Flug, die ganzen Doppeldeckerbus und jetzt noch der Linksverkehr, das wird leicht zu viel für einen, der „vier drei Viertel“ Jahre alt ist und sich ausgesprochen für alles interessiert, was Räder hat – bums, auf dem Rücksitz des Taxis eingeschlafen. Kein Problem, wofür nimmt man Eltern mit. Die Tragen das lange Elend waagerecht in die Lobby des renommierten Shelbourne Hotels, der Grand Old Lady, der großen alten Dame, unter Dublins Hotels. Ein suchender Blick, aber schon kommt ein angeheiterter Ire herbeigeeilt und sagt: „Ah, auf der Such nach der Rezeption, aren’t you? Rechts, vorbei an der Bahnstation und schon seid ihr da. „Aber-„ fragt er mit Blick auf die hängenden Gliedmassen des schlafenden Kindes und in Anlehnung an Vorabend-Arztserien zwinkernd: „Wird er es schaffen?“.

Bahnstation in der Lobby, denkt die schleppende Mutter noch bei sich, als der Blick schon auf das Wunderbare fällt. Ein Drittel der Eingangshalle ist zur Ergötzung der kleinsten Hotelgäste von einer Spielzeugeisenbahn belegt. Einsam drehen hier kleine Züge immer und immer wieder die selben Runden. Hier werden sich die kleinen Touristen auch wohl fühlen, so viel steht fest!

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Im Dead Zoo kommen kleinen Abenteurer großen Tieren sehr nahe. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Unabhängig davon von diesem netten Willkomensgruß hat Dublin für Familien einiges zu bieten. Es ist vielleicht kein günstiges Vergnügen, aber eine kostenfreie Englisch- sowie Geschichtslektion gibt es dafür jederzeit gratis. Zum Beispiel in „Dublinia“, einer interaktiven und multimedialen Ausstellung, die über die Wikingerzeit sowie das Mittelalter in Dublin Aufschluss gibt. Hier können Väter, Mütter und Kinder unter anderem in Wikingerkleider schlüpfen, sich beim Ringwurf-Spiel messen oder mit Hilfe eines Kohlestiftes eine mittelalterliche Schrift durch Reiben auf Pergamentpapier übertragen. Oder wie wäre es, den eigenen Namen in Runenschrift auf ein Papier zu Reiben? Anschaulich erleben Groß und Klein daneben, was ein Pranger ist, wie die medizinische Versorgung im Mittelalter aussah und wie Wikinger wohnten.

So viel Geschichte und Geschichten machen hungrig. Wie gut, dass Dublins bester und ältester Fish & Ship-Shop „Leo Burdocks“ direkt um die Ecke liegt. Am gemütlichsten verspeist die ganze Bagage das fetttriefende Nationalgericht auf den Bänken, die am Ausgang von Dublinia an den Kirchenmauern der Christ Church Cathedral stehen, und auf die genau zur Mittagszeit die Sonne fällt.

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Im Dublin Zoo gibt es auch thematisch angepasste Spielplätze. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Wenn die Familie dann gestärkt ist, und Lust hat, zu neuen Abenteuern aufzubrechen, empfiehlt sich der Besuch des National Natural History Museum, im Volksmund auch „Dead Zoo“ genannt. Hört sich traurig an, ist es aber gar nicht. Die erste gute Nachricht: Immer, wenn in Irland „National“ vor einem Museum steht, ist es kostenfrei. Die zweite gute Nachricht: Auch, wenn in diesem Museum nur tote und ausgestopfte Tiere zu finden sind, bekommen große und kleine Besucher einen wunderbaren Eindruck von der Vielfältigkeit und dem Erfindungsgeist des Lebens und der Natur.

Werden die kleinen Beine müde, dann bilden die Hop-on-hop-off-Busse, die im zehn-Minuten-Takt an gut zwei Dutzend Haltepunkten stoppen, eine wunderbare Möglichkeit, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Sie bilden dabei ein Erlebnis in sich, hat man doch nicht jeden Tag die Gelegenheit, oben in einem Doppeldecker zu sitzen und die Häuser einer unbekannten Stadt an sich vorbei ziehen zu lassen. Aber auch als Transportmittel eignen sie sich hervorragend. Von der Erlebniswelt Dublina ist man so in rund 20 Minuten an der Jameson’s Distillery angelangt.

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Im Leprechaun Museum kommen sich selbst Erwachsene ganz klein vor. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Als „Bestechungsangebot“, damit die Kleinen die Führung hier tapfer durchstehen, bietet sich das Versprechen an, hinterher im kinderfreundlichen Café „Third Space“, unweit von Jameson’s einen wunderbar fluffigen Muffin zu essen. Das moderne, luftige Café hält außerdem als Teil der Innendekoration zahlreiche Bilderbücher für alle Altersstufen bereit. Hier können sich die Eltern dann beim Vorlesen der englischen Geschichten als „Simultandolmetscher“ erproben und bei einer Tasse Tee oder Kaffee ebenfalls neue Kräfte tanken. Ganz gelassen kommt bei so viel guter Stimmung am Abreisetag dann auch dem mitreisendem Zwerg ein „See `ya“ über die Lippen.

Auch der Party-Bezirk Temple-Bar ist mit Kinder durchaus erlebbar. Wenn auch nicht zur nachtschlafender, sondern eher zur abendlichen Stunde. Besonders gut kommt bei den kleinsten Touristen die irische Version des Pfannekuchenhauses an. „Boxty“ ist über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt für seine süß oder salzig dargereichten Eierkuchen.

Da das Ticket für den Sightseeing-Bus zwei Tage gültig ist, bietet es sich am folgenden Tag an, mit diesem bis zum Haltepunkt „Phoenix Park“ zu fahren. Die weitläufige Parkanlage bietet mit ihrer Fläche von rund acht Hektar Land genug Platz zum Rennen und Toben. Ein besonderer Anziehungspunkt ist in dieser grünen Lunge der Stadt ist ohne Zweifel der Dublin Zoo.

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Erinnerungsfoto als Fabelwesen im Leprechaun Museum. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Diese beliebteste Familienattraktion Irlands zählt pro Jahr mehr als eine Millionen Besucher und gilt als ältester Zoo der Welt. Was nicht heißt, dass die über 400 Tiere hier in alten und kleinen Gehegen untergebracht sind. Vielmehr verfügt das weitläufige Areal auf seinen über 28 Hektar über eine afrikanische Savannenlandschaft, eine Schimpanseninsel und einen Gorilla Regenwald. Auch die liebevoll gestalteten Spielplätze sowie die frei umherlaufenden und an Menschen gewöhnten Eichhörnchen sorgen bei Groß und Klein für tierischen Spaß.

Um Lebewesen ganz anderer Art geht es im National Leprechaun Museum. Bei einer Führung erfährt man alles Wissenswerte rund um die Mythen und Magie der irischen Fabelwesen. Jede Menge Geschichten ranken sich um diese ca. 75 Zentimeter großen Zwerge die wissen, wo Gold zu finden ist. Unbestrittener Höhepunkt des Besuches in diesem Museum, das sich eher für Kinder ab zwölf Jahren eignet und dessen Führungen nur in englischer Sprache abgehalten werden, sind die mehrere Meter hohen Stühle, auf denen man  nach einer kurzen Kletterpartie Platz nehmen darf um sich selbst wie ein Zwerg zu fühlen. Perfekt, um ein besonders originelles Abschiedsfoto zu schießen.

Informationen: Irland Information, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt a. M., Telefon 069-66800950, www.entdeckeirland.de

Anreise: Air Lingus bietet Direktflüge von Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München nach Dublin an. Informationen unter www.aerlingus.com

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Dublins grand old Lady der Hotelerie: The Shelbourne. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

Dublinia, St. Micheal`s Hill, Christ Church, Dublin 8, Telefon 00353 1 6794611, www.dublinia.ie

National Natural History Museum, Merrion St., Dublin 2, Tel: 00353 1 6777444, www.museum.ie, Eintritt frei

Hop on hop off City Sightseeing Busse, Telefon 0035 31 6057 705, www.city-sightseeing.com, Erwachsene zahlen für ein 2-Tage-Ticket 18 Euro, Kinder bis 14 Jahren fahren gratis mit.

Phoenix Park, Dublin 8, Telefon 00353 1 677 0095, www.phoenixpark.ie,

Dublin Zoo, Phoenix Park, Dublin 8, Telefon 00353 1 4748900, www.dublinzoo.ie, Erwachsenen zahlen 16 Euro, Kinder zwischen 3 und 16 Jahren 11,50 Euro.

Leprechaun Museum, Jervis Street, Dublin 1, Telefon 00353 1 873 3899, www.leprechaunmuseum.ie

Oh, diese Iren CoverEssen & Trinken: Leo Burdock Fish & Chips, 2 Werburgh Street, Christ Church, Dublin 8, www.leoburdock.com. Der älteste und vermeintliche beste Fish & Chips Shop der Stadt.

Third Space, Unit 14, Smithfield Market, Dublin 7, Telefon 00353 1 873 4509, www.thirdspace.ie

Gallagher`s Boxty House: 20/21 Temple Bar, Dublin 2, Telefon 00353 1 677 2762, www.boxtyhouse.ie. Originelle Kartoffelkuchengerichte mitten in Temple Bar.

Übernachten: Shelbourne Hotel, 27 Stepehn`s Green, Dublin 2, Telefon 0353 1663 4500, www.mariott.co.uk. Eine der feinsten Adresse Dublins. Direkt am Stephen’s Green gelegen.

Buchtipp: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag erhältlich.

Karsten-Thilo Raab: Irland und Nordirland, Morstadt Verlag, ISBN 978-3-88571-325-8. Erhältlich ist der Titel unter www.morstadt-verlag.de oder im Buchhandel. 

Dublin Zoo, Copyright Karsten-Thilo Raab (1) - Kopie
In Dublin Zoo werden kleine Besucher gerne freiwillig mal zum Affen. (Copyright Karsten-Thilo Raab)

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