Von Sumo bis Kendo – japanische Sportarten ausprobieren

Sumo
Neben Sumo gehört Kendo zu den klassischen japanischen Sportarten. – Foto TCVB

Ob Sumo, Bogenschießen, Judo oder Karate – neben westlichen Sportarten wie Baseball, Rugby oder Tennis – genießen vor allem traditionelle Sportarten eine große Popularität im Land der aufgehenden Sonne und sind ein integraler Bestandteil der japanischen Kultur. Mit Blick auf die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio wird die Bedeutung des traditionellen Sports im Gastgeberland deutlich – denn zum ersten Mal werden Wettbewerbe im Karate ausgetragen. Wer mehr über die zahlreichen japanischen Sportarten erfahren oder diese sogar selbst ausprobieren möchte, der hat auch abseits der Olympischen Spiele die Möglichkeit dazu. Neben den beliebten, jährlichen Sumo-Turnieren laden diverse Anbieter zum Trainieren und Erlernen ein.

Karate gehört zu den wohl bekanntesten japanischen Kampfsportarten, bei der die Teilnehmer ausschließlich Hände und Fäuste benutzen. Seine Ursprünge hat diese Budo-Art (japanische Kampfkunst) im chinesischen Kung Fu, das sich in den späten 1800er Jahren über das Ryukyu-Königreich (das heutige Okinawa) auf das japanische Festland verbreitete. Mit der Entwicklung eines offiziellen Ranglistensystems durch Gichin Funakoshi im frühen 20. Jahrhundert wurde schließlich das moderne Karate begründet, das seitdem weltweit immer populärer wurde. Umso erfreulicher für Fans, dass sich die Kampfsportart in diesem Jahr erstmals als Olympische Disziplin durchgesetzt hat. Mit insgesamt acht Goldmedaillen ist Karate der Premierensport (insgesamt gibt es fünf neu zugelassene Sportarten) mit den meisten Wettbewerben. Austragungsort wird der berühmte Nippon Budokan in Tokios Stadtteil Chiyoda sein, der bereits 1964 Schauplatz der Judowettkämpfe war.

Ein Spektakel mit Pfeil und Bogen hoch zu Ross: Yabusame. – Foto TCVB

Ausprobieren: Wer seine Kampfkünste im Heimatland des Karate unter Beweis stellen möchte, der kann in der Kyokushin Training Hall in Ginza zusammen mit einem Karate National Champion trainieren. Der Vorteil: Die Kyokushin Training Hall hat sich auf internationale Besucher spezialisiert und wird in Englischer Sprache geführt. Herausfordernder, aber dafür authentischer ist eine Trainingsstunde bei einer der zahlreichen Schulen, die Teil der Japan Karate Association sind.

Kendo und Iaido – der Weg des Schwertes

Seine Ursprünge hat Kendo im frühen Mittelalter und geht aus der Schwertkunst Kenjutsu hervor, der wichtigsten Kampfkunst der Samurai. Ähnlich wie andere Budos konzentriert sich diese Sportart auf die Verkörperung der Disziplin und Achtsamkeit. Die Kämpfer benutzen Holzschwerter, auch Shinai genannt, und tragen eine schützende Rüstung sowie Gesichtsmasken. Kendo wird paarweise ausgeübt und verwendet ein Punktesystem, das auf dem Treffen bestimmter Körperteile basiert. In Japan ist Kendo zudem ein beliebter Schulsport.

Wie Kendo ist auch Iaido eine Form des Kenjutsu (japanische Schwertkunst), unterscheidet sich allerdings drastisch von ihr. Der größte Unterschied liegt in der Verwendung von stumpfen Schwertern. Im Iaido wird das Ziehen des Schwertes aus dem Sitzen und dem Gehen heraus geübt. Neben der Bedeutung der eigentlichen Schnitttechnik kommen dabei Körper- und Blickhaltung, sowie die mentale Kontrolle der Situation und formelle Etikette zum Tragen. Die Praxis der Kampfkunst erfordert einen ernsthaften Geist, sowie äußerste Konzentration, Körperbeherrschung und Gefühl.

Interessierte können in die Kunst des Kampfsports eintauchen und von einem Kendo-Lehrer alles über Etikette, Samurai-Kultur sowie praktische Tipps erfahren. Highlight ist ein Turnier, bei dem die Teilnehmer auch die traditionelle Rüstung tragen. Weitere Infos unter samuraitrip07.com.

Sumo – der Nationalsport

Sumo
Eine im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige sportart ist Sumo.

Er gilt als der Nationalsport Japans und steht für die Traditionen des Landes – doch beim Sumo geht es nicht nur darum, den Gegner aus dem Ring zu stoßen, viel mehr ist es ein ritualisierter Sport mit einer begrenzten Anzahl von professionellen Athleten. Diese sind nicht nur für ihre enorme Größe bekannt, sondern auch dafür, dass sie sich intensiven Trainings und Diäten unterziehen. Die großen Turniere finden sechsmal im Jahr für jeweils 15 Tage statt – drei davon im berühmten Ryogoku Kokugikan in Tokios Stadtteil Sumida. Wer ein Sumo-Turnier während seiner Japan-Reise besuchen möchte, der sollte sich frühzeitig um Tickets kümmern, denn die Sportart hat in der Vergangenheit stark an Popularität gewonnen. Während der turnierfreien Monate können Urlauber die morgendlichen Trainings besuchen, in Sumo-Restaurants den berühmten Eintopf „Chankonabe“ probieren oder sogar einem Sumo-Ringer auf der Straße begegnen.

Diejenigen, die selbst in den Ring steigen möchten, können sich mit echten Sumo-Athleten messen. Das Training inklusive Sumo-Gürtel (auch Mawashi genannt) gibt es unter raien.co. Den Athleten beim morgendlichen Training im sogenannten Sumo-Stall beiwohnen können Interessierte mit sumoexperience.com.

Kyudo – der Weg des Bogens

Zielgenauigkeit und eine ruhige Hand sind beim Kyudo gefordert. – Foto TCVB

Beim Kyudo handelt es sich nicht um einen Zweikampf, sondern um die Praxis des traditionellen, japanischen Bogenschießens. Während der Edo-Periode (1603 bis 1868) waren die Samurai für ihre Fähigkeiten im Bogenschießen bekannt, einschließlich derer, die diese Kampfkunst zu Pferd ausübten (Yabusame). Die sehr spezielle Methode, den Bogen höher als den Kopf zu halten und einen dünnen Langbogen (Yumi) zu verwenden, hebt das japanische Bogenschießen von anderen historischen Sportarten ab. Kyudo blieb während der Feudalzeit Japans in Mode, da die Reichweite, Genauigkeit und Schussgeschwindigkeit der Bögen den damaligen Feuerwaffen überlegen war. Um die Ziele genau treffen zu können, müssen die Bogenschützen die drei grundlegenden Säulen Technik, Rei (im weitesten Sinne die Etikette) und Taihai (aufeinander abgestimmtes Schießen in einer Gruppe) beherrschen.

Wer sich selbst im Bogenschießen üben möchte, der kann an einem zweistündigen Kurs teilnehmen. Doch bevor die Teilnehmer auf weit entfernte Zielscheiben schießen dürfen, werden sie die traditionelle Uniform (Hakama genannt) anlegen und während der ersten Stunde ein Grundtraining absolvieren. Weitere Informationen unter wasabijp.jp.

Judo – der sanfte Weg

Das Ryogoku Kokugikan ist vornehmlich Tummelplatz der Sumo-Ringer. – Foto Edo Noren/TCVB

Das traditionsreiche Judo gehört zu den beliebtesten japanischen Kampfkünsten, dessen grundsätzliches Prinzip darin besteht, die Stärke des Gegners zum eigenen Vorteil zu nutzen. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio wurden erstmalig Wettkämpfe im Judo ausgetragen und auch 2021 wird die Kampfkunst in die ehrwürdigen Hallen des Nippon Budokan zurückkehren. Aus dem Jujutsu hervorgegangen, ist Judo ein relativ moderner Wettkampfsport, der während der Meiji-Ära (1868 – 1912) entstand. Das Grundprinzip ist die Anwendung von Selbstverteidigungstechniken, die den Angriff des Gegners kontern. Beide Seiten sind unbewaffnet und versuchen sich gegenseitig zu Boden zu bringen. Allerdings hält sich Judo an kinästhetische Prinzipien wie beispielsweise das Ausweichen von Angriffen, anstatt sie abzuwehren, und das Ausnutzen der Bewegungen des Gegners, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Je nach Ausbildungsstand tragen die Judoka farbige Obi-Gürtel – weiß für Anfänger und schwarz für Fortgeschrittene.

Das Kodokan Judo Institute in Tokios Stadtteil Bunkyo ist eine beliebte Anlaufstelle für Judokas aus aller Welt. Diese können gegen ein Entgelt am Training teilnehmen. Zum Institut gehört neben einem Hostel auch das Kodokan Judo Museum. Weitere Informationen unter gotokyo.org und tokyotokyo.jp.