Cork – Irlands selbsternannte Genusskapitale

Ganz unbescheiden bezeichnet sich Cork selber als "Food Capital" - als Lebensmittel-Hauptstadt.
Ganz unbescheiden bezeichnet sich Cork selber als „Food Capital“ – als Lebensmittel-Hauptstadt.

Ein Streifzug über den English Market in der viktorianischen Markthalle ist der beste Start in Cork, um die Seele der Stadt zu verstehen – eine Genießerseele durch und durch. Die Corkonians sind Feinkostspezialisten, allein schon, weil ihnen der frische Fisch direkt vom nahen Atlantik zu schwimmt und die satten Viehweiden des Umlands ihr Bestes geben. Sie sind aber auch Erzählweltmeister, Theaterfans, Opernliebhaber, ihr Fußballclub, die Cork Rebels, spielen in der höchsten Liga Irlands und das Cork Jazzfestival im Oktober ist einer der farbenreichsten und sinnlichsten Höhepunkte für die Musikwelt.

Herzstück der Innenstadt: die  St. Patrick´s Street
Herzstück der Innenstadt: die St. Patrick´s Street

Cork City sei eine Bounty, ein Geschenk des Ozeans, stand einst in der Festschrift, als Cork Kulturhauptstadt Europas war. Und diese Bounty scheint tatsächlich zwischen Hafenmauern, Kanälen und 128 Brücken über den mäandernden River Lee zu schwimmen und hat immer auch Kontakt mit dem Ozean. Gut orientieren kann man sich in ihrem Netz aus Kanälen an der Hauptader St. Patrick´s Street, die selbst einmal eine Wasserstraße vom Atlantik ins Herz der alten Handelsstadt war.

Hier war Cork schon Europa, als die ersten Wikinger ihre Langschiffe vom Atlantik den Fluss heraufbrachten, beladen mit Handelsgut und Münzen, als die Elisabethaner ihre Sprache mitbrachten und holländische Seefahrer ihre Fertigkeiten in Handel und Bankgeschäften. Französische Hugenotten etablierten das Silberhandwerk, und eine kleine jüdische Gemeinde sorgte sich um Literatur und Kunst.

Welche große Rolle gerade die Kunst für die Entwicklung und das Selbstbewusstsein Corks gespielt hat und immer noch spielt, kann man in der Crawford Gallery in einem alten Handelshaus des Zentrums entdecken. Mit einer großartigen Sammlung irischer Meister des 18. bis 20. Jahrhunderts ist die ehrwürdige Kunsthalle ein Kaleidoskop der irischen Geschichte. Ihre Fortsetzung folgt mit junger Kunst in einer ganzen Kette von Galerien entlang des Lee.
Und Tara Bwarne, die junge Direktorin des Künstlerbundes Arts Council of Ireland, kann das europäische Lebensgefühl der Corkonians nur bestätigen: „Wir haben immer nach außen auf den Ozean gesehen, nie über unseren Rücken nach Dublin.“

Bunter Häuser zieren das Ufer des River Lee.
Bunter Häuser zieren das Ufer des River Lee.

Und so lebt man auch kosmopolitisch in dieser Rebel-Town, wie Cork sich auch nennt, da Frank O´Connor, der Befreier Irlands ein Corkonian war. Übrigens auch James Joyce, der im jüdischen Viertel geboren wurde und den man auch gut als Rebellen der irischen Literatur bezeichnen kann. Immer ist der Blick in dieser Stadt auf die Welt gerichtet.

Corks Opernhaus gilt als eine der besten Opernschmieden Europas. Im Opernhauscafé oder dem English Market nimmt man auch gerne seinen Lunch ein und es bestätigt sich noch einmal der Genussfaktor, der in Cork fast in allem steckt. Eine der beliebtesten sinnlichen Aktivitäten der Corkonians ist neuerdings auch das Atlantic Sea Kayaking bei Mondschein. Weitere Informationen unter www.ireland.com.

Buchtipps: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag erhältlich.

Karsten-Thilo Raab: Irland und Nordirland, Morstadt Verlag, ISBN 978-3-88571-325-8. Erhältlich ist der Titel unter www.morstadt-verlag.de oder im Buchhandel.

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